Quote rat de monstra’n’dumm //2063

Zu den Dingen, die ich bisher im Blog nicht erwähnt habe, gehören die Forschungskooperationen mit zwei deutschen Hochschulen. Das läuft im wesentlichen so, dass die jeweiligen Institute von uns Geld kriegen. Dafür machen sie Messungen und Versuche in unserem Auftrag. Ulrich ist für die Organisation verantwortlich. Hin und wieder reisen er oder Mitarbeiter der Geräteentwicklung dorthin, um vor Ort Einblick zu nehmen. Umgekehrt kommen Studenten oder Doktoranden von dort drei- oder viermal im Jahr für einige Wochen oder Monate hierher, um bei uns mitzuarbeiten. Im Grunde haben wir auf diese Weise in der Geräteentwicklung meistens einen solchen Nachwuchsingenieur da. Wie gesagt – Ulrich kümmert sich um die Zeitplanung und sonstige Belange.
Im Rahmen einer solchen Kooperation wurde uns nun eine Studentin hergeschickt. Mir war das gleich nicht so recht (mit wohldosierter weiblicher Präsenz lassen sich Männer zu Höchstleistungen motivieren, aber Überdosierung wirkt toxisch), aber die Auswahl treffen die dortigen Professoren. Bisher haben sie uns eigentlich nur Studenten geschickt, die wirklich etwas auf dem Kasten hatten. Immerhin ist sie künftige Maschinenbäuerin. Und außerdem muss sich Ulrich mit ihr auseinandersetzen. Ich habe normalerweise gar nichts mit ihr zu tun. Dachte ich.

Nun ja, gleich am ersten Tag bestand sie auf einem dringenden Termin bei der Geschäftsleitung. Ich hatte erst am nächsten Tag Zeit für sie. Unauffälliges Aussehen, kinnlange Haare, Kapuzenpulli und Jogginghose. Sie beschwerte sich über die Unterkunft, in der sie die nächsten zwei Monate wohnen sollte. Die sei eine „Zu-mu-tung“! Sie habe keine eigene Dusche, das Zimmer sei winzig, zu wenig Platz für ihre Sachen, blablabla.
Wir haben da eine Vereinbarung mit einer Pension. Die Zimmer sind einfach, Etagendusche, kein Zimmerservice, und zugegeben schon recht in die Jahre gekommen. Aber es ist sauber, beinhaltet alles notwendige, und ist in fußläufiger Entfernung zur Firma. Ausreichend, aber natürlich auch keine Luxus-Suite. Da wir sehr häufig ein Zimmer belegen, ist der Preis günstig. Da gab es bisher noch nie Beschwerden.

Ich ließ sie ausreden, bis sie fertig mit ihren Forderungen war.
„Es steht ihnen frei, sich anderswo einzuquartieren. Ganz nach Ihrem Belieben.“
Ich machte eine kurze Pause, um die Aussage sacken zu lassen. Als sich selbstgefällige Genugtuung in ihrem Gesicht zeigte, fügte ich hinzu: „Selbstverständlich auf Ihre eigenen Kosten.“
Ihre Kinnlade klappte herunter. Hätte sie ihr Anliegen in anständiger Form dargelegt, hätte man über einen Wohnzuschuss reden können. Aber so hat sie Ansprüche und Forderungen gestellt, und zwar in einem Ton, der mir absolut missfällt. Eigentlich hätte sie sich erst mal an den ihr als Betreuer zugewiesenen Gruppenleiter wenden sollen, oder meinetwegen direkt an Ulrich. Zu glauben, dass sich die Geschäftsleitung für ihre Angelegenheiten interessiert, deutet schon fast auf Größenwahn hin, zumindest aber auf eine völlige Überschätzung ihrer eigenen Wichtigkeit.
Sie hat nun die Optionen, in der Pension wohnen zu bleiben, selbst für eine andere Unterkunft zu zahlen, oder wieder zurück zu ihrem Studienort zu fahren. Das wäre mir auch recht.

Ich fragte Ulrich später, wie sie sich fachlich so anstelle. Er meinte, sie sei bestenfalls Mittelmaß, und schon eine Enttäuschung im Vergleich zu den bisherigen Studenten, für die es immer eine besondere Anerkennung war, wenn sie für würdig befunden wurden, bei uns mitzuarbeiten.
Vielleicht beruht ihre Entsendung ja auf einer Art Bean-Katastrophenfilm-Phänomen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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21 Antworten zu Quote rat de monstra’n’dumm //2063

  1. keloph schreibt:

    auch eine art jemanden (zumidest temporär) beiseite zu schaffen.

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  2. Dom schreibt:

    Generation Z, vermute ich mal. Dürfte in Zukunft noch häufiger vorkommen, auch bei den Herren der Schöpfung. Gerade frisch geschlüpft aber Ansprüche von Überübermorgen.

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  3. Leser schreibt:

    Herrlich, das Wortspiel im Titel – ich musste es mehrfach lesen, um es zu verstehen, gefällt mir aber sehr gut.
    Tja, schade, dass immer weniger auf fachliche Kompetenz Wert gelegt zu werden scheint. Aber das ist wohl der Geist der Zeit. Wer sich dem erwehren kann, der wird länger erfolgreich bleiben. Wenn nicht – naja, Idiocracy lässt grüßen…

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  4. Leser schreibt:

    Hui, na sowas, da ist mein Kommentar doch wohl glatt im Spämmfilter gelandet?
    2. Versuch 😉

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  5. Mia schreibt:

    Du liebe Güte! Das es so etwas noch gibt: Etagenduschen. Und dass die auch noch Pensionsgäste haben. Aus welcher Zeit stammt denn dieses Etablissement?
    Wie hast du als Studentin so gewohnt? Hast du dich auch mit einer „Dusche für Viele“ begnügen müssen?

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    • Ich sag doch, dass die Pension schon in die Jahre gekommen ist.

      Als ich studiert habe, hatte ich gar keine Dusche zur Verfügung, nur einfache Waschgelegenheit im Zimmer und Toilette.
      Am Wochenende bin ich meist zu meinen Eltern gefahren, und konnte dort baden. Ansonsten bin ich notfalls ins Schwimmbad.
      Geht alles, wenn man sich darauf einrichtet. Ich war nicht so verwöhnt.

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  6. ednong schreibt:

    Hihi,
    habe glatt QED gelesen und dann nochmal genauer geschaut, warum 😉
    Was ist denn ein Bean-Dingens? Kenn ich nicht. Und tja, die Uni wollte sie bestimmt auch schnell loswerden. Vielleicht hatte sie sich ja beklagt, dass sie nie so tolle Stelle bekäme wie die KOmmilitonen. Oder so.

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  7. Plietsche Jung schreibt:

    Generation Z drängt in die Privatwirtschaft: Vermeintlich gut ausgebildet mit schlechten Umgangsformen und hohem Anspruchsdenken.
    Die Ernüchterung wird hart werden. 😂.

    Am besten finde ich den Begriff „Maschinenbäuerin“. Eine schöne Vorstellung, wie sie kleine Maschinchen auf dem Acker pflanzt…

    Schmeiß sie raus und lass eine neue antanzen. Diese wird nur Ärger machen.

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