Geschichtchen von unterwegs //2059

Vor einiger Zeit sind die Container für Altglas und Altmetall im Dort versetzt worden. Früher waren sie ziemlich in der Ortsmitte aufgestellt, jetzt sind sie ganz am Rand der Bebauung.
Je nach dem welche Richtung wir beim Spazierengehen einschlagen, kommen wir manchmal an den Containern vorbei. Da ist es mir schon öfter aufgefallen, dass Leute mit dem Auto hinfahren, um drei leere Dosen oder vier alte Gläser einzuwerfen.
Das halte ich für eine völlig unnötige Umweltbelastung und Energieverschwendung. Wenn es sich wenigstens lohnen würde, und die Leute Altglas oder Altmetall in ein paar größeren Kisten ankarren würden, die sie zu Fuß (oder mit dem Fahrrad) nicht transportieren können. Aber nein, wegen einer halben Tüte fahren sie extra mit dem Auto an. Dabei ist selbst das andere Dorfende kaum mehr als einen Kilometer entfernt.

Als wir in einen (einigermaßen trockenen) Feldweg abbogen, sprang – in größerer Entfernung – ein Dackel mit seinem Herrchen auf einer Wiese herum. Carsten und ich unterhielten uns über ein bestimmtes Vorhaben. Der Hund war mindestens 50 Meter von uns entfernt, als er uns wahrnahm. Sofort rannte er aggressiv kläffend in unsere Richtung. Zwischen dem Weg und der Wiese war ein größerer Graben, in dem Wasser stand. Ich ging davon aus, dass er nicht hindurchlaufen würde. Sein Herrchen rief ihn, aber ohne sonderlichen Nachdruck. Der Dackel scherte sich nicht darum, nahm etwas Anlauf und sprang über den Graben. Als er noch näher kam, schrie ich ihn mit dem Mute der Verzweiflung an: „Gehst du weg!“
Immerhin traute sich der Hund nicht näher, kläffte aber immer noch so aufgeregt-gellend, dass ich hoffte, dass ihn der Schlag treffen würde. Carsten war inzwischen zwischen mich und den Köter gegangen, und machte Drohgebärden. Der Hund wich etwas zurück. Sein Herrchen war mittlerweile irgendwie über den Graben geklettert, und rief den Hund zu sich. Carsten schnauzte ihn an, dass er seinen Hund gefälligst besser im Zaum halten solle. Dann gingen wir weiter, während der Mann seine Töle beruhigte.

In meiner Jackentasche tastete ich nach meiner Kastanie. Ich spürte, dass die äußere Schale aufgesprungen war, und teilweise abgepellt war. Bis zum Frühjahr würde sie wohl nicht mehr durchhalten. Da sonniges, recht mildes Wetter war, beschloss ich, die Kastanie bereits jetzt der Natur zurückzugeben.
„Was hast du da in der Hand?“
„Eine Kastanie. Die schält sich.“
„Kann man die essen?“
„Nein. Keine Marone. Ich schmeiß die jetzt weg.“
„Heb‘ sie doch für die Pferde auf, wenn wir dort vorbei kommen.“
„Ja, OK.“ Ich steckte sie wieder in die Tasche.
Da wir dann allerdings doch einen längeren Weg wählten, kamen wir nicht am Pferdegatter vorbei. Stattdessen lag ein Garten auf unserem Weg, in dem (wie bei Witwe Bolte) ein Hahn und zwei oder drei Hennen herumliefen. Carsten schlug vor, ihnen die Kastanie zu geben. Obwohl ich Zweifel hatte, dass die Hühner etwas damit anfangen konnten, warf ich ihnen die Kastanie hinein. Sie pickten dann tatsächlich an ihr herum. Ob sie sie letztendlich verzehrt haben, weiß ich nicht, weil wir dann weiter nach Hause gingen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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14 Antworten zu Geschichtchen von unterwegs //2059

  1. transomat schreibt:

    Anne, du hast Angst vor Hunden ! Das hätte ich bei Dir nicht erwartet.

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  2. Mia schreibt:

    Ja was macht dich so sicher, dass die Leute wegen einer halben Tüte Zeug an die Container fahren? Evtl. haben sie noch was anderes mit dem Auto vor und verbinden diesen Weg damit.

    Dackel sind Jagdhunde. Die hält auch kein Wassergraben auf.
    Da hilft nur ein beherzter Tritt mit dem Fuß. Das geht 100 Pro als Notwehr durch. :)))

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    • Die Straße dort ist ziemlich abgelegen und praktisch eine Sackgasse. Zu Fuß (oder mit einem Traktor) kommt man noch weiter, aber mit dem Auto endet der Weg dort. Man kann also nicht ohne deutliche Umweg dort vorbeifahren.

      Wenn das Viech noch näher gekommen wäre, hätte ich wohl einen Tritt versucht. Ob das geklappt hätte, weiß ich nicht.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Mit einem pendelartigen Schwung deines Unterschenkels weist du jede Teppichratte in ihre Schranken. Aber Dackel bellen nur, die beißen nicht. Das sind Schisser wie auch Berner Sennenhunde. Die sind allerdings groß.

    Wir brauchen jede Kastanie. In Hamburg will man sich davon trennen. Gruselig.

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  4. ednong schreibt:

    Hm,
    dein Stil wandelt sich.
    Ja, kläffende Hunde finde ich auch sehr nervig, weil man dann selbst recht laut werden muss, um sie zu übertönen. Und ich liebe Halter, die keine Ahnung von Haltung haben. Hättest ihn in den Graben schubsen sollen …

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  5. Pingback: Einstige Tweets //2264 | breakpoint

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