Ex machina //2057

Es scheint fast so, als sei Carsten gerade dann verreist oder abends immer noch unterwegs, wenn ich etwas unvorhergesehenes mit ihm besprechen möchte. So kam ich auch diesmal erst einen Abend später dazu, ihm von meinem Zusammentreffen mit Lydia zu erzählen. Und auch das war kein günstiger Zeitpunkt. Er war müde, leicht reizbar und schlecht gelaunt. Aber aus gewissen Gründen erschien es mir nötig, das Gespräch hinter mich zu bringen (um es nicht den folgenden Tag verderben zu lassen).

„Was meinst du, wen ich gestern in der Kinderklinik getroffen habe, als ich Sophie besucht habe?“
„Keine Ahnung“, antwortete er gestresst, „schon wieder Patrick?“
„Nein. Der hätte mich nicht mehr überrascht.“
„Etwa Norbert?“
„Nein. Rate noch mal!“
„Vielleicht Yvonne? Sie wollte ja mal deswegen herfahren.“
„Nein, auch nicht.“
„Sag schon.“
Ich schwieg.
„Jetzt mach’s nicht so spannend“, er wurde ungeduldig.
„Lydia.“
Er zuckte die Schultern: „Ja, und?“
„Wie kommt Lydia dazu, Sophie zu besuchen?“
„Lydia hat ja nur eine Handvoll Angestellte. Da wird sie deren Familien kennen. Und wenn sie Zeit hat, macht sie halt mal einen Krankenbesuch. Ich habe auch schon Mitarbeiter im Krankenhaus besucht.“
„Mitarbeiter ja, aber doch nicht deren Angehörige!“
„Hast du damit ein ernsthaftes Problem?“, er wurde allmählich ärgerlich, „meine Beziehung zu Lydia ist bald dreißig Jahre her.“
„Nein, kein Problem. Ich finde es nur reichlich sonderbar.“

Dabei beließ ich es. Trotzdem traue ich dieser Lydia nicht so recht. Sie wirkt nicht wie ein Mensch, der ein fremdes, krankes Kind einfach so aus Freundlichkeit und Nächstenliebe besucht. Und wenn doch, so traue ich ihr erst recht nicht.
Irgendetwas führt die im Schilde.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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16 Antworten zu Ex machina //2057

  1. MartinTriker schreibt:

    Der hast du ja einen Namen verpasst, den ich alter Sack sofort mit einer einzigen Person assoziiere. http://www.sf-radio.net/orion/charaktere/general_lydia_van_dyke.html

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  2. transomat schreibt:

    Vielleicht ist sie einfach ein emphatischer Mensch.

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  3. Leser schreibt:

    Wenn sie etwas im Schilde führen sollte, wäre das wohl womöglich indirekt durch Verena initiiert, bzw. durch das, was sie Lydia evtl. erzählt haben könnte.
    Oder, sie möchte wieder mit Carsten etwas anfangen (es ist ja nicht bekannt, ob sie ebenfalls in einer festen Beziehung lebt oder nicht).
    Beides keine wünschenswerten Vorstellungen, aber eins bleibt sicher: Es trägt dazu bei, dass dieses Blog nicht gänzlich auf Seifenoperncontent verzichten muss. Unter diesem Gesichtspunkt finde ich es natürlich spannend! 😉

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  4. Betriebswirt-ZRH schreibt:

    Gruss vom stillen Leser, Betriebswirt-ZRH

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  5. Pingback: Falsifitwittikation //2248 | breakpoint

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