„Im Kreis“ #Blogparade //2052

Es ist wieder einmal Blogparaden-Zeit!
Die Frage lautet wörtlich „Welche fiktionalen Werke haben Dich und Dein Leben am meisten geprägt und warum?“ Obwohl es nicht so ausdrücklich gesagt wurde, verorte ich das Target primär im Science-Fiction- bzw. Fantasy-Genre.
Da ich Raumschiff Enterprise (also „Star Trek: The Original Series“) hier schon öfter erwähnt hatte, möchte ich diesmal gar nicht näher darauf eingehen. Nur ganz kurz – ich habe daraus gelernt, dass viele Probleme durch Vernunft und Einsatz des Verstandes gelöst werden können. Nur als Ultima Ratio werden gewaltsame Kämpfe ausgetragen. Im allgemeinen leben unterschiedliche Spezies friedlich zusammen. Und wenn ich jemals ein Vorbild gehabt habe, so war das Mr. Spock, der den Inbegriff und das Idealbild eines rationalen, klar und logisch denkenden Wissenschaftlers verkörperte (und seine spitzen Ohren erst .. hach!). Raumschiff Enterprise ist auf Forschungsmission, so dass es mir unverständlich ist, wie man das mit Starwars verwechseln kann, was lediglich Weltraumballerei ist (wie leider, leider die neuen Startrekfilme auch), also reine Unterhaltung für Leute, die auf Action und visuelle Effekte stehen, aber ohne tiefgründigeren Esprit.

Heute dagegen möchte ich über die Kurzgeschichte „Im Kreis“ von Robert A. Heinlein bloggen. Der Originaltitel lautet „By His Bootstraps“.
Diese Geschichte dürfte weitgehend unbekannt sein. Ich fand sie in einem Sammelband mit Science-Fiction-Kurzgeschichten, den ich in meiner Jugend in der Stadtbücherei öfters ausgeliehen hatte. Ich weiß nicht mehr, wie der Sammelband hieß. Er enthielt noch ein paar weitere, teils ganz nette Geschichten anderer Autoren, aber so richtig nachhaltigen Eindruck hat auf mich nur „Im Kreis“ gemacht.
Um euch die Möglichkeit zu geben, die Geschichte nachzulesen, dabei aber nicht durch eventuelle Urheberrechtsverletzungen Probleme zu bekommen, habe ich den Text (den hat mir vor mehreren Jahren mal ein Freund zukommen lassen, der die Geschichte auch toll fand) in einem passwort-geschützten Eintrag verlinkt. Es sind etwa 140kB reiner Text, als PDF-Dokument noch einiges größer. Das Passwort lautet wie der oben angegebene Originaltitel (ohne Quotes, aber mit Leerzeichen). Ja, ziemlich umständlich, es erschien mir aber noch als die praktikabelste Lösung.

Nichts hat meine Vorstellung und mein (Un-)Verständnis von Zeitreisen stärker geprägt als „Im Kreis“. Das ist eine in sich schlüssige, konsistente Geschichte (wenn man die grundsätzliche Realisierbarkeit von Zeitreisen mal als Prämisse annimmt).
Es wird eine durchgängige, deterministische Zeitlinie beschrieben, von der ein Abweichen unmöglich ist. Der Zeitverlauf ist unabänderlich, und lässt sich nicht wandeln. Es gibt keine alternativen Zeitlinien, auf die man – wie auch immer – wechseln könnte.
In Filmen wie „Zurück in die Zukunft“ oder beispielsweise einzelnen „Dr. Who“-Episoden dagegen werden Zeitreisen so dargestellt, als ließe sich der Zeitablauf ändern. Da verschwindet dann mal plötzlich eine Person oder eine ganze Zivilisation, weil jemand etwas anders gemacht haben werden könnte worden sein, als „bisher“. Dieses abrupte Verschwinden ist völlig unnachvollziehbar und lässt sich nicht mit den Erhaltungssätzen (die entsprechend auch in einem erweiterten, mehrdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum gelten – das Noether-Theorem ist universell) in Einklang bringen.
Es bleiben philosophisch-metaphysische Fragen. Was ist mit der Kausalität, bzw. der Reihenfolge von Ursache und Wirkung? Wie wurde das Notizbuch erstmals angelegt? Wer entschied über die Auswahl bzw. sequentielle Anordnung der Einträge und die Schreibweise der Vokabeln? Irgendwie muss doch die geistige Leistung vollbracht worden sein, das Original zu erstellen, statt nur abzuschreiben und zu kopieren. Der Ursprung lässt sich wohl nicht auflösen und bleibt ein Rätsel. Sogar 42 als universelle Antwort trifft es nicht so ganz.
Dagegen sind Zwillingsparadoxa noch harmlos. Ein wenig erinnert mich das gerade auch an „In 80 Tagen um die Welt“, wo zum Schluss ein ganzer Tag gewonnen wurde (der vorher stundenweise verloren gegangen war). Und das Murmeltier steckt erst recht ewig in einer Zeitschleife fest.

Weil wir schon bei Zeitreisen sind – auch „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells (Buch oder Film von 1960 – die Verfilmung von 2002 ist dagegen scheußlich) hat mich geprägt. Ich habe daraus gelernt, dass es nicht möglich ist, ein paradiesisch-elysisches, sorgloses Leben wie die blondgelockten Eloi zu führen, ohne dass es einen ganz erheblichen Haken gibt. Nichts ist umsonst. Man muss die eigenen Interessen selbst vertreten, statt sich von anderen abhängig zu machen. TANSTAAFL (und so schließt sich wieder der „Kreis“ zu Heinlein.


Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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10 Antworten zu „Im Kreis“ #Blogparade //2052

  1. Der Büchernarr schreibt:

    Du hast meine Neugier geweckt und danke für die Datei. Ich werde mir die Kurgeschichte bei Gelegenheit zu Gemüte ziehen.

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    Heute Abend 22 Uhr diskutiert Birgit Kelle mit Feministinnen auf ORF2.

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  3. Pingback: Falsifitwittikation //2248 | breakpoint

  4. Pingback: Das Traumbuch durch die Zeiten //2308 | breakpoint

  5. Horst Deinert schreibt:

    Ich habe den Sammelband, in dem die Geschichte stand: Diogenes Anthologie: „Die besten Science-Fiction-Geschichte“, Hrsg Peter Naujocks, muss eine in den 70er Jahren erschienene Neuausgabe des Buches aus 1962 sein, das denn irreführenden Titel „Roboter“ trug. Werde die Story für die Wikipedia rezensieren, es gibt sie schon in der englischen und zahlreichen anderen Sprachfassungen. Die Geschichte gibts auch als Hörspiel.

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