Verschwunden, aber nicht im Hilbertraum //2049

Seit dem Abschluss meiner Promotion hatte ich keinen Kontakt mehr mit Benjamin gehabt. Wir waren uns einig gewesen, kein Öl mehr ins Feuer gießen zu wollen, und so den Gerüchten über unser Verhältnis den Nährboden zu entziehen.

Da ich bei der Suche nach einem Mathematiker, der Grundlagen für Evalyze erarbeiten soll, noch nicht weiter gekommen war, kam mir der Gedanke, Benjamin zu fragen. Vielleicht kann er mir ja einen ehemaligen Studenten empfehlen, oder kennt sonst jemanden, der mit der speziellen Thematik vertraut ist, und seine Kenntnisse bei uns einbringen möchte.
Ich rief Benjamin also an. Er hat übrigens nicht wieder mit Teresa zusammengefunden, sieht seine Kinder nur manchmal am Wochenende. Spontan fiel ihm niemand ein, der das nötige Wissen für Evalyze hat und auch zeitlich verfügbar ist. Er hat mir aber zugesagt, es sich zu überlegen, im Kollegenkreis herumzufragen, und sich gegebenenfalls wieder bei mir zu melden.

Dann fragte er mich, wann ich zuletzt von Philipp gehört hatte.
„Das war irgendwann im Dezember bei mir im Büro„, erinnerte ich mich, „warum?“
„Er hat mir kurz vor Weihnachten eine Mail geschickt, dass er mit seiner Promotion nicht weitermachen will. Es war nicht eindeutig, ob er sie abbricht, oder nur eine Zeitlang unterbrechen will. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Er antwortet nicht auf Mails und ist telefonisch nicht erreichbar. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Ich hatte gehofft, dass du vielleicht etwas weißt.“
Mir wurde es eiskalt. Da war es wieder – dieses vertrackte Femme-fatale-Feeling!
„Nein“, antwortete ich langsam, „bei mir hat er sich seither auch nicht mehr gemeldet. Ich kann ja mal versuchen, ob ich ihn irgendwie erreiche.“
Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, aber ich muss es wenigstens probieren.

Benjamin berichtete dann noch weiter, dass er durch Philipp’s unerwarteten Ausfall Probleme hat, denn nun musste er die Übungsgruppen teilweise selbst halten. Jetzt ist zum Glück erst mal vorlesungsfrei, sonst hätte er mich gefragt, ob ich nicht vielleicht mal einspringen könnte. Keine Chance, aber bis zum Sommersemester ist ja eh noch Zeit.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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11 Antworten zu Verschwunden, aber nicht im Hilbertraum //2049

  1. Leser schreibt:

    Bleibt zu hoffen, dass den armen die Zurückweisung nicht so schwer getroffen hat, dass er seiner Existenz ein Ende gesetzt hätte. Das wäre nämlich ziemlich scheiße.
    Alternativ, wenn die Kontaktaufnahme scheitern sollte, zumindest mal nach Spuren im web suchen, ob er noch lebt.
    (Menschliches Drama nervt ja sowas von extrem…)

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