Zwecks bestmöglichem Schutz meiner Annenühmität habe ich den Blogeintrag zu meiner mündlichen Promotionsprüfung nicht schon viel früher veröffentlicht. Geschrieben hatte ich ihn aber schon kurz danach, um nicht zu viele Einzelheiten zu vergessen. Es ist jetzt lange genug her, so dass es nichts mehr bringt, die Veröffentlichung noch weiter hinauszuschieben.
In der Promotionsordnung wird diese Prüfung offiziell stets als „Mündliche Prüfung“ bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Art Rigorosum. D.h. es geht nicht nur (wie bei einer Disputation) um den Inhalt der Dissertation, sondern im Prinzip kann jedes fachliche Thema drankommen.
(Ich hätte mich auch in Physik als Nebenfach prüfen lassen können, aber das wäre auf eine zusätzliche halbstündige Prüfung hinausgelaufen. Da hätte ich außerdem auch noch die ganze Physik büffeln müssen. Für diesen Aufwand hatte ich keinen Nerv, konzentrierte mich lieber voll auf die Mathematik.)
Sowohl mein Betreuer als auch mein Ehemann hatten es eilig, dass ich mit der Promotion fertig werde. Jener aus privaten, dieser aus geschäftlichen Gründen.
Am Vorabend waren wir auf das Land gefahren, wo wir entspannt im Garten saßen. Carsten hatte sich diesen Abend ausdrücklich für mich freigehalten gehabt. Wir tranken leichte Cocktails, und ich verbrachte einige Zeit auf der Schaukel. Abends fuhren wir aber wieder zurück in die Stadt.
Ich ging dann am nächsten Tag ausnahmsweise nicht ins Büro, sondern versuchte, ruhig und gelassen zu bleiben. Das verhinderte aber nicht, dass ich um ein Haar meine Kaffeetasse auf meine Tastatur ausgekippt hätte.
Mittags aß ich nur ein mikrogewelltes Käsebrot und eine große Portion Babybrei als Nachtisch. Dann machte ich mich allmählich auf den Weg zur Uni.
Dort trank ich erst mal noch einen Kaffee, und musste daraufhin zweimal die Toilette aufsuchen. Einerseits liegt das daran, dass Kaffee generell harntreibend wirkt, andererseits wohl an meiner Nervosität, und schließlich ist das bei mir ein typisches Symptom von PMS.
Als ich pünktlich zur Prüfung erschien, waren die Professoren bereits anwesend.
Philipp war ebenfalls im Raum als Zuschauer, und machte mir ein Zeichen, dass er mir die Daumen drücke. Ich lächelte bestätigend.
Insgesamt lief die Prüfung entspannter ab, als ich befürchtet hatte. Die Prüfer wollten sich vor allem mit mir über das Thema meiner Dissertation unterhalten. Ich musste einiges erklären, auch ein paar Herleitungen grob skizzieren. Die Prüfer schienen sehr interessiert, und stellten immer wieder Zwischenfragen. Im Laufe des Gesprächs versuchte ich auch Analogien zu anderen Themenbereichen herzustellen und Ähnlichkeiten aufzuzeigen.
Bei den weiteren Fragen geriet ich zwar einmal ins Schlingern, konnte das aber abfangen, und blieb einigermaßen souverän (wobei ich es natürlich zu schätzen weiß, dass offenbar keiner der Prüfer es darauf anlegte, mich zu blamieren). Dabei ist mein Wissen poröser als ein Mengerschwamm.
Die Bewertung liegt leicht oberhalb meiner eigenen Einschätzung. Ich bin also zufrieden. Mit dem doch relativ geringen Zeitaufwand hätte kaum jemand mehr herausholen können.
Ich besprach noch kurz ein paar formal-organisatorische Angelegenheiten mit Benjamin, bevor ich heimfuhr und mich erst einmal erschöpft hinlegte, bis Carsten heimkam.
Sobald ich das Nihil obstat für meine Dissertation hatte, veranlasste Carsten sofort, dass sie gedruckt wurde. Er hatte bereits vorher eine Vereinbarung mit einem Verlag abgeschlossen, der auch die Firmenbroschüre neu und andere geschäftliche Papiere drucken sollte, und dadurch günstige Konditionen einräumte. Deshalb habe ich viel mehr gedruckte Exemplare, als ich eigentlich brauche und jemals unter die Leute bringen kann. Einige Exemplare habe ich in meiner Wohnung, ein größerer Teil liegt im Landhaus auf dem Speicherboden, und der Rest ist im einem Lagerraum des Firmengebäudes gestapelt.
Als wir aus dem Urlaub zurückkamen, waren die Bücher bereits gedruckt, so dass ich gleich am nächsten Tag die Pflichtexemplare abgeben konnte.
Aufgrund der vorlesungsfreien Zeit verzögerte sich die Ausstellung der Doktorurkunde etwas, aber letztendlich bekam ich sie dann doch.
alles gute zu diese Kraftakt
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Danke. Ist ja schon eine Weile her.
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Manchmal beeindruckst du mich sehr.
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Dankeschön, Plietschi.
Man tut, was man kann.
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Ich find das erstaunlich, dass das mit der Urkunde so schnell ging.
Bei allen, die ich kenne (und das sind viele), dauerte das Ausstellen der Urkunde mindestens ein halbes Jahr.
Bei meinem Rigorosum war das Promotionsthema leider tabu. Das war doch etwas mühsam.
Meine Bücher gammeln auch vor sich hin … 😉
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Benjamin hatte es eilig, die Sache abzuschließen, und hat sich wohl dahintergeklemmt, um es zu beschleunigen.
Trotzdem hat es fast zwei Monate gedauert, nachdem ich die Pflichtexemplare abgegeben hatte. Ist doch eigentlich nur eine Formalität.
Angeblich wäre es in der Vorlesungszeit schneller gegangen.
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Herzlichen Glückwunsch!
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Vielen Dank.
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