Vielleicht war ich ja naiv, zu erwarten, dass trotz Doktortitel alles in der Firma genauso weiterläuft wie bisher.
Falsch gedacht. Sobald die Urkunde angekommen war, veranlasste Carsten sofort, dass alles in der Firma, auf dem mein Name steht, geändert wird. Briefpapier, Impressum, Mail-Signaturen, .. Er hatte auch schon neue Firmenbroschüren bestellt.
Auf meinem Schreibtisch fand ich nur wenige Tage später einen neuen Stapel mit Visitenkarten. Ich brauche aber trotzdem erst die alten auf.
Die Kombination von rer. nat. mit dem Physikdiplom impliziert, dass ich in Physik promoviert hätte. Dieser falsche Eindruck ist mir unangenehm. Es ist zwar nichts ehrenrühriges – in keine Richtung – aber es ist schlicht unzutreffend.
Es vergeht keine Besprechung oder Treffen mit Geschäftskontakten, ohne dass Carsten es dauernd erwähnt: „Dazu müssen Sie sich an Frau Doktor Nühm wenden“, „dafür ist Frau Doktor Nühm zuständig“, „fragen Sie Frau Doktor Nühm“, „Frau Doktor Nühm wird sich darum kümmern“, „geben Sie die Unterlagen weiter an Frau Doktor Nühm“, ..
Immerhin hat er sich bisher an unsere Vereinbarung gehalten, den Titel privat nicht breitzutreten.
Aber auch geschäftlich wollte ich kein solches Aufhebens darum machen. Es nervt.
Viele der Qualitäten, die mit der Promotion als „erworben“ gelten, sind fachunabhängig. Es geht dabei um das wissenschaftliche Arbeiten in Eigenregie. Aber selbstverständlich ist es ärgerlich, wenn ein fehlleitender Eindruck durch die Kombination der auf der Karte genannten Abschlüsse entsteht. Ich selbst fand dieses „Dr. (ggf. rer. nat.) Dipl.-Phys. Vorname Nachname“ immer albern. Man schreibt den Doktor hin, wie er ist, und lässt das Diplom weg. Wer es genauer wissen will, fragt oder sucht die Diss. Aber Dr-something Dipl.-somethingelse ist irgendwas zwischen bescheuert, Platzverschwendung und Angeberei.
Finde übrigens auch, dass INNERHALB der Firma egal sein sollte, ob man Bachelor, Master, Diplom, Doktor oder was auch immer ist. Da zählt die interne Position und Qualifikation. Beim Kunden ist das was anderes. Da ist der Doktor Aushängeschild.
Sind natürlich nur meine zwei Cent.
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Das Diplom stand ja schon vorher auf der Visitenkarte (übrigens unter dem Namen). Den Doktortitel hat jemand ohne Rücksprache mit mir ergänzt.
Als GF komme ich nicht drum herum auch mit Geschäftspartnern zu kommunizieren. Ich soll ja die Firma nach außen hin repräsentieren.
Insofern ist es nicht sinnlos, den Titel auch innerhalb zu etablieren, so dass sich die Mitarbeiter daran gewöhnen, und dann bei ihren Außenkontakten eingeprägt haben.
Ist mir trotzdem derzeit lästig.
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Vermutlich agiere beruflich ich zu viel in Umfeldern, in denen Doktortitel weit verbreitet sind, um das Gefühl für das „interne Etablieren“ zu haben. Intern ziehe ich Duzen, bestenfalls Frau Schmidt vor, alles andere ist mir auch lästig.
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Sicher kommt es sehr auf das Umfeld an.
In unserer Firma ist Siezen der Standard zwischen unterschiedlichen Hierarchieebenen. Duzen ist dagegen innerhalb gleichrangiger Kollegen derselben Abteilung üblich. Ausnahmen davon gibt es aber viele.
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Ich kannte mal einen Maschinenbauer, der in der Forschung arbeitet, und nach der Promotion sein Institut auf jeder denkbaren Veranstaltung präsentieren mußte. Dabei wollte er lieber wissenschaftlich arbeiten. Gut, inzwischen ist er Professor, leitet das Institut und hat einen sehr sehr guten Ruf auf seinem Gebiet.
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Wenn man in der Forschung arbeitet, hat so ein Titel durchaus seine Relevanz, da er – wie Talianna bereits schrieb – die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten bestätigt.
Deshalb werde ich ihn auch bei zukünftigen Papers nennen.
Geschäftlich schindet er wohl Eindruck bei den Kunden. 🙄
Aber privat brauche ich ihn wirklich nicht.
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Droh ihm doch, dass du noch einen Dr. in Gender machst und mit dem hausieren gehst, wenn er es übertreibt. 😉
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Keine Chance. Die Gender Studies wollen ja demnächst in den Dauerstreik. Der vollständige Zerfall der Zivilisation droht uns.
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Dr. Privat ???
Ganz ehrlich, mich hat es gerade hart gemacht Frau Doktor
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Für diesen Φall lohnt sich der der Titel dann ja.
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Wenn mich jemand mit Frau Dr. Idgie anspricht, sage ich SOFORT Frau Idgie reicht völlig. Ich bin doch kein Ösi…
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Wenn mich jemand mit Titel anspricht, dann lasse ich ihn. Ich korrigiere ja noch nicht mal, wenn mich jemand „Frau Klugsch“ nennt.
Die Kombination „Frau Doktor Klugsch“ gab es bisher noch nicht. Vielleicht würde ich es dann schon richtig stellen.
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Hier unterscheiden wir uns 😉
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Ist ja auch ganz OK.
Ich mag es halt nicht, Leute ohne Notwendigkeit korrigieren zu müssen. So wichtig ist mir die Anrede nicht.
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Mir schon. Ich hatte aber auch einige Jahre noch mit dem Nachnamen meines Ex-Mannes rumlaufen müssen.
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Huu, das war damals auch der strittige Punkt zwischen Kathrin und Carsten gewesen.
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Ich bin ja vor der Scheidung in die Schweiz ausgewandert und habe mich in der (neuen) Firma von Anfang an mit meinem Mädchennamen führen lassen. Offiziell hatte ich ihn erst ca. 1 Jahr später, was mit Generalkonsulat und Co. auch ein ziemlicher Aufstand war.
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Solche Formalitäten sind bestimmt lästig.
Ich habe ja von vornherein meinen Nachnamen trotz Eheschließung behalten.
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So schlau war ich mit 21 leider nicht …
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Dann muss man wohl etwa schon gratulieren? Das ging aber schnell mit dem Doktor-Titel.
Du hattest doch noch gar keinen Eintrag zur Diss.-Verteidigung in Umlauf gebracht. ^^
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Dafür hatte ich vor einiger Zeit angekündigt, dass ich solche aktuellen Ereignisse höchstens zeitverzögert bloggen werde.
Der Eintrag mit der mündlichen Prüfung ist bei meinen Entwürfen. Irgendwann mal werde ich den schon veröffentlichen.
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Es hat etwas Österreichisches an sich, penetrantes Titelgehabe. Aber natürlich gehört es in die Präsentationen, Visitenkarten und die Firmen CI.
Entscheidend ist für mich eher, was man aus der (Aus-)Bildung macht und wie man so einen Titel für sich nutzen kann. Alles andere zeigt doch nur, dass man gelernt hat zu lernen.
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Wenn Carsten nicht so großen Wert darauf legen würde, dass ich den Titel geschäftlich nutze, würde ich ihn ja gar nicht führen.
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Mach dir doch einen Spass und mach noch einen Dr.. Dann geht’s richtig ab !
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Du bist nicht der erste, der mir so einen Vorschlag macht.
Aber ich will meine Zeit anders nutzen, als damit, noch einen überflüssigen Titel zu erwerben.
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Also ich finde es erwartbar, wie Carsten reagiert hat. Überraschend ist das definitiv nicht. Halt PR. Und da er weiß, dass du das nicht machst, macht er es eben.
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Jajaja .. ich hatte mir sein Verhalten vorher einfach nicht bewusst gemacht.
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