Gerüchtet //1957

Für die Mittagspause hatte ich mich mit Verena in einem Café in der Innenstadt verabredet. Ich war etwas früher dran, sie kam kurz nach dem vereinbarten Zeitpunkt.
Zunächst druckste sie etwas herum, als wisse sie nicht, wie sie anfangen solle. Schließlich rückte sie doch mit der Sprache heraus: „Teresa erzählt überall herum, dass du sie mit ihrem Mann betrogen hättest.“
Vor etwa drei Wochen hatte ich Teresa zufällig bei einem Besuch bei Verena gesehen. Und jetzt verbreitete jene Gerüchte und Lügen über mich.

Ich schüttelte den Kopf: „Das ist absoluter Unsinn. Ich war vor Jahren mal mit Benjamin zusammen. Das war lange, bevor ich deinen Vater traf. Und er war damals auch noch Single. Jetzt sind wir nur noch gute Freunde und arbeiten wissenschaftlich zusammen.“
„Sie sagt, sie hätte Sexbilder bei ihm gefunden, auf denen du drauf bist.“
„Diese Bilder stammen noch aus der Zeit, als wir eine Affäre hatten. Es gibt wohl auch ein paar neuere Bilder. Aber die sind völlig harmlos.“ Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, mich ihr gegenüber rechtfertigen zu müssen, deshalb fügte ich hinzu: „Dein Vater weiß über alles Bescheid. Du kannst ihn fragen, wenn du mir nicht glaubst.“
Sie schien sich unbehaglich zu fühlen, schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, es ist nur so, dass Teresa allen Eltern im Kindergarten davon erzählt hat. Und ich weiß nicht, wem sonst noch.“

Das ist Verleumdung oder üble Nachrede! Mir persönlich ist es ja wurscht, was die Leute von mir halten, aber ich muss auch an Carsten und das Geschäft denken, ebenso an Benjamin’s Ruf.
Es gelang mir, Verena ganz ruhig für die Information zu danken. Was ich weiter mache, weiß ich noch nicht. Ich persönlich würde es am liebsten ignorieren und auf sich beruhen lassen, fürchte aber, es könnte sich geschäftsschädigend auswirken.

Es war schon richtig, dass Verena damit erst zu mir gekommen ist. Niemand bespricht solche Angelegenheiten gerne mit Carsten. Ich habe ihre Intrige ja nicht vergessen, mit der sie einst versuchte, Carsten und mich auseinander zu bringen, aber ich bin inzwischen sicher, dass sie es tatsächlich bereut und daraus gelernt hat.

Abends sprach ich dann wohl oder übel noch mit Carsten darüber. Er war alles andere als erfreut, stimmte mit mir allerdings überein, dass es wohl nichts bringen wird, etwas dagegen zu unternehmen. Wir wollen keinen Streisandeffekt riskieren. Für alle Fälle wird er aber seine Anwälte deswegen konsultieren.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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27 Antworten zu Gerüchtet //1957

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Eine mehr als unschöne Geschichte. Auf sowas stürzen sich die Leute. Besonders weil es pikante Details gibt.
    Außer Teresa offensiv anzusprechen (vor Zeugen), wenn Du sie zufällig triffst, kannst Du wohl nichts tun.

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  2. idgie13 schreibt:

    Das ist eine sehr unschöne Situation.

    Ich vermute, sie glaubt selber, was sie da erzählt.

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  3. Leser schreibt:

    Sei froh, dass Du zu Deinem Mann wenigstens eine so vertrauensvolle und ehrliche Beziehung hast, dass er Dir glaubt, dass da nichts war – es wäre schlimmer, wenn er auf Teresas Gerüchte ansprungen würde. Zum Glück steht Ihr da drüber. Dennoch wäre es mal interessant, was die Anwälte dazu zu sagen haben.

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Wer Bilder beim Sex oder bei Sexsituationen macht, hat dafür eine Verwendung.
    Wie konnte dir das passieren ?

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    • Ach, die Sexbilder sind ja schon etliche Jahre alt. Wir haben damals halt ein paar Fotos gemacht. Warum auch nicht? Wir waren beide ungebunden und hatten Spaß zusammen.

      Die Existenz von ein paar alten Fotos rechtfertigt nicht einen Rufmordversuch.

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      • Plietsche Jung schreibt:

        Das ist richtig, aber die Existenz von Bilder schafft potentielle Irrläufe, wie man sieht.
        Sexbilder sind nie eine gute Idee, weder früher noch heute. Weder betrunken, noch nüchtern, egal, wie verliebt man ist oder nicht.

        Verlange die Bilder (Persönlichkeitsrecht) und entsorge sie. Mit der Schwätzerin würde ich – mit einem Zeugen – ein ernsthaftes Gespräch über Konsequenzen führen.
        Das wäre meine Empfehlung.

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        • Als wir damals die Bilder gemacht haben, waren wir beide nur für uns selbst verantwortlich. Es war nicht abzusehen, was die Zukunft bringen würde.
          Unter denselben Voraussetzungen, würde ich die Fotos wieder machen.

          Irgendwo habe ich die Bilder bereits. AFAIK hat Teresa sie nicht kopiert.
          Meinetwegen kann Benjamin gerne noch Freude an den Bildern haben. Eine Garantie, dass die nicht noch irgendwo anders herumschwirren, habe ich eh nicht.

          Als die Sache aufgekommen war, hatte ich ja versucht, mit ihr zu reden, aber sie lehnte ein Gespräch ab.
          Jetzt will ich auch nicht.

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  5. ednong schreibt:

    Ich würde das wohl als Verleumdung einstufen – die Anwälte da sicherte Auskünfte geben können.

    Im Kindergarten würde ich ggf. offensiv vorgehen und zusätzlich um Zeugen(aussagen) bitten. Und Teresa dann entsprechend verklagen.

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    • Nein, wir wollen deswegen (zumindest vorerst) kein Riesenfass aufmachen.
      Solange sich das nicht weiter herumspricht, ist alles OK. Eigentlich sollte man meinen, dass es den Kindergarteneltern völlig schnurz sein sollte, was da mal oder auch nicht passiert ist.

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  6. Pendolino70 schreibt:

    Wen interessiert es, wer wen mit wem betrogen haben soll? Weder du noch Carsten haben irgendein Problem und eigentlich kann auch Theresas Gerede egal sein. Ich würde an Eurer Stelle gleich reagieren wie ihr es nun tut.

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