Da ich die Story über Frau Offenbluß ohnehin zeitnah niederschreiben musste, um keine wesentlichen Einzelheiten zu vergessen, kann ich sie genauso gut bereits heute bloggen.
Es war nicht lange nach Ingrid’s Tod. Fiona war noch minderjährig und stand kurz vor dem Abitur. Unter einem Vorwand wurde Carsten in die Sprechstunde ihrer Lehrerin, Frau Offenbluß, bestellt. Es passte ihm gar nicht, seine Arbeit wegen eines nicht-geschäftlichen Termins unterbrechen zu müssen, aber Frau Offenbluß hatte vorher schriftlich darauf gedrängt.
Bestimmt war der Tod ihrer Mutter ein schwieriger Einschnitt für Fiona gewesen, und dieser Verlust hatte wohl auch ihre Schulleistungen beeinträchtigt, so dass ihr Abitur gefährdet war. Insofern blieb Carsten, der damals für ein paar Monate alleinerziehend war, wohl nichts anderes übrig, als den Termin in der Schule wahrzunehmen.
Frau Offenbluß war noch recht jung und trug stylishe Kleidung.
Zunächst saßen sie und Carsten einander gegenüber, und besprachen Fiona’s Lernverhalten und ihre schulische Entwicklung. Immer wieder beugte sich Frau Offenbluß dabei so nach vorn, dass der Ausschnitt ihrer Bluse weit aufklaffte. Als beide ein Heft betrachteten, berührte ihre Hand Carsten’s Hand.
Frau Offenbluß stand dann auf, trat halb hinter Carsten, und wollte ihm angeblich in einem Buch, das vor ihm lag, etwas zeigen. Dabei streiften ihre Brüste seine Schulter.
„War sie denn wenigstens dein Typ?“, unterbrach ich Carsten’s Schilderung, denn früher hat er ja auch kaum ‚was anbrennen lassen.
„Überhaupt nicht! Sie hätte zwar ganz hübsch sein können, wäre sie nicht zu stark geschminkt gewesen. Und sie war auch schlank, aber für meinen Geschmack zu klein. Dabei trug sie so seltsame Schuhe mit hohen Absätzen und dicken Sohlen – wie hießen die noch mal?“
„Plateausohlen.“
„Genau. Albern so etwas. Dazu noch Quasten – so merkwürdig, dass ich mich immer noch daran erinnere.“
„Wie ging es dann weiter. Was hast du gemacht?“
„Ich wollte nichts mit dieser Frau zu tun haben. Ihre Avancen stießen mich ab. Es gab aber keine Zeugen. Da hätte ich schlechte Karten gehabt, wenn ich sie einfach von mir gewiesen hätte. Sie hätte die Ablehnung auch an Fiona auslassen können. Ich stand also auf, brachte Abstand zwischen uns, und erklärte ihr, dass ich jetzt dringend wieder ins Büro müsse. Das stimmte auch. Die ganze Angelegenheit hatte mich sowieso zu viel Zeit gekostet.“
Frau Offenbluß meinte daraufhin, dass noch längst nicht alles nötige besprochen sei. Wenn er jetzt keine Zeit mehr hätte, wäre sie gerne bereit – ihrer Schülerin zuliebe – sich mit ihm abends zu treffen, um die Unterredung weiterzuführen. Da sie so gar nicht nachgab, machte Carsten mit ihr einen Termin an einem Abend ein paar Tage später aus.
Frau Offenbluß muss ziemlich angesäuert ausgesehen haben, als sie beim verabredeten Termin nicht Carsten, sondern Sonja antraf. Carsten hatte diese gebeten, an seiner Stelle mit Frau Offenbluß zu sprechen, da sie ja ebenfalls Gymnasiallehrerin und außerdem Fiona’s Tante war (und immer noch ist).
„Jetzt verstehst du vielleicht besser, warum ich damals keine Frau als Berater wollte“, schloss Carsten seine Erzählung ab.
„Hm. Ich hatte das bisher als gesunden Sexismus eingestuft. Aber ich erinnere mich auch noch, dass du mich für die Bewerbungsgespräche für deine Sekretärin als Aufpasserin wolltest.“
„Ich hätte dafür durchaus auch eine Frau aus meiner Belegschaft gefunden“, schmunzelte Carsten, „aber das erschien mir als gute Gelegenheit, meine Lieblingsberaterin in meiner Nähe zu haben.“
Ich lachte und räkelte mich auf seinem Schoß. Es ist mir nicht entgangen, dass immer wieder irgendwelche Frauen versuchen, ihm Avancen zu machen. Manchmal denke ich, dass es ein Fehler war, keine Eheringe zu tragen, denn diese symbolisieren immerhin, dass die exklusiven Nutzungsrechte für diesen prachtvollen Mann bereits vergeben sind.
Frau Offenbluß ist doch die Schwester von Frau Boobdrop, oder ?
Wäre sie ein Lehrer gewesen und hätte sein Organ an der Schulter einer Schülerin gerieben, wäre die Empörung riesig gewesen.
Es bleibt festzuhalten, dass Männer im Nachteil sind. Hm.
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Ja, als Mann hast du da schlechte Karten.
Und ständig hängt das Damoklws-Schwert über dir, dass irgendeiner Frau einfällt, dass du dich angeblich mal vor dreißig Jahren daneben benommen hast.
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Ich habe mich niemals daneben benommen 🙂
Alles was je geschah, bleibt in Las Vegas.
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Das ist nur deine Version .. 😎
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Höhö ….. stimmt.
Ich bin unschuldig, Eurer Ehren !
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„Ich habe mich niemals daneben benommen“
Wäre ich eine Frau, ich würde Dich jetzt mit einem verheulten „Er hat damals in der Sandkiste mit einem Förmchen nach mir geworfen“ fertigmachen. Das wäre das sichere Ende aller Deiner Karriereträume – es sei denn, Du würdest Dich mit – sagen wir mal – ner halben Million – reuig zeigen.
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LOL – wenn’s nicht eigentlich so traurig wäre.
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Ach, ich wäre dann oberster Richter der USA !!
Mann muss das positiv sehen 😁
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Na, nicht alle Beschuldigten werden gleich zum Obersten Bundesrichter – nur mal so als Hinweis.
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Mann muss auch mal Glück und Verbündete haben.
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Und man muss zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort [nicht] mit Sandförmchen werfen.
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Ich bin unschuldig !
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In dubio pro Plietschi.
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Da gibt es wenig dubio 😇
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Naja, auch wenn ich persönlich mich an die Unschuldsvermutung halte, heißt das nicht, dass andere Personen dies genauso sehen.
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Offenbluß – LOL. Dumwibrod wäre ja auch passend gewesen …
Aber Offenbluß ist nicht schlecht gewählt.
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Naja, das scharfe S hat sie ja eigentlich nicht verdient. Aber was soll’s. 🙄
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