Flashback //1886

In unregelmäßigen Abständen telefoniere ich mit meiner Schwester, ohne dass ein besonderer Anlass vorliegen muss. Meistens ergreift sie die Initiative.
Im Laufe eines Gesprächs erwähnte sie dann eher nebenbei: „Übrigens, die Lilly war vor ein paar Wochen einmal hier.“
„Lilly? Wer ist das?“
„Du weißt doch, das Mädchen, das früher da oben neben den $Nachbarn.Name gewohnt hat. Erinnerst du dich nicht?“
„Doch .. es fällt mir wieder ein. Ich hatte nur den Namen vergessen.“

Lilly war im Alter so etwa zwischen Sabine und mir gewesen. Sie kann nicht sehr lange hier gewohnt haben – vielleicht ein halbes Jahr. Ich erinnere mich, dass wir gelegentlich nachmittags – trotz großer Sprachprobleme – miteinander gespielt haben. Ich kann aber überhaupt nicht mehr einordnen, wie alt wir damals ungefähr gewesen waren.
Ihr Vater war nicht weit von hier stationiert, und mit seiner Familie in unserer Kleinstadt untergekommen. Dort war es das erste Mal, dass ich Erdnussbutter aß.
Lilly hatte noch einen deutlich älteren Bruder, aber der wollte mit uns kleinen Mädchen nichts zu tun haben. An ihre Mutter kann ich mich überhaupt nicht erinnern, aber ihr Vater war ein freundlicher Mann, der uns manchmal Eiskrem oder Süßigkeiten schenkte.
Da Lilly ziemlich zierlich war, war sie genauso groß wie Sabine, obwohl diese jünger war. Die beiden hingen viel zusammen. Irgendwo müssen meine Eltern noch ein paar Fotos haben. Sabine und Lilly tauschten sogar einmal Kleider aus. Man hätte sie für Zwillinge halten können, wäre nicht die unterschiedliche Hautfarbe gewesen.
Ich erinnere mich auch noch an ihre Frisur, und dass Sabine und ich nur zu gerne ebenfalls solche krausen Haare gehabt hätten. Aber unsere Haare hingen einfach glatt nach unten, während Lilly’s unzählige Löckchen der Schwerkraft zu trotzen schienen.

„Was wollte Lilly hier?“, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf.
„Sie machte eine Europareise mit ihrer Familie, und wollte einmal wieder dahin, wo sie als Kind einige Zeit gelebt hat.“
„Und wie geht es ihr?“
„Ganz gut, denke ich. Sie hat zwei entzückende Kinder, etwas älter als David. Sie arbeitet als $Bezeichnung. Ich habe ihre Adresse und Telefonnummer. Wenn du willst, gebe ich sie dir.“
„Ihre Mail-Adresse?“
„Ach das? Ja, auch.“

Wenn ich Zeit finde, kann ich ihr ja mal schreiben. Inzwischen ist mein Englisch um einiges besser als damals.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Antworten zu Flashback //1886

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Schreiben ist gut, sprechen ist besser.
    Treffen ist die Kür.

    Like

  2. stella schreibt:

    warum werden manche Kommentare nach 1 Tag wieder gelöscht?

    Like

  3. ednong schreibt:

    Bestimmt kannst du jetzt auch französisch besser.
    *Mußte einfach sein bei solch einer Vorlage*

    Like

  4. Pendolino70 schreibt:

    Amerikanische Truppenübungsplätze sind im Sauerland eher dünn gesät 😉

    Gefällt 1 Person

  5. Talianna schreibt:

    Ist ja eine schöne Sache, wieder Kontakt zu bekommen 🙂

    Gefällt 1 Person

  6. Pingback: Twitteritis //2088 | breakpoint

Hinterlasse einen Kommentar