Federlesens (The Tear) //1844

Über Federbetten kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Ich schlafe eigentlich gern darin, und das hat einen Grund.

Meine Mutter ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Dort gab es auch eine Schar Gänse, die regelmäßig gerupft wurden, um Gänsefedern und -daunen zu erhalten, mit denen die Bettdecken dann gefüllt wurden. Da sie die Gänse persönlich kannte, und teilweise sogar selbst gerupft hat, hat sie natürlich eine ganz andere Einstellung gegenüber Gänsefedern, und diese hohe Wertschätzung auch mir vermittelt.
Ich erinnere mich sogar noch vage, dass meine Mutter irgendwann aus Inlett Betthüllen genäht hat, die dann mit Gänsedaunen gefüllt wurden, die meine Mutter noch irgendwo aufgehoben hatte. Ich selbst bekam so eine Decke und ein Kopfkissen, in denen ich lange und gut schlief.
Auch später für meine Wohnung kaufte ich mir ein Federbett, weil ich die Federn in der Decke eben nun mal gewohnt bin, und trotz diverser Nachteile schätze.

Neulich wollte ich das Bett wieder frisch beziehen. Ich dachte mir nichts dabei, als mir nach dem Öffnen des Reißverschlusses ein paar Federn entgegenquollen. Das ist – in gewissem Ausmaß – ganz normal. Mit Schwung zog ich die Decke aus dem Überzug – und kam mir dann wie Frau Holle vor. Es schneite Federn. Und zwar nicht nur ein paar, sondern Unmengen.
Ich stand schließlich zwischen den ganzen Federn, und untersuchte die Decke. Schnell fand ich einen etwa 17 Zentimeter langen Riss im Inlett.

Gefühlte Stunden war ich damit beschäftigt, die Federn einzusammeln, und durch den Riss in die Decke zu stopfen. Alles immer schön langsam, denn jede schnelle Bewegung hätte die Federn wieder aufwirbeln können. Als ich ungefähr neunzig Prozent der herumliegenden Federn geschafft hatte, nähte ich den Riss mit kleinen Stichen zu bis auf eine kurze, knapp zwei Zentimeter lange Öffnung. Ich sammelte nochmals Federn ein, die sich zwischenzeitlich niedergelassen hatten, und schob sie in das kleinere Loch. Erst dann nähte ich die Öffnung vollständig zu.
Nachdem ich die Decke in einen frischen Überzog befördert hatte, schaute ich noch einmal nach herumliegenden Federn, und steckte sie schlicht und einfach noch in den Überzug.
Trotz mehrmaligem Staubsaugen liegen immer noch Federflusen herum. Tendenziell werden es zwar jedesmal weniger, aber gegen Null geht ihre Anzahl wohl nur asymptotisch.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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14 Antworten zu Federlesens (The Tear) //1844

  1. keloph schreibt:

    Frau Holle. You made my day 🙂

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  2. ednong schreibt:

    Dabei haben wir doch schon Sommer, werte Frau Holle …

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  3. blindfoldedwoman schreibt:

    Solange die Gänse nicht mehr beim rupfen leben…ich habe Entendaunen, ungerupft und nur gesammelt.

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    • Gleich schlachten wegen ein paar Federn erscheint mir doch reichlich übertrieben und grausam.

      Wenn die Gänse in der Mauser sind, verlieren sie doch eh ihre Federn, bzw. die sitzen nur noch ganz locker.
      Mit dem passenden Timing und der richtigen Rupftechnik ist das Entfernen weitestgehend schmerzfrei – ähnlich dem gekonnten Auszupfen einzelner Haare.
      Werden die Gänse nicht beizeiten gerupft, muss das ziemlich jucken und ihnen weit unangenehmer sein.

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Mal was bodenständiges 😊😊

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  5. Pingback: Twitterarium //2028 | breakpoint

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