Neulich gab es am Wochenende einen Stromausfall, der über eine Stunde anhielt. Ich hatte mich am Spätnachmittag gerade vor den Fernseher gesetzt, um mich ein wenig berieseln zu lassen, aber trotzdem meinen eigenen Gedanken nachzugehen, als der Bildschirm schwarz wurde. In den anderen Räumen gab es ebenfalls keinen Strom, und auch in den anderen Häusern, die man von den Fenstern aus sehen konnte, blieb alles dunkel.
Also weder Fernsehen noch Computer – theoretisch hätte ich während der Restlaufzeit der Akkus an mein Notebook gehen können, aber da Internet eh nicht ging, zog ich es vor, ein paar Berechnungen mit Bleistift auf Papier zu machen.
Ich saß also auf dem Sofa, auf meinem Schoß eine Unterlage für mein Schreibzeug, und musste immer wieder auf die Uhr neben dem Fernseher schauen. Da die aber sonst am Stromnetz hing, zeigte sie nichts an. Normalerweise mache ich mit den digitalen Ziffern (da macht es nichts, wenn die Uhr aufgrund der verstellten Netzfrequenz wenige Minuten nachgeht) immer wieder kleine Kopfrechnungen, aber das ging jetzt nicht, und ich vermisste es. Die analoge Uhr an der anderen Wand konnte mit ihren drehenden Zeigern dieses Bedürfnis nicht erfüllen.
Ich ertappte mich dabei, dass der Wunsch, mit den vorgegebenen Zahlen zu jonglieren übermächtig wurde, und mich kaum noch an etwas anderes denken ließ. Immer wenn ich mich gerade anderweitig konzentrieren wollte, schaute ich wieder auf zur Digitaluhr.
Vermutlich ist im Belohnungszentrum meines Gehirns eine Jahrzehnte alte Verschaltung, die bei arithmetischen Berechnungen aktiviert wird, weil ich mit solchen Rechnereien als Kind die ersten Erfolgserlebnisse hatte.
Hätte der Stromausfall länger angehalten, hätte ich sicher Gegenmaßnahmen ergriffen. So jedoch war der Strom bald wieder da und mein Problem gelöst. Geblieben ist jedoch das Bewusstsein, dass digitale Ziffern für mich eine Abhängigkeit und Sucht bedeuten, denen ich wohl entgegenwirken sollte.
Es gibt batteriebetriebene Digitaluhren. Die leuchten zwar meist nicht, sondern haben nur eine LCD-Anzeige, aber das sollte trotzdem funktionieren.
Ich nutze übrigens nicht nur die Restlaufzeit des Akkus von meinem Laptop in solchen Zeiten, sondern auch den mobilen Hotspot des Smartphones 🙂
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Es gibt auch Unterbrechungsfreie Stromversorgungen oder Notstromaggregate.
Die allgemeine Existenz nützt mir aber nichts, wenn ich so etwas nicht zur Hand habe.
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USVs und Notstromaggregate sind in einem normalen Haushalt nicht üblich. Ich habe aber mindestens 3 batteriebetriebene LCD-Digitaluhren hier stehen, und ich nehme an, dass ich damit kein Sonderfall bin 😉
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Die digitale Uhr in meinem Blickfeld hatte aber nun mal keine Batterien, selbst wenn möglicherweise irgendwo im Haus auch batteriebetriebene LCD-Uhren waren.
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Ich hätte noch Buchstabensuppe im Angebot ….
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Da müsste ich ja erst noch aus ASCII konvertieren ..
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Das klappt. Alternativ gibt’s noch die Buchstaben-Kekse. Nicht zu verwechseln mit Cookies 🙂
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Du meinst Russisch Brot?
Das ist eher so ein Snack zwischendurch.
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Genau, das meine ich. Unter dem Namen kenne ich es allerdings nicht.
Scrabble im großen Stil halt.
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Das esse ich gelegentlich ganz gerne. So richtig begeistert es mich aber nicht.
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Ich mag Buchstabensuppe lieber 🙂 Zur Ergänzung kann ich ja ein paar arabische Zahlen und das griechische Alphabet nachrüsten.
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