At School //1808

Über meine Schulzeit habe ich zwar schon einige Male am Rande berichtet, ihr aber noch nie einen ganzen Blogeintrag gewidmet. Das lässt sich jetzt nachholen.

Im Laufe von dreizehn Schuljahren (zu meiner Zeit gab es nur das G9) hatte ich zig Lehrer. Dabei waren etliche gute, verständnisvolle und kompetente, aber auch einzelne, über die nichts positives schreiben könnte – also lass‘ ich es.
Im Rückblick waren eigentlich die strengsten Lehrer auch die besten, bei denen man am meisten gelernt hat. Es gab auch einige, die sich von uns Schülern auf der Nase herumtanzen ließen. Bei denen lernte man nichts. Wir waren da nur beschäftigt, uns Streiche und Schabernack auszudenken, wie wir den Unterricht unterhaltsam gestalteten.
Ein paar Lehrer waren richtige Labertaschen, erzählten die ganze Stunde nur irgendwelche substanzlosen Geschichten, aber nichts, was einen irgendwie weiterbrachte.

Während meiner gesamten Schulzeit gehörte ich immer zu den besten der Klasse. Mathematik und Fremdsprachen lagen mir am besten. In Sport war ich eine Niete, aber auch in Lernfächern wie Geschichte oder Erdkunde war ich (unter Schwankungen) eher Mittelmaß.

In meiner Grundschulzeit musste ich früh zehn bis fünfzehn Minuten zu Fuß zur Schule laufen. Meine Lehrerin in der ersten Klasse hatte teilweise einen ähnlichen Weg, so dass ich (wie auch ein paar andere Mitschüler) unterwegs wartete, um sie abzupassen. ich glaube, so ziemlich jeder hat eine besondere Erinnerung an seine Erstklasslehrerin. Ich weiß auch noch, dass meine Mutter und ich sie besuchten, nachdem wir geschlachtet hatten, um ihr frische Wurst und Gretelsuppe zu bringen. Dafür bekam ich ein Büchlein geschenkt.
Als ich dann das Gymmi besuchte, war ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Früh um sechs Uhr aufstehen. Um 6:35 Uhr verließ ich das Haus und lief zur Haltestelle wo etwa 10 Minuten später (der Fahrplan variierte im Laufe der Jahre) der Bus führ. Eine halbe Stunde später war ich dann in der Kreisstadt, und hatte noch mindestens zehn Minuten (bei flottem Tempo) zur Schule zu laufen. Dort war ich also schon meistens sehr viel früher als Schulbeginn, so dass ich die Zeit noch zum Lernen oder Lesen nutzen konnte, und einige meiner Klassenkameraden dazu, schnell die Hausaufgaben von mir abzuschreiben. Insbesondere Mathe und Latein waren sehr beliebt.
Der Nachmittagsunterricht in den höheren Klassen war für uns Fahrschüler äußerst lästig, da der Fahrplan nicht auf die Unterrichtszeiten abgestimmt war. Am schlimmsten war für mich die Mittagspause von 75 Minuten – zu lange, um sich vom Vormittag zu erholen und eine Brotzeit zu essen, aber zu kurz, um irgendwo in der Umgebung etwas warmes zum Essen zu bekommen. Bei einer Verkürzung hätte ich wenigstens noch einen früheren Bus erwischt, statt etwa eine Stunde auf den nächsten warten zu müssen.

Wenn man auf dem Lande wohnt, hat man nicht die Wahl zwischen unterschiedlichen Ausrichtungen bei Gymnasien, sondern muss (aus organisatorischen Gründen) das nehmen, das dem Wohnort am nächsten liegt. In meinem Fall war das ein neusprachliches Gymnasium. Immerhin hatte man die Wahl, ob man in der 5. Klasse mit Englisch oder Latein anfängt. Ab der 7. Klasse kam dann die jeweils andere Sprache als zweite Fremdsprache hinzu, und ab der 9. Klasse obligatorisch für alle Französisch.
Da meine Eltern keine Ahnung von Latein hatten (von Englisch auch nur sehr wenig) begann ich (wie praktisch alle anderen Nicht-Akademiker-Kinder) mit Englisch, während mit Latein AFAIK nur Kinder von Akademikern anfingen.

In der Kollegstufe hatte ich dann Latein und Französisch los. Dass ich Mathematik und Physik als Leistungskurse gewählt hatte, dürfte jedem Stammleser hier klar sein. Allerdings war nicht sicher gewesen, ob an unserer Schule überhaupt ein Physik-LK zustandekommen würde. Den gab es nicht in jedem Jahrgang. Ansonsten hätte ich vielleicht Englisch gewählt. Das war ohnehin mein drittes Abiturfach, und Wirtschaft&Recht mein viertes.
Dafür gab es zwei Mathematik-Leistungskurse. Es ist sicher nur teilweise Zufall, dass in einem dieser Kurse vor allem die Leute saßen, die wirklich etwas auf dem Kasten hatten, während im anderen hauptsächlich die Personen waren, für die Mathematik nur eine Verlegenheitslösung war, weil sie sonst keine wirkliche Alternative hatten. Entsprechend war das Niveau in beiden Kursen unterschiedlich.

Chemie hatte ich nur ein einziges Jahr, nämlich in der 11. Klasse. In der Kollegstufe hatte ich stattdessen Biologie gewählt, u.a. weil ich fälschlicherweise glaubte, dass diese Chemienote dann in meinem Abizeugnis auftauchen würde. Als einzige in der Klasse hatte ich mir in Chemie eine 1 erarbeitet, und die war wirklich schwer verdient.

Bis zum Schluss besuchte ich den Religionsunterricht. Zwar gab es einen Ethik-Kurs, aber bei der Anmeldung war ich noch nicht volljährig gewesen. Meine Eltern hätten mir das nie unterschrieben. Und später zwischendurch zu wechseln, hätte Nachteile gehabt.

IIRC waren wir in der 8. Klasse auf Skikurs. Das dürfte so ziemlich die schlimmste Woche meines Lebens gewesen sein. Kälte, Schnee, Sport, mieses Essen ..
In wesentlich besserer Erinnerung habe ich dagegen unseren Aufenthalt in München in der 10. oder 11. (?) Klasse, mit dem Deutschen Museum als absolutem Höhepunkt. Bei einem abendlichen Biergartenbesuch stellte ich zum Erstaunen einiger Mitschüler meine Trinkfestigkeit unter Beweis. Unser begleitender Lehrer vertrug da deutlich weniger.
Über meine Abifahrt nach Rom habe ich schon mal gebloggt.
Zweimal im Jahr gab es einen Wandertag. Besonders in Erinnerung ist mir unsere Fahrt in der 5. oder 6. Klasse nach Frankfurt, wo wir innerhalb eines Tages Zoo, Flughafen und Senckenberg-Museum besuchten.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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15 Antworten zu At School //1808

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Ein guter Weg, den du da beschreibst.
    Ich hatte in Hamburg natürlich die Schule in relativer Nähe. Grundschulen gibt es hier alle 500m, für weiterführenden Schulen kommt man überall mit dem Bus hin.

    Meine Fächer waren auch Mathe, Chmie und Physik, auch in Bio war ich gut unterwegs. Deutsch lag mit in den höheren Klassen nicht so sehr, hier tat ich mich schwer bei Interpretationen von Bildern und Büchern, die Meinung der Lehrerin zu treffen. Rechtschreibung und Interpunktion waren aber sehr gut. Bei Fremdsprachen tat ich mich bei Französisch schwer, das English dagegen war pillipalle.

    ich teile deine Meinung, dass strenge Lehrer die besten waren. Ohne eine gewisse Autorität und Fleißanspruch ist ein Wissentransfer kaum nachhaltig durchzusetzen. Spannend fand ich immer, das die Besseren Zusatzaufgaben bekamen, die in gleicher Zeit zu lösen waren. Leistung ist eben Arbeit/Zeit 🙂

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    • Das sind ja durchaus ähnliche Erfahrungen.

      Ja, es ist wohl tatsächlich so. Wenn ich mir überlege, bei welchen Lehrern ich wirklich etwas gelernt habe, so waren das ausnahmslos sehr autoritäre, strenge Lehrer, die nichts durchgehen ließen, und bei denen die Klasse zwangsläufig aufpassen musste, anstatt Unsinn zu treiben.
      Sie achteten auch darauf, dass Schüler ihrer individuellen Leistungsfähigkeit angepasste Aufgaben bekamen.

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      • Plietsche Jung schreibt:

        Wenn man einfach für sich einen Weg gefunden hat, wie Lernen funktioniert, schafft jder und jede die Lernziele. Wirklich dumme Menschen gibt es wenige und ich kenne genügend Leute, die auch ohne höheren Schulabschluß und Studium ihr Leben ziemlich erfolgreich meistern. Der Knoten platzt dann ggf. später, nur darf man dann halt nicht aufgeben.

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    • Jonas schreibt:

      „Rechtschreibung und Interpunktion waren aber sehr gut.“
      Stimmt. WAREN sehr gut.
      Danke für den Schenkelklopfer!

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    Ich hab mit Latein begonnen und auch durchgezogen. Auf ein sehr gut bin ich nie gekommen, weil ich nichts getan habe und meine Übersetzungen zu frei waren. Man durfte ja in der Klausur das Wörterbuch benutzen. Mit Kenntnissen in Geschichte war es leicht den Kontext zusammen zu stricken und Grammatik war auch nicht schwer, wenn man wußte, welche wenigen Schlachten die Römer verloren hatten. Meinen alten Lateinlehrer hat das immer gewurmt. Stand auch immer als Anmerkung unter der Zwei plus.
    Englisch als LK stand fest, wir hatten immer amerikanische Mieter und ich habe schon früh begonnen Bücher auf englisch zu lesen.
    Den Chemie-LK hab ich trotz einer Drei und Interesse abgewählt, Deutsch war weniger (also kein) Lernaufwand und bei den Nerds in der Klasse war ich einziges Mädchen.
    Biologie mochte ich gern und auch war auch gut.
    Physik hatte ich gottseidank nur ein Jahr. O-Ton Lehrer, kurz vor der Rente: „Mädchen haben keine Ahnung von Physik.“
    Französich war ein Totalausfall, eigentlich haben wir in der reinen Mädchenklasse nur über Kochrezepte gesprochen und waren sogar zuhause bei der Lehrerin, haben Coq-au-vin zusammen gekocht.
    Allerdings war Mathematik von vorne herein eine Katstrophe, obwohl ich in der 11 eine Drei erreicht habe, was wohl am Lehrer lag, der uns allerdings verlassen mußte, weil er wegen Kindesmißbrauch ins Gefängnis gewandert ist. Ok, mein Sitznachbar war richtig gut in Mathe, also hab ich seine Englisch-HA gemacht und er mir dafür die richtigen Lösungen im Unterricht zugeflüstert.
    Als drittes Abifach hatte ich Geschichte, mein Lieblingsfach. Ich konnte keine Jahreszahl, hab aber alle möglichen historischen Romane gelesen.
    Rückblickend tut es mir schon ein wenig leid, dass ich so faul war und Chemie abgewählt habe. Dafür hatte ich eine sorglose Schullaufbahn (und viel Freizeit), abgesehen von einer krankheitsbedingten Ehrenrunde.
    Meinen Schnitt hat der Deutschlehrer versaut. Ein echtes Ekel. Zynicher Alkoholiker und keine Stunde verging, wo nicht jemand geheult hat. Ich nicht.
    Am Ende war es eine gute Zwei vor dem Komma. Dafür, dass ich nichts ausserhalb der Schule gemacht habe, war das aber ok.
    Ehrgeizig bin ich immer noch nicht. Ich hab eine pragmatische Ader, die mir immer noch hilft, aber was wohl entscheidend ist: ich bleibe neugierig und bin breit interessiert Zudem hab ich wohl aufgrund meiner Aphantasia eine spezielle Art zu denken und Dinge aufzunehmen.
    Aber nicht, weil ich muss, sondern weil es mir Spaß macht.

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  3. Pendolino70 schreibt:

    Deine Schulkarriere ähnelt meiner. Ich kenne das Gymnasium weit weg von zu Hause und die unzähligen Stunden Wartezeit über Mittag und am Bahnhof nur zu gut. Seither weiss ich, dass das Landleben nichts mehr für mich ist. Pendeln ist mir zu anstrengend 😉.

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    • Ja, auf dem Lande ist man schon ziemlich von der Welt abgeschnitten.
      Mich haben damals weniger die Fahr- und Wartezeiten gestört, die man meist noch einigermaßen nutzbringend überbrücken konnte, sondern die kärgliche Taktung des ÖPNV. Wenn nur vier- oder fünfmal am Tag überhaupt ein Bus fährt, schränkt das die Möglichkeiten sehr ein – gerade auch die Freizeitgestaltung.
      Das ist etwas ganz anderes als in der Großstadt, wo mindestens alle halbe Stunde ein Bus oder eine Bahn in die gewünschte Richtung fährt, und das auch noch am späten Abend und am Wochenende.

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