Das verzögerte Gespräch //1794

Carsten ist manchmal abends noch lange geschäftlich unterwegs, aber auch wenn er daheim ist, ist er häufig nicht für ein ernsthaftes Gespräch zugänglich. Deshalb war ich am Dienstag Abend nicht dazugekommen, ihm von Benjamin’s Problem zu erzählen. Als er sich am nächsten Abend nicht wohl fühlte, ließ ich es ebenfalls bleiben, um ihn nicht damit zu belasten. Als es ihm aber endlich gestern Abend besser ging, und er nicht mehr so unleidlich war, schob ich es nicht länger auf.

„Was waren das für Fotos?“, fragte er kaum interessiert nach.
„Och, nichts besonders. Auch ein paar Dessous- oder Nacktfotos dabei, oder so.“
„Was heißt ‚oder so‘?“
„Ach, die waren schon uralt. Die zählen gar nicht mehr.“
„Aber die Nacktfotos waren neueren Datums?“
„Du weißt doch, dass wir zusammen schwimmen waren!“
„Meines Wissens habt ihr Teresa aber im Glauben gelassen, dass ihr im Textilbereich schwimmt.“

„Sie wollte das wohl so verstehen. Und plötzlich regt sie sich auch auf, weil wir bei dem Vortrag in $AndereUnistadt dort übernachtet haben.“
„Was nicht zwingend notwendig gewesen wäre.“
„Aber stressärmer. Und wir hatten ja sogar getrennte Zimmer. Außerdem wollte Benjamin auch mal wieder eine ruhige Nacht verbringen – ohne Babygeschrei.“

„Ihr hättet ihr von vornherein kommunizieren sollen, dass ihr früher eine sexuelle Beziehung hattet.“ [Hätte, hätte, .. hätte er Verena von seiner Beziehung mit Lydia erzählt, so wäre uns auch einiges an Aufregung erspart geblieben.]
„Vermutlich hätte sie dann unseren Kontakt völlig unterbunden.“
„Das mag schon sein. Zumindest würde sie sich jetzt nicht so hintergangen vorkommen.“

„Kannst du nicht mal versuchen, mit ihr zu reden?“, bat ich ihn, „mit Benjamin oder mir spricht sie nicht, aber vielleicht hört sie ja auf dich.“
Er schüttelte den Kopf: „Ich hänge mich nicht in eure Kindereien rein. Das muss Benjamin selbst mit Teresa klären.“
Da mir klar war, dass er sich nicht würde umstimmen lassen, beließ ich es dabei.

Carsten meinte dann noch, dass Teresa mich vermutlich nicht als Bedrohung wahrgenommen hat, solange sie nur meine fachliche Kommunikation (worin sie selbst ja völlig unkundig ist) mit Benjamin mitgekriegt hatte.
Erst durch die Fotos wurde ihr wohl bewusst, dass da auch noch eine körperliche Komponente in unserer Beziehung war. Dass dies inzwischen nicht mehr besteht, glaubt sie entweder nicht, oder das ist gar nicht der springende Punkt für sie.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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14 Antworten zu Das verzögerte Gespräch //1794

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Komische Freunde habt ihr …

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  2. ednong schreibt:

    Naja,
    ein Gesprächsangebot würde ich ihr schon machen an deiner Stelle. Und sie da auch nicht reindrängen, sondern bitten, es sich zu überlegen, wann sie das annehmen will. Und abwarten.

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  3. Pingback: Gerüchtet //1957 | breakpoint

  4. blindfoldedwoman schreibt:

    Du hast einen sehr verständnisvollen Mann. Die wenigsten würden wohl so reagieren, wenn sie erführen, dass ein anderer aktuell Nacktbilder von einem gemacht hat.
    Wärst Du auch so cool, wenn Carsten Dir so etwas (mit z.B. Lydia) erzählen würde?

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    • Carsten wusste es ja, wenn ich mich mit Benjamin an der Uni oder zum Schwimmen traf. Ich habe nichts hinter seinem Rücken gemacht.
      Insofern glaubt er mir, dass die neueren Fotos harmlos sind.

      Andersherum hätte er mir wohl etwas verschwiegen. Es hängt von den Einzelheiten und der konkreten Situation ab, wie ich dann reagieren würde.

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  5. Pingback: Es war einmal in #Twitterland //1976 | breakpoint

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