Glühwein-Dynamik //1774

Der folgende Dialog fand unter dem Einfluss von Glühwein statt, so dass man mir bitte Unstimmigkeiten verzeihen möge.

Es fängt schon damit an, dass ich gar nicht mehr weiß, wie wir auf das Thema kamen. Der erste Satz, an den ich mich in dem Zusammenhang erinnere war Carsten’s Äußerung: „.. und wenn ich dir Pralinen mitbringe, beträgt deren Halbwertszeit nur wenige Stunden.“
Zunächst musste ich kichern, dann meldete sich mein innerer Sheldon: „Naja, streng genommen ist das keine Halbwertszeit. Es handelt sich ja nicht um eine Reaktion erster Ordnung, sondern um eine Reaktion nullter Ordnung.“
„Was ist der Unterschied?“
„Bei einer Reaktion erster Ordnung ist die Änderung der Menge proportional zur Menge. Die Menge sowie die Reaktionsgeschwindigkeit gehen also exponentiell asymptotisch gegen 0. Bei einer Reaktion nullter Ordnung ist die Reaktionsgeschwindigkeit konstant, also unabhängig von der Menge. Die Menge wird einfach nach und nach linear aufgebraucht, bis nichts mehr übrig ist“, erklärte ich. (Oder bis zur Sättigung.)
„OK. Du trinkst deinen Glühwein ja auch nicht langsamer, nur weil deine Tasse schon fast leer ist.“
Ich warf ihm eine Grimasse zu, und schob schulmeisternd nach: „Du hast’s verstanden. Brav!“
„Und wie ist es bei Reaktionen höherer Ordnung?“, fragte er belustigt schmunzelnd nach. Ihn amüsiert meine Besserwisserei.
„Da ist die Änderung der Menge proportional zur Menge in der Potenz der Ordnung. d Menge nach dt ist minus Konstante mal Menge hoch Ordnung“, wollte ich antworten, verhaspelte mich aber etwas dabei.
„Aber wie wirkt sich das auf die Reaktionsgeschwindigkeit aus? Ist die dann auch exponentiell?“
„Da musst du schon selbst die Differentialgleichung lösen. Nach dem ganzen Glühwein fühle ich mich dazu nicht mehr imstande.“
„Ist auch nicht so wichtig. Halbwertszeit ist jedenfalls nur bei exponentiellem Abfall gerechtfertigt. Bei linearer Abnahme wäre ja nach exakt zwei Halbwertszeiten nichts mehr da.“
„Genau“, bestätigte ich nickend, „beziehungsweise e-tel-Zeit. In der Physik hast du es ja häufig mit Reaktionen erster Ordnung zu tun. Egal ob radioaktive Kerne zerfallen oder Bierschaum. Die Chemiker brauchen höhere Ordnungen. Da ist die Kinetik dann halt ein wenig anders.“

Da mich die Natur rief, setzten wir die Unterhaltung nicht weiter fort.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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6 Antworten zu Glühwein-Dynamik //1774

  1. keloph schreibt:

    und das ist ein gute nacht dialog? grandios 🙂

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Das war eindeutig nerdy !

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  3. Pingback: Tweets aus dem Fiebermonat //1964 | breakpoint

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