Shine Bright #blogparade //1748

Als Naturwissenschaftlerin zählen für mich nur Tatsachen, und nicht das, was ich vielleicht gerne hätte (auch wenn es manchmal noch so tröstlich wäre).
Ich habe ein naturalistisches Weltbild, bin also ein Bright.
Da dieser Begriff jedoch kaum jemandem etwas sagt, bezeichne ich mich auch als (atheistische) Agnostonaturalistin.
Atheistisch, weil ich an keinen Gott glaube, aber in Klammern, weil ich mich nicht über die Ablehnung von irgendetwas definieren möchte. Ich vertrete auch keinen Antitheismus, so dass ich dem ideellen Konstrukt von Göttern gar keinen Raum gebe.
Agnostisch, weil ich das aber nicht mit letzter und absoluter Sicherheit „wissen“ kann. (Und auch noch so sehr von ihrem Glauben überzeugte Gläubige, können es nicht wissen.) Ockham’s Razor lässt aber für die Existenz spiritueller Mächte nur minimalen Spielraum. Das Restrisiko, dass ich mich irre, liegt in subhomöopathischer Größenordnung, so dass ich es eingehe.
Naturalistisch, weil ich an die Natur (als immanente Realität) glaube, aber nicht an irgendwelche Mythen.

Aus meiner Perspektive sind sämtliche (monotheitischen) Religionen praktisch gleich. Unterschiede zwischen den abrahamitischen Religionen sind lediglich Hyperfeinstruktur.

So weit hatte ich das im Wesentlichen bereits als Füllartikel geschrieben, als ich auf eine Blogparade zum Thema „Gott“ aufmerksam wurde, deren Fragen ich im folgenden beantworten werde.

„Glaubst du an Gott?“
Nein.

„Warum nicht, warum schon?“
Weil ich als Naturwissenschaftlerin nur an das glaube, was sich zumindest grundsätzlich durch Experiment oder Beobachtung belegen lässt. Die Behauptung einer „Transzendenz“ ist pure Ausrede für ungeklärte Phänomene. Das Konzept einer Göttlichkeit gibt eine kausale Wechselwirkung mit Materie nicht her.

„Spürst du ihn manchmal?“
Nein. Ich habe keine Wahnvorstellungen oder Halluzinationen.

„Was hast du für Erfahrungen mit Gott gemacht?“
Wie sollte ich Erfahrungen mit etwas machen, das nicht existiert?

„Welche Religion hast du“
Konfessionslos. Siehe oben.

„Magst du die Idee von Gott oder eher nicht?“
Früher war die Vorstellung irgendwelcher Götter die Antwort auf alles Unerklärliche. Zum Glück ist das heutzutage nicht mehr nötig, so dass man von dieser spekulativen Hypothese Abstand nehmen kann. Als erwachsener, gebildeter Mensch sollte man eigentlich den Glauben an irgendwelche höheren, mystischen Mächte nicht mehr nötig haben.
Außerdem hat der angebliche Wille Gottes schon viel zu oft als Vorwand hergehalten, die grausamsten Untaten und Verbrechen zu rechtfertigen.

„Gibt es deiner Meinung nach ein Leben nach dem Tod?“
Dieser Gedanke kann einem zwar viel Trost und Zuversicht geben. Aber wenn das Gehirn als materieller Träger des Geistes tot ist, dann ist eben Schluss – genauso wie eine hinreichende Gehirnentwicklung auch nötig war, um überhaupt als Fötus oder Kind ein Bewusstsein zu auszubilden.
Nahtoderfahrungen oder ähnliches lassen sich plausibel und hinreichend durch elektrochemische Gehirnprozesse erkären.

Ich beende diesen Blogpost mit einem Zitat des von mir schon öfters in Verbindung der nach ihm benannten Diagramme erwähnten Richard Feynman: „Ich kann damit leben, etwas nicht zu wissen, aber ich möchte nicht an etwas glauben, das möglicherweise falsch ist.“

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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11 Antworten zu Shine Bright #blogparade //1748

  1. claudius2016 schreibt:

    Die Antworten könnten 1:1 von mir sein.

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  2. janxb schreibt:

    Was beim Thema „Glaube an Gott“ oft nicht bedacht wird ist, dass der Glaube und das Vertrauen an eine höhere Macht durchaus eine positive Wirkung auf uns Menschen haben kann. Glaube überwindet Ängste, Grenzen und Depression. Außerdem vereint er Menschen durch eine Gemeinsamkeit. Mir hilft ein gelegentlicher Besuch im Gottesdienst dabei, mich zu entspannen und über philosophische Themen nachzudenken, da mir dort ein entsprechender Rahmen gestellt wird. Daher finde ich den Glaube an sich durchaus sinnvoll, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang.

    Dazu muss man sagen, dass auch ich konfessionslos und nicht gläubig bin. Ich sehe aber durchaus Vorteile darin, allerdings passen davon nur manche zu meiner aktuellen Lebenssituation.

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    • Weil manche Leute mit ihrem Glauben glücklich und zufrieden sind, lasse ich ja grundsätzlich jeden glauben, was er will. („Religion ist das Opium des Volks“ – Marx)
      Solange andere durch die Religionsausübung nicht gestört werden oder ihnen geschadet wird, darf jeder machen, was er mag.

      Allerdings gibt es aber auch Fanatiker, die sich in ihre Religion verrennen, und anderen ihr Seelenheil dadurch aufdrücken wollen. Das lehne ich ab.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Ich glaube nur an das was ich sehe und an mich. Nicht mich als Gott, nein, aber mich als Person. Mit meinen Fehlern und Fähigkeiten, meinem Vertrauen in mich selbst.

    In meinem Verständnis kann und darf jeder an seine „Gottesperson“ oder „den Abgesandten“ davon glauben, solange er mich und andere damit in Frieden lässt und mein Leben nicht störend beeinflusst.

    Trotzdem besuche ich Kirchen und zünde Kerzen für meine Lieben an. Weniger um einen Gott zu bitten, sondern weil ich mit Wohl und Glück für meine nahestehenden Menschen wünsche. Und das, obwohl ich christlich erzogen, getauft und konfirmiert bin.

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