Als ich kürzlich in meinem Bücherregal nach einem bestimmten Buch suchte, fiel mir wieder ein gedrucktes Exemplar meiner Diplomarbeit in die Hände.
Ich blätterte es etwas durch, und Erinnerungen kamen hoch.
Beispielsweise, dass mein Vater den doch recht sperrigen und für Laien unverständlichen Titel auswendig gelernt hatte, und bei jeder Gelegenheit von sich gab.
Ich erinnerte mich auch, wie ich damals, als analytisch-mathematische Methoden nicht mehr ausreichten, notgedrungen Programme erstellen musste, um wenigstens numerische Ergebnisse zu erzielen. Oder dass ich die Graphiken und Diagramme erzeugte, indem ich auch dafür Programme schrieb.
Da ich nicht gleich Zeit hatte, die Diplomarbeit (immerhin fast hundert Seiten) ausführlich durchzuschauen, legte ich sie erst einmal auf meinen Schreibtisch.
Erst am Wochenende kam ich dann dazu, einen genaueren Blick hineinzuwerfen.
Deckblatt, Widmung, Inhaltsverzeichnis, Listen mit benutzen Abkürzungen, Notationen und Konventionen, Einleitung, kurze Herleitung der allgemeinen Theorie, Beschreibung und Ausführung einzelner Theorien, Konkretisierung auf das bearbeitete Thema, tabellarische Darstellung der Eingangsdaten, Berechnungen, Graphiken, Diagramme, graphische Darstellung der Rechnungsergebnisse und deren Beschreibung und Deutung, Zusammenfassung und Schlusswort, verschiedene Anhänge, Literaturverzeichnis, Danksagung, sowie eine Erklärung, dass ich die Arbeit selbst verfasst habe.
Tja .. so viel damals gewusst, so viel geschrieben.
Und wieder so viel vergessen.
ja, so ist es im leben. ich habe genau ZWEI mal meine in 5 jahren erworbenen kenntnisse der mathematik im berufsleben anwenden können. in gefühlten 32 jahren berufsleben. gereut hat es mich nicht wirklich 😉
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Mathematik brauche ich gar nicht mal so selten, auch wenn’s meist nur um eine Koordinatentransformation oder Integration geht.
Physik an sich brauche ich zwar nicht sehr oft, aber die Grundlagen sind mir präsent und die Denkstrukturen vorhanden. Das kommt mir bei technischen Thema auf jeden Fall zugute.
Das Thema meiner Diplomarbeit allerdings ist von keinerlei praktischer Relevanz, und meine damaligen theoretischen Berechnungen wurden auch schon längst durch experimentelle Messergebnisse widerlegt.
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das ist schade…..kommt aber vor 🙂
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So ist das in der Naturwissenschaft. Was der Realität widerspricht, verfolgt man eben nicht weiter.
In der Mathematik ist ein Realitätscheck durch Experimente dagegen nicht nötig.
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Du kannst stolz sein auf dieses Werk und deine Entwicklung.
Nicht alles, was man mal gelernt hat, ist später wichtig. Wichtig ist, die Zusammenhänge und Einflüsse zu kennen, um Dinge bewerten zu können.
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Stolz bin ich darauf durchaus, denn es war damals schon eine hochwertige Leistung.
Dass Theoretische Physik erst einmal keinen direkten Nutzen bringt, liegt in der Natur der Sache.
Im Rückblick hat es aber schon gepasst, auch wenn es sich herausgestellt hat, dass die von mir berechneten Hypothesen die Natur nicht korrekt beschreiben. So ist das nun mal. Andersrum wäre das auch seht überraschend gewesen.
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Du kannst mehr vergessen, als die nachrückende Generation je gewußt hat, und wirst immer noch mehr wissen.
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Um es mit Sokrates zu sagen: „Ich weiß, dass ich nicht weiß.“
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Damit weißt Du schon mehr als die meisten Menschen.
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Das klingt ja schon fast wie eine Midlife-Krise …
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Ach nein! So weit denke ich doch jetzt noch nicht.
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Ich finde Doktorarbeiten lustig – die haben auch nur seltenst was mit der späteren Tätigkeit zu tun. Ich bin auch diplomiert – das war damals irgendwie toll, ein Thema so weit auszuleuchten. Und anstrengend. Angeblich hat der Prof auch alle Arbeiten komplett gelesen…
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Der betreuende Professor muss die Arbeiten schon vollständig lesen.
Bei uns gab es ja das Gerücht, dass der Zweitkorrektor nur die Vorworte liest, und sich ansonsten bei der Bewertung dem Erstkorrektor anschließt.
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