Vom Standort zum ständigen Standard (Teil 2) //1706

[Bevor ich es mir wieder anders überlege ..]

/* CHECKING CALL STACK */
Was bisher geschah:
Nach meinem Besuch bei Standort 4 traf ich abends Harald wieder. Nach einem gemeinsamen Abendessen fand ich mich danach zusammen mit ihm in seinem Hotelzimmer.
/*CHECKING WATCH LIST */
„[..] Seine Arme umschlangen mich von hinten, und er versuchte, mich auf den Hals zu küssen.“

/* CONTINUE */
Eine schwache Libido muss sehr hilfreich sein, um Treuevorsätze einzuhalten. Ich dagegen musste mich sehr zusammenreißen, um meine Selbstkontrolle zu mobilisieren.
Ich drehte mich halb um die eigene Achse und entwand mich dabei seinen Armen.
„Diese Zeiten sind vorbei, Harald“, erklärte ich sanft.
„Wir könnten sie wieder beleben,“ meinte er.
Ich schüttelte bedauernd den Kopf: „Das wäre bestimmt schön. Aber nur für den Augenblick. Ich bin inzwischen gebunden.“
„Dein Mann braucht davon ja nichts zu erfahren.“
„Trotzdem. Es ist passé. Dir hat es damals nichts ausgemacht, deine Ute zu betrügen, aber ich habe mit meinem Mann eine verbindliche Abmachung, an die ich mich halte.“
„Bist du sicher?“
Ich seufzte: „Ja, das bin ich wohl.“
„Schade, Anne. Du hast dich in dieser Hinsicht sehr verändert.“
Beide blieben wir standhaft, so dass ich wenig später endlich ins Bett sinken konnte.

Am nächsten Morgen frühstückte (Kaffee!) ich zusammen mit Harald und einigen anderen Referenten der Fachveranstaltung im Hotelrestaurant.
Der Veranstaltungsort war nicht weit entfernt, und wie immer fand ich mich pünktlich ein – gekleidet in einem figurbetonend geschneiderten Kostüm und laufmaschenlosen Strümpfen.
Einer der Organisatoren, den mir Harald schon das letzte Mal vorgestellt hatte, übernahm die Begrüßung, und stellte dann den ersten Referenten vor. Dieser hielt einen recht interessanten Vortrag. Danach noch ein anderer, mit dessen Thema ich allerdings gar nichts anfangen konnte, zumal sein Englisch schauderhaft war.
In der Kaffeepause sprach mich einer der Teilnehmer an. Erst nachdem er ein paar Einzelheiten genannt hatte, erinnerte ich mich vage, dass ich vor Jahren einmal auf einer ähnlichen Veranstaltung mit ihm einen ONS gehabt hatte. Ich blockte sein nicht sehr subtil geäußertes Ansinnen nach einer Wiederholung ab (solch eine Häufung von Avancen hatte ich schon lange nicht mehr – da fühlt man sich als Frau doch so richtig begehrt!).

Nach der Pause übernahm es Harald wieder, mich als Referentin vorzustellen. Keine Ahnung, ob er etwas vom #Chebligate mitbekommen hatte. Es wäre typisch für ihn, dass ihm das nicht nur egal ist, sondern er es jetzt erst recht darauf ankommen lässt. Jedenfalls kündigte er mich (ähnlich wie vor zwei Jahren) als die „schönste Referentin der gesamten Veranstaltung“ an – was jedoch keine Kunst ist, da ich auch die einzige war – wovon sich das [zu mindestens 90% männliche] Publikum allerdings nicht vom Inhalt ihres Vortrags ablenken lassen solle. Ich bedankte mich mit einem anzüglichen Scherz (den ich hier leider nicht wiedergeben kann, da er auch das Thema der Veranstaltung miteinbezog), für den ich zustimmend-amüsiertes Gelächter aus dem Publikum erhielt.
Ich hatte völlig neue Powerpoint-Slides erstellt, mit denen ich dann meinen Vortrag illustrierte. Es war mir zu unsicher gewesen, eine Live-Demo vorzuführen, weshalb ich einen knapp dreiminütigen Film vorbereitet hatte, den ich zwischendurch abspielte. Ich nutzte die Gelegenheit, ein wenig Werbung für die Geräte der Firma zu machen, obwohl das eigentlich off topic war. Aber eingebettet in eine Annekdote passte es schon zum Thema, und wird potentiellen Kunden hoffentlich im Gedächtnis bleiben. Und natürlich ließ ich es mir von dieser aktuellen, unsäglich nervigen Sexismus-Debatte nicht verleiden, dennoch die eine oder andere zweideutige Formulierung miteinfließen zu lassen.
Als mein Presenter versehentlich-absichtlich auf den Boden fiel, bückte ich mich mit dem Rücken zum Publikum, um ihn aufzuheben. So sicherte ich die Aufmerksamkeit für meinen Vortrag und lockerte die ansonsten doch recht trockene Thematik auf.
Es gab ein paar Fragen aus dem Publikum, die ich einigermaßen ausführlich beantwortete.
Mein Vortrag scheint ganz gut angekommen zu sein, denn ich bekam kräftigen Applaus.

Es gab noch einige Vorträge, von denen mich aber keiner sonderlich beeindruckt hat. Aber vielleicht war ich inzwischen auch nur nicht mehr richtig aufnahmefähig.
Das Mittagessen verlief ohne sonderliche Vorkommnisse. Das Essen war in Ordnung, aber mein Kommunikationsbedarf war mittlerweile gedeckt, so dass ich mich etwas abseits niedergelassen hatte.
Die nachmittägliche Kaffeepause nahm ich noch mit, verabschiedete mich von Harald und einem anderen der Organisatoren, und erwischte gerade noch den vorgesehenen Zug in Richtung Heimat.

/* FINALIZE */
Nachts daheim mit Carsten durfte ich endlich dem Begehrtwerden nachgeben.
/* TERMINATED */

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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38 Antworten zu Vom Standort zum ständigen Standard (Teil 2) //1706

  1. keloph schreibt:

    na, so schlimm waredie (sicher) entschärfend angepasste version dann auch nicht 🙂

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    So schlimm war es doch nicht…zumindest worüber Du geschrieben hast. 😉
    Und an dieser Stelle mal ein Lob. Braves Mädchen.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Nett, wie schön du doch manipulieren kannst 🙂
    Die armen Männer.

    P.S. Du solltest nicht in fremde Hotelzimmer gehen. Vermeidung ist ein gutes Tool, um besonderen Situationen aus dem Weg zu gehen.

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  4. blindfoldedwoman schreibt:

    Sich nicht zu erinnern, mit wem man mal Sex hatte…Alkohol oder k.o.-Tropfen?

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