Als ich erst seit kurzem mit Carsten liiert war, ergab es sich von heute auf morgen, dass ich unverbereitet die IT-Abteilung recht überstürzt übernehmen musste.
Die IT-ler kannten mich damals praktisch nicht, und es ist verständlich, dass sie erst einmal Vorbehalte hatten, als ihnen da plötzlich jemand vor die Nase gesetzt wurde, dessen Kompetenz für sie nicht ersichtlich war.
Ich hatte damals nicht den Nerv, in allen Einzelheiten zu beschreiben, wie der erste Jour-fixe ablief, und da es keine so interessante Angelegenheit war, geriet es auch bald in Vergessenheit.
Eine kürzliche Diskussion jedoch über Initiationsrituale hat mich wieder daran erinnert.
So ganz genau weiß ich nicht mehr, was im Einzelnen vorging, aber eine Szene muss in etwa folgendermaßen passiert sein. (Möglicherweise war dies auch erst beim zweiten Jour-fixe – ich weiß es nicht mehr sicher.)
Nachdem ich die IT-ler begrüßt und mich selbst vorgestellt hatte, bat ich sie, sich ebenfalls reihum vorzustellen, und ein paar Sätze zu sagen, was ihre genaue Tätigkeit im Unternehmen sei, und welche spezielle Aufgaben sie hätten.
Einer der Mitarbeiter (das ist so ein Scherzbold, aber das wusste ich damals noch nicht), erzählte lang und breit, dass er u.a. für das Lochkartenarchiv und die Magnetbändersammlung, die für die Lagerung parallel zu den Magnetfeldlinien der Erde ausgerichtet werden müssen, zuständig sei.
Ich hörte ihm aufmerksam zu, und meinte schließlich sinngemäß: „Das ist aber interessant. Darüber möchte ich gerne mehr erfahren. Am besten, Sie schreiben mir darüber einen ausführlichen Bericht. 30 bis 40 Seiten dürften genügen.“ Nach kurzer Pause fügte ich lächelnd hinzu: „Und vergessen Sie auch nicht, mir eine Liste aller vorrätigen WLAN-Kabel – sortiert nach Farbe und Länge – zuzuschicken.“
Ein Raunen ging durch die Mitarbeiter, die bis dahin abwartend und teils grinsend im Besprechungsraum gesessen waren.
Durch meine Reaktion habe ich mir damals, glaube ich, schon den ersten Respekt und Anerkennung erworben.
Als nach der Besprechung die Teilnehmer wieder den Raum verließen, fragte mich besagter Mitarbeiter, ob er tatsächlich einen solchen Bericht erstellen solle. Ich schaute ihn an, und fragte: „Was glauben Sie?“
„Äh ..“
Ich lächelte huldvoll: „Selbstverständlich erwarte ich den Bericht. Mindestens 30 DIN-A9-Seiten, und auf einem Dilithium-Printer ausgedruckt.“
Ihm noch kurz zunickend verließ ich dann den Raum.
Hat dies auf MacCoach rebloggt und kommentierte:
Respekt! Aber was hat das alles mit Carsten zu tun? Ich bin verwirrt….
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Carsten als Geschäftsführer hatte mich gebeten, die kommisarische Leitung der IT-Abteilung zu übernehmen.
Ich hatte ihn hier nur zur zeitlichen Einordnung erwähnt.
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ach so! 🙂 cool geschrieben!
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Dilithium Printer – wie geil ist das denn. An meiner Grundschule hatten wir noch das Modell Hammurabi de Luxe. Oben wurden Klumpen feuchten Lehms eingeworfen und seitlich erfolgte die Ausgabe fertig gebrannter Keilschrifttafeln. DIN A 9? Na ja…
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Eine modernere Version wäre vielleicht ein Converter ASCII -> Runenschrift, und die dann 3D ausdrucken.
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Meine erste Tastatur hatte Holztasten, mit erhabenen gotischen Lettern, von Tillmann Riemenschneider handgeschnitzt.
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Ich habe ja schon im Kinderwagen Digitalisierungserfahrung gesammelt, indem ich meine Finger einzeln betrachtete.
Wenige Jahre später konnte ich mit Computern rechnen:
1 Computer + 1 Computer = 2 Computer
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Du warst schon als Kleinkind sehr helle.
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Aber auch sehr ruhig und brav.
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Ein liebes Kind Du warst. Hat sich aber gelegt, oder?
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😉
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So Scherze gibt es wohl in jeder Branche, eigentlich für Neulinge gedacht. In einer Druckerei kann man jemanden Rasterpunkte holen lassen.
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Damals war ich ja noch neu in der Firma.
Rasterpunkte .. soso .. den nächsten Azubi könnte man mal Pixel zählen lassen.
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Da gibt es sogar bei Wikipedia eine Liste zu:
„Liste der Ausbildungsinitiationsriten“
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Nach kurzem Suchen bin ich im Humorarchiv fündig geworden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Humorarchiv/Liste_der_Ausbildungsinitiationsriten
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Bei uns wollte jemand die „Feiertagsschablone“ und in der Gastro war mal die „Wasserstrahlbiegezange“ gefragt 😉
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Pingback: Die Zeit: „Sexismus am Arbeitsplatz“ | ☨auschfrei
😀 Sehr gut gekontert und hat mir heute morgen ein herzhaftes Lachen geschenkt 😀
Wünsche dir noch einen schönen Restfreitag
VG Dieter
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Dankeschön, Dieter. Auch dir noch einen schönen Tag.
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Ihr habt schon Dilithiumdrucker? Wow. Ich bezweifle allerdings, daß 30 Seiten ausreichen. Oder er druckt so klein, daß es unleserlich wird.
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Eine Fontgröße von 96pt hätte ich auch akzeptiert.
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Mein Dilithium-Drucker funzt prima, seit ich Spock traf und er mir bei der Installation geholfen hat. Es gibt halt nur keine Win7 Treiber.
Die WLAN Kabel hab ich dir in die Besenkammer gehängt. Sauber sortiert.
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Wenn erst die Kombination aus Teleporter und Zeitmaschine funktioniert, dann ist sogar WLAN-Kabelsalat kein Problem mehr.
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Das neue Zauberwort heißt erstmal Mesh. Das Beamen kommt später. Leider.
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Pingback: Oh, nein! Nicht schon wieder Tweets! //1862 | breakpoint
Gerade erst gelesen. Made my day.
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