(Un)umgänglich //1654

Sukzessive habe ich bereits einige Geschäftsführeraufgaben übernommen. Das bedeutet, dass Carsten etwas mehr Luft hat, und dadurch mehr Zeit, sich direkt im Betrieb umzuschauen.

So war er zuletzt in der Fertigung, und konnte beobachten, wie der neue Azubi eingelernt wurde. Mit der Einrichtung der Geräte hatte dieser Probleme.
Das ist schon eine ziemliche Frickelei. Da muss man mit einer Hand gewisse Bauteile nach oben halten, was Kraft kostet, und gleichzeitig mit der anderen Bewegungen ausführen, die Fingerfertigkeit erfordern. Selbst wenn man genau weiß, wie’s geht und Übung hat, dauert es einige Minuten. Aber genau das soll er ja lernen.
Der Azubi stellte sich dabei halt nicht sonderlich geschickt an, während einige andere Mitarbeiter zusahen, und mehr oder weniger hilfreiche Bemerkungen machten. Als er nicht weiterkam, fragte ihn einer der Mitarbeiter, ob er eine Freundin habe. Der Azubi lief puterrot an, und verneinte. Alle anderen, einschließlich Carsten, lachten.

„Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?“, fragte ich leicht verständnislos, nachdem Carsten mir die Begebenheit am Abend erzählt hatte.
„Wer nicht mit Maschinen umgehen kann, kann auch nicht mit Frauen umgehen“, antwortete er, als wäre das völlig selbstverständlich.

Hm .. da habe ich mir jahrelang eingebildet, Männerhumor zu verstehen .. aber diesen Spruch finde ich eigentlich nicht lustig, sondern eher männerfeindlich.
Der Azubi tut mir ein bisschen leid, muss er doch vor aller Augen diffizile Handlungen ausführen, mit denen er noch keinerlei Erfahrung hat, und deshalb nicht richtig klar kommt. Zu allem Überfluss muss er auch noch den Spott der anderen ertragen, weil er noch unbeweibt ist.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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23 Antworten zu (Un)umgänglich //1654

  1. wollesgeraffel schreibt:

    Anscheinend ist es wirklich schwierig geworden, geeignete Azubis zu finden, wie die u.a. Stelleneinzeige beweist:

    .

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  2. Hm! schreibt:

    Hm. Unmöglich. Ich hätte den Fertigungsleiter einbestellt.
    Rumstehende Kollegen die Azubis verarschen: unmöglich. Dann sollen die alten Hasen den Azubi ordentlich einlernen…

    Was soll denn das? Und dass der GF aus dem selben Holz ist ist ja auch n Unding…

    Und sich dann bei Google oder Kununu über negative Bewertungen wundern…

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    So ist das Leben, da muss er durch.

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  4. Dieter schreibt:

    Immerhin eine sinnvolle Tätigkeit.
    Zu meiner Lehrzeit als Lehrling (wie es damals noch hieß) wurden manchmal unsinnige Arbeiten übertragen und die Arbeitskollegen freuten sich darüber, wenn man beim Versuch es zu lösen scheiterte.

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  5. Leser schreibt:

    Ich kann solche Gruppendynamiken auch nicht verstehen. An der Stelle des Azubis hätte ich in dem Moment begonnen, meinen Job zu hassen, und es müsste schon viel sympathisches von den Kollegen in anderen Situationen zurückkommen, um das zu kompensieren…(eben u.a. auch dass jeder mal „dran“ ist als Ziel des Spotts). Ansonsten beißt man die Zähne zusammen und geht da durch, nur um dann später, wenn man selbst „alter Hase“ ist, zum nächsten Azubi genauso zu sein, weil man vergessen hat, wie bescheiden sich das anfühlt. Das ist doch nichts weiter als ein „wer hat den längeren“ Wettbewerb, und als solches einfach erbärmlich…

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    • Grundsätzlich herrscht im Betrieb eine gute Stimmung, und ein Zusammenhalt innerhalb der Kollegen, die einander helfen und sich gegenseitig unterstützen.
      Der Azubi musste schließlich nicht just for fun in dem Gerät rumfingern, sondern das gehört zu den Aufgaben, die er beherrschen muss.

      Bestimmte Scherze gehören halt zu den Initiationsritualen. Da muss jeder wohl mal durch, der dazu gehören will.
      Ist zwar nicht mein Stil, aber wirklich schlimm war das hier nun auch nicht.

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      • Leser schreibt:

        Genau das – „Initiationsrituale“, „dagzugehören“, „da muss man durch“ – ist es, was mich immer abgestoßen hat bei so Sachen…ich sag ja, Gruppendynamiken, darauf komm ich nicht klar…
        (Ansonsten ist Scherzen unter Kollegen – selbst wenn man der „Juniorpartner“ ist, und es somit auf die eigenen Kosten geht – auch mir nicht unbekannt und je nach Kollegen auch kein Problem, wenn es „affectionate“ rüberkommt, also nach dem Motto „Necken aus Sympathie“. Das existiert erfahrungsgemäß aber nur im kleinen Kreis von max. 3 Leuten)

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  6. ednong schreibt:

    „unbeweibt“ – was für ein schönes Wort 😉

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