Der einzige Weg, Oliven zu trinken //1646

Im Urlaub saßen wir eines Abends noch gemeinsam entspannt an einem Tisch in der Nähe der Poolbar. Carsten trank ein Bier und aß Oliven, während ich Sangria trank.

„Ob Oliven in Sangria schwimmen?“, fragte Carsten.
„Probier‘ doch lieber aus, ob sie in Bier schwimmen“, erwiderte ich, mein Glas vorsichtshalber in Sicherheit bringend.
Tatsächlich warf er eine Olive in sein Glas, die sofort unterging.

„Jetzt habe ich bewiesen, dass Oliven nicht in Bier schwimmen.“
„Nö. Du hast nur bewiesen, dass diese eine Olive nicht schwimmt. Dies auf alle anderen zu extrapolieren, wäre eine unzulässige Verallgemeinerung.“ Strenggenommen gilt das auch nur für genau dieses Glas Bier, und nur zu den aktuellen Umgebungsbedingungen, aber wir wollen ja im Urlaub nicht zu spitzfindig und pingelig werden.
„Und wie beweise ich das?“
„Indem du das Ergebnis reproduzierst, dadurch dass du noch mehr Oliven reinschmeißt“, sagte ich nicht ganz ernst gemeint, aber der Alkohol tat halt seine Wirkung.

„Wie viele denn?“
„Je mehr, desto besser. Aber du kannst nie beweisen, dass tatsächlich alle Oliven untergehen. Sobald du eine findest, die schwimmt – zum Beispiel, weil sie faulig ist und gärt – ist die Hypothese widerlegt, dass alle Oliven sinken.“

Nach der dritten versenkten Olive warf Carsten einen Kern hinein, der sofort unterging: „So, nun habe ich gezeigt, dass das Verhalten am Kern liegt.“
„Nö. Du hast nur gezeigt, dass der Kern auch untergeht. Das sagt noch nichts über das Fruchtfleisch aus.“

Er warf ein Stück Fruchtfleisch hinein. Es ging unter. „So. Was sagst du jetzt?“
„Das war doch zu erwarten. Organische Gewebe haben – bis auf Fett – eine Dichte etwas höher als Wasser. Dein Bier besteht hauptsächlich aus Wasser und Alkohol, weshalb seine Dichte etwas geringer ist. Deshalb geht die Olive unter.“

„Was ist mit Salzwasser? Das hat eine höhere Dichte.“
Ich deutete Richtung Meer. „Probier’s aus.“
„Würde das Bier auf Meerwasser schwimmen?“
„Vermutlich. Sofern es sich nicht vermischt. Der Effekt wird ja manchmal bei Cocktails benutzt, um unterschiedlich gefärbte Zutaten zu schichten. Ich gehe davon aus, dass es nur eine Frage der Salzkonzentration ist, bis die Olive schwimmt.“

Wie unsere Unterhaltung dann weiterging, weiß ich gar nicht mehr. Vermutlich wechselten wir das Thema. Da ich schon einige Cocktails intus hatte, erinnere ich mich nicht mehr.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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16 Antworten zu Der einzige Weg, Oliven zu trinken //1646

  1. Broken Spirits schreibt:

    Oliven in Bier…. also…. also, das geht zu weit!1!!11

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  2. wollesgeraffel schreibt:

    Das ist mal ein wunderbarer Schnack am Montagmorgen. Alkohol hat schon immer Dichter und Denker beflügelt.

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  3. ednong schreibt:

    Ihr habt Themen im Urlaub … 😉

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Halb betrunken ist verschenktes Geld 🙂
    Ich hoffe, die Gespräche wurden durch rechtzeitigen Schlaf oder erotische Aktionen beendet 🙂

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  5. SH aus RC im V schreibt:

    „Da ich schon einige Cocktails intus hatte, erinnere ich mich nicht mehr.“
    Also schlichtweg Filmriss = der ultimative Kontrollverlust. Und das bei dir! Ich bin erschüttert.

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