Das überlaufende Fass //1617

Als wir vor etwa zwei Jahren von Eugen und Monika zum Essen eingeladen waren, war dieser Abend so furchtbar verlaufen, dass ich Carsten angekündigt hatte, nie mehr mit ihnen essen zu wollen.
Nun ja, die Zeit verging. Carsten gelang es, seine Geschäfte mit Eugen auszubauen, und da Eugen ein paar hundert Kilometer entfernt ansässig ist, war das auch gar kein Problem.
Einmal war er letztes Jahr hier in der Stadt gewesen, aber ich hatte nur kurz mit ihm zu tun, so dass es keinen Veranlassung gab, dies im Blog zu erwähnen.

Nun allerdings ergab es sich erneut, dass er hier in der Stadt Termine hatte. Unter anderem war er auch bei uns in der Firma. Mir blieb nichts anderes übrig, als gute Miene dazu zu machen. Die meiste Zeit überließ ich es ja Carsten, sich um Eugen zu kümmern, aber ganz kam ich auch nicht drum herum. Seine nervige Albernheit war fast unerträglich, aber ich lächelte und dachte mir halt meinen Teil.
Abends lud Carsten ihn und seine Frau Monika zum Essen in ein Restaurant ein. Ach! Hätte ich mich doch einfach entschuldigen lassen, und Kopfschmerzen oder sonstwas vorgeschoben! Mit war doch klar gewesen, dass diese Gesellschaft zumindest unangenehm werden würde. Carsten hatte zwar gesagt, da müsse ich durch, aber wenn ich stur abgelehnt hätte, hätte er mich wohl daheim bleiben lassen.

Nun ja – wie vor zwei Jahren auch – zwei Teenager können sich nicht lächerlicher und peinlicher aufführen. Wenn ich Monika als nahezu kugelförmig in Erinnerung hatte, so erschien sie mir inzwischen fast breiter als hoch. (Zugegeben – das ist etwas übertrieben, aber sie hatte schon eine enorme transversale Ausdehnung, und ihre Formen könnten als Paradebeispiel für Konvexität gelten.)

Ich gebe es ja zu, mir verging ein wenig der Appetit. Trotzdem aß ich reichlich, konnte aber bei den Mengen, die unsere Gäste verdrückten, nicht mithalten.
Trotz diverser Sticheleien lächelte ich und sagte lieber gar nichts, auch wenn ich mich im Stillen schon selbst verfluchte, weil ich immer noch so höflich und geduldig blieb. Carsten war inzwischen ebenfalls auffällig wortkarg geworden.
Eugen und Monika schienen dies nicht zu bemerken, turtelten miteinander herum, machten Scherze auf Kosten anderer – z.B. auch der zierlichen Bedienung (die sich u.a. den Satz „echte Männer mögen keine Hungerhaken“ anhören musste). Ich mag das hier wirklich nicht in allen Einzelheiten wiederholen. Aber irgendwann fiel der Satz: „Nur Hunde spielen mit Knochen.“
Kurz flashte Pebbles Feuerstein vor meinem inneren Auge auf.
„Und nur Maden suhlen sich im Fett“, erwiderte Carsten ruhig und deutlich.

Auf einen Schlag waren Monika und Eugen still. Carsten winkte der Bedienung, bezahlte die Rechnung (gab der Bedienung dabei ein außergewöhnlich hohes Trinkgeld), und wir brachen etwas überstürzt auf.
„Mit denen brauchst du keine Geschäfte mehr zu machen“, meinte ich auf dem Weg zum Auto, das einige hundert Meter entfernt parkte.
„Ist mir egal. Das war es mir wert.“
„Sonst bist du Geschäftspartnern gegenüber geduldiger.“
Er faste mich um die Taille. „Du hast eine jugendliche und ranke Sanduhrfigur, die mir dir damals vor sechs Jahren, als du plötzlich in meinem Büro standest, sofort den Atem genommen hat. Aber ich meine es ernst, dass ich dich rausschmeiße, wenn du dick wirst. Bei so einem Anblick vergeht mir alles. Bei Geschäftspartnern ist es mir egal, wie sie aussehen, aber solche primitiven Vergleiche, wie die beiden sie gebracht haben, sind völlig abwegig und niveaulos. Mit solchen Leuten will ich keine Geschäfte machen.“
„Aber wo kriegst du jetzt die $Zulieferprodukte her?“
„Es gibt schon noch andere Hersteller dafür. Eugen’s Firma war halt zuverlässig und relativ günstig. Aber dafür müssen wie uns nicht alles bieten lassen.“

Um ganz ehrlich zu sein – mir zitterten etwas die Knie. Seit einem Vierteijahrhundert oder so ist es mir immer wieder passiert, dass ich mir solches Slimshaming (oft getarnt als Wohlwollen oder Scherz) anhören musste. Das hat mich in meiner Jugend immer zutiefst verletzt, und auch wenn ich mich heute nicht mehr davon verunsichern lasse, ist ein wunder Punkt geblieben.
Wie oft hatte ich mir schon vorgenommen, auf einen groben Klotz einen groben Keil zu setzen, aber dann doch immer wieder aus falsch verstandener Rücksichtsnahme einen Rückzieher gemacht. Gegen dicke Leute darf man nämlich nichts sagen. Das wäre böse! Schlanke Menschen dagegen niederzumachen, ist gesellschaftlich akzeptiert. Das fällt kaum jemandem auf.
Könnt ihr euch vorstellen, wie erleichtert ich war, nachdem Carsten den Gordischen Knoten durchschlagen hat? Es ist, als fielen all die belastenden Äußerungen der letzten Jahrzehnte von mir ab.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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47 Antworten zu Das überlaufende Fass //1617

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Schon mit 14 hat man mich oft nur auf das Äußere reduziert und ich mußte mir so einige sexuelle Belästigungen gefallen lassen. Es hat lange gedauert, bis ich mich laut und deutlich zur Wehr gesetzt habe. Ein sehr befreiender Moment.

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    • Nein, das hatte bei mir nichts mit sexueller Belästigung zu tun.
      Ich schätze, das war größtenteils intrasexuelle Konkurrenz, denn von einigen Ausnahmen fettleibiger Männer abgesehen, kamen solche Äußerungen normalerweise von Frauen.

      Es stimmt ja, dass ich in meiner Jugend zeitweise sehr dünn war, aber wenn man immer wieder solche Abwertungen hört, in einem Alter, in dem man noch leicht beeinflussbar ist, und sich in der Pubertät ohnehin erst noch mit seinem sich verändernden Körper auseinandersetzen muss, dann verunsichert einen das enorm.
      Dann wird das noch als Wohlwollen getarnt, dabei geht es ihnen entweder darum, (zukünftige) Konkurrenz auszuschalten, indem man versucht, Komplexe einzureden, oder sich selbst aufzuwerten, indem man andere niedermacht.

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  2. Dieter schreibt:

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen, zeigte doch die Reaktion deines Mannes, dass kein Blatt Papier zwischen euch passt, wie man so bei uns sagt.
    Und dies im Privaten, aber ebenso im Geschäftlichen.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Schlimme Leute, keine Frage.
    Aber egal, wie man es dreht, ob nun dünn oder dick, verbieten sich Kommentare zu der Leibesfülle von Menschen. Geschäftlich sowieso. Auch so wie hier von oben herab.

    Deswegen einem Lieferanten zu kündigen, empfinde ich aber als zu harte Reaktion.

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    • Gekündigt worden ist noch gar nichts, aber ich glaube, dass die Basis für eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung fehlt.
      Carsten schaut sich zumindest schon nach alternativen Suppliern um.

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      • Plietsche Jung schreibt:

        Weise Entscheidung.
        Ich würde an seiner Stelle nochmal unter vier Augen sprechen und das deutlich machen.

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        • Carsten wird das schon angemessen regeln.

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          • Plietsche Jung schreibt:

            Jo, Carsten regelt das schon.

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          • Leser schreibt:

            Wäre aber doch zu interessant, was dabei herauskommt. Also, ob Eugen bereit ist, über so eine Bemerkung hinwegzusehen, oder ob es dann trotz Geschäftsbeziehung einfach nicht mehr zu solchen Treffen kommt, oder ob er bereit wäre, seine Frau (von der die Peinlichkeiten wohl ausgehen) zuhause zu lassen bzw. an die Leine zu legen, um solch kindisches Verhalten zu verhindern. Oder ob er tatsächlich zutiefst beleidigt ist und keine Geschäfte mehr mit Carsten machen will, weil dieser einmal etwas gegen das ungebührliche Verhalten gesagt hat.
            Wobei, der trockene Kommentar muss ja wirklich gesessen haben, kaum zu glauben, dass sowas wirklich passiert ist. Ich hätte die Situation zu gerne gesehen, Situationskomik in Reinstform, einfach zum Brüllen! 🙂

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            • So wie ich das sehe, könnte Eugen die Geschäftsbeziehung höchstens noch retten durch eine Entschuldigung für das insgesamt ungebührliche Verhalten von ihm und seiner Frau.
              Carsten’s Bemerkung hat dagegen hat nur eine auf ihren Äußerungen aufbauende Analogie gezogen. Wenn sie sich dadurch beleidigt fühlen, ist das ihr eigenes Problem.

              „Komisch“ war die Situation übrigens nicht.

              Falls sich noch irgendetwas besonderes in dieser Angelegenheit ergibt, werde ich vermutlich schon irgendwann darüber bloggen.

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  4. idgie13 schreibt:

    Ich finde ja deren Verhalten genauso daneben wie die Aussage „Aber ich meine es ernst, dass ich dich rausschmeiße, wenn du dick wirst.“

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  5. heubergen schreibt:

    So irrt man sich, ich hatte mich dir irgendwie eher fester vorgestellt aber offenbar ist dem nicht so 🙂

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  6. ednong schreibt:

    LOL. Das Gesicht von Eugen hätte ich zu gerne gesehen … 🙂
    Aber selber schuld. Solche Aussagen gehören sich nicht bei einem Geschäftsessen.

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  7. Pendolino70 schreibt:

    Generell finde ich Menschen, die nur über andere lästern noch schlimmer als die, die nur von sich erzählen. In jedem Fall ist Menschen für ihr Äusseres zu qualifizieren ziemlich daneben.

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  8. Engywuck schreibt:

    wobei DU natürlich *niemals* Fatshaming betreibst in Deinem Blog. Weder angefangen mit „wer dick ist muss halt einfach nur weniger essen“ noch mit Bemerkungen wie denen, dass „es Dir vergeht“ wenn Du dicke Leute siehst etc. Nein nein, das würde doch niemals passieren…

    Gut, es ist Dein Blog – aber es war (auch) Eugens Essen.

    Übrigens: bei extrem dünnen Menschen muss ich immer an Anorexia nervosa denken. Artikuliere es aber nicht…

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    • Die Gedanken sind frei ..
      Ich denke mir meinen Teil, schreibe auch einiges im Blog, aber ich sage solche Äußerungen nicht anderen Leuten ins Gesicht.
      Genau das kenne ich aber von Jugend an von übergewichtigen Leuten, die schlanke Personen abwerten, ihnen ganz pauschal Magersucht unterstellen und alles mögliche andichten, und das alles ganz direkt, weil es ja „nur gut gemeint ist“.

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  9. Miria schreibt:

    Bodyshaming ist übrigens immer scheiße – egal, wie ein Körper aussieht! Egal, ob jemand dick oder dünn ist oder nur ein Bein hat: Blöde Sprüche bezüglich des Aussehens sind einfach verletzend!
    Irgendwie habe ich bei deinem Beitrag des Gefühl, du findest Bodyshaming gegenüber dicken Menschen in Ordnung…

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    • Niemals würde ich irgendwelche negativen Äußerungen machen, wenn Personen einen unverschuldeten körperlichen Makel (angeboren, Krankheit, Verletzung) haben.
      Aber Ubergewicht lässt sich (von seltenen Ausnahmen abgesehen) sehr wohl beeinflussen. Adipositas beruht auf dauerhaft übermäßigem, undiszipliniertem Essen.
      Trotzdem ist es mir völlig egal, wenn sich Leute vollstopfen und ihre eigene Gesundheit ruinieren – solange sie andere Personen ebenfalls in Ruhe lassen.

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      • Miria schreibt:

        Das heißt deinem Kommentar nach ist es für dich in Ordnung, negative Äußerungen wegen Übergewicht zu machen, weil die Personen ja selber schuld sind!? Abgesehen davon, dass du nicht weißt, ob dir jemand von den seltenen Ausnahmen gegenübersteht, weißt du wie scheiße es sich anfühlt, wegen seines Äußeren beleidigt zu werden und möchtest das dennoch anderen antun? Das ist fies und unsensibel, solltest du vielleicht mal drüber nachdenken!

        „Adipositas beruht auf dauerhaft übermäßigem, undiszipliniertem Essen.“

        Und das stimmt so auch nicht. Erzählmirnix hat beispielsweise mal sehr gut klar gemacht, dass schon eine sehr geringe Menge von Kalorien zu viel über Jahre zu Übergewicht führen kann (man nimmt dann eben pro Jahr 5 Kilo zu).
        Auch jemand, der bereits dick ist, muss nicht übermäßig essen, um das zu halten!

        Du hast haufenweise Vorurteile, wenig Ahnung und nimmst dir deshalb das Recht raus, andere Menschen aufgrund ihres Äußeren zu verurteilen und zu beleidigen! Ganz ehrlich, sollte ich dich da nicht falsch verstanden haben, bist du der erste Mensch, dem ich fiese Kommentare gönne! (und ja, ich weiß selbst wie schlecht man sich dann fühlt, besonders damals als Jugendliche, aber wer deshalb nicht auf die Idee kommt, dass das generell scheiße ist, sondern nur wenn es die eine Seite betrifft, der muss davon wohl noch mehr spüren!)

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        • Moment mal – ich habe jahrzehntelang zu diesem Thema absolut geschwiegen (und im Stillen gelitten), habe bisher noch nie IRL jemanden auf seine Dickleibigkeit angesprochen, oder auch nur „gute Ratschläge“ erteilt.
          Wenn aber Personen mit irgendeiner Eigenschaft andere Personen mit entgegengesetzter Eigenschaft wiederholt angreifen und verletzen, so ist es IMHO gerechtfertigt (nach langer Zurückhaltung) ihnen auch einmal mit gleicher Münze das zurückzugeben – lediglich als Reaktion, keinesfalls initiativ.

          In der beschriebenen Situation stand noch nicht einmal ich selbst im Zentrum der Beleidigungen, sondern die Bedienung, die zwar sehr schmal und zierlich wirkte, aber durchaus robust und gesund.
          Aber klar, wenn dicke Leute sagen „nur Hunde spielen mit Knochen“, so ist das ja ein gemütlicher, liebenswürdiger Scherz, wenn aber mein Mann daraufhin eine entsprechende Bemerkung macht, ist das eine verdammenswerte, tödliche Beleidigung.

          Nicht nur, dass „normschlanken“ Frauen die Attraktivität abgesprochen wird, nein oft werden Männer, die schlanke Frauen attraktiv finden, noch viel schlimmer diffamiert (beispielsweise die Reaktionen auf „Osterhöschen“ sind dir ja auch nicht entgangen).
          Mit Personen, die solche Aussagen machen, habe ich kein Mitleid, und keine Hemmungen, dieses Verhalten zu kritisieren.
          Meine Kritik bezieht sich nicht direkt auf die Leibesfülle, sondern auf das Verhalten, das unter dicken Personen weitverbreitet ist, schlanke Menschen (häufig unfair) anzugreifen, selbst aber überhaupt keine Gegenrede auszuhalten.

          Dicke Menschen, die ihre Körpermasse als ihr eigenes Problem sehen, bewusst versuchen, aktiv etwas daran zu ändern, und schlanke Leute nicht behelligen, sind von meiner Kritik ausgenommen. Ihnen wünsche ich alles Gute und viel Erfolg.

          dass du nicht weißt, ob dir jemand von den seltenen Ausnahmen gegenübersteht

          Die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte vernachlässigbar gering sein. Außerdem ist es völlig irrelevant, weil ich selbst ganz bestimmt nicht mit dem Thema anfange.

          dass schon eine sehr geringe Menge von Kalorien zu viel über Jahre zu Übergewicht führen kann

          Exakt das, was ich geschrieben hatte.
          * „dauerhaft“ = „über Jahre“ – gelegentliches über die Stränge schlagen macht nicht gleich etwas aus.
          * „übermäßig“ – auch eine „sehr geringe Menge“ über dem tatsächlichen Verbrauch zuviel ist zuviel, und kann sich im Laufe der Zeit kumulieren.
          Das merkt man früher oder später, und wenn man dann nicht gegensteuert, so ist das eben
          * „undiszipliniert“.

          wenig Ahnung

          Immerhin genügend Ahnung, um zu wissen, dass Fettmasse nicht einfach aus dem Nichts entsteht.

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          • Irenicus schreibt:

            Miria… 5kg pro Jahr sind ca 35000 kilokalorie im ersten jahr! Das sind ca. 100 kcal pro tag. Oder eine Tafel Schokolade pro Woche zu viel.
            Aber durch diese 5kg steigt dein bereits dein täglicher Grundumsatz um ca 75kcal
            Wenn du im zweiten Jahr, also weitere 5kg zu nimmst sind es bereits zwei Tafeln…

            Im 8. Jahr sind wir bei einer Tafel pro Tag, die derjenige zu viel isst…

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          • Miria schreibt:

            @Anne:
            „Wenn aber Personen mit irgendeiner Eigenschaft andere Personen mit entgegengesetzter Eigenschaft wiederholt angreifen und verletzen, so ist es IMHO gerechtfertigt (nach langer Zurückhaltung) ihnen auch einmal mit gleicher Münze das zurückzugeben – lediglich als Reaktion, keinesfalls initiativ.“

            Darum ging es in meinem Kommentar überhaupt nicht. Ich habe mich ganz allgemein auf deine hier deutlich gewordene Einstellung bezogen, nicht auf die Situation im Artikel. Es steht außer Frage, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss!

            „Aber klar, wenn dicke Leute sagen „nur Hunde spielen mit Knochen“, so ist das ja ein gemütlicher, liebenswürdiger Scherz, wenn aber mein Mann daraufhin eine entsprechende Bemerkung macht, ist das eine verdammenswerte, tödliche Beleidigung.“

            Also bitte! Ich glaube nicht, dass ich so etwas irgendwo mal gesagt habe! Im Gegenteil: Ich habe gesagt, dass Bodyshaming immer scheiße ist! Klingt doch irgendwie nicht so als wären Beleidigungen gegenüber dünnen Menschen in Ordnung, oder?
            Im Übrigen gebe ich dir Recht, dass das weit häufiger vorkommt als Beleidigungen gegenüber dicken Menschen. Mit Unter- bis Normalgewicht habe ich selten Komplimente und öfter dumme Sprüche gehört, das sieht heute ganz anders aus!

            „Nicht nur, dass „normschlanken“ Frauen die Attraktivität abgesprochen wird, nein oft werden Männer, die schlanke Frauen attraktiv finden, noch viel schlimmer diffamiert (beispielsweise die Reaktionen auf „Osterhöschen“ sind dir ja auch nicht entgangen).“

            Dann sollte dir auch nicht meine Reaktion auf die Osterhösschen entgangen sein und du solltest wissen, dass du bei mir mit Vorwürfen diesbezüglich an der falschen Adresse bist!
            Attraktivität liegt im Auge des Betrachter – ganz einfach. Und es ist nunmal so, dass die Mehrheit etwas fülligere Frauen (nein, keine Person, die schon fast den Weg entlang rollt) attraktiver finden. Da musst du mit leben oder eben an deinem Körper arbeiten (was du wohl nicht willst, da dein Mann ja so eindeutig mit dir zufrieden ist.

            „Meine Kritik bezieht sich nicht direkt auf die Leibesfülle, sondern auf das Verhalten, das unter dicken Personen weitverbreitet ist, schlanke Menschen (häufig unfair) anzugreifen, selbst aber überhaupt keine Gegenrede auszuhalten.“

            Wow! Vorurteile über dicke Menschen (es sei weit verbreitet, schlanke anzugreifen) helfen jetzt auch nicht wirklich weiter.

            „Dicke Menschen, die ihre Körpermasse als ihr eigenes Problem sehen, bewusst versuchen, aktiv etwas daran zu ändern, und schlanke Leute nicht behelligen, sind von meiner Kritik ausgenommen. Ihnen wünsche ich alles Gute und viel Erfolg.“

            Überleg mal, wie folgende Aussage bei dir ankommen würde:
            „Meine Kritik bezieht sich nicht direkt auf den dürren Körper, sondern auf das Verhalten, das unter dünnen Personen weit verbreitet ist, dicke Menschen (häufig unfair) anzugreifen, selbst aber überhaupt keine Gegenrede auszuhalten. Dünne Menschen, die ihren Körper als ihr eigenes Problem sehen, bewusst versuchen, aktiv etwas daran zu ändern und füllige Leute nicht behelligen sind von meiner Kritik ausgenommen. Ihnen wünsche ich alles Gute und viel Erfolg.“

            Merkst du selbst, dass das eine fiese Aussage der Art ist: Du bist scheiße, so lange du nicht den Willen hast, dich so zu ändern, dass du meinen Vorstellungen entsprichst. Auch wenn du nicht oft im RL gegenüber anderen Menschen solche Aussagen tätigst, zeigt hier aber deine Einstellung sehr deutlich.
            Ich selbst bin mit meinem Körper jetzt übrigens um einiges glücklicher und selbstbewusster als mit einem Körper, der nicht mal die Hälfte von dem wog, was ich jetzt wiege und ich sehe überhaupt keinen Bedarf, warum ich daran etwas ändern sollte!

            „* „übermäßig“ – auch eine „sehr geringe Menge“ über dem tatsächlichen Verbrauch zuviel ist zuviel, und kann sich im Laufe der Zeit kumulieren.“

            „übermäßig“ wird allgemein als „große Menge“ über dem tatsächlichen Verbrauch verstanden – auch wenn die lexikalische Definition vermutlich deiner entspricht.
            Der Punkt ist einfach, dass man auch nicht genau weiß, wie viele Kalorien man verbraucht, alles sind ungefähre Schätzungen und natürlich kann man sich dabei problemlos um 50 oder 100 verschätzen.

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            • auf deine hier deutlich gewordene Einstellung

              Wenn Fatshaming in Äußerungen besteht wie
              * „Übergewicht ist ungesund.“
              * „Wer abnehmen will, soll weniger essen.“
              * „Ich finde dicke Menschen unattraktiv.“
              .. ja, dann halte ich das für legitim.

              Ich glaube nicht, dass ich so etwas irgendwo mal gesagt habe!

              Dass du das gesagt hast, habe ich nicht behauptet. Aber solche Auffassungen sind unter übergewichtigen Menschen weitverbreitet.

              Dann sollte dir auch nicht meine Reaktion auf die Osterhösschen entgangen sein

              Mir ist auch nicht entgangen, dass du dort in den Kommentaren einige Äußerungen gemacht, die zumindest grenzwertig sind, um es mal vorsichtig auszudrücken. Also lehn‘ dich nicht zu weit aus dem Fenster.

              Und es ist nunmal so, dass die Mehrheit etwas fülligere Frauen (nein, keine Person, die schon fast den Weg entlang rollt) attraktiver finden.

              Das ist schlicht und einfach falsch, auch wenn du das offenbar gerne so hättest. Nach Studien liegt das Attraktivitätsmaximum bei einem BMI von etwa 22kg/m^2.

              Vorurteile

              Nennt sich auch Lebenserfahrung.

              Überleg mal, wie folgende Aussage bei dir ankommen würde:

              Du verkennst völlig, dass es sich nicht um ein symmetrisches Problem handelt.
              Abnehmen ist mit ausreichend Selbstdisziplin möglich, Zunehmen praktisch nicht. Insofern hinkt dein Vergleich sehr.

              Merkst du selbst, dass das eine fiese Aussage der Art ist: Du bist scheiße, so lange du nicht den Willen hast, dich so zu ändern, dass du meinen Vorstellungen entsprichst.

              Was ist denn das für eine Unterstellung! Ich habe nie etwas geschrieben, was eine solche Interpretation rechtfertigen würde. Meinetwegen kann jeder rumlaufen, wie er will.
              Ich mag auch keine Rosinen, und kann nicht verstehen, wie jemand diese widerlichen Dinger essen mag. Muss sich deswegen jemand beschämt fühlen, nur weil er sie gerne isst? Nö.

              sehe überhaupt keinen Bedarf, warum ich daran etwas ändern sollte

              Dann lass‘ es eben. Mir ist das egal, und ich mache niemandem Vorschriften.

              wie viele Kalorien man verbraucht, alles sind ungefähre Schätzungen und natürlich kann man sich dabei problemlos um 50 oder 100 verschätzen

              Eine Abweichung von 100 Kalorien ist vernachlässigbar. 100 Kilokalorien sind da schon relevanter. Aber wenn man sich heute um 50kcal nach oben, morgen um 100kcal nach unten verschätzt, mittelt sich das im Laufe der Zeit wieder heraus – es sei denn, man macht einen systematischen Fehler, dann sollte man das aber nach einiger Zeit bemerken und korrigieren.

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  10. baerlinerin schreibt:

    Wow. Respekt! Dein Mann ist ein wahrer Gentlemen und weiss, solchen Äußerungen zum richtigen Zeitpunkt ein Ende zu setzen. Auch wenn es beruflich gesehen die Beendigung der Geschäftsbeziehung mit Eugen zur Folge haben kann. – Du hast wirklich einen Sexer im Lotto mit ihm. 🙂

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