Ein Ende //1602

Einige von euch haben vielleicht schon mitbekommen, dass ich das Profilbild meines Twitteraccounts austauschen wollte. Aber alle Bemühungen auch mit anderen Browsern, auf anderen Rechnern, oder mit anderen Bildformaten schlugen fehl.
Das ist zwar keine Tragödie, aber lästig, und es trug dazu bei, dass ich ziemlich genervt am Dienstag Nachmittag war. Im Büro hatte es auch einige Misslichkeiten und kleinere Ärgernisse (das alles auszuführen, würde zu weit führen, zumal es alles vergleichsweise unerheblicher Kleinkram war) gegeben, so dass ich bereits recht schlecht drauf war, als dann der wirkliche Tiefschlag kam.

Aber der Reihe nach ..
Arthur war ein Studienfreund von mir. Er war erst nach dem Vordiplom zu uns an die Uni gekommen. Ich traf ihn öfter auf dem morgentlichen Weg zu den Vorlesungen. Wir machten dann eines der F-Praktika (ach, ich erinnere mich noch gut, wie wir witzelten, als wir alleine in einem Raum unter Rotlicht zusammen waren) gemeinsam, lernten zusammen für Prüfungen, und unternahmen auch hin und wieder abends etwas miteinander.
Unsere Freundschaft blieb im Wesentlichen (allerdings nicht völlig, aber das ist jetzt irrelevant) auf einer kumpelhaften Basis. Arthur hatte eine feste Freundin in einer anderen Stadt, und ich forcierte auch keine körperliche Annäherung (von physikalischen Näherungen mal abgesehen).
Nach Studienende blieben wir in Kontakt, auch wenn wir aufgrund der Entfernung nur noch Mails austauschten. Länger als drei oder vier Monate war eigentlich nie Funkstille, zeitweise schrieben wir uns fast täglich.
Nach seinem Geburtstag letzten Herbst hörte ich das letzte Mal von ihm, zu Weihnachten schon nicht mehr. Ich erklärte mir das, dass er vielleicht beruflich gerade viel um die Ohren hatte.
Als er mir auch zum Geburtstag nicht schrieb (in all den Jahren war er zwar ein oder zwei Mal ein paar Tage zu spät gewesen, hatte ihn aber nie ganz vergessen), begann ich, mir Sorgen zu machen. Ich schickte ihm also eine Mail, und erhielt wieder keine Antwort. Bei einem zweiten Versuch ebenfalls kein Ergebnis.
Ich erinnerte mich daran, dass er erwähnt hatte, dass er einen anderen unserer früheren Kommilitonen gelegentlich sieht, weil dieser in der gleichen Stadt arbeitet. Mit diesem hatte ich zwar keinen Kontakt mehr, aber dank Google konnte ich ihn ausfindig machen und anschreiben.

Nun ja .. am Dienstag Nachmittag erhielt ich seine Antwort:
Arthur war Ende letzten Jahres bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Da verschwindet ein Mensch, den ich sehr gemocht hatte, einfach so – endgültig und unvorhergesehen – aus dem Leben, und ich kriege das nicht mit, und erfahre es erst mit großer Zeitverzögerung.
Er hatte noch Pläne für die Zukunft gehabt, die er jetzt alle nicht mehr realisieren wird.

Etwas Trost und Aufmunterung hätte mir gut getan, aber Carsten kam erst spät in der Nacht von einem Kunden zurück.
Ich war den ganzen Mittwoch über irgendwie zitterig und unkonzentriert, brachte nichts so richtig zustande. Auch jetzt noch bin ich nicht wieder über diesen Verlust hinweg. Obwohl wir nur sporadisch und über eine größere Entfernung kommuniziert hatten, war Arthur doch immer, seit ich ihn kenne, eine Konstante in meinem Leben gewesen, und er hatte mir immer wieder Rückhalt und Zuspruch gegeben.
Ich vermisse ihn.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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20 Antworten zu Ein Ende //1602

  1. ronin schreibt:

    Das tut mir leid. Ich weiß, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber dass man es nicht mal mitbekommt, das ist schon hart.
    Ich mag mir nicht ausmalen, wie es Dir gerade geht.

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  2. heubergen schreibt:

    Mein Beileid, du hast sicher viele schöne Erinnerungen welche nun umso wichtiger werden.

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  3. baerlinerin schreibt:

    …ich weiss genau, was du meinst. Ich bedauere deinen Verlust um einen guten Freund und ein Stück deines Lebens sehr. – Ich brauche auch immer 1-2 Tage (selbst bei Nachbarn oder Jugend-Idolen, wie es Prince für mich war), um nicht mehr 24/7 daran zu denken und auch nicht mehr zu weinen. Bei wenigen Menschen und allen Vierpfötern trifft es mich noch ärger. Ich weiss, du kannst mit Hunden nicht so viel anfangen, aber den Tod meiner Hündin vor 4 Jahren habe ich bis heute nicht verkraftet und denke – ungelogen – jede Stunde des Tages mindestens einmal an sie. Das Leben ist endlich und durch solche Nachrichten und Verluste wird einem das immer wieder auf`s Neue bewusst. Geniessen wir besser das Hier und Jetzt und verschieben wir nicht mehr so viel.
    Lieben und Leben, sage ich immer. ❤ Möge es Arthur gut gehen, wo auch immer er jetzt (ja, ich glaube als Atheist an so eine unbekannte Welt voller Seelen um uns herum) auf dich schaut. :-* LG, Elli

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    • Die Nachricht von seinem Tod hat mich schon sehr getroffen, aber es nützt ja niemandem, wenn ich mich da jetzt reinsteigere.
      Das Leben beginnt, und es endet auch irgendwann. So sehr einen das erschüttern mag – so ist es eben.

      An meine Katzen denke ich auch noch oft zurück. Der akute Schmerz ist längst nicht mehr da, aber eine implizite Trauer wird wohl immer bleiben – auch wenn es schon Jahrzehnte her ist.

      Danke, Elli.

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  4. idgie13 schreibt:

    Das tut mir leid.

    Wenn jemand (für einen selbst) so plötzlich einfach weg ist, muss man den Schlag erst mal verkraften. Mir ging es beim Klassentreffen vor mehr als 5 Jahren so, als ich mich auf einen damaligen Mitschüler total gefreut hatte und dann erfuhr, dass er bereits an Krebs verstorben war.

    Oder ein lieber Blogfreund, den ich nach wie vor sehr vermisse.

    Konnte Carsten Dich etwas auffangen später am Abend?

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  5. Plietsche Jung schreibt:

    Oje, das tut weh. Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Unfall, Suizid, all das Leid kann auf einen zukommen und treffen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und gute Gedanken an ihn. Er soll nie vergessen sein.

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  6. wollesgeraffel schreibt:

    Es tut mir Leid für Dich. Du hast nicht aufgegeben, wie so viele es tun würden, wenn Mails eine Zeitlang nicht beantwortet werden. So etwas ist selten, und wenn es, wie Elli schreibt, eine unsichtbare Welt voll von Seelen um uns gibt, hat Dein Freund es erfahren.

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    • Nachdem wir solange den Kontakt gehalten haben, wollte ich ihn nicht einfach abreißen lassen.
      Es kam mir merkwürdig vor, nichts mehr von ihm zu hören. Mit dem schlimmsten hatte ich allerdings nicht gerechnet.

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      • wollesgeraffel schreibt:

        Damit rechnet man nie, doch wenn man über 60 ist und lange nichts von einem Freund gehört hat, fürchtet man die Todesnachricht. Die Erfahrung hat man ja schon gemacht. Es ist nun so, daß in dieser Zeit die Menschen immer vereinzelter ihr Leben meistern müssen und unsere Lieben und Freunde im ganzen Land und darüber hinaus verteilt sind. Wissen die Nächsten eines Toten nichts von dessen Freunden und Bekannten wird niemand benachrichtigt. Das ist das Traurige des modernen Lebens.

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  7. Jezek1 schreibt:

    Hier ein Auszug aus meinem Blog; passend zum Thema:

    Was hält uns noch?

    Die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Jungs liegt aktuell bei 77 Jahre und 6 Monate.

    Nehme ein Maßband und scheide es bei 77,5 cm durch. Dies ist Deine mögliche Lebenslänge.

    Dann schneide die Jahre, die schon hinter Dir liegen, ebenso ab.

    Der verbleibende Rest ist das, was noch vor Dir liegt.

    Schau Dir diesen Rest genau an. Sehr genau.

    Worauf wartest Du noch?

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  8. Pingback: Femmentare #Hatespeech | ☨auschfrei

  9. ednong schreibt:

    Das ist das Leben. Es beginnt – und endet genauso unvermittelt. Hat sicher Vorteile genauso wie es Nachteile hat. Dennoch: man hat es nicht in der Hand.

    Also bleibt einem nur der Genuß. Denk an das Positivie mit ihm. Und da du nun mit Gewißheit weißt, dass er tot ist, ist auch deine Unwissenheit beendet.

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  10. Pingback: Verweißt auf Twitter #ffffff //1815 | breakpoint

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