In the Kindergarden //1588

Auf meinem anderen Blog ging es neulich auch um Kindergärten.
Zwar hatte ich einen Teil meiner Erinnerungen daran schon mal gestreift, ich nehme es aber noch einmal zum Anlass, etwas ausführlicher auf meine Kindergartenzeit einzugehen.
Die ist lange her, und meine Erinnerungen daran vage und lückenhaft, so dass ich vielleicht schon das eine oder andere durcheinander gebracht habe.
Es ist mir durchaus klar, dass heutzutage nicht alle Kinderbetreuungseinrichtungen so sind. Ich beschreibe lediglich, was ich persönlich erlebt habe, und was mir davon im Gedächtnis geblieben ist – ohne auf andere zu schließen.

Bei uns im Städtchen gab es einen katholischen Kindergarten, der von einer Ordensschwester („Schwester Kindergärtnerin“) geleitet wurde. Zur Verstärkung hatte sie sich eine junge Frau aus einem angrenzenden Dorf hinzugezogen. An mehr Personal erinnere ich mich nicht.
Ich ging überhaupt nicht gerne in den Kindergarten. Da waren so viele laute Kinder, die nur immer herumschrien und herumrannten.

Oft mussten wir nach draußen in den Hof, wo ein Sandkasten und ein paar Spielgeräte waren. Die Schaukel war meist besetzt, also saß ich für gewöhnlich halt am Rande des Sandkastens (sonst erinnere ich mich nicht an Sitzgelegenheiten – bloß die Kindergärtnerinnen hatten zwei Stühle), um meinen Gedanken nachzuhängen. (Meine Mutter kam wohl einige Male am Kindergarten vorbei, als sie auf dem Weg zu unserem an der Stadtmauer gelegenen Garten oder zum Einkaufen war, und sah mich am Sandkasten sitzen. Sie erzählte dann immer, ich hätte so alleine und einsam ausgesehen. Mag sein. Das hat mir nie etwas ausgemacht, schon eher die Störungen, wenn mich andere Kinder unvermittelt ansprachen.)
Einige Male ergatterte ich eine Stange am Klettergerüst, wo ich einen Überschlag oder Purzelbaum oder wie immer das heißt, machte.
An besonders heißen Tagen verteilten die Kindergärtnerinnen warmen, süßen Tee in Plastikbechern. Ansonsten brachte jeder sein Pausenbrot selbst mit.
Es wird schon seinen Grund gehabt haben, dass es sonst keine Getränke gab. Die Toiletten dort erschienen mir so widerlich, dass ich mich nicht überwinden konnte, sie zu benutzen, was aber auch nur ein- oder zweimal nötig gewesen wäre.

Im Winter durften wir drinnen bleiben.
Manchmal durften wir frei spielen. Am liebsten war mir eine Art Holzpuzzle, bei dem man verschiedene Teile kombinieren musste. Dazu musste man zumindest ein klein wenig das Gehirn einschalten.
Nur sehr flüchtig kommt mir in den Sinn, dass es manchmal einen Stuhlkreis gab, und wir müssen auch gelegentlich etwas gebastelt haben.
Insgesamt waren IIRC etwa 40 bis 50 Kinder da, die zeitweise in zwei Gruppen eingeteilt wurden – die 3- bis 4-jährigen, und die 5- bis 6-jährigen. Da ich mich vorzugsweise mit älteren Kindern abgab (wenn überhaupt), war mir das gerade in den ersten Jahren unangenehm.
Manchmal mussten wir uns um Tische setzen, den Kopf auf die verschränkten Arme, um zu schlafen. Alle Kinder mussten dabei in die gleiche Richtung schauen, um nicht schwätzen zu können. Ich konnte da nie schlafen. Ich kann generell nicht tagsüber schlafen (es sei denn, ich bin krank). Das war langweilig und lästig.

Dann erinnere ich mich noch – äußerst vage und verschwommen – an einen kleinen Jungen, mit dem die Kindergärtnerinnen Probleme hatte, weil er oft nicht machte, was sie sagten. Aus irgendeinem Grund hörte er dann nur auf mich, und ich wurde geholt, um mit ihm zu reden. Er starb dann aber an irgendeiner Krankheit – keine Ahnung, welche. Ich erinnere mich noch dunkel, dass ich mit auf der Beerdigung war.

Manchmal gab es Feiern im Kindergarten. Beispielsweise Fasching, wo man sich verkleiden musste. Davon habe ich noch meine Abneigung gegenüber Dirndln.
Bei einer anderen Gelegenheit musste ich mit einem etwas älteren Jungen tanzen, der aber mindestens einen halben Kopf kleiner war als ich. Die Kindergärtnerinnen fanden das so „süß“, für mich war es demütigend.

Die einzig positive Erinnerung an den Kindergarten war die Abschlussfeier.
Die Kinder, die in die Schule kamen, durften Theater spielen. Da ich so groß und „altklug“ war, bekam ich die Rolle der Mutter, die in diesem Stück heimkommt, nachdem ihre Kinder ein Chaos angerichtet haben. Die Mutter schaut sich um, erhebt belehrend den Finger, und sagt einen einzigen Satz, der bei uns in der Familie als Sprichwort in unseren Sprachgebrauch eingegangen ist.
Mein Vater erwähnt die Vorführung und meine schauspielerische Darstellung auch heute immer noch bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Vermutlich ist das der Grund, warum ich diese Theateraufführung nicht auch schon längst vergessen habe.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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25 Antworten zu In the Kindergarden //1588

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Viel anders ist das heute auch nicht. Außer, dass die Kinder heute freien Zugang zu Wasser haben, wenn sie Durst verspüren.
    Für kleine Kinder gibt es noch oft den totalitären Schlafzwang.
    Da die Betreuung häufig bis 16 Uhr geht, kommen die Kinder in den Genuß von Mittagessen. (wenn man das denn so bezeichnen möchte, jedenfalls verzichten die Erzieherinnen häufig darauf)

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  2. idgie13 schreibt:

    Viel Erinnerung an den Kindergarten habe ich auch nur. Ich weiss, dass ich nicht gern und nur selten gegangen bin. Vormittags hab ich immer gesagt, ich geh nachmittags und nachmittags hab ich gesagt „ich spiel grad so schön“. Wenn ich denn hin musste, hab ich immer das gleiche Puzzle gebaut. Singen, turnen, Gruppenspiele waren nicht so meins.

    Mit 5 hab ich mich dann selbst zum Frühtest für die Schule angemeldet, weil ich es im Kindergarten so unglaublich langweilig fand und ich ja eh schon lesen konnte.

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  3. Dieter schreibt:

    Mir blieb das zum Glück erspart.
    Bereits nach dem ersten Probetag wurde meine Mutter gebeten, von weiteren Besuchen abzusehen.
    Meine Schwester hatte wie so oft wegen jeder Kleinigkeit mit den anderen Kindern streit angefangen und ich als kleiner (großer) Bruder musste ihr dann beistehen.
    Das war den Kindergärtnerinnen zu viel Tumult.

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  4. heubergen schreibt:

    Der Kindergartenbesuch ist/war bei uns obligatorisch, dementsprechend gab es darüber auch keine Diskussion. Er ging von Morgen bis zum Mittag, dann nachhause und am Nachmittag nochmals einige Stunden. Ich ging gerne dorthin und ich kann mich auch nicht daran erinnern dass es mir dort langweilig war. Nur einige ältere nerven mich und einen Freund beim Weg zum Kindergarten.

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  5. vagina > logic schreibt:

    Strukturell verwirrte.
    Kindergärtnerinnen.
    Neid. Abscheu. Hass.

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    • vagina > logic schreibt:

      Kinder dürfen froh sein, die sind nur drei Jahre in diesem Teufelsgarten, mit den Frauen passiert da viel schlimmeres.
      Erstmal fünf Jahre auf Neid gebürstet. „Wir müssen fast mehr lernen als Lehrerinnen! So unfair, dabei ist die Phase in der wir Kinder versäuen viel wichtiger und dann verdienen wir auch noch weniger und bekommen Rückenschmerzen, denn wir reden mit Kindern auf Augenhöhe.“
      Dann erwächst daraus Abscheu. Die Gärtnerin ist ja nur höchste Gehaltsklasse im ÖD, das kann und darf sie aber nicht einsehen, denn die Kirchen, ja, die ewig bösen, auf die man so fein alles abschieben kann und die für jede auch noch so sehr an den Haaren herbeigezogene einfache Erklärung brav herhalten, haben autonome Tarife. Und welch Teufelswerk, wollen zumindest keine grünen-trans-pederastischchen am Gemüse wissen.
      Also verabscheut man den Müllmann, der ja für seine unwichtige Arbeit viel zu viel verdient wie die Pest. Den Witz nicht mal mehr begreifen könnend.
      Am Ende stirbt es sich dann alleine in wohliger Hasseswärme.

      Seid froh, nur das Gemüse zu sein, nicht die ‚Gärtnerinnen‘.
      Und esst ruhig ab und an einen Apfel. :-p

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    • So genau erinnere ich mich nicht mehr.
      Nur, dass sie sich ihre Arbeit durchaus gemütlich eingerichtet haben.

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      • vagina > logic schreibt:

        Ich mein das nicht einmal so böse wie es sich liest, habe nur eine handvoll davon in der Familie.
        Eine besonders tragisch, Opfer der ersten Scheidungswelle im Nachkriegsdeutschland.
        Macht keinen Spaß Verwandte auf dem Todesbett liegen zu sehen mit literarischen Ergüssen names ‚Der Mann ist das Problem‘ neben sich. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gisela_Pauly)
        Dadurch konnte ich als Kind schon mal den Verein für Alleinerziehende Mütter kennen lernen.
        Zum Glück nicht meine Mutter, die ist solchen ‚Vereinen‘ fern geblieben, aber an meiner Cousine kann ich sehen, wie sich die Untaten dieses parasitären Rattenpacks weiter vererben, weit über den Tod ihrer ersten Opfergeneration hinaus … beschleunigend.

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  6. ednong schreibt:

    Welcher Satz denn?
    Da hab ich dann wohl viel Glück gehabt, ohne Kindergarten im Freien spielen zu dürfen …

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  7. wollesgeraffel schreibt:

    Und ob man im Freien gut spielen kann. Drachen steigen lassen, Fußball spielen, Radfahren, Erdhöhlen bauen, im Wald Hütten und Geheimverstecke errichten, Cowboy und Indianer spielen, Feuer machen und Bruzzelbrei kochen, Kartoffelfeuer zur Erntezeit, Stichlinge, Frösche und Blutegel fangen, Schwimmen (im Rhein-Herne-Kanal, streng verboten), Verstecken und Fangen spielen, Flitzebogen basteln, Rindenschiffe schwimmen lassen, Brombeeren sammeln, Klee suchen für Nachbars Kaninchen, Obst klauen, ich könnte ewig weitermachen, uns fielen ja immer neue Spiele ein. Was es alles zu sehen gab, die Feldbahn, im Kanal fuhren noch Schleppzüge, vor jeder Brücke klappte der Radschlepper den Schornstein nach hinten, ein Riesenspektakel, wenn der Laternenmann die Gaslaternen anzündete war er von einem Schwarm kleiner Jungen umgeben, ach ja, zur Kartoffelzeit, da hatten wir Kartoffelferien, hat mich mein Opa, der einem Bauern half, die Säcke mit den Einkellerungskartoffeln zu schleppen, auf dem Anhänger mitgenommen. Der Horror meiner Kinderzeit war der Löffel Lebertran morgens vor dem Schulweg und die Familienflasche Jod, die bei allen Wunden gebraucht wurde, war schlimmer als die Verletzung. So das beende ich jetzt, sonst schreib ich noch bis zum Abend.

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    • Für die meisten dieser Beschäftigungen, muss man zu mehreren sein.

      In den Wald oder die städtischen Anlagen wäre ich schon gerne gegangen, aber das erlaubten mir meine Eltern im Kindergartenalter noch nicht alleine, weil ich mich verlaufen könnte, oder vor ein Auto laufen, ..

      Bei uns war die Kartoffelerntezeit etwa gleichzeitig wie der Schuljahresbeginn.
      Meine Mutter hat da immer Bekannten geholfen, einige Male war ich auch dabei. Immer zwei Personen zusammen mit zwei Körben. Die großen Kartoffeln in einen Korb, die kleinen zu den „Säuäädäbfln“, die an die Schweine verfüttert wurden.

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