Seit geraumer Zeit schon arbeitet Verena bei uns in der Firma zur Überbrückung als Praktikantin.
Carsten hat sie bereits mehrfach gedrängt, sich einen anderen Job oder besser einen Ausbildungsplatz zu suchen, teilweise in recht scharfem Ton.
Gestern sprach sie mich morgens, als ich in die Firma kam, an.
„Anne, kann ich mal mit dir sprechen? Ich würde ja auch gerne mit Papa, aber der ist heute nicht da, und wenn, hätte er eh keine Zeit.“
Ich überlegte kurz, welche Termine ich heute hätte, und antwortete ihr dann, dass sie gegen zwei in mein Büro kommen solle, sofern die Angelegenheit nicht noch dringlicher sei.
Sie nickte bestätigend, und suchte mich dann am Nachmittag auf.
„Ich habe einen Ausbildungsplatz gefunden, und kann deshalb bald nicht mehr hierher zum Arbeiten kommen.“
„Das freut mich für dich. Und deinen Vater bestimmt erst recht. Wie lange bist du noch da?“
„Das Ausbildungsjahr beginnt im September, aber ich soll schon früher dort anfangen, um mich schon vorzubereiten, und das eine oder andere zu lernen.“
„Schön, dass das so klappt. Welchen Beruf erlernst du dann?“
„Reisefachfrau.“ (Alarmstatus gelb.) „Eine alte Freundin meiner Mutter hat ein Reisebüro und stellt mich ein.“ (Alarmstatus orange.) „Übrigens ist das das Reisebüro, das damals eure Hochzeitsreise organisiert hat.“ (Alarmstatus rot.)
Ausgerechnet .. da gibt es hunderte Ausbildungsbetriebe, die in Frage kämen, tausende potentieller Arbeitgeber, aber gerade dorthin muss sie geraten! Nun ja, ich habe es schon gemerkt, dass es schwierig für sie ist, eine passende Stelle zu finden, insbesondere als Alleinerziehende. Da ist persönliche Bekanntschaft sicherlich hilfreich. Carsten hatte es ja abgelehnt, seine Beziehungen spielen zu lassen.
Naja, im Grunde kann es mir gleichgültig sein, wo sie genau arbeitet.
Ich ließ mir nichts anmerken, sondern erklärte ihr, dass ich das zur Kenntnis genommen hätte, und die Neuigkeit am Abend ihrem Vater mitteilen würde, der dann vermutlich in den nächsten Tagen finanzielle Übergangsregelungen und sonstige Belange mit ihr bereden würde.
Mein abendliches Gespräch mit Carsten gibt’s voraussichtlich morgen.
Das stützt meine These: Immer den Weg des geringsten Widerstands. Bei Papa, Mama, Tante, Onkel unterkommen und meinen, damit macht sich die Ausbildung von allein.
Sie wird scheitern.
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Das ist aber dann nicht mehr mein Problem.
Sie hat jetzt zumindest die Chance, sich auf eigene Füße zu stellen. Was sie daraus macht, ist ihre Angelegenheit.
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Natürlich …
Es ist auch Zeit, dass sie ihr Leben selbst bestreitet. Bin gespannt, wie es weitergeht.
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Wir werden sehen ..
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vitamin b schadet nur demjenigen, der es nicht hat……ein problem weniger, wie auch immer. gut so!
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Warten wir ab, wie sie dort zurechtkommt.
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Was läßt Dich zweifeln?
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Dass ich nicht in die Zukunft schauen kann.
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Ist zwar nicht wirklich überraschend, aber ich kann nicht vermeiden, doch ein wenig enttäuscht zu sein
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Och je .. ich könnte ja ein astrologisches Horoskop erstellen, oder Tarotkarten legen, aber Gewähr für die Zuverlässigkeit dieser Erkenntnisse kann ich nicht übernehmen.
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Stimmt, wär aber in guter Tradition, z.B. Keplers 🙂
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Que sera sera.
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Besser wie nix…
Hat sie Angst vor ihrem Vater?
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Nö. Aber (inzwischen) einen angemessenen Respekt.
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Dann Drück ich mal meine Daumen, dass sie die Ausbildung durchhält (2 oder 3 Jahre ?)
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Danke.
Soviel ich weiß, drei Jahre.
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Was genau ist jetzt an dem Beruf an sich schon schlimm?
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Der Beruf ist durchaus in Ordnung.
Meine Skepsis bezieht sich auf die Lehrherrin.
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