Weiter geht’s mit meinen Erlebnissen bei einem Seminar in einer anderen Stadt.
Jede Stadt hat andere gastronomische Highlights, und diese hatte ein Restaurant mit dem typischen Essen eines Landes, das ich bisher noch nicht probiert hatte. Einer der anderen Teilnehmer kannte sich in dieser Stadt aus, und hatte das Restaurant empfohlen.
Das Essen war sehr gut, und ich trank mehr Alkohol als gewöhnlich.
Die anderen Teilnehmer verabschiedeten sich nach und nach, bis nur noch Gregor und ich übrig waren.
Ich habe ja oft Probleme, mit mir fremden Menschen Gesprächsstoff zu finden, aber durch das gemeinsame Seminar und angrenzende Themen gab es genug Anknüpfungspunkte.
Auf dem Rückweg zum Hotel ließ ich zu, dass Gregor den Arm um mich legte. Ich hatte bereits eine einsame Nacht hinter mir, und vermisste etwas Körperkontakt. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Gregor nicht im Hotel von einem Bekannten angesprochen und in ein ein Gespräch verwickelt worden wäre. Mittlerweile spürte ich den Alkohol, mir war leicht schlecht, und das Bier drückte mir zunehmend stark auf die Blase. Also winkte ich Gregor zum Abschied einen Gruß zu, und ging in mein Zimmer.
Beim Frühstück sah ich ihn nicht, erst wieder im Seminarraum. Ich war wieder etwas früher dort, weil ich das WLAN noch nutzen wollte.
Gregor tauchte erst kurz vor Beginn auf, und setzte sich – wie am Vortag – neben mich.
„Du warst gestern plötzlich verschwunden.“
„Ich war müde, bin das lange Aufbleiben nicht gewohnt. Ich hatte dir aber noch zugewunken.“
„Hab‘ ich wohl nicht gesehen. Schade.“
„Wieso schade?“, hakte ich nach.
„Das hätte eine unvergessliche Nacht werden können.“
Ich war mittlerweile wieder nüchtern, und meinte: „Vielleicht besser so.“
Der Seminarleiter hatte inzwischen wieder mit seinem Vortrag begonnen, so dass Gregor mich nur noch kurz fragte, wann ich abreisen würde.
„Mein Zug fährt gegen fünf.“
„Dann haben wir wohl keine Zeit mehr, uns noch einmal zu treffen?“
Wenn ich es darauf angelegt hätte, hätten wir zumindest in der Mittagspause schon Gelegenheit gefunden, aber ich bin ja so unheimlich brav geworden, dass ich diese Option verwarf.
„Ich glaube nicht“, meinte ich bedauernd, bevor ich mich wieder auf das Seminar konzentrierte.
Vom Ablauf war es ähnlich wie am Vortag. Theorie wechselte mit praktischen Übungen ab. Dazwischen einige Pausen, und zum Abschluss erhielten wir Teilnahmezertifikate.
Von Gregor habe ich seine Kontaktdaten bekommen. Wir haben ausgemacht, in Verbindung zu bleiben. Da er bei einer Firma angestellt ist, die als Kunde in Frage kommt, ist es durchaus möglich, dass wir ins Geschäft kommen.
Die Heimfahrt verlief glatt.
Carsten holte mich in der Stadt am Bahnhof ab. Wir fuhren dann aber direkt und ohne Zwischenstop zu unserem Wochenenddomizil auf’s Land, weil es schon ziemlich spät war.
Bleibt als einzige Frage noch: Kunde Deines privaten 1-Frau-Softwareunternehmens, oder Kunde der Firma Deines Mannes, deren stellvertretende Geschäftsführerin Du inzwischen am werden bist?
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Für die Firma.
Für meine SW-Entwicklung akquiriere ich keine Neukunden mehr. 😦
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Du schreibst, du seist unglaublich brav geworden. Bereust du das etwa?
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Äh .. du stellst Gewissensfragen ..
Manchmal schon ein wenig, aber grundsätzlich eigentlich nicht.
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Du und brav geworden? Un.vor.stell.bar.
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Na, aber, hallo!
Was meinst du, wie unbrav ich mich in so einer Situation vor einigen Jahren verhalten hätte?
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In letzter Zeit kommt der Eindruck auf, dass es nur eine Frage der Zeit und Gelegenheit ist, bis Du Carsten untreu wirst.
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😳 Es ist sicher nicht so, dass ich einen Vorsatz hege, aber wenn so viele Versuchungen lauern ..
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