Verdam(m)t! //1522

Wenn ich erst Mit-Geschäftsführerin bin, dann lasse ich mich nie mehr bei solchen semi-geschäftlichen Essen damit abspeisen, mit den anderen Geschäftsführersgattinnen am Damenkränzchen teilzunehmen. Dann habe ich einen nicht-widerlegbaren Grund, bei den Herren zu bleiben. Dann hat die Sache wenigstens etwas gutes.
Zeit meines Lebens hatte ich immer die Devise, lieber gar nichts zu sagen, als etwas unpassendes. Manche Personen halten es aber lieber umgekehrt: Geben irgendeinen dämlichen Blödsinn von sich, anstatt einfach mal den Mund zu halten.
Ich habe es ja so satt, mich über Haushaltstipps, Promiklatsch, Wechseljahresbeschwerden, Mode, und sonstigen Smalltalk unterhalten zu müssen. Damit ist bald Schluss!

Diesmal lief die Unterhaltung nach dem üblichen Rharbarbaragelaber sogar in eine Richtung, die ich erst recht in diesem Unfeld lieber vermieden hätte.
Irgendwie kamen die Gattinnen auf dieses neue Bürokratiemonster für „Lohngerechtigkeit“. Eine der Damen tat sich besonders hervor, und erzählte in nervtötenden Ausführlichkeit, wie sie ihrem Gemahl immer wieder in den Ohren läge, er solle bei der Umsetzung des Gesetzes doch Vorreiter sein, um ein Zeichen zu setzen. Die meisten anderen Gattinnen schwankten zwischen Ahnungslosigkeit und Gleichgültigkeit.

Ich saß dabei, nippte an meinem Cuba Libre, und hielt mich heraus, bis die Gastgeberin (übrigens nicht identisch mit dieser besonders nervigen Gattin, sondern eigentlich sogar fast sympathisch) mich fragte (wohl in der durchaus wohlwollenden Absicht, mich doch noch irgendwie in die Unterhaltung miteinzubeziehen), wie wir es damit handhaben würden.
Alle Augen richteten sich auf mich.
„Selbstverständlich werden wir uns an die gesetzlichen Vorgaben halten“, erklärte ich ausweichend.
„Und werden die Änderungen bei Ihnen Auswirkungen haben?“, fragte die Nervensäge.
„Kostet halt viel bürokratischen Aufwand, alles umzusetzen“, antwortete ich.
„Das meinte ich nicht, sondern ob es etwas an der Gehaltstruktur ändern wird.“
„Glaube ich nicht. In den wichsdichsten Abteilungen haben wir eh nur Männer.“

Sie schnappte nach Luft: „Aber wieso das denn?“
Ich wollte einer Konfrontation aus dem Wege gehen, und erwiderte deshalb nur vage: „Für viele Stellen gibt es kaum weibliche Bewerber.“
„Wenn man nur genug sucht, findet man schon welche.“
Vielleicht. Aber warum sollten wir? Ich suchte verzweifelt ein Ausweichthema, denn schließlich geht unsere Personalpolicy sonst niemanden etwas an. Es reicht, dass ich sie online thematisiere, und sie immer wieder gegenüber Feministinnen verteidigen und rechtfertigen muss. Die haben zwar keine ernstzunehmenden Argumente, aber nerven tut die Aufschreierei trotzdem.

Da mir auf die Schnelle kein besseres Ablenkungsmanöver einfiel, fragte ich zurück: „Nächste Woche ist ja wieder Girls‘ Day. Führen Sie den durch?“
Das brachte mich zumindest aus der Schusslinie. Die Damen schwankten zwischen Begeisterung und Desinteresse, diskutierten das Thema aber kurz, bevor sie wieder auf ihre eigenen Kinder und deren Betroffenheit kamen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten zu Verdam(m)t! //1522

  1. claudius2016 schreibt:

    Also nach meiner Erfahrung sind Frauen, die in MINT-Berufe einsteigen, meist ehrgeiziger und dadurch schnell besser als viele Maenner. Wenn die dann mies bezahlt werden, ist es wirklich fies…

    Like

    • Das traf früher mal bei den meisten (nicht allen!) MINT-Frauen durchaus zu, und sofern sie eine entsprechende Leistung bringen, werden sie i.A. auch gut bezahlt.
      Das „Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit“ will aber eine leistungsgerechte Bezahlung abwürgen. Alle sollen das gleiche kriegen, auch wenn nicht alle gleichen Arbeitseinsatz, Arbeitsqualität, etc. zeigen.

      Inzwischen ist es durch vielfältige Bestrebungen, Frauen in MINT zu bringen, Förderprogramme und Quotenregelungen leider nicht mehr so, dass man bei ihnen von überdurchschnittlicher Qualifikation und Engagement ausgehen kann. Ganz im Gegenteil.

      Und gerade besonders sympathische, kompetente Frauen, die sich fast unentbehrlich gemacht haben, verliert man nur sehr ungern in die Elternzeit.
      Bei einer betriebsunfriedenstiftenden Kampfemanze ist es dagegen recht unwahrscheinlich, dass die jemand schwängert, so dass man sie loskriegt.

      Like

    • idgie13 schreibt:

      Das entspricht nicht meiner Erfahrung.

      Die Frauen sind entweder super (so wie Anne und ich :)) oder absolute Nieten. Dazwischen scheint’s nix zu geben.

      Bezahlt wurde ich immer gleich gut wie die Männer. Ich halte das für kein MINT-Problem.

      Gefällt 1 Person

  2. Pingback: Männersolidarität //1525 | breakpoint

  3. Pingback: In den April getwittert //1714 | breakpoint

Hinterlasse einen Kommentar