In der Einladung für das Gespräch war gestanden: „Nicht dringend, aber sehr wichtig. Wir sollten beide Zeit und Ruhe dafür haben.“
Es war nicht anzunehmen, dass es sich um ein Projekt handelte, wie ich es einst ähnlich geplant hatte. Ich war neugierig gewesen, aber er hatte mir vorab nichts angedeutet.
So saß ich ihm schließlich in seinem Büro gegenüber. Er ließ uns erst von der Sekretärin Kaffee bringen, bevor er zur Sache kam.
„Ich möchte“, begann er, „dich stärker in die Firma einbinden. Ich habe dir schon öfter einen Arbeitsvertrag angeboten, aber du hast jedesmal abgelehnt. Da du gerade die technische Standortleitung übernommen hast, wäre es aus formalen und rechtlichen Gründen sinnvoll, wenn du tatsächlich zur Firma gehören würdest. Dann gäbe es weniger entsprechende Probleme, und wir müssten uns auch um Scheinselbständigkeit keine Gedanken mehr machen. Ich würde gerne mit dir einen entsprechenden Vertrag aufsetzen, der die jeweiligen Vollmachten für dich enthält. Ob wir eine feste Stundenzahl einsetzen, oder dies offenlassen, überlasse ich dir. Natürlich kannst du dir weiterhin deine Zeit frei einteilen, und auch genauso wie bisher für andere Kunden arbeiten. Es handelt sich lediglich um einen formellen Vertrag, der ansonsten nichts ändern wird.“
Das Thema gärt ja zwischen uns schon seit langem herum, und er bringt das immer wieder auf’s Tapet. Eigentlich kein Grund für eine offizielle Besprechung.
Also antwortete ich: „Danke für das Angebot, aber eine Anstellung als Arbeitnehmerin kommt für mich nicht mehr in Frage. Ich will selbständig und unabhängig bleiben. Mit unserem Beratervertrag bin ich sehr zufrieden.“
„Ich habe erwartet, dass du so reagierst. Nun, es gäbe auch die Alternative, dass du dich als Anteilsinhaber an der Firma beteiligst, und im Rahmen dieser Teilhaberschaft als zweite Geschäftsführerin agierst.“
Ich war überrascht. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Bisher war die Firma sein Ein und Alles gewesen, und er hatte niemals angedeutet, die Inhaberschaft teilen zu wollen.
„Oh, dein Vertrauen ehrt mich, obwohl ich dies noch nie beabsichtigt hatte“, oder so ähnlich stammelte ich irritiert.
„Du wirst ja ohnehin irgendwann die Firma übernehmen. Da wäre dies nur der konsequent erste Schritt.“
„So, werde ich das? Ich habe dir das nie versprochen.“
„Ich wünsche es mir, Anne.“
„Nur mal – rein hypothetisch angenommen – ich wäre zu dieser Teilhaberschaft bereit: Wie soll das gehen? Meine gesamten Ersparnisse würden nur für einen Anteil von wenigen Prozent reichen.“ Und außerdem habe ich diese Ersparnisse immer als Fallback und Alterssicherung gesehen.
„Da gibt es schon Möglichkeiten. Allerdings haben die alle Nachteile, wenn man sich streng an die gesetzlichen Bestimmungen hält. Aber wir brauchen nichts zu überstürzen. Überleg‘ dir, was ich dir vorgeschlagen habe. Dann können wir uns immer noch über die Details unterhalten.“
„Hm ..“, summte ich unverbindlich.
„Wirst du dir meinen Vorschlag ergebnisoffen durch den Kopf gehen lassen?“
„Mal sehen“, erwiderte ich kurz.
„Die Sache ist nicht eilig, aber es ist mir wichtig, dass wir dabei zu einer Einigung kommen.“
Dies ist ein guter Haltepunkt (!) für einen Cliffhanger.
Fortsetzung folgt.
Die Möglichkeit hat doch etwas, Du bleibst selbständig und bekommst quasi ein zweites Standbein. Ich würde da wohlwollend drüber nachdenken.
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Ich denke ja drüber nach.
Nach dieser Chance würden sich viele andere sämtliche Finger lecken, aber es ist halt nicht das, was ich für mein Leben vorgesehen hatte.
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Ja, aber das Leben ist dynamisch: Was ich mir mit 18 oder 19 gewünscht habe, hat nicht geklappt. Dafür sitze ich jetzt in einer Ecke, die ich spannend finde und die rentabel ist. Eine Ecke, an die ich mit 18 nicht im Traum gedacht habe. Trotzdem würde ich mit dem heutigen Wissen einen ganz anderen Weg versuchen, wenn ich wieder 18 wäre.
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Damit hast du schon recht. Das Leben macht manchmal überraschende Wendungen.
Bloß gefällt mir meine aktuelle Situation, so dass ich eigentlich keine Veränderung wünsche.
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du bist scheinbar sehr zielstrebig……..ich mag das, aber ich denke, es ist wirklich eine gelegenheit…….denk doch einfach wirklich ergebnisoffen
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Schon .. aber ich müsste da viel mehr mit Kunden und Suppliern verhandeln, mich mit der Belegschaft und Behörden auseinandersetzen, und und und ..
Das ist nur Stress und Verantwortung.
Mir sind meine Zahlen und fachlichen Aufgaben viel wichtiger als das.
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da sind wir aus ähnlichem holz geschnitzt….allerdings überlege ich mir immer, ob ich damit nicht zu viel möglichkeiten preisgeben muss, um diese freiheiten zu behalten.
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Naja, ich muss mich ja nicht von heute auf morgen entscheiden, und es ist auch kein „Alles oder Nichts“.
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Der Unterschied zwischen einem angestellten Geschäftsführer und einer selbstständigen Tätigkeit ist soo groß imho nicht. Ein Teil der Entlohnung können Anteile sein, da brauchst dein Erspartes gar nicht anzugreifen. Deine Rolle ändert sich vermutlich auch nur gefühlt…
Scheint mir mehr ein psychologisches als ein logisches Problem 😉
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Ein Angestelltenverhältnis kommt für mich keinesfalls in Frage.
Über eine Teilhaberschaft denke ich noch nach, obwohl dies eigentlich nie mein Ziel war.
Am liebsten würde ich alles so beibehalten, wie es ist.
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Du kannst dich auch ohne Eigenkapital an der Firma beteiligen sofern gewisse Mindestverzinsungen für Darlehen eingehalten werden. Kein Problem.
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Welches Darlehen?
Ich werde bestimmt keinen Kredit aufnehmen.
Vielleicht ist eine Beteiligung als Kapitalanlage gar nicht so schlecht. Zinsen gibt’s ja sonst momentan eh nicht, und die Aktienmärkte sind auch bereits überbewertet.
Bloß möchte ich halt auch nicht alles nur auf ein Pferd setzen (pun not intended).
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Häufig beteiligt man Manager, die nicht genügen Geld für ein wesentliche Investment haben mit einem Darlehen des Unternehmens selbst und mit beschränkter Haftung.
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Ach so.
Also, wenn – falls – ich mich auf dieses Angebot einlasse, dann werden wir uns über solche Detailfragen bestimmt einig werden. Bloß ob das dann mit den Gesetzen so harmoniert, ist fraglich.
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Das wird z.B. bei Unternehmensnachfolgen im Rahmen von Steuerrulings, d.h. Vorabbescheiden von den Behörden bestätigt.
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Oh je, ich seh schon .. das wird kompliziert. 🙄
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War ja klar – sowohl deine Einstellung dazu als auch das Angebot ebendieses. Herrlich.
„Eigentlich soll alles so bleiben wie es ist – so habe ich das geplant, so ist das gut! “ (mal als Quasi-Zitat). Tja. Guck doch mal, ob du es nicht als Verbesserung sehen kannst bzw. wie du es als solche sehen kannst. Was du mMn vermeiden willst, dürfte sein, mehr in der Firma zu arbeiten als momentan. Das wolltest du ja sowohl bei Carsten als auch dir reduzieren. Und Carsten will wahrscheinlich Sicherheit für die Zukunft. Versucht euer beider Ziele herauszuarbeiten und sucht dann gemeinsam nach einer akzeptablen Lösung unter Beteiligung eines Juristen.
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Das „mehr“ zu arbeiten, ist nicht der springende Punkt, der mich zögern lässt, sondern die Unterschiedlichkeit der Aufgaben.
Ich will doch nur ein wenig programmierschlampen, aber als Geschäftsführerin hätte ich ganz andere Aufgaben zu bewältigen, die mir nicht unbedingt liegen, und auf die ich keine Lust habe.
Zwar kann ich Carsten durchaus verstehen, aber das macht mich trotzdem nicht glücklich über diese Aussicht.
Wenn Carsten und ich uns grundsätzlich einig sind, werden wir wohl spezialisierte Anwälte hinzuziehen müssen.
OT: Wie geht es deinem Blog jetzt?
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Carsten möchte also die Firma, die er mühsam aufgebaut hat, in guten und vertrauenswürdigen Händen wissen. Absolut legitimer Wunsch und sehr nachvollziehbar.
Wie wäre eine vorerst stille Teilhaberschaft, die dir aber jederzeit ermöglicht die Geschäfte zu übernehmen? Dafür werden sich von einem versierten Juristen sicher geeignete Regelungen ausarbeiten lassen.
Vorteil wäre, dass du deiner geliebten Programmierschlamperei erstmal die Stange halten kannst, aber auch Carsten für die Zukunft abgesichert ist, dass alles seinen Wünschen entspricht.
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Es ist nicht so, dass ich kein Verständnis für Carsten’s Situation hätte. Aber seine Wünsche decken sich hier nicht mit meinen.
Er hat schon recht konkrete Vorstellungen (sh. neuester Blogpost), wie es weitergehen soll. Eine stille Teilhaberschaft passt da nicht dazu, zumal ich auch bisher schon mehr als nur „still“ involviert war.
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