In jedem Büro sammelt sich im Laufe der Zeit Unnützes an: alte Ordner, die eigentlich ins Archiv gehören, alte Zeitschriften oder Prospektmaterial, was niemand mehr braucht, und noch andere Dinge, die nur Platz wegnehmen, und eigentlich woanders hingehören.
Der Chef hatte sich den halben Nachmittag (und einen Teil des Abends) Zeit genommen, sein Büro einmal auszumisten, und all die Dinge, die anderswo aufgeräumt oder weggeworfen werden sollten, auf zwei große Haufen mitten in seinem Büro verteilt.
Die Praktikantin hätte das alles am Morgen, bevor die ersten Kunden kommen, wegräumen sollen. Allein – sie kam zu spät. Da auch die Sekretärin wegen Krankheit nicht anwesend war, waren die Haufen noch im Chefbüro, als ich gegen halb neun in der Firma erschien.
Die Praktikantin muss kurz vor mir eingetroffen sein, denn ich kriegte noch teilweise ihre Diskussion mit dem Chef mit.
„Ich hatte dir aufgetragen, schon vor acht zu kommen, um das ganze Zeug wegzuräumen, bevor die Kunden aus $FernesLand kommen.“
„Aber ich musste doch erst die Kinder zu Tante Yvonne bringen. Die Busse hatten Verspätung. Das ist früh immer so umständlich. Und dann noch das ganze Umsteigen immer.“
„Dann musst du eben früher aufstehen und losgehen. Es ist mir egal, wie du deine privaten Angelegenheiten regelst. Hier hast du gefälligst rechtzeitig zu erscheinen.“
In ihren Augen blitzten Tränen auf. Schnell mischte ich mich ein: „Wenn wir das Zeug jetzt schnell ins Vorzimmer in eine Ecke stellen, dann kann es Verena nachher in aller Ruhe nach und nach wegbringen.“
Ich schnappte mir einige Ordner, und trug sie vom Chefbüro ins Vorzimmer an einen geeigneten Platz, und gab Verena ein Zeichen, es mir gleich zu tun.
Schon war ich beim nächsten Schwung. En passant meinte ich zu Carsten: „Wenn du mitmachen würdest, wären wir schneller fertig.“
Tatsächlich packte er mit an, so dass alles in kurzer Zeit im Vorzimmer gelagert war.
Ich ging danach mit Verena noch mal durch, was wohin muss, nicht dass das Altpapier im Archiv, und notwendige Dokumente im Shredder landen, und meinte, sie solle sich nichts daraus machen. Wenn wichtige Kunden kommen, will er halt nicht, dass sein Büro wie eine Müllkippe aussieht.
Während ich die Kaffeemaschine schon mal anließ, wies ich sie noch an, solange hier in Bereitschaft zu bleiben, bis in Kürze die Bürohilfe da ist, und ging danach meinen eigenen Tätigkeiten wieder nach.
Mit 2 so kleinen Kindern morgens früh mit dem Bus und dann noch umsteigen? Was für ein Stress mit Kinderwagen, den ganzen Plörren und dann noch eine 4jährige dabei. Abgesehen davon, dass die lieben Kleinen anscheinend (noch) keine Probleme bei der Übergabe machen. Da ziehe ich meinen Hut vor, wenn sie das weiter durchzieht.
Schön das Du Verständnis hattest (ich nehme an, der Chef fährt nicht Bus und kennt die Unabwägbarkeiten nicht) und so schnell und pragmatisch geholfen hast.
Und der Praktikantin wird die kinderlose Zeit bei Euch gut tun. Die reinste Erholung ist sowas. (Sagt man natürlich als Mutter nicht, ist aber so. ;-))
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AFAIK muss sie nur von Yvonne zum Büro umsteigen, also nicht zusammen mit den Kindern.
Die Busse hier sind alle Niederflurbusse, da ist das Ein- und Aussteigen mit Kinderwagen unproblematisch.
Sonst muss sie nicht ganz so früh dasein. Nur diesmal ging es halt darum, dass sie die ganzen Sachen noch vor 9 aufräumen oder entsorgen sollte.
Nee, der Chef fährt normalerweise nicht mit dem Bus, finanziert ihr aber immerhin die Fahrtkosten (und er weiß, dass die Bahn, mit der sie fahren müsste, wenn sie im Landhaus wohnen würde, noch einiges unzuverlässiger ist, als die Stadtbusse hier).
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Wenn man immer Nachsicht übt, hat man irgendwann das Nachsehen. Das Leben ist halt kein Ponyhof.
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Da könnte ich erwidern: ein Chef hat vor seinen Angestellten zu erscheinen. Nicht erst um 8:30 Uhr. 😉
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Ähem .. er war schon gegen 7 Uhr im Büro (wo er aber noch anderes zu tun hatte, als Praktikantenaufgaben selbst zu erledigen).
Timeline (auf 5 oder 10 Minuten genau):
7:00 Chef kommt ins Büro
7:45 Praktikantin hätte kommen sollen
8:25 Praktikantin erscheint
8:30 Ich bin da (sonst eher früher, manchmal auch später)
9:00 Kundentermin
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Ich habe es absichtlich mit einem Zwinkern versehen, weil es auch so ein Allgemeinplatz ist wie der Ponyhof.
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Von dem „Allgemeinplatz“ hab ich noch nie was gehört – ich arbeite aber auch in einer Branche, in der man vom Mitarbeiter selbständiges Denken und Handeln verlangt.
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Der Gedanke ehrt Dich. Leider sieht die Realität doch manchmal anders aus. Ich hab aufgehört, mich über andere aufzuregen. Es bringt einfach nichts. Und bei meinem letzten Job hab ich gelernt, dass Menschen durchaus guten Willens sind, aber die Umsetzung für sie doch nicht immer so leicht ist.
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Schon recht.
Wenn es nach mir ginge, würde er ja deutlich später erst im Büro anfangen.
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Warum das denn? Damit er hinter den Praktikanten her räumen kann?
Eine Firma muss auch funktionieren, wenn der Chef mal nicht da ist. Wir sind doch nicht im Kindergarten.
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Der Chef ist Chef, weil er die Kommandos gibt. Und wenn er das Zuhause vom Klo aus per Telefon tut, dann hat das auch nicht zu interessieren.
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Passt auch gut in die Reihe.
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Ich kann zwar den Chef gut verstehen. Aber Deine Reaktion war da genau das Richtige. Mitarbeitermotivation und selbst als gutes Beispiel vorangehen.
Ärgern bringt nichts, nur Falten im Gesicht und eventuell Magengeschwüre. Es ist auch nicht besonders gut verärgert mit Kunden zusammen zu treffen, zumindest ist das meine eigene Erfahrung.
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Es ging mir darum, erst mal Zeit zu gewinnen.
Insgesamt war es zwar mehr Arbeit, aber Hauptsache, das Chefbüro war rechtzeitig wieder repräsentabel.
Und der Chef hatte sogar noch ein paar Minuten Zeit, sich auf das Kundengespräch einzustimmen.
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Da hast Du gut und pragmatisch reagiert.
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Danke. Zum Glück gab’s im Vorzimmer gerade einigermaßen ausreichend Platz.
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Ich kann Carsten gut verstehen. Da wäre ich bei meinen Untergebenen auch ausgeflippt. Du hast auch das einzig Richtige in der Situation getan.
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Man muss sich schon darauf verlassen können, dass Anordnungen zuverlässig ausgeführt werden, insbesondere wenn sie zeitkritisch sind.
Wenn das aber mal nicht klappt, ist Improvisation angesagt.
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Das ist einerseits die typische „Chef-Reaktion“ (manche gehen dabei mehr, andere weniger ins Persönliche, oder lassen sich ihren Groll anmerken – wobei das bei der eigenen Tochter noch mal ne Nummer schwieriger ist), von daher verständlich (OK, das nicht unbedingt, aber durchaus so erwartbar), andererseits hoffe ich, dass Verena gemerkt hat, wie gut Du die Situation durch Pragmatismus abgefangen hast, nach dem Motto: „Beschuldigungen und Bitten um Entschuldigungen helfen nicht dabei, das eigentliche Problem zu beseitigen“ – denn dafür sollte sie Dir dankbar sein. Zumindest könnte sie erkennen, dass Du nicht die böse Stiefmutter bist, für die sie Dich bisher wohl zu halten schien. Besonders herrlich fand ich die (aus pragmatischen Gesichtspunkten des „Stapel aus dem Büro räumens“ völlig gerechtfertigte) Spitze „wenn Du auch noch mit hilfst, gehts noch schneller“ 🙂
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Mittlerweile habe ich die Hoffnung, dass ich mich mit Verena einigermaßen zusammenraufen kann.
Sie scheint kapiert zu haben, dass das jetzt ihre letzte Chance ist, und bemüht sich zumindest (wenngleich nicht immer erfolgreich).
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Naja, also ein Einstand nach Maß war das gerade nicht.
Aber vielleicht hilft ein 5S-Workshop hier weiter; regelmäßiges Ausmisten und Aufräumen vermeidet Hektik.
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Tja, .. eigentlich sollte das Ausmisten regelmäßig passieren. Eigentlich ..
Typischer Fall von Unterschied zwischen Theorie und Praxis. 😎
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