Vierzehnhundertachtundzwanzig

Weihnachten steht bevor. Dies ist der Anlass, der mir am meisten Druck macht, Geschenke für meine Verwandten zu besorgen.
Zwar ist mir Weihnachten völlig egal, aber meinen Verwandten eben nicht. Mir wäre es viel lieber, die ganze Schenkerei einfach ausfallen zu lassen. Ich selbst will auch keine Geschenke. Das was ich brauche, habe ich so wieso, und was ich nicht brauche, will ich gar nicht. Es ist nur unnötiger Ballast, der mir Platz wegnimmt, und mich zur Dankbarkeit und Gegengeschenken verpflichtet.
Seit Jahrzehnten kaufe ich meiner Mutter zu diversen Anlässen etwas zum Handarbeiten, Vasen, Schüsseln, Badezusatz, und ähnliches, das sich immer wiederholt (früher auch manchmal etwas Selbstgebasteltes). Ausgeprägte Interessen hat sie nicht, so dass es unmöglich ist, immer wieder etwas originelles zu finden. Mein Vater hatte früher immerhin ein Hobby, zu dem ich ihm Bücher schenken konnte. Aber irgendwann stellte ich fest, dass er ein Buch bereits hatte (wenn auch mit anderem Einband), und inzwischen ist ihm dieses Hobby auch gar nicht mehr wichtig.
Wenigstens mit Carsten hat es sich inzwischen so eingespielt, dass wir uns zu Anlässen nichts Materielles mehr schenken. Wir schenken uns gemeinsame Zeit, und haben keinen Druck, darüber hinaus noch etwas zu finden, was dann doch nur nutzlos irgendwo herumstehen würde.
Das schließt natürlich nicht aus, dass wir uns ohne Anlass eine Freude machen, wenn es sich ergibt, dass sich ein passendes Geschenk zeigt. Über solche unerwarteten Geschenke freue ich mich viel mehr, insbesondere, weil die dann auch wirklich durchdacht sind, und nicht nur ein Verlegenheitsgeschenk, weil man halt schenken muss, und es eine gesellschaftliche Konvention ist.
Bei Carsten wäre es ohnehin schwierig, weil sämtliche Anlässe bei ihm im Winter wären. Für Sommersachen ergäbe sich da gar keine Gelegenheit.

Warum man Blumen schenkt, kann ich nicht nachvollziehen. Die sind völlig nutzlos, und stellen ein Symbol der Vergänglichkeit von Schönheit und Leben dar.

In der Schule mussten wir – zumindest in den unteren Klassen – jedes Jahr in der Adventszeit wichteln. Während ich mich bemühte, ein schönes Geschenk zu finden (z.B. ein Schreibset oder ein kleines Buch), das mir selbst auch gefallen hätte, bekam ich jedesmal nur ein enttäuschendes Geschenk zurück (z.B. eine Tafel billigste Schokolade oder Dekokitsch).
Es ist ja nicht so, dass ich größere Ansprüche gestellt hätte, aber sich so offensichtlich überhaupt keine Mühe zu geben, ein ansprechendes Geschenk auszusuchen, hielt und halte ich für unangemessen. Da doch lieber gar nichts schenken.

Auf Geschenke, die nicht gern gegeben werden, verzichte ich lieber.
Und ich will mir nicht vom Kalender vorschreiben lassen, wann ich etwas schenken muss.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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30 Antworten zu Vierzehnhundertachtundzwanzig

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Ich hab das schon vor 15 Jahren in meiner Familie eingeführt. Nur die Kinder bekommen etwas. Diese Erwartungshaltung von Menschen kann ich nicht verstehen. Offen gestanden finde ich es sogar befremdlich, weil egoistisch.
    Ich schenke mir selbst dieses Jahr zu Weihnachten etwas für meinen kommenden Geburtstag. (Endvierzig dauert wirklich ewig :)) ) Ein Wochenende im Schloßhotel mit 3-Gänge-Menü (15 Punkte im Gault-Millau). Damit komme ich zwar meinem Freund sicher zuvor, aber erstens bekomme ich das, was ich mir wünsche und zweitens kann er mir durchaus anders Freuden bereiten. ^^

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    • Für meine Eltern gehören Geschenke zu Weihnachten dazu.
      Was ich ihnen schenke, landet dann fast immer ungenutzt im Schrank. Und mit dem, was sich mir schenken, kann ich meist auch nichts so recht anfangen.

      Bei Kindern ist es noch einfacher, etwas passendes zu finden. Altersgerechtes Spilezeug oder ein Buch finden meist Anklang.

      Für das Schlosshotelwochenende wünsche ich dir jetzt schon viel Vergnügen. Und guten Appetit.

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  2. Der Maskierte schreibt:

    Ich habe vor langer Zeit aufgehört zu Pflichtanlässen zu schenken. Selbst zu Geburtstagsfeiern bringe ich nur noch eine Flasche guten Wein mit, die dann noch am selben Tag genussvoll vernichtet wird.

    Zeit schenken, das ist das größte Geschenk, das man machen kann.

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  3. claudius2016 schreibt:

    Pflichtgeschenke sind wirklich eine Unsitte, und zu Schnittblumen habe ich die Meinung: man holt sich Lebewesen in die Stube und guckt ihnen beim Sterben zu…

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  4. Engywuck schreibt:

    Seit Jahren heißt es von meinen Eltern „wir wollen nichts, denn Erwachsenen braucht man nichts schenken“ – und dann bekomme ich doch was von ihnen. Begründung: „du bist user Kind – und Kinder bekommen was“. Grrrr… ich bekomme das Jahr über genug von ihnen (und sie von mir) warum muss man dann einmal im Jahr (zweimal, wenn man Geburtstage mitrechnet) Geschenkpapier rumwickeln?

    Schnittblumen verschenkt man nur dann, wenn man auf „alten Stil“ bei einem Besuch machen will – dann aber schön arrangiert und nicht vom nächsten Blumenbeet gerupft. Ansonsten bringe ich was im Topf mit, was wenigstens einige Wochen blüht. Weihnachtsstern oder Amaryllis im Winter, im Frühjahr/Herbst was anderes passendes – und im Sommer haben die meisten Personen eh genug Blumen im Garten.

    Wichteln habe ich auch immer gehasst. Vor allem mit den Einschränkungen „aber nichts über zwei Mark“. Na danke… Zum Glück ist das ab meinem Teenageralter in allen in Frage kommenden Gruppen kein Thema gewesen oder sofort abgelehnt worden, wenn jemand es wagte, vorsichtig sowas vorzuschlagen.

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  5. sevens2 schreibt:

    Ich mag Weihnachten. Und absehbare Anlässe ermöglichen Vorfreude. Falls die Auswahl eines Geschenks zu schwierig ist, lässt sich auf Wunschzettel zurückgreifen.

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  6. floh_wien schreibt:

    Ich hingegen schenke sehr gerne und ich finde immer für fast alle ein passendes Geschenk. Die Ideen kommen mir das ganze Jahr über und ich kaufe sie dann auch gleich. Heuer hatte ich am ersten Adventsamstag schon faktisch alle Geschenke! Andererseits freue ich mich auch sehr über gute Geschenke!

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