Vierzehnhundertdreizehn

Szenario: Du bist alleine auf einer Party oder (Nicht-Nerd-)Veranstaltung, kennst dort niemanden, willst aber auch nicht alleine als Mauerblümchen irgendwo herumsitzen.
Vielleicht überwindest du dich ja, und sprichst jemanden an, oder jemand geht auf dich zu, und versucht ins Gespräch zu kommen. Aber worüber unterhält man sich dann?

Mit einem Wildfremden, der aller Voraussicht nach in wenigen Stunden schon wieder aus dem eigenen Leben verschwunden ist, möchte man weder persönliche noch kontroverse Themen anschneiden.
Das Wetter, das Essen und die Veranstaltung sind meist schnell abgehandelt. Danach herrscht das große Schweigen.

Früher habe ich als erstes nach dem Beruf gefragt, bis mir mal jemand nahegelegt hat, dass diese Frage als unverschämt ausgelegt werden kann, weil man aus dem Beruf Rückschlüsse auf das Einkommen treffen könne. Dabei war mir das immer egal. Ich wollte aus dem Beruf nur ersehen, ob es eventuell ähnliche (berufliche) Interessen gibt, durch die sich dann ein weiteres Gesprächsthema ergibt.
Dann dachte ich, es sei interessant, zu erfahren, wo mein Gesprächspartner herkommt. Vielleicht kenne ich die Stadt oder Gegend, oder ich würde gerne einmal dorthin fahren. Das kann zu weiterem Gesprächsstoff führen. Jedoch habe ich schon mehrfach gelesen, dass diese Frage als fremdenfeindlich aufgefasst werden kann. Dabei kann ich sogar mit Preußen kommunizieren, ohne dass ich ihnen ihre Herkunft vorwerfen würde.

Ein weiterer verbreiteter Opener bei schüchternen Menschen, ist es nach einer Selbstverständlichkeit oder Offensichtlichkeit zu fragen – beispielsweise: „Sie sind auch hier?“ Obwohl die Auswertung immer TRUE ergibt, wäre es eine arrogante Dreistigkeit, dann zu erwidern: „Ja, und Ihr Schild ist ebenfalls hier.“ Solche Schild-Fragen sind oft die einzige Möglichkeit für kontaktscheue Menschen, ein Gespräch zu eröffnen. Oder sie sagen eben gar nichts.

Also – worüber redet man mit Meschen, die einem noch völlig unbekannt sind, so dass man ihre Interessen gar nicht erahnen kann? Wie kommt man mit Fremden unverbindlich ins Gespräch, wenn man dabei nicht die Absicht hat, dies weiter zu vertiefen, sondern nur etwas oberflächlichen Smalltalk machen will?

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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26 Antworten zu Vierzehnhundertdreizehn

  1. mkuh schreibt:

    als Thema kenne ich noch das Bühnen Programm oder schlechte Vorträge über die man sich gut unterhalten kann

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  2. Blublubla schreibt:

    Das Gleiche wie bei PU? Funktioniert auch auf Konferenzen ganz gut. Urlaub/Reisen/Hobbies und wenn man dann keine Gemeinsamkeiten findet, gibt’s immer noch das Fallback der Fachgespräche.

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    • Bei Konferenzen findet man relativ leicht fachliche Themen.
      Aber es gibt auch Veranstaltungen mit sehr heterogenem Publikum, bei dem man nicht weiß, welchen Background die einzelnen Personen haben. Da wird es schwierig etwas zu finden, denn man kann schlecht als Gesprächseinstieg direkt nach Hobbys fragen.

      PU zielt halt sehr auf private, persönliche Dinge ab. Oft will man ein Gespräch aber unverbindlicher halten.

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      • Blublubla schreibt:

        Also solange es eine „Party“ finde ich oberflächlich persönliches nicht schlimm. Gerade Hobbies/Urlaub bietet halt von oberflächlichem bis persönlichem alles. Ich sag auch immer gern: „Was machen Sie/Du so, wenn Sie/Du nicht gerade hier sind/hier die Welt retten/revolutionieren?“ Dann kann der andere preisgeben was er will.

        Wenn es natürlich so eine zwanghafte „Dinnerparty“ ist, dann muss man sich halt an die Etikette halten, aber wenn sich die anderen auch daran halten, muss man nicht Gesprächsführer sein.

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        • Mit mir unbekannten Leuten sofort persönliche Themen wie Urlaub besprechen .. ich weiß nicht.
          Das kann sich mal im Laufe des Gesprächs ergeben, aber als Einstieg sollte es doch eher ein allgemeineres Thema sein.

          Genauso wenig wie ich jemanden ausfragen möchte, möchte ich gleich nach solchen persönlichen Dingen befragt werden.
          Wenn man sich ansonsten gut unterhält, sind solche Fragen irgendwann in Ordnung, nur nicht sofort.

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  3. RAID schreibt:

    Mit einer Flasche Schnapps rumlaufen und unter die Leute bringen! Alternativ fragen wer wen über wen kennt und wie man dort hin gekommen ist. Allerdings wohl eher für private Studentenpartys praktikabel

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  4. Sci_Fanboi schreibt:

    Ich nutze in solchen Situationen meist direkt Vorhandenes als Thema.
    Ich öffne meine Körperhaltung, lächle die Person sehr „offen“ an und beginne meist mit einem „Hallo, das Buffet ist heute ja sehr lecker/schön aufgebaut; der Vortrag war ja ziemlich interessant/ kommen Sie schon länger auf diese Veranstaltung?…“
    Meistens ergibt sich dann schon ein Gespräch von alleine.
    Ich habe außerdem den Eindruck, daß ein reines Statement, also eine Aussage; keine Frage, den „Antwortdruck“ beim Gegenüber verringert. Er muß ja nicht wie bei einer direkten Frage antworten, sondern kann den Faden aufnehmen, oder es einfach bleiben lassen.
    Meistens entwickelt sich dann relativ schnell ein lockeres, oberflächliches (= angenehm, weil nicht konfrontativ und anstrengend) Gespräch.
    Gerne erzähle ich witzige und minimal peinliche Sachen zur Auflockerung über mich: z.B. Bei der gegenseitigen Namensvorstellung, welche immer etwas steif und „gezwungen“ erscheint
    „Ich bin XXX.“ „Hallo XXX, angenehm, ich bin sci_fanboi; ich hoffe ich kann mir den Namen merken; ich bin ganz schlecht mit Namen, ich habe sogar einen Spickzettel zuhause mit den Namen meiner Tanzpartnerinnen!“
    1. stimmt das: https://twitter.com/sci_fanboi/status/700073450686251009
    und 2. sorgt das dann schon für Gelächter und Auflockerung
    und 3. kann das Gegenüber thematisch dann z.B. wegen der Tanzerei nachfragen und das Gespräch geht weiter.

    Im beruflichen Kontext reduziere ich die Story und sage meistens etwas kürzer: „XXX, angenehm, ich bin sci_fanboi, seit ich tanze wurde das mit dem Namenmerken zwar besser, aber seien Sie mir bitte nicht böse, wenn ich später nochmal nachfragen muß…“

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    • Tanzen ist sicherlich ein guter Gesprächsaufhänger.
      Selbst wenn das Gegenüber sich nicht damit auskennt, dürfte es interessiert genug sein, selbst die eine oder andere Frage dazu zu stellen.

      Leider funktioniert das mit Stricken meist nicht.

      Namen kann ich mir auch schlecht merken. Gesichter aber noch viel weniger.

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      • Sci_Fanboi schreibt:

        Das war ja nur ein Beispiel wie ich mit „schwierigen“ Stellen im Smalltalk umgehe. Die Namensvorstellerei finde ich tatsächlich sehr schwierig: Wer stellt sich zuerst wem vor? 1. ist da diese Rangordnungssache aus dem Knigge. (Nein das ist nicht verstaubt; damit kann man in bestimmten Kreisen RICHTIG punkten) Und 2. natürlich die Gefahr den Namen wieder zu vergessen.
        Als anfänglichen Gesprächsseinstieg benutze ich tatsächlich meist diese „Statement-über-direkt-in-der-Situation-zugängliches-Nummer“ 😉
        Namensvorstellung, Persönlicheres (z.b. Tanzerei) verschiebe ich auf „weiter hinten“ im Gespräch.
        Nebenbei: Ganz wichtig: Ich beachte und behandle auch das (Haus)personal immer SEHR freundlich und höflich! (Nicht nur die einladende Frau Professor! 😉 )

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  5. Der Maskierte schreibt:

    Ich stelle eiskalt die Fragen, die mich interessieren. Unhöflichkeit ist nicht nur eine Frage, sondern es ist ein Gesamtkonzept, wie man fragt. Begegne ich meinem Gegenüber respektvoll, dann ist das alles kein Thema.

    Gerade für diejenigen, die Beruf als Berufung verstehen, ist das Gespräch über selbige immer sehr erhellend. Was interessiert da schon das Einkommen?

    Diese politische Korrektheit geht mir sowas von auf die Nerven, dass ich dicke Pickel am Allerwertesten bekomme. 😀 Ich kann jemand höflich und respektvoll Neger nennen, so wie einen Kommilitonen (ich nannte ihn „meinen Lieblingsneger“ und er mich seinen „Lieblingsnazi“, natürlich nur aus Spaß), als auch sehr herabwürdigend Maximalpigmentierter. Ist alles nur eine Frage der Art und Weise.

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  6. Dieter schreibt:

    Ein Trick, den ich oft benutzt habe, ist einfach mit einem breiten strahlenden Lächeln zu einer kleinen Gruppe dazugesellen. Und so tun, als wenn man alle kennt, durch ein kurzes angedeutetes Nicken in die Runde.

    Selten musste ich lange warten, bis ich angesprochen wurde und nicht merkte, wie die Zeit verging.

    Ergibt sich diese Gelegenheit nicht quer durch den Raum langsam gehen. Nach rechts und links mit einem Lächeln die einzelnen Personen grüßen.

    Auch so ergibt sich relativ rasch das eine oder andere kurze Gespräch, denn manchen ergeht es ebenso, dass sie nicht wissen wie sie ein unverfängliches Gespräch anfangen sollen.

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    • Gruppen kennen sich oft bereits, und unterhalten sich meist über Gemeinsamkeiten, zu denen ein Außenstehender keinen Bezug hat.
      Wenn sie sich allerdings untereinander fremd sind, dann ist das schon eine Möglichkeit.
      Meistens findet sich dann einer, der Themen von allgemeinerem Interesse anschneidet, so dass man sich hin und wieder an der Unterhaltung beteiligen kann.

      Kaum etwas ist quälender, als jemandem gegenüber zu sitzen, und zwanghaft Konversation machen zu müssen, wenn beiden nichts einfällt.

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  7. ednong schreibt:

    „Dabei kann ich sogar mit Preußen kommunizieren, ohne dass ich ihnen ihre Herkunft vorwerfen würde.“ – ey! Unglaublich arrogant so eine Einstellung! 😉

    Was bin ich froh, dass ich mir die Namen meiner Tanzpartnerinnen so merken konnte. Und zur Not gab es dann noch das Badge …
    Und Beruf gleich Einkommen? Oh wei, dann habe ich mich ja schon diverse Male daneben benommen. Aber was interessiert mich das Einkommen anderer? Hab ich eh nix von. Ich such da auch immer nach verschiedenen Anknüpfungspunkten mit diversen Themen – und denke auch, eine Aussage ist da wesentlich hilfreicher als eine Frage. Und offensichtliche Fragen mag ich auch nicht „Sie sind auch hier?“ – oh weh. Obwohl, wenn man es witzig rüberbringt, dann kann auch das als Opener dienen, stimmt schon (*so nachdenk*) …

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    • Die Preußenaussage ist natürlich – wie so vieles hier – cum grano salis zu lesen.

      Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Menschen die Fragen empfinden. Was der eine wesentlich und spannend findet, ist einem anderen egal, und der Dritte empfindet ea als unpassend oder gar ungehörig.
      Kein Wunder, dass es so schwierig ist, passende Themen zu finden.

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