Vierzehnhundertacht

Die allermeisten meiner (potentiellen) Kunden oder Auftraggeber sind Männer. Mit Frauen habe ich diesbezüglich nur sehr selten zu tun. Es gibt sie, aber es sind Ausnahmen.
Trotzdem kommt grob die Hälfte aller Supportfälle (also Schwierigkeiten mit Installation, Bedienung, o.ä.) von Frauen.
Beispielsweise gab es neulich eine Kundin, der ich eine bestimme Datei geschickt hatte, und die mir zurückmailte, sie könne den Dateianhang nicht öffnen. Bis dahin war sie eigentlich ganz verständig gewesen. Ich schrieb ihr zurück, dass sie die Datei gar nicht zu öffnen brauche, sondern die Datei im Filesystem abspeichern solle, wo es ein bestimmtes Programm finden könne, und das dann schon wisse, wie mit der Datei zu verfahren sei.
Das alles hatte bereits in der Begleitdokumentation gestanden, obwohl das Verfahren grundsätzlich fast selbsterklärend ist.

Vor längerer Zeit hatte ich dieses Phänomen einmal mit einem Kollegen diskutiert. Er meinte, dass Frauen eben kommunikativer seien, und eher nachfragen, während Männer sich lieber alleine durchbeißen, um so ein Problem zu lösen, anstatt zuzugeben, dass sie nicht klarkommen.
Das kann aber nur einen Teil erklären, denn manche Frauen (durchaus nicht alle!) sind schon sehr begriffstutzig. Aber das kann natürlich auch von der aktuellen Zyklusphase abhängen.

Auch ein Kumpel+, der als technischer Ausbilder arbeitet, und nur ganz selten mal eine Frau in seinen Lehrgängen hat, hat sich erst kürzlich diesbezüglich Luft gemacht. Er meinte, wenn jemand Probleme mache, dann sei es eine Frau. Er habe gerade eine Teilnehmerin gehabt, die – im Gegensatz zu allen anderen – überhaupt keine Ahnung hatte. Mit simpelsten Begriffen wie Histogramm oder Terminator wisse sie nichts anzufangen. Er wundere sich, dass sie ihr Chef überhaupt in so einen Lehrgang geschickt habe, da sie doch keinerlei spezifische Vorbildung habe.
Ich erlaubte mir die Bemerkung, dass ihr Chef sie vielleicht einfach gerne ein paar Wochen loshaben wollte, denn nach der Beschreibung handelt es sich auch sonst um eine unangenehme Person, die unangemessene Ansprüche stellt und eine Vorzugsbehandlung wünscht.
Es wurmt ihn außerdem, dass er seine üblichen, nicht gerade salonfähigen Witzchen, die er sonst zur Auflockerung gerne erzählt, nicht anbringen kann, wenn eine Frau anwesend ist.

Tja .. ich weiß schon, warum ich männliche Mitarbeiter bei weitem vorziehe. #Aufschreie oder sonstige feministische Allüren können wir hier nicht gebrauchen.

Den Entwurf für diesen Blogeintrag hatte ich bereits – mit ziemlich anderer Intention – geschrieben, als ich auf die Blogparade #FrauenUndTechnik bei MANN+HUMMEL aufmerksam wurde, an der ich mich hiermit dennoch beteilige, obwohl mein alter Eintrag mit meinen Erfahrungen als Frau in einem MINT-Beruf sicherlich besser geeignet gewesen wäre, aber ich will mich auch nicht übermäßig wiederholen. In vielen meiner Einträge wird ja das Thema der Blogparade zumindest tangiert.


Ein Bild sagt manchmal mehr als 1000 Worte. Deshalb habe ich noch ein Venn-Diagramm zur qualitativen Visualisierung erstellt.
MINT-Berufe

Das ganze noch, wie es ohne feministische Einflüsse aussähe:
fem

Und wie Feministinnen es sehen:

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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54 Antworten zu Vierzehnhundertacht

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Ich persönlich frag ja sehr selten nach. Wobei ich aber keine Handbücher oder Dokumentationen lese. Normalerweise macht mir Technik keinerlei Probleme.
    Wobei ich zu manchen Dingen einen intuitiven Zugang habe. Eben aus dem Bauch heraus. So bei völliger Ahnungslosigkeit das Richtige tun.
    Hat schon eine ganz Abteilung bei AutoCad in Erstaunen versetzt. („Wie jetzt, das geht?“) und als User die Programmierer ohnehin. Wobei ich mich bei Problemen auch immer gleich um einen Lösungsansatz bemüht habe.
    Meiner Erfahrung nach sind Frauen oft pragmatischer als Männer und damit zielorientierter. Wenn nachfragen den Arbeitsprozess verkürzt, ist das schon ein Vorteil. Begriffsstutzigkeit gibt es auf beiden Seiten gleichermassen. Nur gehen beide Geschlechter anders damit um. Frauen sind da durchaus offensiver und ehrlicher.
    O.T.
    Letzte Woche meinte ein Mann zu mir, auch er könne schlecht einparken. Fand ich sehr sympathisch.

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    • Ich frage normalerweise auch nicht beim Hersteller nach, wenn ich Probleme habe.
      In den wenigen Fällen, in denen ich das für nötig hielt, stellte es sich als Bug heraus, oder es handelte sich um ein fehlerhaftes Gerät.

      Wenn nachfragen den Arbeitsprozess verkürzt

      Die Fragen muss halt jemand beantworten, und dadurch werden weitere Resourcen gebunden.
      Sofern man sich die Fragen – durch einfache, eigene Recherche – selbst beantworten kann, ist dies meist insgesamt effizienter.

      Ich stecke ziemlich viel Zeit ins Manual und die Dokumentation. Wenn da jemand schlicht zu faul ist, selbst nachzulesen, ist das lästig.
      Und wenn ich einfachste Handlungsschritte erst ausführlich erklären muss, dann erst recht.

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      • blindfoldedwoman schreibt:

        Ich hab wohl heute meinen „wobei“-Tag. Die Grippe hat doch schlimmere Auswirkungen…
        Dieses Verhalten ist dadurch begründet, dass wenn jemand ein Programm kauft, auch gleicht meint, er hätte unbegrenzten Support. Im Grunde eine geringe Wertschätzung Deiner erbrachten Leistung

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      • blindfoldedwoman schreibt:

        Sorry…in Deinem anderen Blog verschwinden meine Kommentare auch im Spam..

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      • Leser schreibt:

        Interessanterweise kann ich mich erinnern, bereits in diversen Situationen beim Hersteller eines Programms nachgefragt zu haben. Einmal weiß ich noch, da handelte es sich um einen Fehler meinerseits, da ich das Programm nicht in einer definierten Umgebung, sondern einer anderen eingesetzt habe, und es deshalb nicht so funktionierte, wie es sollte. Allerdings konnte mir der Hersteller da auch nicht helfen (wusste auch nicht von der geänderten Umgebung, da ich zuerst nicht auf die Idee kam, dass es daran liegen könnte), und dann habe ich den Fehler gefunden und dem Hersteller mitgeteilt.
        Prinzipiell ist es bei von mir genutzter Software aber meist so, dass es eine Bugs-Sektion auf github gibt, oder eine vergleichbare Sache, und entweder ist es ein Bug, der dann schon bekannt ist, oder es ist ein Bedienfehler, den man beim Suchen findet. Ganz selten muss man wirklich selbst einen Bugreport aufmachen, und noch seltener kann ich mit meinen Kenntnissen zum Finden eines Bugs beitragen (zumeist auch, weil die wirklich schweren Bugs relativ zeitnah gefunden und behoben werden, dann ist es nur die Frage, ob das Paket auch auf meinem System ankommt, oder ob ich es mir selbst besorgen muss).
        Ich merke aber auch, dass erst mal der „Hilflosigkeitseffekt“ reinkickt, und dann, wenn man ein paar Stunden/Tage Zeit hatte, darüber nachzudenken, oft eine Lösung erkennbar ist. Glück hat man dann, wenn man sich nicht schon vorher durch Fragen blamiert hat 😉

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        • Es gibt ja durchaus Situationen, in denen nachfragen sinnvoll ist.
          Mich stören aber unnötige Fragen, die mit einem Blick in die mitgelieferte Dokumentation beantwortet wären.
          Ehrlicherweise muss man hinzufügen, dass es auch Dokumentationen gibt, die unübersichtlich, unvollständig oder unverständlich sind.
          Ich kann schon verstehen, wenn man da erst mal skeptisch ist. Aber trotzdem – wenn man alleine nicht weiterkommt, sollte man schon einen Blick hinein werfen, bevor man den Hersteller belästigt.

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          • Leser schreibt:

            Tja, wenn man eine Software in einer Umgebung einsetzt, die niemand vorgesehen hat, gibts auch keine Dokumentation 🙂
            Ansonsten ist das Vorgehen bei Open Source-Projekten sehr oft deutlich angenehmer, als das Wälzen einer Dokumentation, weil eben viele Dinge (z.B. in einem bugtracker auf github) drin stehen, an die jemand, der eine „einfache Dokumentation“ – selbst eine ausführliche – schreibt, nie gedacht hat. Und auch weil Anwendungsszenarien darin vor kommen, an die der Entwickler der Software oft gar nicht mal gedacht hat, so dass das Programm dadurch auch gleich verbessert wird.

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            • OK, bei solchen Meldungen, die ich nicht einordnen oder reproduzieren kann, frage ich erst mal nach Betriebssystem, Version und ein paar anderen Parametern.
              Bei einem Problem wie deinem hätte sich dann schnell die unpassende Umgebung herausgestellt (genau dafür beschreibe ich auch immer die nötigen Systemvoraussetzungen).

              Bevor ich mich tatsächlich an den Hersteller wende, würde ich erst mal Google bemühen. Dabei findet man meistens eine Lösung.
              Das gilt natürlich nur für Software, die weit verbreitet ist, so dass es sogar Foren o.ä. gibt.
              Über meine spezielle Nischensoftware wird man dagegen kaum etwas außerhalb meiner Website finden.

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            • Leser schreibt:

              Naja, in diesem Fall handelte es sich um eine Android-Software, und natürlich auch um ein Stock-ROM – allerdings gerootet, und mittels XPrivacy Rechteverwaltung erweitert. Das hätte der Hersteller mit den Standardfragen auch nicht herausgefunden. Und dann ging es auch noch darum, dass ein anderes Paket, welches mit der betreffenden Software zusammen arbeit, eine bestimmte Berechtigung benötigte, die ich jedoch zunächst einmal entzogen hatte. Das ist dann schon so sehr speziell, dass man es auch nicht per Google findet, und dass der Hersteller es auch nicht wissen kann, weil er auf solche Szenarien nicht testet, und natürlich auch dafür keinen Support leistet. Ich würde es als „intuitiv herbeigeführten Zufall“ bezeichnen, dass ich herausgefunden habe, woran es lag, und die Einstellung korrigiert habe.

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            • Der Support hat’s nicht immer leicht.

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  2. Der Maskierte schreibt:

    Die Kategorie der „lieber 1000x nachgefragt als 1x nachgedacht“ ist weit verbreitet. Da glänzen auch viele Männer mit. Aber es stimmt schon, Frauen fallen besonders auf. Entweder besonders negativ oder auch besonders positiv. Mein Eindruck bei den männlichen Kollegen gibt es viel Mittelmaß, während es bei Frauen entweder nur die gibt, die was auf dem Kasten haben oder eben diejenigen, die nur wegen des Geschlechts eingestellt wurden.

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    • claudius2016 schreibt:

      Zustimmung: Ich habe das Gefühl, dass Frauen in MINT-Berufen oft sehr, sehr ehrgeizig, fleißig und damit überdurchschnittlich gut sind. Die schlechten, die ich bisher erlebt habe, waren meist Quereinsteigerinnen, wo die Bankerin im Crashkurs Programmieren „gelernt“ hat.

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      • Das gilt für die Frauen, die aus eigenem Antrieb in den MINT-Bereich gegangen sind.
        Leider gibt es zunehmend welche, die sich durch spezielle Aktionen und Förderungen ködern lassen, obwohl sie eigentlich ungeeignet sind.

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      • Der Maskierte schreibt:

        Ich kenne da ein paar Exemplare über die Jahre, die sind schon seit Ewigkeiten trotz absoluter Nicht-Eignung dabei. Gelegentlich wechseln die mal den Arbeitsplatz, weil es dem alten AG zu viel wird und der neue AG seine Frauenquote aufhübschen will. Denn wenn er seine Leute fragen würde, was die von der Frau halten, wäre das Urteil vernichtend.

        Wurde mir hinter vorgehaltener Hand bei mancher auch schon bestätigt, dass diese nur wegen des korrekten Geschlechts und nicht wegen der Qualifikation eingestellt wurde.

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    • Das sehe ich im Wesentlichen auch so.
      Bei Männern gehen eben die wenigen ungeeigneten in der Menge unter, sofern sie überhaupt einen technischen Beruf ergreifen.
      Junge Mädchen und Frauen werden heutzutage dagegen regelrecht in MINT-Berufe gedrängt. Da ist es dann kein Wunder, wenn relativ viele dabei sind, für die das nicht die optimale Berufswahl war.

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    • idgie13 schreibt:

      Das kann ich genau SO aus meiner beruflichen Erfahrung als Ingenieur / Software-Entwickler bestätigen.

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  3. ednong schreibt:

    Die beiden Diagramme sind passend, wirklich. Ich würde allerdings die Schnittmenge zwischen grün und rot noch etwas verkleinern …

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  4. Pingback: Wie Feminismus Frauen beruflich schadet | ☨auschfrei

  5. Alex ii schreibt:

    Unabhänging von der Hilfslosigkeit:

    Nachfragen ist für den Fragenden meist (kurzfristig) effizienter als selber rumfrickeln.

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  6. Plietsche Jung schreibt:

    Mit dem Terminator ist weder Arnold noch ein T800 oder ein T1000 gemeint 🙂
    Ich hab lange nicht mehr so gelacht. Danke Anne.

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  7. Pingback: Twittanic //1576 | breakpoint

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