Auf dem Weg zum Büro befindet sich ein kombinierter Fußgänger-Rad-Weg. Ein paar hundert Meter lang, mindestens zwei Meter breit, links und rechts ein Grasstreifen.
Es ist dort nur recht wenig los. Ab und zu braust mal ein Radfahrer vorbei, gelegentlich kommt ein Fußgänger entgegen.
Ich laufe grundsätzlich ziemlich weit rechts. Dann brauche ich nicht auf entgegenkommende Radfahrer oder Fußgänger zu achten.
So war ich auch neulich unterwegs, als mir eine Frau entgegenkam, den Blick leicht auf den Boden gerichtet. Entgegen aller Gepflogenheiten ging sie allerdings links, so dass sie direkt auf meiner Seite war. Ich dachte mir erst mal nichts dabei, und nahm an, dass sie noch ausweichen würde. Ich selbst ging noch ein Stückchen weiter nach rechts, soweit gerade möglich, um den Weg nicht zu verlassen.
Sie kam näher, und machte keinerlei Anstalten, die Richtung zu wechseln.
Ich ging ebenfalls geradeaus weiter, nicht aus Sturheit, sondern weil es einfach Konvention ist, dass man rechts aneinander vorbeigeht. Notfalls hätte ich noch auf den Grasstreifen ausweichen können.
Im letzten Moment, kurz bevor sie mich gerammt hätte, drehte sie dann doch noch ab. Von der Seite her sah ich, dass sie schwanger war (oder einen auffallenden Bauchansatz hatte).
Was soll man jetzt davon halten?
Bin ich eigentlich sehr verschroben, wenn ich wissen will, was Leute zu ungewöhnlichem Verhalten bringt?
Nope, bist Du nicht ☺
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Na, wenn du das sagst, muss es wohl stimmen.
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Einfach nicht darüber nachdenken, people are people
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Ich denke aber über solche Beobachtungen nach, weil ich dazulernen will – und sei es das Mysterium menschlicher Verhaltensweisen.
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Na, da hast Du Dir aber eine Lebensaufgabe mit faustischer Dimension ausgesucht.
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Sehe ich auch so. Das menschliche Verhalten zu verstehen, halte ich für unmöglich. Da ist seit tausenden von Jahren drüber nachgedacht worden und wir sind nicht ein Stück schlauer als die Menschen der Antike…
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Es restlos verstehen zu können, erwarte ich ja gar nicht.
Aber manchmal wäre ich schon froh, mir einzelne Handlungen erklären zu können.
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„Es restlos verstehen zu können, erwarte ich ja gar nicht.
Aber manchmal wäre ich schon froh, mir einzelne Handlungen erklären zu können.“
Und du fängst mit schwangeren Frauen an, die berühmt sind für ihr vorhersagbares Verhalten?
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Die Schwangerschaft habe ich nur der Vollständigkeit erwähnt. Ich würde mich niemals erdreisten, Schwangere als generell unzurechnungsfähig zu bezeichnen.
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Alles in Ordnung. Scherzhaft.
Die Idee ist, dass du dir vielleicht „normale“ – durchschnittliche – Menschen für Studien aussuchen solltest. Weniger Faktoren.
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Ich suche mir die Leute ja nicht aus, die mir zufällig auf der Straße begegnen.
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Aber wen du analysierst.
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Interessant für eine Annelyse sind ja nur die Personen, die sich unerwartet verhalten.
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Und normale Personen verhalten sich erwartungsgemäß?
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„Normalerweise“ schon. Das impliziert eine Definition des „Normalen“.
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Normale Quantenphysik und normale Tiere verhalten sich nicht für jeden erwartungsgemäß. Normale Komplexität ist immer noch Komplexität. Normale Menschen sind komplex, und deine Intuition für sie — schätze sie selber ein.
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„Normal“ ist, was nicht mehr als eine Standardabweichung vom Erwartungswert abweicht.
Manchmal gibt es auch keine Erwartungen. Dann kann man sich überraschen lassen.
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Ach, ich bin ja realistisch. Es genügt mir, wenn ich einzelne Puzzleteile aufdecke.
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Such nach einem Schwangerschaftskurs, und beobachte den Gehsteig.
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Du gehst also von einem Zusammenhang mit der Schwangerschaft aus?
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Ich halte es erst mal für eine normale Anomalie. — Abgesehen von Kollisionen mit dir, was war die sicherere Seite des Weges, ihre/deine?
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Die Straße lag links von mir – falls du das meinst.
Allerdings war ein breiter Grasstreifen dazwischen, so dass bezüglich Sicherheit vor Autos kein wesentlicher Unterschied bestehen dürfte.
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Schwangerschaft – erhöhtes Sicherheitsbedürfnis – Größtmöglicher Abstand von Lärm und Abgasen als einfache (emotionale) „Regel“.
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Hm, weiß nicht.
Dazu ist dort zu wenig los, und die Gefahr, dass ihr Radfahrer auf Kollisionskurs entgegenkommen, umso größer.
Es erklärt auch nicht, warum sie nicht schon früher auswich.
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Unbewusst: Lärm ständiger Reiz, Radfahrer nicht. Fokus auf das Baby.
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Lässt sich wohl nicht ausschließen, und gehört wohl noch zu den plausibelsten Hypothesen, wenngleich nicht wirklich überzeugend.
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Hehe. Danke.
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Radfahrer sind immer ein Risiko, ignorieren jede Regel und behaupten, das sei oekologisch…
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Manche Radfahren brausen schon völlig rücksichtslos durch die Gegend.
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im deutschen kulturkreis ist es üblich, rechts aneinander vorbeizugehen 🙂 aber auch das scheint nicht mehr gesellschaftlicher konsens zu sein
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Davon bin ich ja auch ausgegangen.
Wie eine Touristin o.ä. aus einem Land mit Linksverkehr wirkte sie zwar nicht, wäre aber eine Möglichkeit.
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oder schlicht gedankenlosigkeit……auch das muss mal gehen, und andere „mit“aufpassen 🙂 aber ich bemerke solche vorkommnisse zunehmend
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Tja, wer weiß.
Wir können hier nur Vermutungen aufstellen.
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ist aber wertfrei im augenblick oder? 😉
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Ja, schon.
Ich gehe nicht davon aus, dass sie mich ärgern wollte oder so.
Vielleicht hat sie auch etwas Verlorenes gesucht. Allerdings war ihr Blick dafür zu starr geradeaus, denn dann hätte sie den Boden besser abscannen müssen.
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Wa spricht dagegen, hier eine modifizierte Version von Hanlon’s Razor anzunehmen? Keine (böse) Absicht, sondern vielleicht war die Gegenüber einfach nur so in Gedanken vertieft?
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Naja, erstens hatte sie mich offenbar schon gesehen.
Zum zweiten geht man doch gerade, wenn man den eigenen Gedanken nachhängen will, auf der üblichen, rechten Seite, um sich nicht um andere Verkehrsteilnehmer kümmern zu müssen.
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Ich gehe – obwohl ich voll im deutschen Kulturkreis sozialisiert wurde – oft links. Das ist bei mir einfach Gewohnheit als Hundebesitzer, weil es hierzulande üblich ist, den Hund links zu führen. Aus praktischen Erwägungen (Grünstreifen, andere hundescheue Passanten) nimmt man selber dann auch die linke Seite des Weges.
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Einen Hund hatte sie nicht dabei. Das schließt natürlich nicht aus, dass es nicht doch deshalb Gewohnheit ist, links zu gehen.
Das erklärt aber trotzdem nicht, warum sie erst im allerletzten Moment auswich, obwohl sie mich offenbar schon früher wahrgenommen hatte.
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Ich denke auch ständig über solche Dinge nach. 🙂
Vielleicht war sie im Pokemonfieber?
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Sie hatte weder ein Smartphone noch sonst irgendetwas in der Hand, und trug auch keine AR-Brille.
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Hm, dann kann es nur noch eins sein – Kaugummi- und Hundehaufen-scanner aktiviert. 😀
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Oder Vorsicht vor Pfützen – wer weiß.
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Oh ja – stimmt – auch doof, da reinzutapsen.
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Bei vielen Frauen ist links doch das andere rechts !
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Aber spätestens, wenn jemand direkt entgegenkommt, merke selbst ich das, und würde mich besinnen und frühzeitiger ausweichen.
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War bestimmt ein Mutant.
Ein kaputter.
(vom Nexus)
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Ganz bestimmt. Und paritätsinvarianzresistent.
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Fies ….
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Rechts ist da —->>>
<<<—- Dort ist links.
Wenn du also rechts gehst – welche Konvention besagt, dass man das normalerweise macht? Ich gehe öfters am linken Rand – und sie weicht dir aus, dann geht ihr links aneinander vorbei. Würdet ihr rechts aneinander vorbeigehen, müßtest du nach links ausweichen …
Und du willst das Verhalten anderer Menschen verstehen, die sich auffällig und nicht vernünftig verhalten. Oha.
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„Wieso 1 Geisterfahrer? Das sind doch hunderte!“
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Haha, so einen schmalen Weg haben wir auch (normalerweise sind die Bürgersteige bei uns eher so zwischen 6-15 Meter breit), und wenn ich da lang gehe, hab ich auch oft eine Tüte oder einen „Hackenporsche“ mit den über einige Wochen gesammelten Pfandflaschen dabei, weil in die Richtung ein Supermarkt ist. Ich habe also „Überbreite“, und dann kam mir auch mal jemand entgegen, ebenfalls mit einer Tüte oder so im Schlepptau, ich habe mir dann schon innerlich grinsend gedacht „na, wer macht wohl Platz?“, zugleich war das aber auch so eine Art gegenseitiges Anstarren mit Pokerface (man schaut in die Richtung des Gegenübers, aber „durch es durch“, also lässt sich nicht anmerken, dass man es wahrgenommen hat, die Augen sind auf den Hintergrund „defokussiert“), und im letzten Moment ist sie dann noch zur Seite gegangen. Ich dachte mir nur: „Hmm! Dafür reicht meine Kraft also noch aus!“ – im Sinne von „Autorität“, denn trotz breiter Bürgersteige ist es hier oft Gang und Gäbe, dass eben genau niemand vor dem anderen Platz macht, und wenn, dann nur gerade so minimal, als wäre der Gehweg nur 2m breit, und nicht 10…
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In der Fußgängerzone oder auf einzelnen Plätzen haben Fußgänger hier auch mehr Platz, aber auf Straßen geht die meiste Breite für motorisierten Verkehr ab, den Rest teilen sich mehr oder weniger friedlich Radfahrer und Fußgänger.
Gebräuchlich ist es hierzulande, nach rechts auszuweichen, was umso besser funktioniert, je konsequenter sich die Verkehrsteilnehmer daran halten, ziemlich weit rechts zu gehen.
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Naja, die Straßen sind hier allgemein etwas breiter (zum Teil auch die Fahrbahnen). Ansonsten war dies ein Stück einer besonders engen Straße, wo es zudem auch nur auf einer Seite einen Gehweg gibt. Da ist das Ausweichen ein generelles umeinander herum gehen. Da es aber auch seit ein paar Jahren eine Einbahnstraße ist, und ohnehin außer Anliegern nicht so viele Autos da durch fahren, ist es kein Problem – lediglich eben ein kleiner „Wettbewerb“, wer auf dem Bürgersteig bleibt, und wer kurz auf die Straße ausweicht – mal der eine, mal der andere, völlig unabhängig von rechts oder links. Diese Regel kenne ich zwar auch, aber wenn normalerweise die Bürgersteige eben so breit sind, dass man in jede Richtung mehr als genug Platz zum Ausweichen hat, verblasst die etwas, weil es keine Notwendigkeit gibt – ist ja kein Autoverkehr…
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Als Machtkampf sehe ich das gar nicht, und wenn jemand Gehbeschwerden hätte oder viel zu tragen, würde ich selbstverständlich vorher ausweichen.
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Ist es auch nur ganz subtil und in Ansätzen, dürfte von den wenigsten bewusst so empfunden werden.
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Es ist Konvention, dass man rechts aneinander vorbeigeht?
Echt?
Darüber hab ich noch nie nachgedacht.
Bei uns ist Konvention, dass man den anderen anlächelt und grüsst. Ist out – ich weiss. Ist mir aber wurscht.
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Doch. Ich denke schon (also Gegenverkehr ist links). Zumindest halte ich mich üblicherweise daran.
Grüßen tut man nur Leute, die man kennt. Anlächeln hängt von der Tageslaune ab.
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Auf dem Dorf (und da bewege ich mich zu 95%) grüsst man im Allgemeinen mehr oder weniger jeden, der entgegenkommt. Auch in den schweizerischen Bergen übrigens.
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In der alten Heimat musste man unterscheiden zwischen Einheimischen (grüßen zwingend) und Touristen (grüßen optional).
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Ja … die Franken sind ein spezielles Völkchen …. 😉
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Du hast mehr mit der Währung zu tun, ich weiß schon. 😎
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Jo – 9 Jahre fränkisches Exil reichen für meinen Geschmack … 😉
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Das ist schon eine ganz andere Kultur. Nicht für jeden erträglich. 🙄
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Man muss Gott für alles danken – auch für einen Ober-Unter-Mittel-Franken 😉
Ich bin dort nie wirklich heimisch geworden – deswegen bin ich auch weg gegangen.
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Vermutlich würde ich mich in Oberbayern auch nicht wohl fühlen, wenn ich dort wohnen müsste.
Die Schweiz könnte ich mir schon eher vorstellen.
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Die Schweizer machen es einem auch nicht leicht – das sollte man nicht unterschätzen. Wusste ich damals aber noch nicht …
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Dafür gibt es aber leckere Schokolade und Käsefondue.
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Das ist definitiv besser als der grauslige saure Boxbeutel .. brrr.
Das bayerische Bier, Schweinsbraten und Knödel sind mir trotzdem lieber.
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Nix gegen fränkisches Bier und fränkische Klöße!
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Solangs kein Schlenkerla ist .. *brr*
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Iiih, bäah .. nee, Rauchbier muss nicht sein *würg*.
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