Carsten hat jetzt mit Norbert vereinbart, das geplante Projekt weitgehend zu unterstützen.
Dazu stellt er aber einige Bedingungen, unter anderem, dass ich die technische Koordination übernehme. Das hört sich jetzt hochtrabender an, als es ist. Es geht im Wesentlichen darum, das Projekt angemessen im Internet darzustellen, und noch einige Punkte, die ich aber teilweise an unsere IT-ler delegieren kann. Wenn ich mich nicht darum kümmern würde, gingen wieder ein paar Tausender nach draußen, und das muss ja nicht sein.
Problematisch ist allerdings, dass ich dazu mit Ärzten kommunizieren muss. Ich kann nicht mit Ärzten. Die sprechen eine andere Sprache. Ein Bekannter hat dafür mal die Bezeichnung „Klinisch“ kreiert – im Gegensatz zu „Technisch“.
Ich erzählte Carsten von jenem Arzt, der schwer beleidigt war und völlig die Contenance verlor, nachdem ich ihn nach einem Messfehler gefragt hatte.
Carsten meinte, dass Ärzte schon eine eigene Spezies seien, und ich solle bei der Kommunikation bezüglich des Projektes ruhig mein technisches Know-how raushängen lassen, um die Ärzte in ihre Schranken zu verweisen. Und wenn sie sich zu arrogant oder unverschämt benehmen, würde er ihnen den Geldhahn zudrehen.
„Schade, dass deine Promotion noch nicht abgeschlossen ist“, fügte er hinzu, „so ein Titel macht bei den Medizinern Eindruck.“
Ich sagte gar nichts dazu. Erstens habe ich nicht die Absicht, den Titel tatsächlich zu führen, zweitens finde ich den Vergleich ziemlich hinkend. Während meines Studiums kannte ich eine Medizinstudentin. Die hat als Doktorarbeit lediglich ein halbes Jahr lang irgendeine statistische Auswertung gemacht, und das war’s auch schon.
Ich fragte Carsten nach Norbert’s Dissertation, und er antwortete, dass das – soweit er es mitgekriegt habe – keine größere Sache gewesen sei, sondern eher nur eine Formalität.
Nun ja, allzuviel werde ich nicht mit den Ärzten besprechen müssen.
Bei typischen Ärzten (so wie ich bisher mit ihnen zu tun hatte) kommt halt fast immer nur ein substanzloses Wischiwaschi. Ihr Wissen ist rein auswendig gelernt, ohne daraus auch weitergehende abstrakte Schlüsse ziehen, oder darüber hinaus anwenden zu können. In ihrem – eng begrenzten – Fachgebiet haben sie zwar (falls sie in ihrem Metier gut sind) praktische Erfahrung, aber sobald man konkretere, detailliertere Fragen stellt, sind sie auch schon am Ende ihres Lateins, würden das aber niemals zugeben, sondern versuchen weiterhin, mit medizinischen Termini als Buzzwords ihr Wunschimage als Halbgötter in Weiß aufrecht zu erhalten. Dabei steckt kaum etwas dahinter.
Dann gibt es noch Ärzte, die sich ihren Patienten gegenüber betont kumpelhaft benehmen. Dieses vertraulich-schleimige Verhalten ist mir zuwider. Ich ziehe eine professionelle Distanz vor.
Wenn die Ärzte meine Vorgaben nicht akzeptieren, müssen sie sich halt eine andere Geldquelle suchen. Entweder sie sind damit einverstanden, oder das ganze Projekt platzt. Ich habe zumindest keine Lust, länger mit ihnen herumzudiskutieren, zumal sie eh keine Ahnung von den technischen Belangen haben.
Nach diesen recht düsteren Vorahnungen konzentrierte ich mich lieber wieder auf Carsten, der mit der Digitalisierung schon weit vorangeschritten war, und im Begriff war tiefergehende Sondierungen durchzuführen.
Warum bist Du denn so grantig?
OK – dass ein Medizin-Dr-Titel bei weitem weniger anspruchsvoll ist als ein naturwissenschaftlicher / technischer ist ja hinlänglich bekannt.
Bislang hatte ich immer gute Ärzte und Ärztinnen (bis auf die eine Deutsche, die mir unbedingt eine Therapie aufdrängen wollte) sämtlicher Nationalitäten. Ein Arzt muss erst mal den Patienten helfen können und nicht irgendwelche Messmethoden nachprüfen. Das können die Mediziner machen, die in der Forschung sind. Die Bandbreite der möglichen Tätigkeiten ist ja recht gross.
Meine persönliche Stärke ist, dass ich mich in die fachlichen Sprachen anderer Gebiete sehr gut einarbeiten kann. Die meisten Software-Entwickler können oder wollen das nicht und daher ist die Kommunikation mit den Kunden meist schwierig.
Ich hoffe, das Projekt verläuft positiver als erwartet.
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Ach, ich habe halt Bedenken, dass ich mit den Ärzten nicht gut auskommen werde.
Da gab es bisher häufig Kommunikationsprobleme.
Beispielsweise mit dem Messfehler:
Ich war wegen einer Erkrankung bei einem Arzt, fühlte mich nicht wohl.
Er machte verschiedene Untersuchungen und eine Messung mit einem speziellen Gerät, dessen Ergebnis er mir dann mitteilte.
Um abzuschätzen, wie zuverlässig und aussagekräftig die Messung ist, fragte ich ganz höflich nach dem Messfehler, also wie genau das Gerät arbeitet.
Schnauzt der mich an, wie ich dazu komme, ihm einen Fehler zu unterstellen, das müsse er sich nicht bieten lassen, blablabla.
Und das gegenüber einer leidenden Patientin, die nur eine legitime Frage gestellt hat, und sich gerade nicht wehren kann.
Andere Beispiele – wenn auch nicht so krass – hatte ich oben verlinkt.
Den Medizinerjargon verstehe ich durchaus großteils. Bloß umgekehrt verstehen die meine Aussagen oft nicht richtig, und die Aussicht darauf bereitet mir Unbehagen.
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Vielleicht hatte der Arzt einen schlechten Tag – das ist ja auch nur ein Mensch.
Dann drück Dich halt einfacher aus 😉
Wenn Du nicht ergebnisoffen dran gehen kannst und jetzt schon solches Unbehagen hast, würde ich das lieber nicht machen.
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Ja, ich bin jetzt zum Glück in einer ganz anderen Situation.
Ich bin gesund und fit, und diesmal sind die Ärzte auf meine Kooperation und Wohlwollen angewiesen.
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Deine Frage war aus Sicht des Arztes eben nicht legitim, da Du fuer ihn ein Laie bist und ihn infrage stellst.
Dass Du als Physikerin in Sachen Messen absolut ausgebildet bist, wird sich ihm sicher transparent sein.
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Ich habe nicht ihn in Frage gestellt, sondern eine Frage zur Genauigkeit des Messgerätes.
Wenn ich fit gewesen wäre, hätte ich ihm das vielleicht erklären können (vielleicht auch nicht 🙄 ), aber ich war ja krank.
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Ich glaube nicht, dass man einem Arzt etwas erklaeren kann, von dem er glaubt, ueberlegener Experte zu sein…. Ich mag diese Leute, bis auf ganz ganz wenige, auch nicht.
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Beruhigend, dass es nicht nur mir mit Ärzten so ergeht.
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Die meisten Ärzte dürften genug Empathie besitzen um mit Dir umgehen zu können.
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Gerade ärztliche „Empathie“ ist mir persönlich aber unangenehm.
Ich möchte einen freundlichen, aber distanzierten Umgang.
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*Lach
Dir ist aber schon bewusst, dass ITler und Ärzte irgendwie „artverwandt“ in ihrer Sprache sind?
Beide drücken sich gerne im Konjunktiv aus – somit wäre da schon mal eine erste Gemeinsamkeit und außerdem kochen Beide (Alle) mit Wasser. 😉
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Wieso Konjunktiv?
Bei MINT-Berufen geht es um Fakten.
Sofern die nicht eindeutig bekannt sind, gewichtet man sie mit einer Wahrscheinlichkeit, redet aber nicht um den heißen (hoffentlich mit Milch gekochten) Brei herum wie Ärzte, wenn sie nicht mehr weiter wissen.
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😀 Jaja, die Ärzte … Ich habe mir meine hier in Groß-Bummelsdorf zurechterzogen, dass klappt aber nicht immer, 😉
Wobei es bei vielen Ärzten, die ich kenne, einen hohen Nerdy-Faktor gibt: hohe Fachkompetenz, schlechte Sozialkompetenz. 😀
Davon abgesehen sind sie von mir sehr hoch geschätzt, unrühmliche Einzelexemplare ausgeschlossen.
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Ärzte mit Nerdy-Faktor habe ich noch nicht kennengelernt. Mit denen käme ich vermutlich ja gut zurecht.
Ach ja .. in Großbummelsdorf gehen die Uhren vielleicht noch ein wenig anders.
Wenn ich mich an den Hausarzt erinnere, zu dem ich als Kind immer ging, erschien mir der damals auch noch nett. Bis .. aber lassen wir das. Das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
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Man muss halt heutzutage immer selbst zusehen, dass man a) alle nötigen Informationen hat und b) dass nicht Sparmaßnahmen zu Kosten von einem laufen.
Und bei wichtigen Sachen sollte man immer eine zweite Meinung einholen. Bin jetzt zu faul, auf mein Knieepos zu verlinken, aber da hat man ja gesehen, wie es auch mal so richtig mies laufen kann.
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Ja, du hast ganz recht, Molly.
Wie geht es eigentlich inzwischen deinem Knie? Besser? Oder hast du dich einfach daran gewöhnt?
Ich hatte mir ja vorgestern auch ein Knie angeschlagen, tut mittlerweile aber nicht mehr weh, ist noch ein bisschen blau.
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Mein Knie? Ach, ach, ich sollte mal ein Update schreiben.
Blaues Knie tut schon beim lesen weh. Komm, ich puste mal: *pustpust* 🙂
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Äh .. nee danke, Molly. Diese Therapie hilft höchstens bei Kindern.
Was mir Linderung verschaffen würde, wären darüberstreichende Männerhände.
Hach ..
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Du lehnst meine Hilfe ab aufgrund des Geschlechts meiner Hände? Bin empört, das ist Diskriminierung! 😛
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Deal with it, Molly.
Meine Intention wäre eh gewesen, die Interaktion auf ein anderes Körperteil auszudehnen, das dir fehlt.
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😀 😀 😀 Ein hartes Argument.
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Manche Bedingung muss schon bestanden werden.
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Ja, manchmal muss man Stehvermögen besitzen.
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Immer schön standhaft bleiben!
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Klare Ansage.
Sei froh, dass es keine Lehrer sind.
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Mit Lehrern kam ich bisher eigentlich meist gut zurecht. Da fällt mir jetzt zumindest keine besonders negative Erfahrung ein.
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Lehrer und Rechtsanwälte sind etwas speziell in meiner Wahrnehmung. Dafür kann ich gut mit Ärzten.
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So reagiert halt jeder anders. Ist ganz gut so.
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Na, ein Glück !
Es ist auch nicht jeder Arzt ein A***h 🙂
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Nee, das habe ich ja auch nicht behauptet (obwohl es gewiss Personen gibt, die mir solche Aussagen nur zu gerne unterschieben würden).
Ich habe nur gesagt, dass ich persönlich nicht gut mit Ärzten zurechtkomme.
(Und natürlich habe ich diesen Eintrag nur geschrieben, um zufällig mitlesende feministische Ärztinnen zu ärgern. 🙄 )
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Also ich glaube, ich würde einen Titel mit Stolz herumtragen und ihn nicht unerwähnt lasseen in Signaturen etc.
Aber das ist jeder anders 🙂
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So ähnlich hatte ich früher auch mal gedacht, bis mir auffiel, dass gerade die Leute, die viel Wert auf ihren Titel legen, es eher nicht so drauf haben.
Und was ist so ein Titel denn nach den ganzen Plagiatsaffären überhaupt noch wert?
Der Stolz auf die erbrachte geistige Leistung ist mir wichtiger, als meinen Namen damit aufzupeppen.
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Ich finde das überraschte Gesicht, dass die vermeintliche Sekretärin die Chef-Entwicklerin mit Doktortitel ist, viel besser … 🙂
Mein Titel hat in der Signatur nichts verloren – den führe ich nur auf der Visitenkarte.
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