Am späten Samstag Vormittag hatte Carsten Fiona vom Bahnhof abgeholt.
Mittags aßen wir nur einen Imbiss, abends dann in einem Restaurant.
Es ist nicht so, dass ich mich mit Fiona unterhalten könnte. Sie antwortet mir nur recht einsilbig, und zeigt selbst keinerlei Interesse. Das ist so ermüdend.
Immer wieder fing sie damit an, dass Verena schon zwei Kinder hätte, aber sie selbst noch gar keines. Bis Carsten irgendwann herausrutschte: „Ohne einen Mann wird das mit der Empfängnis schwierig werden.“
Ich weiß, dass er das nicht ernst meinte, denn er legt nun wirklich keinen Wert auf weitere Enkel.
Fiona’s Studium schleppt sich auch recht zäh hin. Streng genommen könnte sie schon fertig sein. Carsten fragte sie also nach ihren Fortschritten. Immerhin will sie demnächst mit ihrer Master-Arbeit beginnen.
„Streng‘ dich mal an“, forderte Carsten sie auf, „sonst hat Anne noch früher ihren Doktorgrad, als du deinen Master.“
Ich wollte fast protestieren. Das ginge nur, wenn ich alle anderen Arbeiten aussetzen würde, und mich nur noch auf die Dissertation konzentrieren würde. Aber ich habe mich ja nur auf die Promotion eingelassen, unter der Bedingung, dass mir das eben keinen Zeitdruck macht, und deshalb lasse ich mir auch Zeit damit.
Das Wochenende zog sich ziemlich zäh hin. An Sonntag aßen wir mittags gemeinsam mit Sonja in einem Restaurant, abends traf sich Fiona mit einer Freundin in der Stadt, so dass Carsten sie spät in der Nacht abholen musste.
Am Montag war geplant, dass Carsten sie nach dem Mittagessen wieder zum Bahnhof bringt. Aber schon nach zehn klingelte es am Eingang, und Fiona eilte freudestrahlend, um Corinna hereinzulassen.
Da Carsten gerade in seinem Arbeitszimmer beschäftigt war, konnte er nicht schnell genug reagieren, um Corinna’s Eintritt zu verhindern. Ich war auch erst mal zu perplex, um etwas zu unternehmen.
Na ja, wir wollten nicht mehr Aufhebens um die Angelegenheit machen, als sie wert war. So duldete Carsten, dass Corinna, obwohl nicht eingeladen und unwillkommen, mit uns aß, machte aber unmissverständlich klar, dass sie sich das nächste Mal vorher gefälligst anzumelden hat.
Es schien ihr überhaupt nichts auszumachen, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht war, denn sie plauderte munter vor sich hin. Dass sie zwar immer noch keinen Job habe, aber dafür andere Pläne (die sie aber nicht näher beschrieb). Zwischendurch machte sie immer wieder unvermittelte Bemerkungen über die Firma, und wann sie endlich Einblick in die Bilanzen bekommen würde. Dann schlug sie vor, gemeinsam Fotos von Fiona als Kind und von deren Mutter anzuschauen. Carsten lehnte all das kategorisch ab.
Irgendwann war mir blitzartig die Eingebung gekommen, wie Corinna wohl reagieren würde, wenn ich ihr ein paar Assembler Sourcen vorführen würde. Aber ich verwarf diese Idee wieder so schnell, wie sie gekommen war.
Als sich Fiona und Corinna nach dem Essen schließlich doch verabschiedet hatten, konnten Carsten und ich uns endlich, endlich ungestört und ausgiebig der Wiedervereinigung widmen.
Habt ihr diese impertinente Person nicht einmal darauf hingewiesen, dass sie nie auch nur einen Schritt in die Firma setzen wird?
Im übrigen würde den Empfang vorsorglich informieren, falls sie mal überraschend dort auftaucht.
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In die Firma kommt sie nicht hinein. Da passt der Pförtner schon auf.
Und selbst wenn sie irgendwie an ihm vorbeikäme, hätte sie noch längst nicht Zugriff auf irgendwelche Unterlagen.
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Wer weiß, wie viel kriminelle Energie sie hat.
Auch wenn sie eine hohle Nuss zu sein scheint. Aber dreist ist sie ohne Frage.
„…wann sie endlich Einblick in die Bilanzen bekommen würde“. Darüber muß ich immer noch den Kopf schütteln. Hat sie das mal begründet?
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Wir sind schon vorsichtig, und passen auf, dass sie nichts zu Gesicht kriegt, was sie nichts angeht.
„Begründet“? – Tja, sie vertritt Fiona’s juristische Interessen.
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Was hat Fiona denn für juristische Interessen?
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Naja, immerhin gehört Fiona das Haus zu einem Anteil, und irgendwann hat sie wohl auch einen Rechtsanspruch auf ihr Erbteil.
Ich nehme an, dass Corinna sich auf diese Ansprüche bezieht.
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Aber Ansprüche an die Firma dürfte sie ja wohl keine haben, oder?
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Ist kompliziert.
Von ihrer Mutter hat sie schon irgendwelche Ansprüche an bestimmte Gewinne geerbt (wie Verena auch).
Aber sie hat keinerlei Mitspracherecht.
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Aha. Naja, keiner außer dem BAFÖG-Amt kann eine Offenlegung erzwingen. Und die BWA alleine ist meistens ohnehin nicht wirklich aussagekräftig. Schließlich geht es darum möglichst wenig Steuern zu zahlen.
Da wird sie sich schon noch ein paar Jahrzehnte gedulden müssen. Und nicht, dass die böse Stiefmutter irgendwann die Firma überschrieben bekommt.
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Irgendwie tönt das nach einem mühsamen Wochenende….
Dass diese Corinna uneingeladen kommt, scheint auch zur Gewohnheit zu werden. Das finde ich höchst unsympathisch.
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Tja .. fast bedauerlich, dass sie es bisher noch nicht zu bis zu einem Hausverbot eskaliert hat.
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Sollten nicht (abhängig von der Rechtsform) ohnehin einige Zahlen / Abschlüsse der Firma öffentlich einsehbar sein?
Und würde es sich nicht um einen guten Blog sondern einen schlechten Roman handeln, würde ich ja schön langsam irgendeine überraschende Entwicklung in Richtung Kuckuckskind / Kindstausch / Verwechslung et al erwarten 😉
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Was irgendwie öffentlich sichtbar ist, hat Corinna garantiert schon gesehen. Sie erwähnte mal, dass sie die Firmenwebsite durchgeschaut hat.
Keine Ahnung, welche Quellen (z.B. Handelsregister) sie sonst noch nutzt.
Vor überraschenden Entwicklungen ist man leider nie sicher. Trotzdem hoffe ich, dass uns so etwas hier erspart bleibt.
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Ich würde sie auch zum Bundesanzeiger schicken und ihr erklären, dass es damit dann auch genug ist. Eiderdaus, was eine Unsympathin…
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Sie hat bestimmt auch schon sämtliche Firmenaccounts in sozialen Medien gefunden und evaluiert, und was es sonst so an Veröffentlichungen in Branchenmagazinen etc. gibt.
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na dann.. was mehr eine bilanz will sie sehen, wenn sie einblick in die bilanz will? tzz
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Wenn ich wüsste, auf was sie hinaus will, wäre mir wohler.
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ich würde mir da keinen Kopf machen… wenn sie einen Vektor wüsste, hätte sie den schon eingeschlagen.
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Du hast bestimmt recht. Danke.
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LOL.
*Glaskugel-vorsichtig-putz*
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Es kommt mir ein Satz aus „Der Pate“ in den Sinn:
„Guiseppe, lass es wie einen Unfall aussehen ….“
Problem gelöst.
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Aber Plietschi!
Solch eine Problemlösungsstrategie würde uns niemals einfallen.
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Dann ist es gut, wenn ich euch auf die Sprünge helfe 😁😎
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Ich weiß deinen Vorschlag zu schätzen, aber danke, nein.
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Spass muß sein 😎
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Wenn Carsten sich einer einigermassen guten Gesundheit erfreut und wohl eine familienexterne Nachfolgeregelung finden wird, sieht Fiona wann etwa einen Anteil als Erbe? In 40 Jahren, wenn sie selbst langsam in Rente geht 😂. Der durschnittliche Erbe ist weit über 50 heutzutage…
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Naja, 40 Jahre ist – realistisch betrachtet – unwahrscheinlich. Dann wäre Carsten ja Mitte 90.
Corinna scheint die Hoffnung zu hegen, dass sie durch irgendwelche (juristischen) Tricks schon früher Einfluss gewinnt.
Aber dafür müsste sie sich völlig anders benehmen.
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„Aber dafür müsste sie sich völlig anders benehmen.“
Beschwör es nicht herauf!
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Ach, nee! Keine Chance.
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