Zwölfhunderteinundneunzig

Habe ich mich hier eigentlich schon geoutet, dass ich an einer (leichten) Gesichtsblindheit leide (leiden ist übertrieben – es ist halt manchmal ärgerlich oder peinlich, wenn ich jemanden nicht gleich erkenne).
Ich will das hier nicht übertreiben. Vermutlich ist es in gewissem Ausmaß ganz normal. Aber ich merke mir vor allem Frisuren und sonstige außergewöhnliche Merkmale (Brillen, Bärte, Besonderheiten).

Es kann mir passieren, dass ich jemanden nicht erkenne, nur weil er eine andere Frisur trägt.
Manchen Filmen kann ich nicht folgen, wenn mehrere Darsteller eine sehr ähnliche Frisur haben. Ich kann die dann einfach nicht auseinander halten. Vielleicht haben sie ja auch Allerweltsgesichter.
Wenn ich zufällig alte Bekannte treffe (z.B. aus meiner Schulzeit), dann erkennen die immer mich (offenbar habe ich mich äußerlich kaum verändert), und ich muss erst sehr überlegen, wer das jetzt ist, brauche meistens den einen oder anderen Hinweis.

Umgekehrt kann ich aber Zwillinge gut unterscheiden, wenn ich sie gleichzeitig vor mir sehe. Da hat doch einer schmalere Backen, oder der andere eine höhere Stirn oder eine breitere Nase. Da habe ich wohl eine Art Differenzfilter in meiner Hirnsoftware.
Um das Zwillingsparadoxon komplett zu machen, kann ich zwar die Gesichter unterscheiden, verwechsle aber grundsätzlich die Namen.

Tja, ist schon seltsam, wie die Gesichtserkennung funktioniert, und was in unserem Gehirn vorgeht.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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54 Antworten zu Zwölfhunderteinundneunzig

  1. aliasnimue schreibt:

    Ich leide mit Dir. Zudem ich ja keine bildliche Vorstellungskraft habe.
    Da gibt es schon peinliche Momente.
    Aktuelle Bekannte ordne ich immer einem bestimmten Umfeld zu. Sehe ich jemanden davon außerhalb, fällt es mir sehr schwer einzuordnen woher ich die Person kenne, wo ich sie einordnen soll. Ist das jetzt die Arzthelferin oder doch eine Mutter, deren Tochter mit meiner trainiert?

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    • Ja, es ist manchmal schon schwierig.
      Zum Glück treffe ich nur sehr selten unvorbereitet Leute, die ich schon länger nicht gesehen habe.
      Sonst hätte ich wohl schon früher darüber gebloggt.

      An Namen kann ich mich leichter erinnern, ordne sie aber nicht unbedingt der richtigen Person zu.

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      • aliasnimue schreibt:

        Also solche Bekannte (Menschen, die ich grüße und ein paar Worte wechsele) sehe ich teils alle 2 Wochen. Und hab dann die oben beschriebenen Schwierigkeiten.
        Mit Namen tue ich mich auch schwer.

        Aber ich weiß bei manchen Büchern, die ich vor 20 Jahren gelesen habe, auf welcher Seite und in welchem Absatz ein bestimmter Satz steht.

        Das Gehirn ist eine faszinierende Sache.

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  2. Claudius schreibt:

    Ich habe oft Probleme, Menschen zu erkennen, wenn sie in einer ungewohnten Umgebung sind. Beispiel: ein früherer Nachbar war Beamter und ich kannte ihn ausschließlich im Anzug in unserer Straße. Irgendwann habe ich ihn in einem anderen Stadtteil im Schwimmbad in Trainingskleidung gesehen. Das war schwierig… Ich habe Minuten gebraucht, das Gesicht zuzuordnen.

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    • Ja, es ist besonders schwer, jemanden zu erkennen, wenn man ihn dort überhaupt nicht erwartet.

      Dazu habe ich mal wieder eine Annekdote:
      In meiner Jugend war ich mal auf einer regionalen Ausstellung. Irgendwo stand ein Pulk Menschen. Da schien es etwas interessantes zu geben.
      Also ging ich auch hin, um zu sehen was los war, bemerkte aber erst nicht besonderes.
      Da war ein großer Monitor, auf dem viele Menschen zu sehen waren.
      Es war auch ein junges Mädchen dabei, das genauso eine Jacke trug wie ich. Sie hatte auch genauso lange Haare.
      Tja .. erst dann dämmerte es mir, dass ich es selbst war, und eine Kamera diese Menschengruppe filmte.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Gesichter kann ich mir gut merken, nur Namen fallen mir oft schwer, zumindest bei sporadischen Geschichten.

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  4. sevens2 schreibt:

    Interessant. Ich kenne eine sehr intelligente Frau, die sich in einem Männerfeld (Chemie) bewegt. Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt dass sie PCOS (polycystic ovary syndrome) hat (und damit vermutlich erhöhte Testosteronlevel), und später ist ihr aufgefallen, dass sie Gesichter schlecht erkennt.

    Hast du Ramachandran gelesen?

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    • Unterstellst du eine Korrelation oder gar Kausalität zwischen erhöhtem Testosteronlevel und schlechter Gesichtserkennung?

      Schon wieder eine Bildungslücke! Ramachandran kenne ich nicht, habe daheim aber ein halbgelesenes Buch über das menschliche Gehirn von David J. Linden herumliegen.
      Und ein noch nicht begonnenes von Steven Pinker.

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      • sevens2 schreibt:

        Frauen haben mehr Augenkontakt (bei Männern eher eine Herausforderung), und lesen Gesichter – Emotionen – besser. Selbst Baby-Mädchen achten mehr auf Gesichter, als auf Dinge — verglichen mit männlichen..Zudem scheine ich mich in Schemen zu erinnern, dass Autismus und schlechtere Gesichtserkennung zusammenhängen. Nenn es konvergierende Indizien. Ob Testosteron Mediator – in welcher Entfernung – ist, lege ich nicht fest. „Tacit knowledge“ sagt mir, dass es sich hier um etwas beachtliches handelt.

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        • Ob man aus der Mimik auf Emotionen schließen kann, oder aufgrund des Aussehens des Gesichtes die Person erkennt, ist aber meines Erachtens etwas völlig unterschiedliches.

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          • sevens2 schreibt:

            Stell es dir als „Feinsinn“ vor. Meiner Auffassung nach – nicht wissenschaftlich ergründet – sagen Gesichtszüge einiges über das Wesen der Person aus. Emotionen sind schlicht das gegenwärtige Wesen der Person eine Konkretisierung und Anpassung an die Situation (ausgedrückt im Gesicht). Das scheint sehr ähnlich..

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            • Das überzeugt mich nicht.
              Man muss eine Person nicht persönlich kennen, um Freude, Trauer, Wut .. aus ihrer Mimik zu lesen. Solche Emotionen treffen jeden mal, sind jedoch meist nur kurzfristig.

              Wenn jemand natürlich ständig mies gelaunt ist, wird sich das irgendwann in seine Gesichtszüge eingraben.

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            • sevens2 schreibt:

              Ich habe nicht vorausgesetzt, dass man eine Person dafür persönlich kennen muss. Im Gegenteil. Und ich differenziere zwischen momentanen Emotionen, und Prädispositionen (Persönlichkeit).

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            • Dann sind wir uns ja einig, Stephan.

              Oder nicht?

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            • sevens2 schreibt:

              Der Umstand, dass du erst mir widersprochen, und ich dann deinem Widerspruch widersprochen haben, lässt da gewisse Zweifel auftreten.

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            • Eben.
              Deshalb wäre es am einfachsten, wenn du noch einmal konkret formulieren würdest, auf was du genau hinauswillst.

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            • sevens2 schreibt:

              Heh. Sehr „einfach“. Ich mache das nur, weil dir irgendwie heiß ist.

              „Ob man aus der Mimik auf Emotionen schließen kann, oder aufgrund des Aussehens des Gesichtes die Person erkennt, ist aber meines Erachtens etwas völlig unterschiedliches.“

              (1) Eine Person erkennt man an ihrer Persönlichkeit. (2) Persönlichkeit ist – weitgehend – ein Emotionsprofil, ist ein Emotionsmuster, die Neigungen wie und mit welchen Emotionen eine Person handelt/reagiert (und welche Präferenzen sie hat). (3) Das Gesicht einer Person entspricht ihrer Persönlichkeit. Damit entspricht es ihrem Emotionsprofil. (4) Das Emotionsprofil – Emotionsrelief, Basis, Rahmen, und Latenz – ähnelt, bedingt und gleicht teilweise momentan empfundenen ausgedrückten Emotionen. Momentan ausgedrückte Emotionen sind die Konkretisierung und Verstärkung des baseline-Emotionsprofils. (5) Wer gut darin ist, aktuelle Emotionen zu erkennen, ist gut darin grundlegende Emotionsprofile/-muster, also Gesichter zu erkennen.

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            • (1) Wenn du jemanden nur flüchtig kennst, und nur sein Gesicht siehst, weißt du (in diesem Moment) nichts von seiner Persönlichkeit.
              (2) ACK (wenngleich ich das mit multi-dimensionalem Array ausgedrückt hätte)
              (3) Das ist eine reine Behauptung, ohne jeden Beleg. Mir fallen Gegenbeispiele ein.
              (4) Momentane Emotionen sehe ich eher als temporäre Überlagerungen.
              (5) Eventuell eine schwache Korrelation, aber für eine allgemein gültige Aussage fehlt der empirische Beweis.

              Und jetzt ist mir erst recht heiß.

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            • sevens2 schreibt:

              (1) Doch. Ich behaupte, dass es Gesetzmäßigkeiten gibt. Also dass das Aussehen des Gesichts Persönlichkeitsaspekte repräsentiert. (Anders Phrenologie, wo es nicht um Kommunikation geht.)
              (3) Das ist mir Dreierlei. Lässt sich später vertiefen. Nicht heute. Aber bald.
              (4) Eine Analogie wäre ein Flussbett.
              (5) Hier geht es nur um Plausibilität. Gesichert ist, dass bestimme Gesichtsausdrücke universal sind, im Ausdruck von Emotionen. Schönheitsforschung ist ebenso von Belang. Der Umstand, dass dir heiß ist macht die Dinge zwar härter. Sei nicht so weinerlich, Anne.

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            • Aus Temperaturgründen, und weil ich gleich Feierabend machen will, habe ich jetzt keine Lust, das im Detail zu diskutieren, zumal unsere Ansichten sich nicht wirklich grundlegend unterscheiden.

              Haben die „Dinge“ vielleicht etwas mit (3) zu tun?

              Woraus schließt du, ich wäre „weinerlich“?

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            • sevens2 schreibt:

              (3)?, nicht einfältig, nicht heilig. – Daraus wie du dein Gesäß Gesicht wahrst.

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            • Wie gut, dass du bald deinen Nachmittagstee bekommst. Möglicherweise bist du etwas dehydriert.

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            • sevens2 schreibt:

              Als Tee-timer bist du beinahe eine Eieruhr.

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            • Da gibt es vielleicht noch mehr Ähnlichkeiten.

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  5. ednong schreibt:

    Öhm ja,
    dann steh ich ja nicht alleine da 😉
    Ganz schlimm ist es immer, wenn einen die Meschen – z. B. ehemalige Kunden – erkennen und sogar noch den Namen kennen. Und ich dann überlege, woher ich sie und sie mich kennen …

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  6. Sci Fanboi schreibt:

    Als Tangotänzer habe ich Kontakt zu relativ vielen Frauen auf einer sowohl relativ intimen und körperlichen, aber da stark ritualisiert, gleichzeitig auch recht oberflächlichen Ebene. Während des Tanzens erfolgt die Kommunikation nur körperlich. Das Ritual des Tanzens begrenzt dies aber auf die berühmten „3 * 3 Minuten“.
    Es ist mir schon häufiger passiert, daß ich eine mir unbekannte Dame aufgefordert und mit ihr getanzt habe, und sie erst während des Tanzes anhand dessen „wie sie sich anfühlt“ wiedererkannt habe. Ihre Statur, Aussehen und Gesicht sind mir davor absolut fremd vorgekommen. Das mit dem Namenmerken ist auch ganz schlimm für mich, aber es ist in gewisser Weise eine Übungssache; das ist glaube ich bei mir besser geworden.
    Einen anderen bemerkenswerten Effekt habe ich aber bei mir beobachtet: Ich verwechsele andauernd die Namen 2er Damen, die sich objektiv betrachtet eigentlich überhaupt nchit ähnlich sind. Das führte zuweilen schon zu peinlich, lustigen Situationen.

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    • Normalerweise weiß man bei flüchtigen Bekannten ja nicht, wie sie sich anfühlen. Ein Händedruck ist normalerweise nicht so markant, um ihn mit einer bestimmten Person in Bezug zu bringen.
      Da ist das Tanzen schon eine besondere Situation, die zusätzliche Merkmale beobachtbar macht.

      (Jetzt fällt mir noch so ein alter, blöder Witz ein – hat nichts mit Tanzen zu tun – aber den behalte ich besser für mich.)

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    • Sonst bin ich ja nicht nachtragend, aber auf besonderen Wunsch hin folgt der Witz doch noch:

      Die Dorfhure hat eine Wette abgeschlossen, dass sie mit verbundenen Augen jeden Mann des Dorfes daran erkennt, wie er bei ihr eindringt.
      Tatsächlich nennt sie bei der Überprüfung jedesmal den richtigen.
      Dann fällt den Männern ein, es einmal mit einer Weißwurst zu versuchen.
      „Oh“, meint die Dorfhure, „ich wusste gar nicht, dass der Herr Pfarrer auch mitmacht.“

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