Zwölfhundertachtundvierzig

Vor wenigen Wochen erst waren Carsten und ich erst im Industriemuseum der EMN gewesen. Ich hatte danach kurz erwähnt, dass ich auch gerne mal ins Kommunikationsmuseum möchte.
Also holten wir dies am Wochenende nach – quasi als zweites Geburtstagsevent – und fuhren wieder in die Trichterstadt.
[OT: Von meinem Studium habe ich noch mit drei Kommilitonen Kontakt, die mir zum Geburtstag gratulierten: einer per Brief, einer per Mail, und einer telefonisch – wenn auch teilweise mit Verspätung.]

Auch dieses Museum war sehr interessant, aber besonders hatte es mir die Rohrpost angetan, die ich mehrmals betätigte, weil es so viel Spaß machte, den Zylinder durch das Rohrsystem zu jagen, und seinen Weg durch die transparenten Rohre zu beobachten.
Es gab noch mehr Gelegenheiten, selbst aktiv zu werden. Beispielsweise die Reaktionszeit für die Bilderkennung des Gehirns zu messen. Oder die Schrifterkennung auf einem Touchscreen, die aber bei griechischen Buchstaben kläglich scheiterte.
Da es im gleichen Gebäude war (auch als Verkehrsmuseum bekannt), gingen wir anschließend noch kurz durch das DB-Museum, bei dem u.a. einige Original-Lokomotiven ausgestellt waren.

Danach machten wir einen kleinen Stadtbummel. Als wir beim Germanischen Nationalmuseum vorbeikamen, entdeckte ich ein Motiv für ein Foto, für das ich eine zweckmäßige Verwendung vorsah. Also bat ich Carsten, mir sein Handy zu leihen, um dieses Foto schießen zu können. (Dies ist übrigens ein Cliffhanger, der in wenigen Tagen bereits aufgelöst wird.)

Anschließend besuchten wir wieder das gleiche Restaurant wie letztes Mal. Aber das Essen dort war sehr gut und abwechslungsreich gewesen, so dass diese Wiederholung in Ordnung war.
Auch diesmal war das Essen ausgezeichnet und vielseitig. Etwas getrübt wurde unser Essgenuss durch die Anwesenheit einer Fettaktivistinnengruppe an einem der näheren Tische. Diese Besucherinnen zeichneten sich über einen stark überdurchschnittlichen Körperquerschnitt aus. Eine fiel außerdem durch – man glaubt es kaum! – siemenscyanfarbene Haare auf. Die allerdickste dagegen hatte bis auf 2 oder 3 Millimeter kurz geschorene Haare.
Ich musste Carsten hoch und heilig versprechen, niemals so zu werden. Wir legten eine BMI-Obergrenze von 25 kg/m^2 fest (davon bin ich noch um die 20 Kilogramm entfernt, und habe in der Tat nicht die Absicht, es jemals so weit kommen zu lassen).
Die Kurzgeschorene suchte auffallend oft das Buffet auf (sie war nicht zu übersehen, zumal sie sich jedesmal an unserem Tisch vorbeiquetschen musste). Jedesmal war ihr Teller überquellend voll, einmal z.B. mit mindestens zehn Eiskugeln. Mir graute es.
[Jeder kann sich selbst leicht mit Hilfe der Erhaltungssätze überlegen, dass Adipositas auf dauerhaftem, stark übermäßigem Verzehr von Nahrung mit wesentlich mehr physiologischem Brennwert, als der Körper benötigt, beruht. Aufgrund der Kontinuitätsgleichung ist maßloses (Fr)Essen eine notwendige Bedingung, aber keine hinreichende für Fettleibigkeit.
Für quantitative Betrachtungen scheint mir der Hinweis zum wiederholten Male nötig, dass Brennwerte von Lebensmitteln in üblichen Mengen grundsätzlich in Kilokalorien oder Kilojoule angeben werden, die sich von Kalorien bzw. Joule um jeweils Faktor 1000 unterscheiden.
Zum Vergleich noch ein paar Beispiele:
* Um einen Liter Bier um 20 Kelvin zu erwärmen, benötigt man etwa 20 kcal.
* Je nach Sorte hat dieses Bier so grob 500 kcal physiologischen Brennwert.
* Für fünf Minuten Sex hatte ich einmal eine mechanische Arbeit von 30 kJ (also gut 7 kcal) abgeschätzt.]

Auf dem Rückweg mokierte sich Carsten weiter über diese Gruppe, und meinte, dass ihm bei ihrem Anblick alles vergehe, und dass er sich Sex mit so einer nicht vorstellen könne. Wir überlegten gemeinsam, ob ein Mann da eher runterrollt oder in den Fettmassen versinkt (hängt wohl von der Oberflächenspannung ab). Dann half ich seinem Vorstellungsvermögen noch etwas auf die Sprünge, indem ich in wenigen Worten imaginierte, wie eine zweieinhalb Zentner schwere .. (ich halte die Bezeichnung Landwal für unfair gegenüber den Meeressäugetieren, denn die sind muskulös und stromlinienförmig, aber nicht fett infolge übermäßigen und undisziplinierten Nahrungskonsums) auf ihm reitet.
„Jetzt hast du dich selbst um dein späteres Vergnügen gebracht,“ meinte Carsten angewidert, „denn dieses Kopfkino krieg‘ ich nicht so schnell wieder los. Außerdem muss ich sowieso noch verdauen.“
Ich war diesbezüglich optimistischer, und wie sich daheim herausstellte, behielt ich damit wieder mal recht. Schließlich weiß ich ja, wie ich seine Lust und sein Begehren triggern kann.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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50 Antworten zu Zwölfhundertachtundvierzig

  1. aliasnimue schreibt:

    Ich kann nicht sagen, dass ich durchweg übergewichtige Frauen nicht schön fände. Mir geht es mehr um die Proportionen.

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  2. Molly L. schreibt:

    Eieiei, Ihr wart aber mal wieder in Bestform, 😀
    „Wir legten eine BMI-Obergrenze von 25 kg/m^2 fest“ – Scheint, liebe Anne, dass wir Beide nie miteinander dingsen werden. Also nichtmal hypothetisch. Ich sag nur.

    Deine Fettmolly

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  3. Leser schreibt:

    Ohje, das Ende, Euer Kopfkino, herrlich! Erinnert mich an den einzigen Uwe Boll-Film, den ich je gesehen habe (und lustig fand, aber wohl auch der einzige, der lustig war – immerhin gilt Uwe Boll allgemein als der schlechteste Filmemacher aller Zeiten): Postal. Da gab es auch so eine Szene, wo ein Typ mit „so einer“ zusammen … nunja, er griff jedenfalls nach der Tüte mit dem Mehl und meinte „ich muss die feuchte Stelle finden!“ 😉

    Aber ehrlich, es soll Männer geben, die auf solche menschlichen Lawinen stehen. Ich kann es zwar nicht nachvollziehen, aber das scheint zu existieren.

    Und natürlich sind diese Menschen in ihrem tiefsten Innern auch nicht glücklich mit ihrer Körperfülle, ich kenne z.B. jemanden, bei dem ist es durch ein schweres Trauma in der Kindheit und Jugend (jahrelanger, starker sexueller Missbrauch) dazu gekommen. Nur sind halt viele so drauf, dass sie dauernd meinen, sich verteidigen zu müssen, trotz ihrer Form überhaupt existieren zu dürfen (oder in der Nähe von anderen existieren zu dürfen) – und dann kommen sie oft an solche im Unterbewussten vergrabenen Dinge gar nicht erst ran, weil sie dann erst recht noch mal auf Kontra gehen…

    Und hey, über 2 Zentner hab ich auch, was sich aber bei ~185cm lediglich in einem „Kugelbauch“ äußert. Und wer will schon einen Six-Pack, wenn er ein ganzes Fass haben kann?

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    • Uwe Boll kenne ich nicht (und bin momentan zu faul zum Googlen). Ist das jetzt eine Bildungslücke?

      Es existieren ja Fetischismen auf alles mögliche. Da ist Fettfetischismus wohl noch nicht mal der allerekligste.

      Nun ja, Fettaktivistinnen propagieren ja, dass Fett schön sei und überhaupt nicht ungesund.
      Da ist noch eine ordentliche Portions Realitätsverlust dabei.

      Du bist bestimmt nicht zu dick – nur etwas zu klein für deine Masse.

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  4. sevens2 schreibt:

    „(Dies ist übrigens ein Cliffhanger, der in wenigen Tagen bereits aufgelöst wird.)“

    Man baut kein Kliff in die Mitte eines fließenden Textes. Das erinnert mich an Die Unendliche Geschichte, da taucht irgendwo „aber das ist eine andere Geschichte, und soll an einem anderen Tag erzählt werden“ auf. Der Umstand, dass mir das nach deutlich über einer Dekade noch einfällt, sollte nahelegend, wie inakzeptabel das ist.

    2 Dinge noch. 1. Die Rohrpost ist in der Tat cool. 2. Ist jede Person die maßlos isst dadurch ein „Fettaktivist“, oder bedarf es politischen Aktivismus?

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