Zwölfhundertneun

Manchmal dauert es etwas länger, bis ich ein Problem abhaken kann.
Die Angelegenheit mit der Beendigung eines Onlinekontakts ging mir noch eine Zeitlang nach. Ich hatte damals noch einige Details niedergeschrieben, aber nicht hier veröffentlicht.
Da ich die Sache endlich zum endgültigen (davon gehe ich zumindest aus) Abschluss bringen möchte, folgen jetzt doch noch ein paar Gedanken dazu. Und danach ist hoffentlich mit dem Thema Schluss.

Ich habe mir lange überlegt, wieso ich nicht früher bemerkt habe, dass X. in vielen Punkten ganz anders tickt als ich. Immerhin hielt der Kontakt fast ein Jahr lang an, und war zeitweise recht intensiv.
Es war wohl so, dass wir einen ziemlich festen Themenkanon hatten, innerhalb dessen wir uns sehr gut verstanden. Dazu kamen noch Banalitäten, wie „Was gab’s zum Mittagessen“, wo man kaum auf kontroverse Punkte stößt, selbst wenn sich der persönliche Geschmack und die Gewohnheiten unterscheiden.
Wenn wir einmal ein Thema tangierten, bei dem wir unterschiedlicher Ansichten hatten, vertieften wir das nicht weiter. Keiner von uns legte es darauf an zu streiten, und so navigierten wir zu einem anderen Thema.
Es gab wohl schon Hinweise auf sein Verhalten, aber die wollte ich nicht sehen, spielte sie herunter oder ignorierte sie.
Aber eigentlich hätte es mir zu denken geben müssen, wie er Belanglosigkeiten wie etwa den Gebrauch meines Browsers kritisierte.
Mir war durchaus klar, dass er deutlich emotionaler war als ich. Emotionale Menschen priorisieren ihre Gefühle vor Tatsachen, und verhalten sich deshalb unvorhersehbar. Ich blendete das wohl aus, bzw. hielt es nicht für problematisch.

Mehr oder weniger gleichzeitig wie der Konflikt mit dem Tweet (ich weiß nicht mehr genau, wie sich das zeitlich einordnen ließ), gab es bei ihm eine private Angelegenheit, bei der ich mich erdreistete, ihm in einigen Punkten – mäßig – zu widersprechen. Offenbar nahm er mir das übel, denn im Rückblick erscheint es mir, als ob ab da unser Kontakt abkühlte.
Ich kann es aber nicht genau eingrenzen. Sowohl er als auch ich waren zu der Zeit beruflich stark eingespannt, so dass wir nur wenige Nachrichten austauschten, dann war ich auch noch in Urlaub, und danach kam der Kontakt nicht mehr so recht in Schwung.

Den Auslöser gab dann ein Blogeintrag von mir, der X. sehr aufbrachte. Im Laufe der Diskussion warfen wir uns schon so einiges an den Kopf, wobei ich aber immer noch davon ausging, dass ihm im Grunde genommen an einer Einigung lag, und wir uns schon wieder vertragen würden.

Ich habe gezögert, ob ich folgendes tatsächlich so konkret wiedergeben soll, und versucht, es abstrakter zu formulieren. Aber das wäre ein unnachvollziehbares Geschwurbel geworden.
Nun denn: Er erklärte, dass er bei meinem Blog schon lange nicht mehr kommentiert hätte, und zukünftig dort nicht mehr lesen wolle.
Gleichzeitig lief noch ein anderer Gesprächsfaden, der mich ziemlich aufbrachte, so dass ich sarkastisch zurückfragte, ob das ein Freeze Out sein solle.
Ich hatte dies völlig allgemein gemeint, nämlich der Entzug von Aufmerksamkeit, um seine Interessen durchzusetzen. Dies ist ein bekanntes Konzept von Pickup, was X. (obwohl langjähriger Single mit Paarungswunsch) immer vehement abgelehnt hatte. Aber dennoch setzte er es hier – wenn auch wohl unbewusst – selbst ein. Diese Doppelmoral, sein eigenes Messen mit zweierlei Maß, wollte ich ihm vor Augen führen.
Stattdessen interpretierte er eine (von mir diesmal überhaupt nicht beabsichtigte) sexuelle Konnotation hinein, und teilte mir später in seiner nachträglichen Mail mit, er hätte keinerlei Interesse mehr an Sex mit mir, und bildete sich daraufhin noch ein, er hätte mich abgewiesen.
Diese Deutung ist mindestens genauso lächerlich wie seine Unterstellung, ich hätte den ursprünglichen Blogeintrag nur geschrieben, um ihn zu einem Kommentar zu drängen (nein, ich weiß auch nicht, wo da die Logik sein soll).

Genug Dreckwäsche an die Öffentlichkeit gezerrt. Das Thema ist hiermit durch und fertig.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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26 Antworten zu Zwölfhundertneun

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Oh, was geistert es da noch in deinem Kopf herum?
    Ob Strategie oder nicht, er scheint dich doch irgendwie beeindruckt zu haben.

    Wie auch immer….

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  2. aliasnimue schreibt:

    Ich glaube, dass geht jedem mal so, dass er sich in einem Menschen täuscht. Ich kann Dich aber gut verstehen. Die Frage, wieso man so etwas nicht früher bemerkt hat, beschäftigt mich dann auch.

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  3. ednong schreibt:

    Oh, heute mal mit „more“-Tag …

    Naja, immerhin hast du es annelüsiert und kannst deine Schlüsse draus ziehen. Ist halt so, Menschen kann man nur bis zur Stirn gucken. Von der einen Seite. Von der anderen sieht man nix.

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  4. Molly L. schreibt:

    Tut mit echt leid für Dich. Wenn man ein Mensch ist, der so etwas an sich heranlässt, dann prägen einen solche Erlebnisse, das kenne ich selber nur zu gut.
    Ich finde Dich prima. Auch wenn wir mit Sicherheit bei fast nichts einer Meinung sind, 😀

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    • Im RL ist es halt doch einfacher, einen Menschen einzuschätzen, als wenn man ihn nur online kennt.

      Auch wenn wir mit Sicherheit bei fast nichts einer Meinung sind

      Da muss ich dir schon mal widersprechen, weil ich anderer Meinung bin.

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      • Molly L. schreibt:

        😀 So, meinst Du? Mein Eindruck ist eher, dass wir bei Uneinigkeit so lange rumfrikkeln und rumwuseln, bis wir uns irgendwo treffen können, 😀
        Interessante Frage: Wie viel Einigkeit braucht eine Beziehung, gleich welcher Art? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass auch Freunde bei den wirklich wichtigen Dingen einer Meinung sein sollten. Aber da fängt es ja schon an: Was ist überhaupt wichtig?

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        • Siehste, schon sind wir mal gleicher Meinung:
          Bei Themen, die mindestens einem wichtig sind, sollte man schon größtenteils übereinstimmen.
          Bei anderen, unwesentlicheren Themen machen auch gerade unterschiedliche Ansichten eine Beziehung interessant.

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          • ednong schreibt:

            „… Bei Themen, die mindestens einem wichtig sind, sollte man schon größtenteils übereinstimmen.
            Bei anderen, unwesentlicheren Themen machen auch gerade unterschiedliche Ansichten eine Beziehung interessant.“

            Da stimme ich mit überein. Ist dann halt nur die Frage, ob beide das selbe Thema als wichtig bzw. unwichtig einstufen …

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          • Danny schreibt:

            Also mir kommt es eher darauf an wie sich eine Frau verhält, weniger was für Gründe sie dafür vorgibt zu haben oder was sonst so sagt.

            Allerdings gibt es einige Frauen wo eine Korrelation zw. Verhalten und verbalen Äusserungen besteht, da kann das schon relevant sein, quasi als informativer Prediktor.

            Allerdings ist das auch potentiell gefährlich. Z.b. wenn die Frau sagt es sie ihr wichtig, dass man Geschirr spült und man diskutiert dann darüber fühlt sie sich ungeliebt und schmollt; während wenn man es einfach nicht tut, das normalerweise OK ist.

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            • Im RL laufen so viele Fäden parallel (oder überkreuz bis wirr).
              z.B. kann man sich auch trotz unterschiedlichen Musikgeschmacks gut verstehen.
              Wenn aber das gesamte Weltbild betroffen ist, ist es schwierig bis unmöglich, sich da zusammenzuraufen.

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          • Danny schreibt:

            „Denn ein wahrer Freund hätte niemals eine Freundschaft wegen ein paar – im Grunde banaler – Unstimmigkeiten beendet.“ (du)

            Also lags nicht an Weltbildproblemen und du weisst auch eigentlich immer noch nicht worans lag?

            „Ich habe mir lange überlegt, wieso ich nicht früher bemerkt habe, dass X. in vielen Punkten ganz anders tickt als ich.“

            Oder doch?

            Mit etwas abzuschliessen ohne es vernünftig verstanden zu haben fällt mir auch schwer, denn das ist dann quasi noch eine zweite Niederlage intellektueller Natur dazu. Viele Frauen verursachen das habituell durch irrationales Verhalten; man weiss dann nicht ob das echt Entropie ist oder ein besonders cleverer Plan..

            Vllt ist es auch banaler: er wollte mit dir ins Bett hüpfen, hat dann irgendwann gemerkt dass er da wohl keinen Erfolg haben wird (friend zoned?) und folgerichtig (bewusst oder unbewusst) seine Konsequenzen daraus gezogen.

            Stell dir vor es wäre ein „cold freeze“; würdest du die Massnahme als effektiv beurteilen? (also bisher)

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            • Ich glaube, du machst dir da falsche Vorstellungen.
              Wir haben uns nie offline getroffen. Das war mehr ein kumpelhaftes Verhältnis, und von vorneherein klar, dass Sex nicht in Frage kommt, weil ich anderweitig gebunden bin.
              Anfangs hatte er vielliecht trotzdem noch die Hoffnung, aber schon längrt nicht mehr.

              Wenn ich hier konkretere Einzelheiten darlegen könnte, würde das vielleicht besser rauskommen.

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  5. Danny schreibt:

    Klingt als wärst du verliebt.

    Allerdings ist Liebesentzug für Frauen wohl immer etwas traumatisch.
    Und eigentlich macht auch niemand mit einer ansonsten attraktiven Frau Schluss weil sie gelegentlich dumme Sachen sagt. Deshalb klingt das nach einer Ausrede und begründet die Furcht der Frau unhübscher geworden zu sein. *Theoriebildung*

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    • Nee, ganz bestimmt nicht.

      Aber nach fast einem Jahr, in dem man sich so ziemlich über alles, was so geschieht, ausgetauscht hat, ist eine gewisse Vertrautheit da.
      Dass das dann so unwürdig endet, ist mir sonst noch nie passiert.

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      • Danny schreibt:

        Aber es gibt doch weiterhin keinen plausiblen Grund, oder?

        Zumindest erscheint mir das mit den Piercing-Meinungsunterschieden eine eher winzige Weltbilddifferenz. Wenn Weltbild eine Rolle spielen würde, dürfte ich eigentlich fast garkeine kompatiblen Frauen finden, weil meins ziemlich unpopulär ist.

        Ich glaub wenn dann sind Unterscheide bei moralischen Überzeugungen relevant.

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        • Piercing? Das hatte nichts damit zu tun.
          Wir mochten beide keine Piercings. Ich nicht, weil ich sie hässlich finde, und nicht verstehen kann, wie man seinem Körper so etwas antun kann. Er nicht, weil er Bedenken hatte, dass seine Eltern das nicht mögen.

          Ja, Weltbild und moralische Überzeugungen bedingen sich auch gegenseitig.

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  6. George schreibt:

    Manchmal ist eine Enttäuschung ja genau das, man kann nicht mehr getäuscht werden. Wobei man sich auch selbst mit der eigenen Erwartungshaltung täuschen kann. Mir geht es derzeit auch so, und ich denke das liegt auch an der zunehmenden Politisierung und Polarisierung des gesellschaftlichen Klimas. Das fördert in vielen Leuten Ansichten zutage, die man so nicht vermutet hätte, und zwar auf beiden Seiten.
    (Der verlinkte Tweet ist übrigens gelöscht)

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