Elfhundertfünfundfünfzig

Schon länger habe ich an keiner Blogparade (außer WMF) mehr teilgenommen, aber jetzt habe ich eine interessante auf dem Unruhewerk entdeckt.
Es geht um die Frage, wieviel Privates und Persönliches ein Blog enthalten soll oder darf.
Wie regelmäßige Leser wissen, habe ich hier im Laufe der Zeit schon sehr offen, auch über intime Detail gebloggt, so dass ich manchmal Bedenken hatte, ob dies noch mit dem Jugendschutz vereinbar sei.
Meine Schwelle ist da also sehr hoch. Dennoch gibt es Grenzen. Wenn ich die aber im Einzelnen konkretisieren würde, ginge das wohl schon zu weit. Insbesondere liegt mir sehr an meiner Annenühmität. Alles, was die gefährden könnte, bleibt außen vor.
Unter meinem Klarnamen hätte es wohl nur ein kleiner Bruchteil meiner Einträge in die Öffentlichkeit geschafft.

Auch wenn ich die Dinge durchaus beim Namen nenne, lege ich doch Wert darauf, dies sachlich und auf geschmackvolle Weise zu tun.
Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass dem einen oder anderen Leser meine Offenheit manchmal zu weit geht. Gut, das muss man akzeptieren. Wem meine Themenauswahl oder mein Stil nicht gefällt, muss hier nicht lesen.

Eine Frage der Blogparade irritiert mich: „Rechnet ihr?“
Aber immer. Ich bin berechnend (so hat z.B. dieser Blogeintrag den Index 3 * 5 * 7 * 11, also das Produkt der vier kleinsten, ungeraden Primzahlen, leider ohne höhere Potenzen – weiterhin gilt 3*11 * 5*7 = 33 * 35 = (34 – 1) * (34 + 1) = 34^2 – 1, womit folglich die Anzahl meiner Blogposts dem Quadrat von 34 entspricht).
Bloß was hat das mit Blogs allgemein und dem Thema speziell zu tun?
Mathematische Themen hatte ich hier schön öfter aufgegriffen, und nur der Mangel an LaTeX hinderte mich daran, einiges näher aufzuführen (was dann vermutlich auch wieder manche Besucher abgeschreckt hätte).

Auch bei anderen Blogs lege ich Wert auf einen persönlichen Touch. Bleibt mir weg mit Foodblogs, Fashionblogs und ähnlichem Zeug. Ich möchte schon ein paar Einzelheiten (allzu intime Details überlese ich, weil die mich bei anderen nicht interessieren) aus dem Leben des Bloggers erfahren. Ansonsten sehe ich kaum einen Sinn dahinter, ein Blog regelmäßig zu verfolgen. Wenn ich technische Probleme habe, google ich danach, selbst wenn dieses Problem vorher schon in etlichen Techblogs behandelt wurde, die ich hätte lesen können.
Aber sorry, ich mag nicht ständig über irgendwelche Probleme lesen, die ich vielleicht irgendwann einmal haben könnte, oder über Produkte, die ich vielleicht irgendwann einmal kaufen könnte. Wenn so etwas akut wird, suche ich gezielt.

Ein Blogger, der auch persönliche Dinge preisgibt, wirkt auf mich viel authentischer und vertrauenswürdiger, wird dadurch aber auch leichter angreifbar.
Namen sind Schall und Rauch. Ob ich mich Anne Nühm nenne oder Mila YiAnnePoulos ist egal. Gerade aus persönlichen Einsichten erfährt man viel mehr über einen Menschen, als durch ein gültiges Impressum mit seinem Namen und offiziellen Daten.

Mein Blog ist dazu da, meine Erlebnisse und aktuelle Befindlichkeiten zu dokumentieren. Manchmal dient es auch als Ventil. Ja, das ist dann persönlich, und das Feedback der Kommentatoren hat mir schon oftmals geholfen, neue Aspekte zu entdecken.
Welchen Sinn solle auch so ein Blog haben, wenn man sich ständig nur bedeckt hält? Aber wie gesagt – inhaltliche Offenheit ist nur möglich, solange man anonym agieren kann. Auch bei weniger kontroversen Themen, würde man sonst Rücksicht auf die vielleicht mitlesenden persönlichen Bekannten nehmen, und sich selbst zensieren.
Dies ist auch der Grund, warum es sich bei meinen veröffentlichten Fotos nur um Ausschnitte oder stark verfremdete Bilder handelt. So habe ich bei meinem Gravator-Bild die Farbauflösung auf wenige shades of gray and red reduziert, um nicht identifizierbar zu sein.

Insgesamt würde ich sagen, dass der Grad der persönlichen Offenheit davon abhängt, welche Ziele man mit dem Blog verfolgt. Wer nur ein blutleeres, seelenloses Spieleblog oder Politikblog betreibt, braucht sicher weniger Privates preiszugeben. Bei einem Diary wie meinem tragen erst persönliche Einzelheiten zu seinem Reiz bei.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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22 Antworten zu Elfhundertfünfundfünfzig

  1. CoffeeGrinder schreibt:

    Ich geb ja zu, ich lese hier ja hauptsächich wegen den privaten Details. Wer du im wirklichen Leben bist, interessiert mich dabei weniger.

    Fashion-Blogs oder ähnliches interessieren mich auch nicht. Hab mich letztens gefragt, warum es Menschen gibt, die einen Blog darüber schreiben wie sie ihre Finger-Nägel lakieren und erstaunter war ich, dass es Leute gibt, die dort regelmäßig lesen. Aber ich muss ja nicht alles verstehen.

    Dein Blog gefällt mir, so wie er ist 🙂

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  2. Molly L. schreibt:

    Jo, sehe ich auch alles so. Oberflächliche Blogs oder rein sachliche sind nicht Meins.
    Ad Annenümität) Allein schon, weil man sich als aktiver Schreiber im Internet auch zur Angriffsfläche für Irre macht.
    Ad Privat) Richtig, sich öffnen und Dinge über sich preisgeben, hat nichts mit dem Namen zu tun. Wer alle persönlichen Fragen immer nur abblockt, verliert mein Interesse.
    Ad Dein Blog)
    Mag ich! 🙂
    Ad rechnen) Kannst Du: Mit mir! 😉

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  3. Pingback: Wie viel Persönliches/Privates braucht und/oder verträgt ein Blog? Blogparade, erste Beiträge - Das Unruhewerk

  4. Irenicus schreibt:

    Es sollte so etwas wie die „üblichen“ AGB geben, die einfach immer gelten. Und die man explizit ausschließen müsste, denn in den meisten steht ja doch nur genau der selbe mist drin.
    Alles was unüblich ist, sollte dann nochmal einzeln erörtert werden (was man dann auch viel genauer durchlesen würde.)
    So überspringt man die 10 Seiten AGB eifnach, weil es praktisch nicht machbar ist, immer alles zu lesen, und dann entgehen einem genau diese fiesen Kleinigkeiten, die einem auffallen sollten 😦

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    • Kann es sein, dass dieser Kommentar sich eigentlich auf den Eintrag vom Montag bezieht?

      Ansonsten gilt das BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) allgemein. Nur darüber hinausgehende Vereinbarungen schreibt man ggf. in die AGB, oder einen individuellen Vertrag.

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      • Irenicus schreibt:

        Ja der Kommentar bezog sich auf den Eintrag von Montag.

        Natürlich gilt das BGB. Aber ich meine dass zum Beispiel bei so ziemlich aller Software die gleichen AGBs drunterstehen.

        Da gibts zum Beispiel IMMER die Belehrung zum Widerrufsrecht usw.

        In meinen Augen wäre es nun sinnvoll die AGB zu teilen. Einmal in die, die ohnehin immer für alle in Deutschland gelten. Die man also quasi nur zur Erinnerung nochmal durchlesen müsste. Und die, die speziell nur für dieses Produkt gelten.

        Aber wahrscheinlich widerspricht genau das dem Gesetz, das fordert, dass das Widerrufsrecht immer explizit ausgeschrieben werden muss. Im Endeffekt ist das Gesetz damit halt kontraproduktiv, weil kein Mensch mehr die kompletten AGBs liest, weil sie einfach zu lang sind.

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        • Auch wenn sich die AGB oft auf den ersten Blick gleich sind, unterscheiden sie sich doch meist in Details, die jeder Unternehmer eben (innerhalb der geltenden Gesetze) nach seinem Gutdünken festlegen kann.

          Oder beispielsweise meine EULA. Ich habe da zwar eine Vorlage für alle meine Softwareprodukte, passe diese jedoch in einzelnen Punkten an das jeweilige Produkt an.

          Das Widerrufsrecht gilt glücklicherweise normalerweise nicht für Software, und auch nur für private Verbraucher.

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  5. Pingback: Wie ist das jetzt mit der Offenheit? Auswertung Blogparade, Teil 2 - Das Unruhewerk

  6. Pingback: Elfhunderteinundachtzig | breakpoint

  7. Pingback: Dreizehnhundertzweiundsiebzig | breakpoint

  8. wollesgeraffel schreibt:

    Mir gefällt Dein Blog, wie er ist. Die Ausflüge in die Höhere Mathematik (alles oberhalb der Prozentrechnung) lese ich gern, und komme zum Schluß, ach hätte ich doch in der Schule besser aufgpaßt. Nun bestehen Deine Ausflüge in die Wissenschaft auch aus Text, also nehme ich es als Textaufgabe, die mir nach trotz heftigen Grübelns unverständlich bleibt. Immerhin stellte ich fest, daß in meiner bescheidenen Bibliothek ein Mathebuch fehlt. Die Winkelrechnung finde ich interessant und überlege ernsthaft, mir ein Mathebuch anzuschaffen. Die privaten und beruflichen Details sind die Würze im Eintopf. Denn wie ein köstlicher Eintopf erscheint mir Dein Blog, es ist alles drin, was die Suppe schmackhaft macht. Anmerken will ich, daß dies der erste und einzige Blog ist, dem ich folge.

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