Elfhundertdreiundvierzig

Schon länger war mir der Girl’s Day in seiner aktuellen Konstruktion ein Dorn im Auge, so dass ich ernsthaft erwäge, nächstes Jahr einen allgemeinen Zukunftstag (oder wie man es nennen will) in der Firma durchzuführen.
Carsten ist einverstanden, sofern ich mich um die Organisation kümmere, und die Kosten in vernünftigem Rahmen bleiben. (Als seine Töchter in entsprechendem Alter waren gab es wohl schon mal einen Girls‘ Day in der Firma, ich kenne aber keine Details.)
Ich sehe diese Aktion als Investition in die Zukunft, bei der eventuelle spätere Mitarbeiter motiviert werden können (nicht unbedingt nur bei unserer Firma, sondern allgemein bei unterstützenden Unternehmen). Und für mich ist es mal eine Abwechslung, und ich lerne dabei sicherlich auch wieder dazu.

Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum es Jungen nicht ermöglicht werden soll, in technische Berufe hineinzuschnuppern, wo sie sich doch i.A. mehr dafür interessieren als Mädchen.
Ich informierte mich also. Das Girls‘-Day-Portal sprach allerdings nur Mädchen an. Selbst wenn ich das Angebot hier eintragen würde, wäre die Zielgruppe auf Mädchen beschränkt und Jungen blieben außen vor. Beim Boys‘-Day-Portal legte man Wert darauf, dass nur „frauentypische“ Berufe eingetragen werden, und es wurde ausdrücklich gesagt, dass Jungen sonst keinen Anspruch auf Schulfreistellung hätten (heuchlerisches Pack!).
Ich gab den Gedanken also auf, den Zukunftstag als offene Veranstaltung durchzuführen. Denn entweder ich kann ihn so gestalten, wie es mir sinnvoll erscheint, oder ich lass‘ es eben bleiben. Punkt.

Wenn ich mir schon die ganze Mühe mit der Planung mache, dann will ich auch, dass nur tatsächlich interessierte Schüler teilnehmen, und keine, für die der Girls‘ Day nur schulfrei und Werbegeschenke bedeutet, und die sonst keinerlei Bezug zu technischen Themen haben.

Es sollen also Schüler sein, die sich schon Gedanken über ihren zukünftigen Berufsweg gemacht haben, und die sich vorstellen könnten, tatsächlich einen technischen Beruf zu ergreifen. Wenn sich dann herausstellt, dass dies doch nichts für sie ist, so ist das auch OK, und die Veranstaltung hat ihren Zweck als Entscheidungshilfe für das spätere Berufsleben erfüllt. Aber wer von vornherein „eh lieber was mit Menschen“ machen will, den will ich nicht dabei haben.
Ich denke also, ich sollte ein Mindestalter von 15 oder 16 vorgeben, bzw. etwa 10. Klasse. In diesem Alter haben die meisten Schüler schon konkrete Zukunftsvorstellungen, und wissen zumindest, was sie keinesfalls wollen.

Da eine offene Veranstaltung aus den o.g. Gründen ausscheidet, werde ich mich speziell an Mitarbeiterkinder und deren Freunde wenden. Vielleicht schreibe ich auch ein paar Schulen in der Nähe an.
So fünf oder sechs Plätze stelle ich mir als Optimum vor. Anfangs mache ich mit allen eine allgemeine Begrüßung und Werksführung, danach werden sie auf Fertigung, IT und Entwicklung verteilt, wo später gewechselt wird, so dass jeder überall mal einen Einblick erhält. Einzelheiten kann ich später noch festlegen. Vorläufig überlege ich nur das grobe Gerüst.

Falls sich weniger als drei interessierte Schüler melden, blase ich die Veranstaltung ab.
Wenn sich mehr als sechs melden, muss ich eine Auswahl treffen. Zu diesem Zweck verlange ich bei der Anmeldung eine kurze Begründung, warum der betreffende Schüler gerade hier den Zukunftstag verbringen will, und welche Affinität er zur Technik hat. Zwei oder drei kurze Sätze jeweils sollten mir bei meiner Entscheidungsfindung helfen.
Zugegebenermaßen bin ich etwas in einer Zwickmühle. Einerseits möchte ich Jungen und Mädchen durchaus gleiche Chancen auf einen Platz einräumen (es geht ja nicht um produktive, bezahlte Arbeit, sondern lediglich um einen eintägigen Besuch). Andererseits ist es für Mädchen überhaupt kein Problem, irgendwo anders in einem technischen Umfeld einen Platz zu bekommen, während Jungen – wenn überhaupt – mit Pflegeheimen und Kindergärten als Alternative abgespeist werden.
Ich warte aber erst einmal ab, wie überhaupt die Resonanz wird. Vielleicht löst sich dieses Dilemma von selbst.

Die ganze Konzeption von Girls‘ und Boys‘ Days ist so etwas von absurd! Da wird – wider sämtlichen Statistiken und Erfahrungswerten – einer Gruppe ein Berufsfeld aufgedrängt, das die meisten in dieser Gruppe gar nicht ernsthaft interessiert, während die andere, im Mittel interessiertere Gruppe explizit ausgeschlossen werden soll. Das ist so etwas von widersinnig! Individuelle Vorlieben werden nicht respektiert, sondern sollen umgekrempelt werden.
Ich frage mich, was die Motivation von Unternehmen ist, die dies so unterstützen. Früher ging es wohl einmal darum, den Kindern der Mitarbeiter deren Arbeitsplatz zu zeigen. So weit, so gut. Das dient der Mitarbeiterbindung.
Aber inzwischen kommt eine Horde desinteressierter Mädchen daher, die nichts mit dem Unternehmen zu tun haben, und die dem Unternehmen nur Aufwand und Kosten verursachen, ohne irgendeinen Vorteil zu liefern.

Während meiner Schulzeit gab es noch keinen Girls‘ Day. Mit meiner ganzen Klasse habe ich damals zwei oder drei Betriebe (darunter eine Bank) besichtigt. Das war interessant, diente aber weniger der späteren Berufswahl.
Nicht lange vor dem Abitur gab es dann eine Betriebsbesichtigung beim größten Arbeitgeber des Landkreises. Auch von der Fachoberschule und weiterentfernten Gymnasien kamen – ich weiß nicht mehr – hundert oder zweihundert Schüler der Abschlussklassen. Die Schulen hatten die Information für diesen Termin zwar publik gemacht, aber dennoch war dies eine Veranstaltung des Unternehmens, die Teilnahme für die Schüler rein optional (und zwar während ihrer Freizeit), so dass nur die wirklich interessierten dorthin gingen.
Bei den weit über hundert Schülern war nur eine Handvoll Mädchen, so dass jede einzeln gefragt wurde, ob sie sich hier für technische oder kaufmännische Belange interessiere. Außer mir nannten alle kaufmännische Themen.

Aus Sicht eines – damals schüchternen und unsicheren, ohne jegliche Vorbilder in MINT-Richtung – Girls von vor zwanzig Jahren etabliert der Girls‘ Day das Bild der hilflosen und ahnungslosen Mädchen, die ohne zusätzliche Ermunterung und Safe Spaces nur ängstlich abwarten, statt selbst zu handeln, weil sie nur durch spezielle Förderung und Unterstützung eine Chance haben, sich in einer Männerwelt zu behaupten.
Vielleicht hätte mich gerade dieses Bild damals abgeschreckt.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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62 Antworten zu Elfhundertdreiundvierzig

  1. Molly L. schreibt:

    Hm. Ich schätze, das ist wie mit der Frauenquote: Beide Seiten haben gute Argumente, Pro und Contra halten sich in etwa die Waage und ich kann beide Sichtweisen nachvollziehen. Von daher finde ich, Du solltest Dich einfach nicht darüber aufregen. Ich find`s auch irgendwie Quatsch, Kinder eines Geschlechts auf Teufel komm raus in eine Ecke zwingen zu wollen, aber erstens ist es ja nur für einen Tag, zweitens kann ja wohl nicht viel schiefgehen und drittens läuft so ziemlcih alles in unserer Gesellschaft auf die Diskriminierung bzw. Andersbehandlung eines Geschlechts hinaus. Das ist zum Teil menschlich, zum Teil gesellschaftlich verankert, zum Teil dämlich und zum Teil logisch. Ich denke aber wirklich, dass Du Dich da echt nicht jedes Jahr (!) drüber aufregen musst. Zu Deinem eigenen Wohlbefinden. Zieh Du einfach einen geschlechtsneutralen „Kidzday“ durch und gut ist.
    … wobei ich mir da allerdings die Frage stelle, ob Du nicht, sollten sich mehr als 6 Schüler melden, bewußt oder unbewußt Jungs bevorzugen würdest? 😀 , am Besten machst Du es so wie bei den Amis: Ohne Foto und mit abgekürztem Vornamen! Verrückte Welt …

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    • @ Moly

      Du hast es nicht gelesen? Wenn sie einen „Kidzday“ macht, bekommen die Jungen für ihre Bude kein Schulfrei.

      Das ist Diskriminierung wegen Geschlecht und zwar von staatlicher Seite, so wie Frauenquoten auch. Das ist der entscheidende Punkt.

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      • So wie ich das verstanden habe, müssen Jungen bei „frauentypischen“ Berufen freigestellt werden.
        Bei anderen Berufen ist das wohl Goodwill der Schule.
        Ich muss also damit rechnen (obwohl ich mich bemühen werde, den Antrag auf Freistellung geschickt zu formulieren), dass einzelne Jungen nicht freigestellt werden.
        Da allerdings an diesem Tag eh nicht viel in den Schulen los sein dürfte, weil viele Schülerinnen fehlen, hoffe ich, dass die Schulen da großzügig sind.

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        • Beispiel Berlin

          „Im Anschluss an die Veranstaltung ist die Teilnahmebestätigung in der Schule abzugeben. Es ist darauf zu achten, dass Jungen nur in frauentypische Berufsfelder hineinschnuppern sollen. Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, ist einem Freistellungsantrag statt zu geben.“

          Vielleicht kannst Du die Veranstaltung als Vorstellung der hauseigenen Besenkammer tarnen … 😦

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          • In Bayern ist das so ähnlich:

            Es ist darauf zu achten, dass Jungen nur frauentypische Berufe kennenlernen. Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, ist einem Freistellungsantrag statt zu geben. Eine Beschränkung auf einzelne Jahrgangsstufen ist nicht zulässig.

            Ich kann mich täuschen, aber vor ein paar Jahren hat zumindest ein großes hier ansässiges Unternehmen diesen Tag auch für Jungen durchgeführt.
            Letztes Jahr aber AFAIK nur für Mädchen. Das deutet darauf hin (das sage ich mit aller Vorsicht, bin mir dessen nicht sicher), dass diese Restriktionen erst in den letzten wenigen Jahren verschärft wurden.

            „Besenkammer“ vielleicht nicht, aber wir haben hier z.B. eine Sekretärin, die man durchaus auch kurz zu Wort kommen lassen könnte, und selbstverständlich haben wir hier auch „untypische“ Berufe. Ich muss ja nicht näher spezifizieren, für was untypisch.

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      • verbalkanone schreibt:

        Ja, das ist richtig. Was man auf der einen (Geschlechter-)Seite fordert muss man umgekehrt natürlich auch der anderen ermöglichen.

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    • verbalkanone schreibt:

      Ich stimme meiner Vorkommentatorin 150%ig zu. Sich über derlei „Geschlechtsprägungen“ und die zum Teil mehr als hilflosen Versuche, dem entgegenzuwirken, aufzuregen, ist verschwendete Energie und lohnt nicht.

      Dass es auch ein „Boys‘ Portal“ gibt, wusste ich nicht einmal. 😀

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    • Wenn in einigen Jahren deine Kinder alt genug für den *’s Day sind, und keine Veranstaltung besuchen dürfen, die ihren persönlichen Neigungen entsprechen, wirst du dich vielleicht an diesen Eintrag erinnern.

      Ja, ich ziehe das jetzt so durch. Mein Zeitplan sieht vor, dass spätestens Ende Januar die Ankündigungen rausgehen. Dann habe ich noch ein Vierteljahr Zeit für Vorbereitungen.

      Ich weiß nicht, ob ich tatsächlichen Jungen bevorzugen werde. Falls ich wirklich auswählen muss, könnte es durchaus sein, dass mich die Begründung eines Mädchens mehr überzeugt. Ich war ja schließlich auch mal in dem Alter.
      Andererseits .. wie gesagt, für ein Mädchen gibt es jede Menge anderer Unternehmen, die ihr gerne Plätze anbieten. Insofern wäre eine Absage für sie weit weniger schlimm als für einen Jungen.

      Quatsch, Kinder eines Geschlechts auf Teufel komm raus in eine Ecke zwingen zu wollen

      Genau. Jedes Kind sollte seinen individuellen Interessen nachgehen dürfen, ohne dass Mädchen in Tech und Jungen in Social gedrängt werden.

      dass Du Dich da echt nicht jedes Jahr (!) drüber aufregen musst

      Ach, ich habe die Männerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft inzwischen so was von über! Sie ist allgegenwärtig, und trotzdem scheint dies kaum jemandem aufzufallen. Ein blinder Fleck im öffentlichen Bewusstsein.

      Frauenquote: Beide Seiten haben gute Argumente

      Welche – vernünftigen! – Argumente sprechen denn bitte für die Frauenquote?

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      • Molly L. schreibt:

        Hm, vielleicht sprechen wir aneinander vorbei.
        Hierzulande kenne ich es so, dass es einen Girl`s Day gibt, aber eben auch einen Boy`s Day (konsequenter und unsinniger Weise NICHT am selben Tag, *augenroll*). Von daher sehe ich das lockerer, denn immerhin wird gleichmäßig getriezt und getrieben.

        Was für die Frauenquote spräche?
        Ganz ehrlich?
        Sorry, aber … Menschen wie Du.
        Zunächst einmal ist kein Mensch frei von Vorurteilen, so ist es eben. Das kann geringe, aber auch große Außmaße haben.
        Und jetzt mal rein angenommen, ich hätte (nur so als Gedankenspiel, in der Theorie dürfte das eher selten sein) EXAKT die selben Qualifikationen, wie ein männlicher Bewerber. Na, da wette ich aber meinen süßen Knackarsch drauf, dass Du den Mann nehmen würdest! Du machst ja kein Geheimnis daraus, mit Männern arbeitstechnisch und auch so beser zurechtzukommen. Da spricht nichts gegen, soweit alles gut, irgendwie muss man sich nunmal entscheiden. Und Zeit/Geld/Ressourcen für ein auwendgiges Auswahlverfahren sind nunmal meistens nicht drin.
        Nun spielen wir aber mal weiter: Was, wenn ich von den Qualifikationen her einen winzekleinen Hauch besser wäre, als mein männlciher Mitbewerber? Als Frau und Mutter zweier kleiner Kinder?
        (Dass der Mann ebenfalls Vater zweier kleiner Kinder sein kann, nun, seien wir ehrlich, interessiert keine Sau)
        Und noch ein bisschen weiter: Was, wenn ich sogar deutlich objektiv gesehen die bessere, weil qualifiziertere Wahl wäre? Wir würden beide die „Mindestanforderungen“ für den Job haben, aber ich hätte eben noch sinnvolle Zusatzqualifikationen, wie sähe es dann aus, wen würdest Du nehmen?
        Fairerwesie müsstest Du mich nehmen. Kannst Du ganz ehrlich von Dir sagen, dass Du das tun würdest? Oder würdest Du doch dem Mann den Vorzug geben, weil … Du mit Männern besser zurecht kommst … ein Mann besser ins Team passt … Du mit Männern bessere Erfahrungen gemacht hast …?
        Denn genau dann würdest Du MICH diskriminieren, weil ich eine Frau bin. That`s it!
        Ich will Dir hier nichts unterstellen, liebe Anne, ist erstmal nur ein Gedankenspiel. Das ich aber leider schon des Öfteren in der freien Wildbahn erfahren habe. Da hängt es allerdings ncith an dem „Frausein“ sondern ganz klar am „Mamasein“; nicht umsonst fordern ja einige Politiker schon seit Jahren eine „Mamaqoute“ statt der Frauenqoute.
        Ich sage nicht, dass die Frauenquote gut ist. Ich sage auch nicht, dass sie schlecht ist. Und wenn ich einmal Karriere mache, dann wegen meines Könnens und nicht, weil ich eine Quote erfülle. Nur dazu muss ich erst einmal die Chance erhalten, dieses Können zu zeigen. Und die wurde mir schon oft – erst vor den Kindern, aber eben in „dem gewissen Alter, in dem die eh bald schwanger wird“, dann zwischen und nach den Kindern – aus genau diesem Grund verwehrt: Weil ich Kinder habe (und ja, das wurde mir auch auf Nachffrage teils ganz klar ins Gesicht gesat, natürlich nicht schrifltich).
        In Deinem Fall allerdings schätze ich, dass es Dir ziemlich egal ist, ob eine Frau Kinder hat oder nicht.

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        • OK – ich habe gerade nachgeschaut – in deinem Bundesland scheint es keine Beschränkung der Jungen auf „frauentypische“ Berufe zu geben.
          Das ist schön für deine n Söhne (mit 87.5-prozentiger Wahrscheinlichkeit ist mindestens eines deiner Kinder männlich), und hoffentlich gilt dies auch noch so, wenn sie alt genug sind.

          Über die Frauenquote habe ich mich schon so oft ausgelassen, dass ich das jetzt nicht ausführlich und haarklein wiederholen möchte.
          Nur ganz kurz läuft sie darauf hinaus, dass besser qualifizierte Männer zurückstehen müssen, damit eine ausreichende Zahl Frauen vorrücken kann.
          Und Frauen, die tatsächlich hochkompetent sind, so dass sie auch ohne Quote zum Zug gekommen wären, werden nur noch als Quotenfrauen wahrgenommen. Nein, danke! Dafür wäre ich mir zu schade.

          Zu deinen Ausführungen möchte ich sagen, dass „Qualifikation“ ja keine eindimensionale, skalare Größe ist.
          Außer Fachwissen, Social Skills, etc. geht auch die Ausfallwahrscheinlichkeit ein. Die ist unbestreitbar bei Frauen größer als bei Männern. Der Gesetzgeber schiebt bei Themen wie Elternzeit den Unternehmen den Schwarzen Peter zu. Solange sich das nicht ändert, werden Unternehmen bei der Einstellung von Frauen tendenziell zurückhaltend sein.

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          • Molly L. schreibt:

            „Außer Fachwissen, Social Skills, etc. geht auch die Ausfallwahrscheinlichkeit ein. Die ist unbestreitbar bei Frauen größer als bei Männern.“
            – Ach wirklich? Ist das so?
            Gut, nehmen wir mal den Mutterschutz, das sind 12 Wochen. Und dann? Also an den 12 Wochen soll es doch mal bitteschön nicht scheitern, oder?
            Ja, der liebe Gesetzgeber … nähert sich aber immer mehr zB Schweden an, so dass es auch für deutsche Paare immer attraktiver wird, wenn Sie UND Er sich die Elternzeit nehmen, unter sich aufteilen.
            In Zeiten von gesetzlich geregelten Stillzeiten (die mir ehrlich gesagt viel zu umständlich wären) und Babymilchpulver frage ich mal ernsthaft: Warum sollte eine Frau – von den 12 Wochen abgesehen – länger ausfallen im Falle einer Schwangerschaft, als ein Mann?
            Ich denke doch eher, dass gerade da die Unternehmen gefragt sind, den frisch gebackenen Müttern das Widerkommen schmackhafter zu machen. Ich persönlich kenne nur sehr wenige Firmen, die das richtig gut umsetzen:
            EIne eigene Kinderkrippe (gut, das geht natürlich erst ab einer höheren Anzahl von Mitarbeiterkindern), die Möglichkeit, auf Teilzeit zu gehen und (ganz wichtig!) Gleitzeit. Letztere recht von „Irgendwann zwischen 6 und 10 Uhr anfangen und dann 8h plus Pause arbeiten“ bis hin zu einer festgelegten Wochenstundenzahl, die flexibel abgearbeitet werden kann.
            Gut, da kommt es natürlich wieder auf den Betrieb drauf an. Aber viele KÖNNTEN, machen aber nicht.
            Ich denke, vielmehr sollte sich in den heutigen Zeiten, in denen es ja durchaus üblich ist, dass – zumindest im höherqualifizierten Bereich und da gesellt sich Gleich noch immer gern mit Zumindest Ähnlich – beide Partner arbeiten gehen, ein Unternehmen fragen, WARUM die Frau lieber Elternzeit nimmt?
            Klar, keine Frage: Die Bindung an das Kind ist stark, und viele wollen schlciht nicht (sofort) wieder arbeiten gehen.
            Aber ich denke, es gibt genug Frauen, die eben nach einer Weile gerne wieder stundenweise in ihren Beruf zurückkehren würden. Und genau da werden ihnen aber oft von den Firmen selbst Steine in den Weg gelegt. Eine Frau mit einem Kind kann nicht 100% flexibel sein, klar. Oder zumindest fast nie.
            Aber erstens mal: Warum kann das Unternehmen dann nicht flexibler sein? Vor Allem junge Mütter sind oft so froh, mal wieder rauszukommen und etwas Anderes zu machen … Das sind sehr dankbare und engagierte Mitarbeiter!
            Und zum Zweiten darf man nicht vergessen: Von der Mutterschutzzeit einmal abgesehen (mögliche Komplikationen bzw. Krankschreibungen während der Schwangerschaft vernachlässige ich jetzt einfach mal, dafür sind Frauen idR im höheren Alter gesünder) gibt es ja eigentlcih keinen vernünftigen Grund, warum – sofern man keine Fremdbetreuung wünscht und nicht auf ein entsprechendes familiäres Netzwerk zurückgreifen kann – nicht der Mann die komplette Eltern-/Erziehungszeit nehmen sollte. Das machen einige Paare, aber es sind wenige, denn dort liegt ja wieder der Hase im Pfeffer: Oft sind die Männer in besseren Positionen und verdienen einfach mehr Geld. Und das liegt nicht immer an der höheren Qualifikation. Sondern eben.
            Und dann beginnt der Teufelskreis von neuem: Die Frauen bleiben zuhause, finden kaum oder schwer zurück in den Beruf und beschweren sich, schreien nach der Frauenquote, während Männer das als unfair empfinden, schließlich haben sie ja im Gegensatz zur Frau IMMER hart gearbeitet, können oft mehr Erfahrung aufweisen etc.
            Und dann wundert es noch, wenn kaum noch Akademikerinnen unterhalb von 35 noch Bock auf Kinder kriegen hat, wenn überhaupt noch?
            So wie ich das sehe, werden beide Geschlechter benachteiligt, und das ist beides ist.
            Wenn ich allerdings Absagen bekomme als Frau Mitte 20 mit der (mal direkten, mal indirekten) Ansage: „Na, Sie haben ja kürzlich geheiratet, da werden Sie doch eh bald Kinder bekommen!“, empfinde ich das als absolute Frechheit, Gemeinheit und als absolut unfair. Ich hätte damals schon einem Unternehmen viel zu bieten gehabt. Aber mit jedem Jahr, das vergeht, wird das weniger und dann heißt es, mir fehle die Berufserfahrung. Das nervt und frustriert. Zu Herrn L. hat niemand jemals so etwas gesagt.
            Auch wurde er noch in keinem Vorstellungsgespräch gefragt, wie er sich die Kinderbetreuung vorstellt oder was er zu tun gedenkt, sollte eines der Kinder erkranken.
            Das ist nicht nur eine Frechheit und Diskriminierung meinerseits, sondern auch eine Herrn L.s als Mann: Ihm wird somit ja indirekt jegliche „ernsthafte“ Beteiligung an der Erziehung und Sorge der Kinder abgesprochen, er wird als Vater zum „Arbeiter“ und „Zahlemann“ degradiert, der das Geld zu verdienen hat, um die Kinder kümmere sich ja fast ausschließlich die Frau, er sei für die bezahlte Arbeit (allein-)zuständig.
            Das war jetzt ein langer Kommentar, 😀

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            • Molly, in aller Kürze (bin schon spät dran) aus meiner Sicht:
              Kündugungsschutz, Mutterschutz, Stillpausen sind Peanuts.
              Na, vielleicht nicht unbedingt Peanuts, aber nicht das eigentliche Problem.
              Das wirkliche Problem ist – gerade bei hochqualifizierten, spezialisierten (mit Einarbeitungszeiten bis zu 2 Jahren), verantwortungsvollen Jobs – für eine unplanbare Zeit einen ebenso qualifizierten Ersatz zu bekommen, und wenn – nein falls! – die Mutter dann wieder zurückkommt, den Ersatz auch wieder loszuwerden.
              Da magst du jetzt sagen, „ja aber ..“ .. Tatsache ist, du hast Planungsunsicherheit, und wie du es auch drehst und wendest – Probleme über Probleme.
              Bei austauschbaren Arbeiten ist das natürlich nicht so wild. Aber wir reden ja gerade von kompetenten Akademikerinnen, die vielleicht sogar Karriereambitionen haben hatten.

              nach einer Weile gerne wieder stundenweise in ihren Beruf zurückkehren würden

              Sorry, Molly, das ist einfach nicht machbar. Vielleicht für eine Übergangszeit, aber nicht dauerhaft.
              Was kann denn jemand produktiv arbeiten, der nur ein paar Stunden die Woche verfügbar ist?
              Wenn mich einer meiner Jungs fragen, würden, ob er nur 5 oder 10 Stunden pro Woche arbeiten kann, wüsste ich schlicht und einfach nicht, wie ich ihn einsetzen soll.
              Die Zeit geht doch schon drauf für Offset, Mails anschauen, was weiß ich. Bis er in der Arbeit drin ist, ist auch schon Feierabend.

              Und noch eine Frage an dich (die du nicht zu beantworten brauchst):
              Warum bist du in Elternzeit gegangen, und nicht Herr L.?

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            • Molly L. schreibt:

              In aller Kürze: Warum ich in Elternzeit gegangen bin und nicht Herr L.?
              :-D, na weil ich keinen Vollzeitjob hatte. Weil ich keinen bekam, weil ja eben „Ach, Sie haben kürzlich geheiratet? Dann wollen Sie ja sicher bald …“
              Ich sag’s ja: Teufelskreis.
              Da soll sich dann wie gesagt keiner wundern, wenn grade im oberen Bildungsbereich die Kinderrate sinkt. Oder sich die Frauen erst um ihrer Karriere kümmern wollen/müssen und die Familienplanung aufs Risikoschwangerschaftsalter 35+ verlegen.

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            • Was ich sagen wollte: Herr L. wurde erst gar nicht in Betracht gezogen.
              Frauen haben oft wenigstens die Wahl, ob sie sich für Familie oder Beruf engagieren. Beides geht nicht mit gleicher Priorität, aber sie können eher darüber entscheiden als Männer, deren einzige Option normalerweise der Beruf ist.

              Wenn Männer öfter Elternzeit nehmen würden (also nicht nur dieses halbe Jahr, das man noch irgendwie überbrücken kann), würden viele Arbeitgeber aufgeschlossener gegenüber Bewerberinnen reagieren. Aber eine solche Tendenz ist nicht abzusehen. Ich glaube, dass der Hauptgrund dafür ist, dass die meisten Mütter sich doch lieber selbst um ihre Kinder kümmern, als dies dem Vater dauerhaft zu überlassen.

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  2. nickel schreibt:

    Da fällt mir die Szene aus Monty Pythons „Sinn des Lebens“ ein, in der eine Frau gebiert und fragt
    „Boy or girl?“
    Und der Doktor antwortet „I think it’s a little early to start imposing roles on it, don’t you?“

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  3. Blublubla schreibt:

    „Das ist so etwas von widersinnig! Individuelle Vorlieben werden nicht respektiert, sondern sollen umgekrempelt werden.“
    Das ist die Ideologie von: „Alle sind gleich!“, statt „Alle sind gleichwertig!“ – Unterschiede darf es nicht geben

    „Ich frage mich, was die Motivation von Unternehmen ist, die dies so unterstützen.“
    Weg des geringsten Widerstands. Mit deiner/meiner Meinung macht manN sich ganz schnell unbeliebt. Ein Unternehmen muss wirtschaftlich und nicht politisch denken. Ein Girl’s Day mag vlt. keinen Mehrwert im Bezug auf Mitarbeiter bringen, aber PR-technisch in der gegenwärtigen Mentalität schon. Sei froh, dass Du das entscheiden kannst und keinen Chef der das anordnen muss….

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    • Blublubla schreibt:

      Was ich vergessen hab: Im Prinzip ist es aber nicht schlecht in „konträre“ Berufe reinschnuppern. Das erweitert ungemein den eigenen Horizont. Allerdings wage ich es zu bezweifeln, dass man das in der Altersgruppe schon reflektieren kann – die Firmen haben natürlich weiterhin nix davon, außer einen gewissen Bildungsauftrag.

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      • Ja, es spricht nichts dagegen, auch einmal Berufe kennenzulernen, die man vorher gar nicht im Visier hatte.
        Die Crux ist jedoch, dass Jugendliche allein aufgrund ihres Geschlechts von bestimmten Berufen ausgeschlossen werden sollen.
        Und natürlich ist das auch ein Aufwand für das Unternehmen, so dass eine Fokussierung auf tatsächlich interessierte Schüler effizienter ist, statt nach dem Gießkannenprinzip (aber nur auf das „andere“ Beet) vorzugehen.

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    • Diese Gleichmacherei nimmt immer schlimmere Formen an. Einfach jeden Wert mit seinem Signum multiplizieren, damit ja alle positiv sind. Ob das sinnvoll ist, oder zu Informationsverlust führt, ist egal.

      PR ist ist jetzt weniger das Thema. Da wir keine Privatkunden haben, müssen wir uns bei denen auch nicht beliebt machen.
      Immerhin bin ich froh, dass man mit dem neuen Marketing-Chef durchaus reden kann, und er aufgeschlossener reagiert.

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  4. MiataMuc schreibt:

    Du bist eine Frau? Du arbeitest dort? Du stellt u. A. Deine Arbeit vor? Dann ist die Arbeit doch frauentypisch. ^^

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  5. tom174 schreibt:

    Hm. Bei uns hat es den Girlsday auch jedes Jahr. Und ich finde das gar nicht schlimm. Ohne den Girlsday würden die meisten der Mädels den Weg nicht zu uns finden. Ich arbeite in einem Umfeld, in dem es deutlich zu wenige Bewerber gibt, da ist mir jeder weitere junge Mensch recht, der vielleicht durch so eine Veranstaltung angestiftet wird, sich doch in die Richtung zu entwickeln.
    Gerade für eine Branche, die als „frauenfeindlich“ portätiert wird, ist das alleine schon aus Imagegründen (bei den Teilnehmerinnen) nicht verkehrt.
    So nu, warum aber muss es ein Girlsday sein und nicht ein Zurschulgehendentag?
    Ganz einfach, es hat sich etabliert. Es gibt den Girlsday, Mädels beschäftigen sich hier mit alternativen, die ausserhalb des traditionellen Rollenbildes stattfinden. Das kann man einfach mal nutzen.
    Gleiches gilt übrigens auch für den Boysday. Ich würde mir hier noch mehr den Schwerpunkt auf Erziehungsberufe legen, aber sonst? Auch ok. Was nicht ok wäre, wären dies die einzigen Berufsvorbereitungunsinformationen. Das ist ja aber nicht so. Es gibt weiterhin frei wählbare Praktika, das BIZ hat auch noch nicht ausgedient.. da ist alles da.
    Was ich dir Empfehlen würde, Anne, geh zu ein zwei schulen und sag, dass ihr Prinzipiell auch Schülerpraktika anbietet. Da bekommst dann Bewerber. Das ist alles recht schmerzfrei handlebar.
    Wir haben kontakt zu ein paar Schulen, das funktioniert super.

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    • Es ist ja absolut OK, Mädchen dieses Angebot zu machen. Aber warum dürfen Jungen nicht ebenso teilnehmen?
      Umgekehrt natürlich genauso. Bloß gab es – zuminndest letzes Jahr und hier in der Umgebung – deutlich mehr Plätze für den Girls‘ Day als für den Boys‘ Day.

      Was Schülerpraktika betrifft, so machen wir dies nur ausnahmsweise (z.B. für Mitarbeiterkinder).
      Wenn man nicht lediglich eine billige Arbeitskraft sucht, kostet eine Praktikantenstelle ja auch einigen Aufwand für Betreuung und dgl..
      Ohne dem Praktikanten etwas zu beizubringen und zu zeigen, bringt es nichts.

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      • tom174 schreibt:

        Wie so ein *day eben auch 😉 geht ja um die Schnupper 1 Wochen Praktika. Da geht es bei uns meistens darum, dass wir nicht den ganzen Tag spielen und dafür bezahlt werden.

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        • Ein Tag ist noch überschaubar, und einen großen Teil der Arbeit mache ich dabei selbst (und zwar kostenneutral).
          Für eine ganze Woche braucht man mindestens einen Betreuer. Die Arbeitszeit, die er für einen Praktikanten (von dem man keine produktive Arbeit erwarten kann) aufwenden muss, fehlt ihm dann für seine anderen Aufgaben.
          Normalerweise haben wir auch einfach nicht so viele Arbeiten, die sich für Praktikanten eignen. Die fallen eher sporadisch an, ohne dass man das groß planen könnte.

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  6. ednong schreibt:

    Was für eine Diskriminierung! Und wem nützt das Ganze? Wahrscheinlich max. 1 % der Teilnehmer. Aber da es sich bei dem Schulfrei wahrscheinlich um eine freiwillige Leistung handelt, wird man dem rechtlich nicht beikommen können.

    Aber wie zuvor auch angesprochen – ihr habt mit Sicherheit auch frauentypische Berufe, die man ebenfalls mit vorstellen kann. Die Beschränkung auf 6 Personen finde ich recht wenig – das Interesse wird sicher größer sein. Man könnte ja 2 oder 3 Gruppen machen …

    Ich bin sowieso der Meinung, dass das vor Jahren zumindest „Zukunftstag“ hieß. Und dass da alle teilnehmen durften …

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    • Statistiken von anderthalb Jahrzehnten Girls‘ Day (liegen mir momentan nicht als Link vor) zeigen, dass er praktisch keinen Effekt hat.
      Was will man auch von einem einzigen Tag im Jahr erwarten?
      Ich sehe den Sinn weniger darin, „andere“ Berufsfelder neu zu entdecken, sondern sich darüber klar zu werden, ob ein angedachter Beruf tatsächlich in Frage kommt. Da kann so ein Tag ein wichtiger Beitrag zur Entscheidungsfindung sein.

      Die Beschränkung auf 6 Personen finde ich recht wenig

      Wir sind ja kein riesengroßes Unternehmen. Die Möglichkeiten sind beschränkt, und ich möchte schon, dass die Teilnehmerzahl überschaubar bleibt.
      Wie groß die Anzahl der Bewerber wird, hängt sicherlich auch davon ab, wie sehr wir das publik machen. So viele Mitarbeiter mit interessierten (!) Kindern in entsprechendem Alter haben wir nicht unbedingt. Da müssten auch ein paar firmenfremde hinzukommen.

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  7. Kleine Ergänzung, die ich gerade auf der Girls‘-Day-Seite zum Versicherungsschutz gefunden habe.
    http://www.girls-day.de/Ueber_den_Girls_Day/Das_ist_der_Girls_Day/In_den_Bundeslaendern/Bayern

    Die subsidiäre Versicherung durch die bundesweite Koordinierungsstelle besteht nur für Mädchen, jedoch nicht für Buben.

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