Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, war ich ein außergewöhnlich braves und ruhiges Kind (was meine Eltern sicher bestätigen würden).
Am liebsten spielte ich alleine und ungestört vor mich hin. Ich machte nichts kaputt (zumindest nicht mit Absicht – ein Teller oder ein Glas fällt ja jedem mal versehentlich herunter), und auch sonst keinen Ärger.
Ich war also sehr pflegeleicht. Auch in der Schule war ich gut bis sehr gut, ohne dass das für meine Eltern irgendeinen Zusatzaufwand bedeutet hätte.
Der größte (und AFAIR) einzige ernsthafte Zoff, den ich mit meinen Eltern hatte, war, als ich mich mit 14 oder 15 weigerte, zum Beichten zu gehen.
Aber einerseits glaubte ich schon längst nicht mehr an das ganze Religionszeugs, andererseits hatte ich gar nichts zu beichten, und das war mir peinlich.
Ja, ich weiß – das hört sich nach selbstgerechter Unschuld vom Lande an. Aber Ich hatte weder Interesse noch Gelegenheit, irgendwelche Übeltaten auszuführen, und auch keinerlei Veranlassung, irgendeinen Schaden zu verursachen. Ich wollte niemandem Böses tun, und die unkeuschen Gedanken hielten sich damals noch in Grenzen (die hätte ich auch ganz bestimmt nicht dem Pfarrer auf die Nase gebunden).
Es ist schlicht keine Kunst, frei von Sünde zu sein, wenn Anreiz und Gelegenheit fehlen. Also was hätte ich beichten sollen?
Insofern weigerte ich mich. Meinen Vater ließ dies einigermaßen gleichgültig, aber meine Mutter weinte, denn das bedeutete mit Sicherheit ewige Verdammnis für mich, und vermutlich auch für sie selbst, da sie mich ja so erzogen hatte, dass ich vom rechten Weg abwich.
Ich blieb trotzdem konsequent, denn die Alternative hätte gelautet, mir irgendwelche Sünden aus den Fingern zu ziehen, nur damit ich etwas zu beichten habe.
Natürlich hätte ich nachgeben können, und hätte dann gebeichtet, dass ich mich meinen Eltern widersetzt und meine Mutter traurig gemacht hätte. Aber dadurch wäre ich alle paar Monate wieder in eine Rekursion hineingeraten – ohne eine sinnvolle Abbruchbedingung.
Gut, dass du in dieser Sache konsequent geblieben bist. Auch wenn du noch ein Kind warst, sollte man niemals etwas tun, von dem man nicht überzeugt ist. Deine Mutter ist anscheinend eine sehr religiöse Frau, oder?
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Ja, meine Mutter ist sehr gläubig.
Aber da sie mit ihrem Glauben glücklich ist, versuche ich nicht, ihr das auszureden.
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Jeder muss nach seiner eigenen Façon glücklich werden. Leben und leben lassen… ,nicht wahr?
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Ganz genau.
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Wenn deine Beichtverweigerung deine Mutter zum Heulen brachte, frage ich mich ob sie wirklich mit Ihrer Religion glücklich war und ist.
Das klingt mehr nach Angst als Motivation , auf keinen Fall nach einer unbelasteten Entscheidung zum Glauben, die früher allerdings sicher auch nicht gefragt war.
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Solch eine Situation war für sie halt vorher undenkbar.
Sie ist kein kritischer Mensch, und hat ihren Glauben schon von ihren Eltern übernommen, ohne das jemals zu hinterfragen.
„Glücklich“ ist sie mit der Religion in dem Sinn, dass der Glaube ihr die Zuversicht gibt, in den Himmel zu kommen, wenn man sich 10-Gebote-konform verhält.
Meine Beicht-Verweigerung hat dies (zumindest für mich) in Frage gestellt.
Seit mein kleiner Kater gestorben ist, mische ich mich nicht mehr in die Religiosität anderer Menschen ein. (Hab das vorher AFAIR auch nicht getan.)
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„Angst als Motivation“ – das ist doch genau die Lügenmasche, mit der die Religionen die Leute kriegen!
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Ich war bis 14 auch ganz lieb und brav.
Gut, dass meine Eltern danach nur 20% mitbekommen haben…
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Ach ja – das kann ich sehr gut nachvollziehen.
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So war ich als Kind auch. Bis 18. Mehr oder weniger gezwungenermassen – meine Mama war sehr streng. Direkt nach dem Abi bin ich ausgezogen und dann war ich nimmer so brav 🙂
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Tja .. so, geht’s uns halt.
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Das kommt mir bekannt vor. In dem Alter hab ich auch schon angefangen mir meine eigene Gedanken zur Religion zu machen und Beichten fand ich schon immer bescheuert. Von daher gut das Du das so durchgezogen hast.
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Das war damals nicht einfach für mich, aber musste wohl sein.
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Also wir mussten damals ja noch mit der Schule zur Messe und zur Beichte…also haben wir uns alle miteinander meistens irgendwas nichtssagendes aus den Fingern gesogen, damit die Religionslehrerin und der Pfarrer (die vermutlich eh was miteinander hatten) ruhe geben. Und selbst damit hab ich dann irgendwann aufgehört. Ich bin einfach nicht mehr hingegangen und aus… Gottseidank waren meine Eltern auch keine Knierutscher.;)
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Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind wir in der 4. Klasse auch von der Schule aus zum Beichten.
Später dann nicht mehr. Da war ich ja auf dem Gymnasium, und da gab es auch ein paar Evangelische in der Klasse.
Bis zu meiner Beicht-Verweigerung hatte ich auch immer irgendwas erzählt, dass ich ungeduldig oder so gewesen wäre.
Aber ständig die gleichen Banalitäten zu wiederholen, ist ja auch doof.
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Ähnlich wie bei mir…es ist mir irgendwann einfach zu blöd geworden dem Priester irgendwas erzählen zu müssen…
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„Es ist schlicht keine Kunst, frei von Sünde zu sein, wenn Anreiz und Gelegenheit fehlen“
Alles eine Frage der Definition. Kommt mir aber bekannt vor. Hab da auch noch nie den Sinn erkannt, aber damals den Weg des geringsten Widerstands gewählt. Irgendwelche (wahren) Belanglosigkeiten erzählt und gut. Und heute als nicht religiöser, aber doch gläubiger (vermutlich würden das viele eher als menschlich/vernünftig/rational/aufrichtig bezeichnen) seh ich das ähnlich. Wenn man einen Fehler macht, dann ist es völlig egal, ob man das wem erzählt oder nicht, viel wichtiger ist, dass man sich selbst damit auseinandersetzt und überlegt wie man damit umgeht und warum. Freikaufen durch Beichten ist nicht die alleinige Lösung, kann aber (wie vieles in den verschiedenen Religionen) eine Hilfe zur Selbsthilfe sein.
P.S. Den Generalablass zu Ostern/Weihnachten vom Papst hol ich mir trotzdem 😛
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Wichtig ist ja, dass man mit sich selbst im Reinen ist.
Sicherlich gibt es die eine oder andere „Verfehlung“, bei der man im Nachhinein meint, es wäre besser gewesen, man hätte anders gehandelt.
Aber i.A. hatte man ja zu diesem Zeitpunkt durchaus Gründe, genau so zu handlen, wie man es eben tat.
Insofern kann ich mit dem Konzept der „Reue“ (die Voraussetzung für die Absolution ist) nicht allzuviel anfangen.
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„Reue“ im Sinne von „remorse“ oder im Sinne von „repetance“?
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Ich hatte „regret“ im Sinn, gebe aber zu, dass ich sämtliche Bedeutungsnuancen gar nicht durchdacht hatte.
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Naja meistens hat man (solange man nicht absichtlich jemand ärgern will) immer Gründe und sein’s nur biochemische Reaktionen. Trotzdem kann man die Reaktion bereuen. Jeder hat sicher schonmal überreagiert und vlt. im Zorn jemand emotional verletzt. Im besten Fall redet man darüber irgendwann und alles ist wieder gut. Ab und an geht das aber nicht. Sei’s weil der andere nun gar nimmer will, oder er unbekannt ist, etc.
Nun kann man sich hinter den Gründen verstecken: „Der hat mich aber geärgert“ oder es tut einem leid, man kanns aber vlt. nicht mehr ändern.
Im ersten Fall ist keine Absolution möglich (möglicherweise braucht man das aber auch net, weil es vermeintlich oder tatsächlich richtig war), im zweiten Fall bereut man es und die Absolution kann ein Trost sein. Für mich wär sie es aber nicht. Man kann nur damit leben, dass man halt als Mensch einen Fehler gemacht hat. (Was sich ja mit „wir sind alle Sünder“ deckt.)
Insofern ist Religion eine prima Sache. Sie kann aber auch gefährlich sein, weil man einerseits Dinge auf die Religion abwälzen kann, anderseits Religion (oder besser deren Führer) Leute zwingen kann Sachen zu tun, die sie nicht möchten.
Ich sehe ich drifte ab… ich wende ich mal wieder meinen Nullen und Einsen zu
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Ein komplexes Thema.
Manchmal ist es schlicht nicht möglich, vorher schon sämtliche Implikationen und Konsequenzen seines Hnadelns abzusehen.
Wer nach bestem Wissen und Gewissen handelt, sollte sich nichts wirklich vorwerfen müssen.
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Boah, wieder so ein Thema, was mich die Wände hoch gehen lässt! Diese scheinheiligen, verlogenen Religionen machen so viel in den Menschen kaputt, indem sie ihnen eine Lüge einer Erbsünde einimpfen!
Ich muss mir jetzt erst mal wieder den hier reinziehen:
https://www.youtube.com/watch?v=6RT6rL2UroE – George Carlin ist einfach ein genialer Comedian, inzwischen leider auch schon bei seinem Schöpfer, aber *diesen* Ausschnitt sollte man jedem Religioten mal vorspielen!
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Religion hat halt auch etwas sehr tröstliches.
Ich gebe zu, dass es manchmal Situationen gab, als ich die Leute, die glauben konnten, darum beneidet habe.
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Das liegt nicht an der Religion per se, sondern an dem menschlichen Verhaltenszügen
Religion ist im Prinzip auch mit Sekten, Philosophie und Politik austauschbar, bzw das Gleiche. Eine reine Technokratie wäre vlt. effizient, aber imho nicht wünschenswert. Wie fast immer im Leben macht die Dosis das Gift.
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Jaja, die Religion. Da bin ich ja froh, dass ich nicht beichten mußte. Ich glaub, viel wäre mir da auch nicht eingefallen.
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Eben. Irgendwann versagt die Fantasie.
Schließlich ist es ja nicht so, dass man jeden Tag seines Nachbarn Esel tötet.
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