Tausendsechsundvierzig

Um die Geburtstagsfeier meiner Mutter kam ich auch dieses Jahr nicht herum.
Sie verlief aber ganz friedlich und ohne nervige Ereignisse. Carsten und ich hatten ausgemacht, dass wir uns keinesfalls trennen lassen würden, und meine Eltern unternahmen diesbezüglich auch keinen ernsthaften Anlauf, vermutlich weil sie mit der Bewirtung der Gäste ausreichend beschäftigt waren.
Mein Vater kündigte irgendwann an, dass er dieses Jahr ausnahmsweise auch seinen Geburtstag in größerem Rahmen feiern möchte, und lud schon einmal alle Anwesenden ein.
Sabine erzählte, dass sie für David bereits nach den Ferien einen Platz im Kindergarten gefunden habe, obwohl er erst im Oktober drei Jahre alt wird. Heidi würde auf eine weiterführende Schule wechseln.
Kathrin schaute mal kurz mit ihrem Baby vorbei. Ich habe sie schon lange nicht mehr so glücklich gesehen – wenn überhaupt jemals.

Mir ist – schon länger – aufgefallen, dass sämtliche postmenopausalen Frauen meiner weiblichen Verwandtschaftslinie zu einem Stoppelkinn neigen. Das wurde mir jetzt wieder bewusst, und ich muss es mir wohl eingestehen, dass ich vermutlich auch nicht darum herum kommen werde.

Carsten und ich ließen uns von Heidi und Robin breitschlagen, mit ihnen Ball im Hof zu spielen.
Und siehe da – meine Balltechnik war nahezu perfekt. Dabei hatte ich in der Schule immer zu denen gehört, die nie einen zugeworfenen Ball erwischt hatten, und deren Würfe nie dahin gingen, wohin sie gezielt waren. Aber inzwischen habe ich eben etliches über Bewegungen und Körper dazugelernt.
Und was für irrelevant-banale Fragen Kinder ständig so stellen! Ich gebe zu, dass mich das überfordert.

Ich traf eine andere Verwandte, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie studiert jetzt Literatur, und erzählte mir ganz stolz, dass sie nicht mehr jobbe, sondern „selbständig“ mit Online-Texten Geld verdiene. Das interessierte mich natürlich, und ich fragte nach, wie sie dafür Geld bekäme.
„Da sind so Links auf andere Seiten.“
Werbung„, entfuhr es mir.
„Es kommt schon auf den Content an“, meinte sie.
Da mein Vater mir in diesem Augenblick zum wiederholten Male seinen selbstgepressten Apfelsaft aufdrängen wollte, entging ich der Notwendigkeit einer Erwiderung.

Mit einem Berg Kuchen verließen wir schließlich die Feier und fuhren wieder zurück.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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34 Antworten zu Tausendsechsundvierzig

  1. aliasnimue schreibt:

    Das hätte mich auch interessiert. Denn wenn man vom bloggen leben kann, dann braucht man schon sehr viele Leser. Nicht nur die paar tausend, die sich für unsere Seiten interessieren.

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  2. Der Maskierte schreibt:

    Was die Kinderfragen angeht, stell dir vor, das müsstest du den ganzen Tag mitmachen. Da wird einem schnell klar, warum manche Eltern scheinbar eine Rückentwicklung durchmachen und dann nur noch das Thema „ihr Kind“ kennen.

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    • Ich sag ja, dass mich das überfordert.

      Ich habe großen Respekt vor den Eltern, die es schaffen, nicht selbst zu verblöden, obwohl sie sich den ganzen Tag lang auf solch ein kindliches Niveau herabdenken müssen.

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    • Engywuck schreibt:

      ah, die berühmte „Warum? warum?“ Phase. „Warum ist es tagsüber hell?“ – „Weil da die Sonne sichtbar ist und uns beleuchtet“ – „Warum leuchtet die Sonne?“ … und jetzt mal schnell kindergartenkindgerecht Kernfusion erklären… ggf. nach „weil sie so heiß ist“ – „warum ist sie heiß?“.
      Bin ich froh, dass *diese* Phase bei meinen Neffen vorbei ist. Dafür liest der älteste (8) inzwischen die Überschriften in der Zeitung beim Vorübergehen mit und will dann erklärt haben, was da los war. Auch nicht besser… erklär mal schnell beim Frühstück griechische Schuldenkrise oder Flüchtlinge am Mittelmeer. Oder Hiroshima.
      Man merkt einfach immer wieder, wieviel „Weltwissen“ man so im Hinterkopf hat.

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      • Ach, das waren mehr so semi-philosophische Fragen.
        Wenn ich in der Stimmung dafür bin und Zeit habe, lass‘ ich mich schon mal auf so etwas ein.
        Aber hier kamen die Fragen ziemlich unvermittelt, wobei ich aber gar kein ernsthaftes Interesse erkannt habe.
        Vielleicht ging es den Kindern nur darum, ihre Tante etwas aufzuziehen oder aus dem Konzept zu bringen – austesten, wo die Grenzen liegen.

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  3. verbalkanone schreibt:

    Jetzt habe ich Bild im Kopf von Frauen jenseits der 50 mit Stoppelkinn … Puh. Komische Sache, das. 😉

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  4. Molly L. schreibt:

    @Eltern sein
    Ja, es ist ein täglicher Kampf gegen die Verdummung …
    @Stoppelige Fakten
    Die können Dich auch schon Jahre vorher erwischen. Ich frage mich bei solchen Frauen nur immer: Merken die das nicht? Oder sind die zu faul, das mal eben wegzurasieren oder …? Und ich kenne EINIGE, die damit rumlaufen, *schauder*
    @Kinderfragen
    Welcome to my life.

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    • „täglicher Kampf“
      den du bisher erfolgreich gewonnen hast.

      Bei jüngeren Frauen ist mir Stoppeliges bisher zumindest nicht extrem aufgefallen. Aber bei einigen älteren .. insbesondere meinem Verwandten .. huhu 😦

      „life“
      Wie reagierst du, wenn dir keine (sinnvolle) Antwort einfällt?

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      • Molly L. schreibt:

        Dass mir keine Antwort mehr einfällt, das braucht schon was, 😀
        Dann sage ich: „Hm, da muss ich erst drüber nachdenken!“
        Oder „Boah, halt endlich mal den Babbel, Du Nervmonster!“ Oder auch „Du, sorry, keine Ahnung, frag doch mal den und den!“ – Warum nicht? 🙂

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        • Ah ja.
          Aber was machst du, wenn du zwar eine Antwort weißt, die aber sehr komplex ist, so dass du mehr als einige kurze Sätze dazu sagen musst, das Kind aber inzwischen schon wieder das Thema gewechselt hat?

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          • Leser schreibt:

            Den Themenwechsel mitmachen, und froh sein, um die langwierige Erklärung herumgekommen zu sein!

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          • Molly L. schreibt:

            Hm. Ich denke schon, dass ich sehr gut darin bin, Kindern komplexere Zusammenhänge einfach zu erklären. Zumindest versuche ich es, habe ich es als Kind GEHASST, wenn es immer hieß „das verstehst Du noch nicht“! oder „Das erkläre ich Dir, wenn Du größer bist!“
            Darfst mich auch gerne mal testen! 😉

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            • Darfst mich auch gerne mal testen!

              Da nehm ich dich doch gleich mal beim Wort!
              Von den Fragen kann ich nur noch die eine rekonstruieren (die zumindest halbwegs sinnvoll war):
              Kind (ohne erkennbaren Anlass): „Tante Anne, aus was bestehen eigentlich Zähne?“
              Ich: „Äh .. innen ist eine Art Knochen, außen der Zahnschmelz. Außerdem ..“
              Kind (unterbricht mich): „Kann der Zahnschmelz eigentlich schmelzen?“
              Ich: „Äh ..“ (überlege .. Sanduhrcursor .. als teilweise organisches Material wird es beim Erhitzen vielleicht eher brennen .. allerdings unter Sauerstoffausschluss ..)
              Kind: [übergangslos komplett anderes Thema]

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  5. ednong schreibt:

    „Und was für irrelevant-banale Fragen Kinder ständig so stellen! Ich gebe zu, dass mich das überfordert.“
    LOL – aber immerhin beschäftigt es dich ja doch ein wenig, zumindest auf der Meta-Ebene.

    Stoppelkinn – also Damenbart? Kann man doch durch (Xenon-)Licht stoppen, oder?

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  6. Leser schreibt:

    Zu den Kinderfragen, die „n/a“ sind, fällt mir ein: Kinder haben halt noch einen Geist, der noch nicht in spanische Stiefel ihnen gezwängt wurde (um es mal mit Goethe zu sagen). Dementsprechend kann man sowas auch nutzen, um seine Kreativität zu schulen, indem man den aus Erwachsenensicht verworrenen Gedankengängen der Kinder zu folgen versucht. Dann kommt man ganz schnell beim „freien Asoziieren“ an, und das kann sogar wirklich Spaß machen, weil es praktisch keine Regeln gibt (OK, alles unterhalb der Gürtellinie sollte man bei Kindern natürlich weg lassen), und man die Gedankengänge themenübergreifend springen lassen kann, wie man es im normalen, strukturierten Alltag nie zu tun vermag, weil es da nicht zielführend wäre. Sozusagen eine Übung im „outside the box“ Denken…

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  7. Plietsche Jung schreibt:

    Die Worte „postmenopausalen Frauen“ finde ich gelungen !

    Mit „Links“ kann man Geld verdienen ?

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  8. Molly L. schreibt:

    OK (ich schreib mal hier weiter), zu Deinen Testfragen:
    Kind (ohne erkennbaren Anlass): “Tante Molly, aus was bestehen eigentlich Zähne?”
    Molly: “Aus Zahnschmelz. Und den baut der Körper selber und zwar aus Sachen, die Du isst und ganz viel Milch. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder viel Milch trinken oder Milchprodukte wie Käse oder Joghurt essen!”
    Kind (unterbricht mich): “Kann der Zahnschmelz eigentlich schmelzen?”
    Ich: “Keine Ahnung. Aber wenn Du zu viel Süßigkeiten futterst und Dir nicht anständig die Zähne putzt, dann kommen der Karius und der Baktus, das sind fiese kleine Männchen, die haben einen Hammerund eine Bohrmaschine dabei und machen Dir Löcher in die Zähne!“ (Während dieser Erklärung kann man das Kind pro Silbe einmal mit dem Zeigefinger piksen. Wenn man Glück hat, stiebt es irgendwann quietschend davon! 😉 )
    Also so irgendwie. You know? Also, hm, ich versuche immer mir zu überlegen, was das Kind TATSÄCHLICH wissen will bzw. worauf die Frage EIGENTLICH hinausläuft. In diesem Beispiel bei der ersten Frage würde ich darauf tippen, dass das Kind nicht nur wissen möchte, woraus Zähne bestehen, sondern auch, wie die „hergestellt“ werden. Bei der zweiten Frage kann das Interesse einfach von dem Wort „Schmelz“ wie „schmelzen“ kommen, klar, aber ich schätze, dahinter verbirgt sich die Frage, ob Zähne kaputt gehen können. So mache ich das meist, keine Ahnung, ob die Kinder das gut finden. Zur Not (s.O.) piekse oder stubse ich sie oder nerve sie anderweitig, da hab ich Spaß dran! 😉 😛

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    • Alle Achtung, wenn dir das alles so aus dem Stegreif einfällt.
      Ich nehme solche Fragen vielleicht viel zu wörtlich, wäre nie auf die Idee gekommen, da einen Vortrag über gesunde Ernährung oder Zahnhygiene einzubauen.
      Normalerweise werden Zähne ja nicht so hohen Temperaturen ausgesetzt (zumindest nicht am lebenden Objekt).

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      • Molly L. schreibt:

        Och, wahrscheinlich reine Übungssache. Wenn Dir garnichts einfällt, kannst Du auch völligen Blödsinn erzählen, das finden Kinder oft auch lustig, zB: „Zähne? Hä? Was sind denn Zähne“ oder „Tja weißt Du … jede Nacht wenn Du schläfst schleichen sich Deine Eltern zu Dir rein und schmieren Dir eine neue Schicht Zahnwachs auf die Zähne und föhnen den dann trocken und wenn Du am nächsten Morgen aufwachst, sind Deine Zähne wieder ein Stück gewachsen. Und wo wir schonmal dabei sind: Wieso werdet Ihr von dem Föhn eigentlich nie wach????“- Macht Spaß, die zu veräppeln und die meisten Kinder wiederum haben Spaß, Dich beim Quatsch reden zu erwischen. Oder sie finden es voll doof und schmollen, aber dann hast Du ja auch Deine Ruhe! *gg*

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