Siebenhundertdreiundachtzig

Ich war nicht gerade erfreut, als mich Sonja anrief, um sich mit mir für ein paar Tage später zu verabreden, hatte aber auch keine ernsthaften Einwände.
Also traf ich sie gestern in einem Café. Carsten hatte die Verabredung nur stirnrunzelnd zur Kenntnis genommen.
Nach etwas allgemeinem Blabla über unseren Urlaub etc., erwähnte Sonja noch, dass sie heuer ihren Geburtstag nicht feiern würde, da Georg, ihr Mann, derzeit gesundheitliche Probleme habe. Dann kam sie zur Sache.

Und zwar versuchte sie, mich über Jennifer auszuhorchen. Ich kenne Jennifer jetzt nicht so gut, weiß allerdings, dass sie – genau wie Lukas – noch bei ihren Eltern wohnt.
Lukas und Jennifer verbringen ja viel Zeit miteinander, und offenbar plagt Sonja die Sorge, wie sie sich verhalten soll, wenn Jennifer irgendwann bei Lukas übernachten will.
Ich gab mich sehr zurückhaltend, ließ aber durchblicken, dass Carsten mit solch einer Konstellation keine Probleme haben würde.
„Carsten, ja!“, schnaubte Sonja missbilligend, „das glaube ich.“
„Vorausgesetzt natürlich“, fügte ich hinzu, „dass sie wirksam verhüten.“

Diese Bemerkung hätte ich mir lieber sparen sollen, denn Sonja wechselte abrupt das Thema, und wollte plötzlich wissen, wann sie mit einem Neffen oder einer Nichte rechnen kann.
Dass Carsten sterilisiert ist, binde ich ihr bestimmt nicht auf die Nase, und so meinte ich nur, dass sie doch schon zwei Nichten hat.

Das erinnerte sie daran, sich zu beklagen, dass sie so gerne die kleine Sophie gesehen hätte. Sie hatte gehofft, dass Verena sie einmal besuchen komme, wenn sie schon in der Gegend sei. Und Patrick hätte sie auch gerne näher kennengelernt (ich verkniff mir die Bemerkung, dass das nicht erstrebenswert sei).
Ich meinte, das müsse sie selbst mit Verena ausmachen. Sogar Norbert hätte Sophie an Ostern gesehen, erwiderte sie. Ich wies darauf hin, dass das ein medizinischer Notfall gewesen sei, da das dumme Gör (so habe ich das nicht formuliert, nur gedacht) sich eine Kugel in die Nase gesteckt hatte.

Allmählich ermüdete mich das Gespräch, und ich suchte einen Vorwand, mich zu verabschieden.
Aber Sonja machte mir auch da wieder einen Strich durch die Rechnung, indem sie mich fragte, ob ich in letzter Zeit mit Yvonne gesprochen hätte. Ich verneinte, das ist schon wieder ich-weiß-gar-nicht-wie-lange her. Sie erzählte, dass es zwischen Norbert und Yvonne immer öfter Zoff gäbe.

Ich hatte jetzt wirklich genug von dem Klatsch und verabschiedete mich eilig, ohne mir die Mühe zu machen, noch einen Vorwand zu suchen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Antworten zu Siebenhundertdreiundachtzig

  1. sweetsurrender schreibt:

    „Carsten, ja!“, schnaubte Sonja missbilligend, „das glaube ich.“…an der Stelle hättet hätte ich mich ja naiv und doof gestellt und nachgehakt. ;D

    Like

  2. ednong schreibt:

    Herrlich – da hast du ja „Glück“, dass dich solche Elternsorgen nicht quälen. 😉

    Also Sex zu Hause, wenn die Eltern da sind – oh, das geht gar nicht. Wobei, wenn ich mich da recht erinnere …

    Like

  3. Pingback: Tausendsiebenundfünfzig | breakpoint

  4. Pingback: Tausendneun | breakpoint

Hinterlasse einen Kommentar