Siebenhundertsechsundsechzig

Damit ihr mal einen Eindruck kriegt, welche Art Mails häufig – sehr häufig – mein Postfach vollspammen:

„Liebe Interessierte an der Frauenmesse ?????? 2015,
liebe Ausstellerin der Frauenmessen 2011 bis 2014 !
Die Frauenmesse im Februar 2014 in der ?????? Stadthalle war ein Riesenerfolg, und wir freuen uns, dass viele Ausstellerinnen unmittelbar und nachhaltig davon profitieren konnten. Über 1700 Besucherinnen und Besucher waren von den zahlreichen Messeständen aus unterschiedlichsten Branchen und den interessanten Fachvorträgen begeistert.
Inzwischen ist die Frauenmesse ?????? eine feste Größe in der ??????region geworden und hat sich zur größten Unternehmerinnenmesse Deutschlands entwickelt.
Die 5. Frauenmesse ?????? findet am ?????? von 12:00 bis 18:00 Uhr und am ?????? von 12:00 bis 18:00 in der Stadthalle ?????? statt. Die Messe dient als Plattform für selbständig und freiberuflich tätige Frauen aus der ??????region ??????.
Aufgrund des eindeutigen Votums der zuletzt teilnehmenden Ausstellerinnen (Auswertung der Feedbackbögen), haben wir uns entschieden, die Frauenmesse wiederum an 2 Tagen stattfinden zu lassen. Erneut werden wir die gesamte Stadthalle und somit genügend Raum für viele bunte Messestände zur Verfügung haben. Die Zahl der Vorträge werden wir dagegen begrenzen und dafür verschiedene Aktionen (Vorführungen jeglicher Art auf einer Aktionsfläche) präsentieren.
Unser Konzept, eine begrenzte Zahl von Ausstellerinnen der gleichen Branche zuzulassen, behalten wir bei. Die Teilnahme wird u.a. nach Anmelde-Eingang der Bewerbungs-Formulare entschieden. Die Auswahl der Firmen behalten wir uns vor.
[bla .. bla] Die aktuelle Preisliste finden Sie in den Bewerbungsunterlagen anbei.
[bla .. bla] Selbstverständlich werden wir die regionale Presse regelmäßig informieren und die Website http://www.frauenmesse-??????.de aktualisieren.
Anbei senden wir Ihnen die Bewerbungsformulare zu. Bitte lassen Sie uns diese bis zum ????.2014 zukommen. Wir werden alle Bewerbungen sichten und Sie erhalten dann rechtzeitig und zeitnah eine Rückmeldung von uns.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung und eine lebendige 5. Frauenmesse in ?????? am ???? und ????.2015 mit interessanten Ausstellerinnen und vielen Besucher/innen!
Mit herzlichen Grüßen
Die Veranstalterinnen der Frauenmesse ??????“

Ich habe das Anschreiben anonymisiert und etwas gekürzt („[bla .. bla]“ stammt von mir), aber nicht inhaltlich verändert.
Bleibt noch anzumerken, dass ich derlei Veranstaltungen grundsätzlich boykottiere.

Man stelle sich nur den #Aufschrei vor, wenn es eine ähnliche Messe gäbe, bei der nur Männer ausstellen dürfen. Als Besucher werden dann auch Frauen großzügig und gönnerhaft akzeptiert.

Ich stehe ja nicht erst seit gestern im Berufsleben, habe aber in den letzten paar Jahren mehr und mehr den Eindruck, dass man als Frau beruflich umso weniger ernst genommen wird, je mehr Frauenförderung es gibt.
Während man früher bei Frauen in entsprechender Position noch von Eignung ausgehen konnte, trifft man mittlerweile zunehmend auf Alibifrauen und Quotentussis.
Es scheint sich der gesellschaftliche Konsens durchzusetzen, dass Frauen nur dann beruflich erfolgreich sein können, wenn sie entsprechend gefördert wurden (mit anderen Worten: „Frauen sind zu doof, um selbst etwas zu leisten“).
Zwar habe ich mich schon vor Jahren durch meine freiberufliche Selbständigkeit aus diesem System ausgeklinkt, und mich aus eigener Kraft behauptet. Das ändert aber trotzdem nichts daran, dass ich mit Quotinnen und Alibinnen in die gleiche Schublade gesteckt werde. Und – ja – das ärgert mich schon.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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23 Antworten zu Siebenhundertsechsundsechzig

  1. idgie13 schreibt:

    Geht mir auch so und ich bekomme die gleichen Einladungen zu solchen Weiberveranstaltungen .. 🙄

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  2. schaum schreibt:

    was für ein mist….aber es gibt viele opfer dieser spamaktionen……ich filtere die direkt in den spam ordner und lösche sie dort, wenn du irgendwie reagierst, hat jemand eine bestätigte email addy……und nur darum geht es aus meiner sicht

    es schäumt fingerweg

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  3. gammler67 schreibt:

    werden auf dieser messe frauen ausgestellt?

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  4. Uschi-DWT schreibt:

    Das erinnert mich doch etwas an Loriots Sketch mit dem „Jodeldiplom“ damit die Frau wenigstens etwas hat.

    Geht es nur mir so oder hat sich in den letzten Jahrzehnten das Rad in manchen Dingen eher zurück als vor gedreht. 🙄

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  5. plietschejung schreibt:

    Was für ein alberner und diskriminierender Mist.

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  6. ednong schreibt:

    Quotenfrau 😉 – das war bestimmt auch die „Webdesignerin“ der entsprechenden Website. Von CSS und tabellenlosem Design wahrscheinlich maximal ne Ahnung.

    Sicherlich ist es richtig, in manchen Bereichen Schwächere/Benachteiligte zu fördern. Ich bin allerdings genau wie du der Meinung, dass letztlich die Qualifikation zählen sollte.

    Aber sowas wird in D eh unterbewertet – oder lediglich über irgendwelche papiernen Nachweise geregelt, die meist nix aussagen.

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    • breakpoint schreibt:

      Ui, da hast du gegoogelt und bist prompt fündig geworden.
      Stimmt, die Website ist optisch nicht auf dem Stand der Technik, aber darüber würde ich noch hinwegsehen.

      Hast du auch nachgeschaut, welche Branchen überwiegen (obwohl pro Branche nur eine begrenzte Zahl Ausstellerinnen zugelassen wird)?
      Oder welche Themen das letzte Mal bei den Vorträgen vorkamen?
      Da war alles dabei, von Astrologie bis Yoga.

      Ach, ich bin ja optimistisch. Irgendwann wird eine Quote für qualifizierte Personen eingeführt.

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      • ednong schreibt:

        Haha,
        ich wollte ja nicht zu spezifisch werden. Wenn ich aber nur die Ankündigung sehe, dürften theoretisch so max 2.x „Betriebe“ pro Branche dabei gewesen sein. Wobei ich vermute, dass da sicher auch Branchen mit nur einem Unternehmen vertreten waren.

        Ich finde es nicht generell schlecht, spezifische Dinge zu fördern. Auch nicht, wenn es sich bei den „spezifischen Dingen“ um Frauen handelt 😉 Aber es sollte halt im Rahmen bleiben – schließlich will ja auch so ein „Frauenunternehmen“ gerecht und fair im Allgemeinen behandelt werden.

        Ist halt so ähnlich wie das Problem mit Jungen- und Mädchenschulen. Einerseits kann man speziell auf die Art des Lernens eingehen (wenn man davon ausgeht, dass über 90 % ähnlich denken/begreifen in der jeweiligen Gruppe), andererseits isoliert man auch sehr stark. Und im späteren Leben gibt es dann diese Trennung nicht. Also sollte man halt auch mMn irgendwann die Klassen wieder zusammenführen.

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        • breakpoint schreibt:

          Wer gute* Produkte bzw. Dienstleistungen liefert, braucht doch keine zusätzliche Förderung.

          * qualitativ hochwertig, termingerecht, zu konkurrenzfähigen Preisen, und was der Markt auch nachfragt.

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          • engywuck schreibt:

            anfangs evtl. doch. Es gibt Branchen – hier in der Gegend beispielsweise in der Landwirtschaft und „angrenzenden“ Berufen (Landmaschinenmechaniker etc) – da gilt immer noch die Auffassung „eine Frau kann das nicht“.
            Damit kannst du als Frau noch so gut sein, termingerecht liefern, etc – aber das bringt alles nichts, weil du schon die ersten Jahre nicht überstehst. Außer die Konkurrenz ist *wirklich* mies oder du heiratest…

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            • ednong schreibt:

              Oh ja,
              die Konkurrenz heiraten 😉

              So meinte ich das auch mit der Förderung – eben diesen geschlechterspezifischen Nachteil „wegfördern“. Ansonsten – ja, gute Qualität sollte immer zum Zuge kommen, egal ob von Mann oder Frau.

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            • breakpoint schreibt:

              Jeder hat das Recht (außer vielleicht bei Behörden und staatlichen Institutionen), seine Aufträge und Arbeiten an einen Auftragnehmer seiner Wahl zu vergeben.
              Und das ist gut so – auch wenn in manchen Fällen nicht die optimale Lösung gewählt wird.

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