Sechshundertneunundneunzig

Wenn ich heute über die Midlife-Crisis schreibe, dann dient das auch quasi als Vorbereitung auf ein anderes Thema, auf das ich zu gegebener Zeit zurückkommen werde.

Als ich Carsten vor bald drei Jahren kennenlernte, war er mit Ende Vierzig mitten in der Midlife-Crisis. Er war auch dadurch, dass er erst vor kurzem verwitwet war, in besonderem Maße angespannt. Seine Töchter hatten damals gerade Abitur gemacht (obwohl sie fast zwei Jahre Altersunterschied haben, machten sie fast gleichzeitig Abitur – Verena im letzten G9- und Fiona im ersten G8-Jahrgang) und waren im Begriff, das Haus zu verlassen.
Die Firma beanspruchte ihn stark. Insgesamt war er schwer im Stress – und im Hinterkopf wohl immer der Gedanke, ob das schon alles war.

Es dauerte ja geraume Zeit, bis wir uns näher kamen. Von Anfang an wäre es kein Problem für Carsten gewesen, wäre ein Kind bei unseren Intimitäten entstanden. Das nahm er billigend in Kauf.
Als er jedoch von Verena’s Schwangerschaft erfuhr, wurde sein Kinderwunsch akut. Ich will jetzt nicht unsere ewigen Diskussionen darüber rekapitulieren, und erst recht nicht die Fehlgeburt.

Jedenfalls schreibe ich seinen Kinderwunsch vor allem der Midlife-Crisis zu. Dass er Großvater wurde, machte ihm klar, dass eine neue Generation heranwuchs, und er wollte das .. was weiß ich .. aufhalten, oder sich selbst beweisen, dass er noch Kinder zeugen kann. Keine Ahnung. Manches kann ich nicht so recht nachvollziehen.

Dann gab es diverse Probleme und Meinungsverschiedenheiten mit seinen Töchtern, und er erkannte wohl, dass Kinder manchmal ziemlichen Ärger bringen. Seine Enkelin hat er auch als recht anstrengend erlebt.

Inzwischen scheint er das Gröbste der Midlife-Crisis hinter sich zu haben. Er nennt mich auch immer seinen Jungbrunnen.
Jedenfalls hat er sich wohl damit abgefunden, Großvater geworden zu sein, und er ist auch nicht mehr so versessen darauf, noch einmal Vater zu werden.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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26 Antworten zu Sechshundertneunundneunzig

  1. plietschejung schreibt:

    Finde ich aber irgendwie auch ein wenig schade.
    Warum nicht ? Die Lebensumstände wären doch nicht so unideal.

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  2. schaum schreibt:

    jedem tierchen sein plaisierchen…..auc wenn es sich manchmal ändert durch die lebenssituation. aber für euch geht es dann scheinbar zum guten aus.

    es schäumt schönso

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  3. gammler67 schreibt:

    hm…

    vater möchte ich auf keinen fall mehr werden,dafür bin ich zu alt und hätte auch keinen bock darauf.
    aber opa wäre toll.
    ich denke,ich wäre ein guter opa.
    und nein,ich würde mit der opa rolle nichts versäumtes nachholen wollen.

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  4. ednong schreibt:

    LOL.
    Also Figur – eine Freundin von mir ist sowas von schlank, unglaublich. Hat er 2 Kinder ins Leben gebracht und 10 Jahre später dann noch mal einen Sohn. Ihre Figur – nach wie vor schlank wie eh und je. Und ich glaube nicht, dass sie dafür ein Riesentrara veranstaltet hat.

    Ich denke mal, deinem Mann ging es mit einem Kind eher um ein _gemeinsames_ Kind mit dir. Weil er sich in der Beziehung mit dir wahrscheinlich richtig wohlfühlt.

    Du als Mutter – da würd ich gern Mäuschen sein. Ich glaube, du würdest weitere Facetten an dir finden. Und dann noch die Kombination mit deiner Logik – es wäre absolut spannend, so etwas beobachten zu können/dürfen.

    Und klar: das Captcha sagt politically correct 😉

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    • breakpoint schreibt:

      In Anbetracht der Verpflichtung, sich jahrzehntelang um ein Kind kümmern zu müssen, ist die Sorge um die Figur doch wirklich nebensächlich.
      Ich hätte nicht damit gerechtet, sie zu „verlieren“, und wenn doch, dann hätte ich das eben unter Kollateralschaden verbucht.

      Die Figur einer Frau, die ständig kleine Kinder mit sich herumschleppt, interessiert doch ohnehin niemanden mehr.

      „_gemeinsames_ Kind“
      Ja, aber wohl eher um _unsere_ Gene weiter zu geben.

      „Weil er sich in der Beziehung mit dir wahrscheinlich richtig wohlfühlt.“
      Mag sein. Aber gerade unsere Zweisamkeit würde durch die Anwesenheit eines Kindes unwiederbringlich zerstört.

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  5. ednong schreibt:

    „Die Figur einer Frau, die ständig kleine Kinder mit sich herumschleppt, interessiert doch ohnehin niemanden mehr.“

    Echt – so denkst du? Also ich weiß nicht. Nur weil man Kinder hat, muß man/frau sich nicht gehen lassen (mal überspitzt ausgedrückt).

    „“_gemeinsames_ Kind“
    Ja, aber wohl eher um _unsere_ Gene weiter zu geben.“

    Korrekt. So hatte ich das vermutet.

    „Mag sein. Aber gerade unsere Zweisamkeit würde durch die Anwesenheit eines Kindes unwiederbringlich zerstört.“

    Das ist die unausweichliche Folge, korrekt kombiniert 😉

    Wie das Captcha so schön passend sagt: fait accompli

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    • breakpoint schreibt:

      „muß man/frau sich nicht gehen lassen (mal überspitzt ausgedrückt).“

      So war das auch überhaupt nicht gemeint.

      Eher im Gegenteil: Selbst wenn eine Mutter eine super Figur hat, hat das keinerlei Auswirkungen.
      Das interessiert bestenfalls noch ihren eigenen Partner.
      Alle anderen nehmen das gar nicht mehr wahr, oder ignorieren es.

      Das war jetzt natürlich auch sehr übertrieben ausgedrückt, zeigt aber die Tendenz auf:
      Mütter gelten in unserer Gesellschaft als asexuelle Neutren.

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  6. breakpoint schreibt:

    SiebenhundertneunNie mehr Kondome!

    Ich hatte es kürzlich ja schon angedeutet:
    Carsten hat sich am Mittwoch bei einem Urologen einem ambulanten Eingriff unterzogen, bei dem eine Vasektomie durchgeführt wurde. Um sich noch etwas zu schonen, geht er heute nicht ins Bü…

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