Sechshundertvierunddreißig

Warum werden im Straßenverkehr Fußgänger immer derart benachteiligt?

Ich habe eine spezielle Ampel in Sinn (dies ist aber kein Einzelfall, auch wenn ich mich exemplarisch nur auf diese eine beziehe). Als Fußgänger muss ich dort auf einen Knopf drücken (was grundsätzlich OK ist, auch wenn ich mir aus hygienischen Gründen eine berührungslose Alternative wünschen würde), – und dann warten.
Diese Ampel befindet sich an einer Kreuzung, und vor den Fussgängern sind erst alle Autofahrer in sämtlichen Richtungen auf sämtlichen Abbiegespuren dran.
Als Fußgänger darf ich also auch bei Kälte, Regen oder sengender Sonne mehrere Minuten lang warten, während die Autofahrer, die gemütlich, trocken und bequem in ihrem Wagen sitzen, weitgehend freie Fahrt haben.
Eine kurze Wartezeit wäre für die Autofahrer also weit weniger störend als für Fußgänger. Dazu kommt noch, dass Autos diese Standzeit auch schnell wieder wettmachen würden. Denn je nach Geschwindigkeit und Verkehrssituation schafft ein Auto (bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Kilometern in der Stunde) durchaus einen halben Kilometer pro Minute, während ein Fussgänger schon schnell laufen muss, um in der gleichen Zeit nur hundert Meter zurückzulegen.
Das Fußgängeraufkommen ist bei dieser Ampel recht gering, so dass es den Verkehr insgesamt nicht zum Erliegen bringen würde, wenn man ihnen etwas mehr Vorrang einräumen würde.

Ich kenne eine große vierspurige Stadtstraße (die ich glücklicherweise nur selten überqueren muss). Dort gibt es einen Mittelstreifen mit einer zusätzlichen Ampel. Die Ampelanlage ist so geschaltet, dass man als Fußgänger während einer Ampelphase gerade bis zum Mittelstreifen kommt, und dort noch einmal warten muss (schnelle Radfahrer schaffen es mitunter, die gesamte Straße in einem Zug zu überqueren).

Nicht nur auf kombinierten Fuß- und Radwegen muss man ständig damit rechnen, über den Haufen gefahren zu werden.
Eigentlich gehe ich ja gerne zu Fuß, aber manche Gegebenheiten können einem das schon verleiden.

Die von mir genannten Fälle sind nur Beispiele. Es läuft darauf hinaus, dass Fußgänger nicht nur die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind, sondern auch die alleruntersten in der Hackordnung.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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28 Antworten zu Sechshundertvierunddreißig

  1. vires schreibt:

    die untersten in der hackordnung? naja.. darüber kann man streiten.. aber vl. sind hier die regionalen/nationalen unterschiede so groß, dass wir uns nicht direkt vergleichen können (AUT/DEU)

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    • breakpoint schreibt:

      Sicherlich gibt es solche Unterschiede.

      Ich kenne sogar hier in der Stadt Ampeln, die vernünfig geschaltet sind.
      Meist befinden die sich jedoch an kleineren Straßen mit wenig Verkehr, so dass man als Fußgänger auch ohne Ampel sicher auf die andere Seite käme.

      Aber mich tröstet der Gedanke, dass auch Autofahrer immer wieder als Fußgänger unterwegs sind.

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  2. idgie13 schreibt:

    Hier in der Schweiz haben Fussgänger auf Zebrastreifen Vorrang. Wenn man da als Auto- oder Velofahrer nicht hält, wird man gebüst. Wie alles in CH, ist das nicht gerade günstig.

    Scheint also länderabhängig zu sein.

    Fussgängerampeln gibt es hier recht wenig, weil das mit den Zebrastreifen wirklich sehr gut funktioniert.

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  3. DerMaskierte schreibt:

    Das ist das Zugeständnis des Staats an die unverschämt hohen Kosten, die die Autofahrern von seiner Seite auferlegt werden. 😉

    @idgie13

    Auch in Deutschland haben Fußgänger an Zebrastreifen stets Vorrang.

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    • breakpoint schreibt:

      Die „unverschämt hohen Kosten“ sind ja auch dafür gedacht, Straßenbau- und -pflege etc. zu finanzieren.
      Ich bezweifle, dass die Einnahmen aus Kfz-Steuer und Mineralölsteuer kostendeckend sind.

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      • DerMaskierte schreibt:

        Liebe Anne,

        du irrst. Die Einnahmen aus KFZ- und Mineralölsteuer sind ein Vielfaches dessen, was tatsächlich wieder in den Erhalt der Infrastruktur zurückfließt. Stattdessen werden damit Löcher in der Rentenkasse und die Zuschüsse im Gesundheitssystem bezahlt.

        Steuern sind übrigens nicht zweckgebunden. Im Gegensatz zu Gebühren.

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        • breakpoint schreibt:

          Lieber Maskierter,

          leider finde ich auf die Schnelle keine geeigneten Zahlen. Du hast deine Aussage übrigens auch nicht belegt.
          Also verweise ich auf die weiter unten von GRID genannte Studie der TU Dresden.
          Danach übersteigen die durch den motorisierten Individualverkehr verursachten Kosten (auch für Unfälle, Umweltbelastung etc.) bei weitem die Einnahmen durch die entsprechenden Steuern (die zwar nicht zweckgebunden sind, jedoch trotzdem als Vergleichsmaßstab geeignet sind).

          Wie auch immer, die Begleichung der Steuern darf nicht dazu führen, dass damit derartige Privilegien verbunden sind (auch wenn Hundebesitzer die Hundesteuer häufig als Freibrief dafür sehen, die Hinterlassenschaften ihres Vierbeiners einfach liegenzulassen).

          Einen schönen Abend und lg
          Anne

          PS: Auch Nicht-Autofahrer zahlen Steuern, und teilweise nicht zu knapp.
          OT: Wann liest man denn mal wieder etwas Neues in deinem Blog?

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    • idgie13 schreibt:

      .. ich bin wohl schon zu lang in der Schweiz daheim … 😉

      Irgendwie hat sich in meinem Hirn eingebrannt, dass man in D am Zebra halten KANN, aber nicht zwingend muss. Zumindest habe ich das immer so empfunden, wenn ich in D als Fussgänger unterwegs bin.

      Trams, Busse und Co. haben hier immer Vorrang. Finde ich auch richtig so – die müssen ja einen Fahrplan einhalten.

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      • breakpoint schreibt:

        Das Anhalten am Zebrastreifen ist auch hier ein Muss.
        Ich habe zumindest noch nie erlebt, dass sich ein Autofahrer nicht daran hält (für Fahrradfahrer jedoch scheint das Anhalten tatsächlich optional zu sein).
        Aber da ich Zebrastreifen nur selten überquere, mögen meine Erfahrungen nicht repräsentativ sein.

        Für Busse gibt es teilweise eigene Spuren und manchmal sogar eigene Ampelphasen.
        Das finde ich auch in Ordnung, da sie ja meist viele Fahrgäste transportieren – im Gegensatz zu den meist nur mit dem Fahrer besetzten PKW.

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      • engywuck schreibt:

        ich bin damals (lang, lang ists her) durch die erste Führerscheinprüfung gerasselt, weil ich angeblich beim letzten Zebrastreifen vor dem Abschluss der Prüfung übersehen habe, dass da jemand stand der (eventuell) drüberwollte. Der Fahrlehrer war zwar der Ansicht, dass der zu weit weg war *und* stand *und* in andere Richtung blickte, aber…

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        • breakpoint schreibt:

          Bei der ersten Führerscheinprüfung hat’s mich damals auch geschmissen.
          Ich bin ja eigentlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber nach fast vier Stunden Wartezeit war ich denn doch mit den Nerven fertig, so dass mir irgendein blöder Fehler (kann mich nicht mehr konkret erinnern) unterlaufen ist.
          Beim zweiten Versuch war ich dann souveräner. Da hat mich auf der Stadtumgehung ein anderer Wagen geschnitten, und ich habe sofort richtig reagiert (angemessen gebremst, und ihn halt vorgelassen). Das war’s dann.

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  4. plietschejung schreibt:

    Ganz einfach: Autofahrer zahlen superviele Steuern.

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    • breakpoint schreibt:

      Wie ich gerade schon dem Maskierten geantwortet habe, verursachen Straßen und die ganze Verkehrsinfrastruktur auch enorm viele Kosten.

      Die paar Steuern rechtfertigen es IMHO nicht, Fußgänger so stiefmütterlich zu behandeln.

      Aber wenigstens sind Autofahrer auch immer mal wieder zu Fuß unterwegs. :>

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      • plietschejung schreibt:

        Zieh um nach Hamburg. Hier sind die Autofahrer die Gearschten.

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        • breakpoint schreibt:

          Kann ich nicht beurteilen.
          Ich kann mich nur erinnern, dass ich mal im Elbtunnel im Stau stand (in einem Reisebus).

          Tja, und hier in der Nachbarstadt werden die Fußgänger in den Untergrund gedrängt, damit die Autofahrer nur ja nicht anhalten müssen.

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          • plietschejung schreibt:

            Klingt ja sehr kooperativ.

            Hier sind die Fußgänger und Radfahrer die Bevorteilten.
            Alles dank der Grünen Politiker.

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            • GRID schreibt:

              Steuern (Ausnahme Kirchen“steuer“) sind erstmal nicht Zweckgbunden, das heißt, Mineralölsteuer, KFZ-Steuer usw weiter sind nicht ausschließlich dafür da die Kosten des motorisisierten Individualverkehrs (MIV) zu decken. Man vergleiche es spaßeshalber mal mit der Hundesteuer, Mehrwertsteuer…..
              Wäre es zweckgebunden, würde es Gebühr heißen. Eine solche Gebühr gibt es auch teilweise oder es wird überlegt sie einzuführen: Die Maut.
              MIV verursacht halt jede Menge externe Kosten, die nicht durch die Abgaben der Halter gedeckt werden. [ http://goo.gl/tS4FiF -> PDF TU Dresden] Dazu zählen Unfallkosten, Umweltbelastung, Gesundheitsbelastung etc

              Zu den Fußgängern: Gerade in den 60er und 70er Jahren ist so geplant worden, das der MIV unbedingt Vorrang hatte. Das bedeutet auch riesige, überdimensionierte Straßen durch Ortschaften, bevorzugendende Ampelschaltung und dadurch natürlich eine Verdrängung der Fußgänger. Später hat sich das denken aber geändert und es wird vielerorts auf Verkehrsberuhigung gesetzt und dem Fußgänger wieder mehr Raum gegönnt. Ganz einfach ist das nicht, auch wenn sich der ADAC gerade versucht selbst zu zerstören hast du immer noch eine riesige Autolobby. Versuche da mal zu erreichen, dass ÖPNV oder Fußgänger an Ampeln bevorzugt werden, du wirst elendlich scheitern 😉

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            • plietschejung schreibt:

              Das ist de facto in Hamburg so.
              Bus-Bevorrechtigungen an Ampeln, Rückführung der Busbuchten auf die Strassen, längere Zeiten bei Fussgängerübergängen, breite komfortable Radwege auch auf Straßen.

              Autofahren in Hamburg ist eine Qual. Nicht umsonst sind wir Nr.2 der Staustädte hinter Stuttgart.

              Es ist einfach ätzend. Dazu erhöht der ÖPNV zweimal pro Jahr die Fahrpreise. Das Monopol wird einfach ausgenutzt.

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            • breakpoint schreibt:

              Der Unterschied zwischen Steuern und Gebühren ist mir schon klar.
              Aber wenn hier argumentiert wurde, dass Autofahrern Vorrang eingeräumt würde, weil sie so viele Steuern zahlen, darf ich auch versuchen, diese Aussage etwas zu relativieren.

              Gerade die Ampelanlagen, die mich die meiste Wartezeit kosten, sind vergleichsweise neueren Datums, bzw. erst vor wenigen Jahren so extrem umgestellt worden.

              Du hast wohl absolut recht damit, dass die Autolobby hierzulande praktisch das Sagen hat.
              Das wird sich wohl auch nicht (so schnell) ändern lassen. Immerhin hat es mir ein Thema für einen Blogeintrag geliefert.

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            • breakpoint schreibt:

              Ach, den Fahrradfahrern geht’s hier auch gut.
              Die fahren grundsätzlich kreuz und quer, wie es ihnen gerade passt.

              ÖPNV ist hier auch recht teuer geworden (ich habe aber keinen Vergleich zu anderen Städten). Insbesondere für Studenten gibt es eigentlich kein brauchbares Angebot – aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

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  5. Leser schreibt:

    Irgendwie klingt das für eine Fußgängerampel an einer Kreuzung sehr ungewöhnlich. Normalerweise haben die Fußgänger doch immer zusammen mit den parallel fahrenden Autos grün. Also, die Fußgängerampel schaltet auf grün, und eine Sekunde später die parallele Auto-Ampel (um sicherzustellen, dass die Rechtsabbieger auch warten müssen, weil da die Fußgänger ja Vor“fahrt“ haben).
    Irgendwie kann die Fußgängerampel da nicht so recht mit der Kreuzungsampel zusammehängen. Weil, ansonsten müssten ja die Fußgänger während der Grünphase des parallelen Autoverkehrs extra bei rot stehen gelassen werden, und welcher Verkehrsplaner macht denn das, wenn doch eh an der Stelle frei ist und alle anderen warten müssen, weil der parallele Autoverkehr gerade grün hat?

    Bei uns gibt es auch so einige dreiteilige Fußgängerampeln, zwei Fahrspuren + Straßenbahn in der Mitte. Da gibt es einige, da kommt man in die eine Richtung bei einer Grünphase rüber, in die andere Richtung aber nur, wenn man bei rot los geht, weil die eine Fußgängerampel früher auf rot schaltet, als die anderen beiden. Das nervt auch etwas, aber andererseits, wenn man es weiß, kann man sich entsprechend verhalten. Und ganz wichtig ist immer: Nicht ärgern, wenn man es mal nicht geschafft hat! 🙂

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    • breakpoint schreibt:

      Bei dieser speziellen Ampel, auf die ich mich bezogen hatte, gibt es getrennte Grünphasen für Fußgänger und abbiegende Autos.
      Das wird mit zusätzlicher Sicherheit begründet, weil früh morgens und um den Mittag herum ein paar Schulkinder da hinübermüssen.

      Deshalb dürfen die Fußgänger auch nicht gleichzeitig mit (anti)parallel fahrenden Autos die Querstraße passieren, sondern müssen ihre eigene Phase abwarten – und die kommt erst nach sämtlichen motorisierten Verkehrsteilnehmern.

      Es gibt zwar anderswo auch Ampeln, bei denen man drückt, und sofort haben die Autofahrer gelb, bloß liegen die nicht auf meinen üblichen Wegen.

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  6. GRID schreibt:

    Mit steuern und Gebühren war auch überhaupt nicht auf dich bezogen! Schade, dass es vor allem neue Ampeln sind, die so blöd geschaltet sind.

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