Sechshundertsiebzehn

Fiona und Sven leben ja jetzt schon eine Weile getrennt, weil Sven in einer anderen Stadt arbeitet als Fiona studiert. IMHO wäre es durchaus möglich gewesen, dass Fiona ihren Studienort entsprechend verlegt, aber das war ihr offenbar nicht wichtig genug gewesen.
Jetzt hat sie damit herausgerückt, dass sie sich von ihm scheiden (seltsames Wort in diesem Kontext) lassen will.
Um ganz ehrlich zu sein, ich bin nicht im geringsten überrascht. Es hätte mich im Gegenteil gewundert, wenn das viel länger gedauert hätte.

Wie kann man eine Ehe auf einem derart fragwürdigen und unzuverlässigem Konzept wie „Liebe“ aufbauen? Schon Ovid (der Autor der Ars amatoria – dem römischen Pendant des indischen Kamasutra) wusste: Omnis amans amens (und vermutlich meinte er damit nicht nur den temporären Blutmangel in männlichen Gehirnen, während das Blut in tiefere Regionen strömt).

Die beiden hatten sich nur immer gegenseitig angehimmelt, und beteuert, wie sehr sie „sich lieben“. Wo bleibt bei solch sentimentalen Gesülze die Objektivität?

Es ist äußerst unvernünftig, eine langfristige Entscheidung zu treffen, solange man im verblendeten, unzurechnungsfähigen Stadium der Verliebtheit ist.
Und es ist absolut verantwortungslos, eine lebenslange Bindung einzugehen, wenn man nicht wenigstens vorher ausprobiert hat, ob man beim Sex harmoniert, und eine etwa gleich starke Libido hat. Das hatte ich damals gleich gesagt, aber sie hatten ja nicht auf mich gehört. (Und es kann auch nicht schaden, vorher erst anderweitig Erfahrung zu sammeln, so dass man einen Vergleich hat.)

Für eine stabile Beziehung ist befriedigender Sex ein sine-qua-non. Offenbar hatte es bei ihnen daran gehapert. Und es braucht auch sonst noch einige Gemeinsamkeiten, die sie wohl nicht haben. Wenn mit dem Sex alles klappt, kann man Macken des Partners viel leichter tolerieren, die man ansonsten nicht ertragen würde.

Zwar kann ich mich nicht auf langjährige Eheerfahrung berufen, sondern nur auf ein halbes Jahr, aber eine rationale Analyse zeigt, dass es für eine tragfähige Beziehung wichtiger ist, über ähnliche Ansichten und Interessen zu verfügen, als solch vorübergehende biochemische Reaktionen, die einem nur den Verstand vernebeln, und die Sicht auf die Realität versperren.

Wenn man an seinem Partner keine Fehler sieht, so ist das immer ein Beweis für mangelnde Objektivität.

Ach, im Grunde ist mir diese Angelegenheit ziemlich egal. Aber immerhin hat sie ein Thema für einen Blogeintrag geliefert.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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23 Antworten zu Sechshundertsiebzehn

  1. aliasnimue schreibt:

    Hab ich jetzt die Hochzeit verpasst?

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      • aliasnimue schreibt:

        Danke, jetzt bin ich im Bilde. 🙂

        Was die Gemeinsamkeiten angeht:
        in jungen Jahren ziehen sich Gegensätze einfach an. Ich glaub so Erfahrungen sind da auch ganz wichtig um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.
        Für eine möglichst (lebens)lange Beziehung, vor allen Dingen eine Heirat sollte man aber möglichst viel (ca. 75%, meiner Schätzung nach) gemeinsam haben.
        :yes:

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        • breakpoint schreibt:

          Ja, die Gemeinsamkeiten sorgen für Beständigkeit.
          Es sollte schon eine recht große Schnittmenge an ähnlichen Interessen und Ansichten vorhanden sein (ich hätte auch ca. 80 Prozent empfohlen, aber dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie man zählt und gewichtet).
          Ein paar Gegensätze gibt es immer. Sonst wäre es ja langweilig.

          Es muss jeder selbst herausfinden, ob er auf Dauer mit diesen Gegensätzen leben kann.
          Mit unterschiedlichem Musikgeschmack etwa kann man sicherlich klarkommen. Bei essentiellen, grundsätzlichen Fragen wie Weltanschauung oder Politik wird es schon kritischer.

          Aber vorher nicht einmal auszuprobieren, wie es mit dem Sex läuft, ist ein reines Vabanquespiel.

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          • aliasnimue schreibt:

            Wobei ich für mich festegstellt habe, das guter Sex schon verbinden kann. Aber auf lange Sicht reicht es dann eben nicht. Ganz wichtig finde ich, das man wirklich offen reden kann. Sonst bleibt immer eine Distanz, die der Beziehung nicht gut tut.
            Viele sagen ja, für dies oder jenes hab ich meine Freunde, die braucht meine Beziehung nicht abzudecken.
            Wenn das nur ein Hobby ist, finde ich das auch ok. Aber ansonsten sollte der Partner auch der beste Freund sein mit dem ich all meine Gedanken teilen kann und die er auch versteht.
            Schließlich will man ja mal zusammen alt werden. Und da ist es üblicherweise so, dass man sehr viel mehr Zeit miteinander verbringt.

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            • aliasnimue schreibt:

              Nachtrag:
              einen Unterschied in Bildung und Intellekt kann man z.B. auf Dauer nicht durch Sex wettmachen. Meine Erfahrung.

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            • breakpoint schreibt:

              Stimmt. Wenn Sex das einzige ist, was beide verbindet, hat eine Beziehung keine Zukunft zu erwarten.

              Es ist zwar schön, gemeinsame Hobbies zu haben, aber trotzdem bleibt jeder ein Individuum, das einen gewissen Freiraum braucht.
              Deshalb ist das eine oder andere Hobby, das man nicht mit seinem Partner teilt, auch sinnvoll.

              Bildung und Intellekt zählen selbstverständlich zu den Punkten, bei denen man Ähnlichkeiten haben sollte.
              Genau wie der kulturelle Background, die Gesellschaftschicht, das Alter, …
              Einzelne Diskrepanzen lassen dabei noch überwinden. Aber wenn sie sich häufen, dann verkraftet das kaum eine Beziehung längere Zeit.

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            • aliasnimue schreibt:

              Da sind wir völlig einer Meinung. :yes:

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  2. schaum schreibt:

    ich habe dem wenig hinzuzufügen, und ich habe erfahrung 🙂

    es schäumt gutgebrülltlöwe

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  3. Delicatus schreibt:

    Irgendwann ist die Liebe vorbei aber Hektar bleibt Hektar.

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  4. ednong schreibt:

    Da dürfte Carsten ja erleichtert sein …

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  5. Leser schreibt:

    Irgendwie finde ich ja, dass das, was hier überall als „Liebe“ bezeichnet wird, nichts mit dem Verständnis von „Liebe“ zu tun hat, so wie ich es sehe. „Verliebtheit“ ist doch keine „Liebe“. Nach dem was ich über Carsten und Dich gelesen habe, ist es doch Liebe, die Euch miteinander verbindet (und Sex ist sicherlich ein Teil davon, aber nicht der essentielle).
    In sofern kann ich es verstehen, wenn Du sagst, dass man eine Beziehung (nicht mal „Ehe“, da dies etwas wäre, was ich staatlich oder anderweitig „sanktioniert“ ohnehin nicht eingehen würde, das ist schließlich immer nur ein Bekenntnis zwischen beiden Partnern) nicht auf dieser Basis aufbauen kann, denn das ist keine Liebe – wobei es in der Tat lustig ist, Paare dabei zu beobachten, wie sie sich das gegenseitig immer sagen, um es vor sich selbst und dem Partner zu rechtfertigen, dass es ja doch Liebe sei…im Grunde ein Spiel des „sich selbst Belügens“. Und mit Lüge, Unwahrheit, Verschleierung, Trug, Täuschung und ähnlichen Dingen hat Liebe nunmal nichts zu tun.

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    • breakpoint schreibt:

      Da jeder Mensch etwas anderes unter „Liebe“ versteht (häufig irgendeine romantisch verklärte, irrationale Empfindung – bzw. Eros/Philia/Agape), klammern wir das vollständig aus, und es hat keinerlei Bedeutung für uns.
      „Liebe“ ist nur eine Bezeichnung ohne eindeutige Definition.

      Außer Sex verbindet uns auch eine enge Freundschaft. Auf diesen beiden Säulen basiert unsere Beziehung.
      Dies ist eine tragfähigerere Grundlage als eine Verliebtheit, die oft schon nach ein paar Wochen abgeklungen ist, spätestens aber dann, wenn die Routine eingekehrt ist.

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