Fünfhundertsechsundneunzig

Kreativität ist das Thema einer Blogparade, was mich reizt, mich wieder einmal zu beteiligen.

Meine persönliche Definition von Kreativität ist: das eigenständige Erschaffen einer neuen, originellen Idee (die sich aber auch dinglich manifestieren kann – z.B. ein Gemälde).
Es ist also eine rein geistige Leistung, deren eventuelle Umsetzung in etwas Reales, eher nebensächlich und reines Handwerk ist.

Es gibt unterschiedliche Ausprägungen von Kreativität.
Viele Leute bezeichnen sich schon als kreativ, weil sie z.B. irgendeine vorgefertigte Bastelanleitung befolgen, mit Hilfe vorgegebener Schnittmusterbögen etwas handarbeiten, oder ein Regal eines schwedischen Möbelhauses zusammensetzen.
Aber etwas Vorgedachtes nachmachen ist genauso wenig kreativ wie ein Plagiat.
Immer wenn nur irgendwelche Vorgaben mit bekannten Mitteln umgesetzt werden, ist dazu keine Kreativität nötig. Erst wenn man von ausgetretenen Pfaden abweicht, kommt Kreativität ins Spiel.

Natürlich ist nicht alles schwarzweiß, sondern es gibt noch mehr shades of gray.
Beispielsweise kann ein Arrangeur bei der Bearbeitung einer Komposition schon noch einiges an Kreativität einbringen, wenn er motiviert ist.
Ein Softwareentwickler etwa muss nicht unbedingt kreativ sein. Ein reiner Programmierer der in der Implementation nur die vorgegeben Spezifikation umsetzt, indem er Code schreibt, ist nicht kreativ. Der Architekt, der sich die Spezifikation überlegt hat, ist es dagegen schon.

Kreativität wird häufig nur auf künstlerische Bereiche reduziert, also Maler, Schriftsteller, Komponisten, Bildhauer o.ä..
Zwar will ich deren Leistungen gar nicht mindern, möchte hier aber insbesondere die Kreativität von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Erfindern und Mathematikern betonen.

Mein Beruf als Softwareingenieurin ist einer der wenigen Berufe, die sowohl Kreativität als auch logisch-analytisches Denkvermögen benötigen.
Überhaupt wird die kreative Arbeit von Ingeneuren häufig unterschätzt. Aber wem sonst verdanken wir unsere technischen Entwicklungen und Erfindungen?
Auch ein Physiker oder ein Mathematiker, der eine neue Formel herleitet, oder eine neue Methode ersinnt, ist in hohem Maße kreativ.

Ich glaube, dass es in den meisten Berufen möglich ist, kreativ zu sein: ein verbessertes Werkzeug, ein neues Kochrezept, eine originelle Veränderung des üblichen, was auch immer.
In der Freizeit gibt es erst recht Möglichkeiten: schreiben, malen, musizieren, handarbeiten, und, und, und. Da sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.

Die meisten Blogger sind sehr kreativ (auf die unerfreulichen Ausnahmen möchte ich hier nicht eingehen). Würden sie diesen Teil ihrer Kreativität nicht in geschriebene Texte kanalisieren wollen, würden sie wohl nicht bloggen.

Mir ist bewusst,dass es verschiedenen Kreativitätstechniken gibt, um den Einfällen auf die Sprünge zu helfen. Aber ich selbst nutze sie nicht, da aus mir meist eh mehr Ideen heraussprudeln, als ich umsetzen kann.
Ich sehe, höre, lese, erlebe irgendwas, mein Gehirn beginnt das zu verarbeiten, und spuckt dann – teilweise erst Tage später und über mehrere Zwischenstufen – einen neuen Einfall aus.
Die Kunst besteht darin, die besten Ideen herauszufiltern und für die Realisierung auszuwählen.

Diesem Eintrag würde etwas fehlen, wenn ich nicht einen besonders kreativen Menschen benennen würde: Leonardo da Vinci war nicht nur ein genialer Naturforscher und Ingenieur, sondern war auch ein berühmter Kunstmaler.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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12 Antworten zu Fünfhundertsechsundneunzig

  1. dieSuchende schreibt:

    Volle Zustimmung.

    „Die meisten Blogger sind sehr kreativ (auf die unerfreulichen Ausnahmen möchte ich hier nicht eingehen). Würden sie diesen Teil ihrer Kreativität nicht in geschriebene Texte kanalisieren wollen, würden sie wohl nicht bloggen.“

    Nein – sie wären bei Facebook. :))

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    • breakpoint schreibt:

      Tja, solche gibt es auch.
      Ich will allerdings nicht alle Facebooker über einen Kamm scheren.
      Eigentlich hatte ich bei dieser Formulierung ein paar sehr konkrete „Blogger“ im Hinterkopf.

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      • dieSuchende schreibt:

        Nein – das will ich auch nicht …. aber ich finde das
        schon irgendwie erschreckend, wenn man da beobachtet, was
        da alles geteilt und weitergeleitet wird und für wahr gehalten wird. Oder Zitate und Sprüche, die als nett „geteilt“ werden.
        Jo – sind sicher ganz gute dabei – aber irgendwie was eigenes gibt es da doch selten.

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  2. plietschejung schreibt:

    Ein schöner Eintrag. Hab ich gern gelesen und stimme dir umfänglich zu.

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  3. Bob Blume schreibt:

    Schöner Eintrag. Mich würden ja mal die Negativbeispiele des ersten Kommentars interessieren, oder anders: Kann man erschaffen, aber nicht kreativ sein? (Ich spreche hier nicht von diversen Plagiatoren in der Politik).

    Nun ja, hat Spaß gemacht. Ich gehe mal wieder – äh – kreativ sein: http://bobblume.de/?p=1721

    Liebe Grüße

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    • breakpoint schreibt:

      Erschaffen ohne kreativ zu sein, würde ja bedeuten, einfach etwas nachzumachen, bzw. einer Vorgabe zu folgen.
      Beispiele gibt es viele, angefangen vom Malen nach Zahlen, über das Ikea-Regal, das nach Anleitung gehäkelte Sofakissen bis hin zu plagiierten Dissertationen.

      Danke für deinen Besuch!

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