Fünfhundertfünfundachtzig

Ich war schon im Begriff, meine Arbeiten zu beenden, weil ich eigentlich Feierabend machen wollte, als mich ein Telefonanruf des Geschäftsführers erreichte.
„Mein Computer startet nicht.“
„Du kriegst ihn nicht hoch?“
„Für solche Scherze hab‘ ich jetzt keinen Sinn. Schick jemanden vorbei!“
Ich überlegte. Meine zuständigen Mitarbeiter waren wohl schon heim gegangen.
„Die sind alle schon weg. Ich komme selber.“
„Mach das!“ Damit legte er auf.

Ich ließ mir im Vorzimmer noch einen Kaffee von Kathrin geben, bevor ich sein Büro betrat.
Ich versuchte seinen Rechner einzuschalten, aber da tat sich nichts. Der Monitor dagegen, der an einer benachbarten Steckdose hing, war in Betrieb.
„Ich vermute, dass es das Netzteil erwischt hat.“
„Du vermutest nur?“
„Hast du einen Schraubenzieher?“
„Hier im Büro nicht.“
Also kramte ich in meiner Handtasche nach meinem kleinen Schraubenzieher, der mir schon oft gute Dienste geleistet hat.

Da mein Rock zu eng war, um damit auf dem Boden herumzukrabbeln, schob ich ihn ganz hoch, bevor ich mich hinunterkniete. Ich drehte das Gehäuse in passende Position, und begann die Schrauben zu lösen, um die Gehäusewände abnehmen zu können.
„Zieh deinen Rock runter! Du befindest dich hier in meinem Büro!“
„Mir ist nicht kalt. Und wenn es dich stört, kannst du ihn selbst wieder runterziehen.“
Mittlerweile hatte ich eine Gehäusewand entfernt. Die Innereien waren ziemlich mit Staub und Flusen bedeckt.
„Deine Hardware müsste mal wieder richtig durchgeblasen werden.“
„Ist das dringend?“
„Wenn das Gehäuse eh schon offen ist ..“
Ich überprüfte sämtliche Stecker. „Mach ihn mal an.“
Er drückte den Einschaltknopf, aber nichts passierte.
„Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass es das Netzteil ist.“
„Kannst du das heute noch reparieren?“
„Da müsste ich erst im Lager ein passendes Netzteil suchen, dann die ganzen Kabel und Anschlüsse .. das dauert schon eine Weile. Brauchst du den Rechner unbedingt heute noch?“

Er überlegte: „Eigentlich wollte ich noch ein Dokument bearbeiten ..“ – „das du natürlich wieder mal nicht auf dem Netzwerkshare gesichert hast, obwohl ich dir das schon mehrfach gesagt habe“, unterbrach ich ihn, noch während ich wieder aufstand.
„Ja, ja, das ist nur auf der lokalen Festplatte“, gab er zu, „aber das hat auch noch ein paar Tage Zeit. Die dringenderen Arbeiten könnte ich auch auf dem Notebook erledigen.“
„Dann nimm halt das Notebook. Ich werde veranlassen, dass sich gleich morgen früh jemand um deine Hardware kümmert, und dass auch ein Blow Job ansteht.“
Er verdrehte die Augen: „So sprichst du hoffentlich nicht mit den Mitarbeitern.“

Ich lächelte und wechselte das Thema. „Eigentlich könntest du heute mal früher Feierabend machen. Dann darfst du mich auch nach Hause fahren.“
„In Ordnung, da ich mit dem Dokument heute eh nicht mehr weiterkomme. Aber eine halbe Stunde brauche ich noch für ein paar Mails.“
„Bis nachher dann“, rief ich ihm zu, als ich sein Büro verließ.

Erst als ich wieder in meinem war, fiel mir auf, dass mein Rock hinten immer noch ein Stück nach oben geklappt war.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

27 Antworten zu Fünfhundertfünfundachtzig

  1. schaum schreibt:

    es schäumt einenetteabwechslung

    Gefällt 1 Person

  2. sweetsurrender schreibt:

    „Ich lächelte und wechselte das Thema.“
    ;D

    Like

  3. Gentleritter schreibt:

    Schade, dass die Verführungskünste nicht gefruchtet haben.

    Like

  4. plietschejung schreibt:

    Die Datei war aber sehr wichtig…

    Like

  5. Gentleritter schreibt:

    Vielleicht kommt er dir entgegen und ihr geht einfach mal am Wochenende ins Büro, sozusagen nur um dir einen sexuellen Wunsch zu erfüllen. Wenn der Bann dann gebrochen ist, klappt es bestimmt auch mal spontan..!

    Like

    • breakpoint schreibt:

      Damit wäre er nicht einverstanden, weil er davon überzeugt ist, dass das seine Konditionierung aufheben würde, die besagt, dass im Büro nichts läuft.
      Zuhause hätte er sich in dieser Situation nämlich nicht so leicht zurückhalten können, aber im Büro hat er sich besser im Griff.

      Like

  6. Gentleritter schreibt:

    Der ist aber auch zu schlau, dass er das mit der Konditionierung weiß..! Ihr passt halt doch ganz gut zusammen.

    Like

  7. Uschi-DWT schreibt:

    Nunja.. auch wenn es schwer fällt.. aber da hat dein Mann schon recht… Sex im Büro und/oder mit Mitarbeiter/innen gerade in den Führungsetagen sollte absolutes Tabu sein…

    Zu Hause ist zu Hause und Büro ist Büro… du wärst auch nicht begeistert wenn er seine Sekretärin mit in euer Schlafzimmer nehmen würde um mal eben so zwischendurch noch einen dringenden Brief diktieren zu können… falls er mal Lust dazu hat… oder ?

    Auch nicht mal am Wochenende oder wenn du nicht zu Hause bis und es spät wird kann sie ja auch mal übernachten…

    Like

  8. Aliyah schreibt:

    Genial! Ich bin zum ersten mal auf deinem Blog und jetzt weis ich auch, warum dort ein Warnhinweis kam 🙂

    Like

  9. breakpoint schreibt:

    SiebenhundertsiebzehnBin heute etwas später dran. Das liegt daran, dass mein Rechner am Morgen nicht hochgefahren ist. Und mein Notebook hatte Carsten bereits mit ins Büro genommen.

    Natürlich habe ich sofort alle Stecker außen überprüft, aber ich hatte so früh am Morgen…

    Like

  10. Pingback: Achthundertachtundsiebzig | breakpoint

  11. Pingback: Siebenhundertsiebzehn | breakpoint

Hinterlasse einen Kommentar