Vierhundertsiebenunddreißig

Das Thema der Hochzeitsbekleidung wollen wir nicht auf den letzten Drücker aufschieben. Deshalb haben wir uns zumindest schon ein paar Gedanken darüber gemacht.

Für Carsten ist es einfach. Er wird einfach seinem Schneider, der ihm sowieso immer seine Maßanzüge anfertigt, den Auftrag geben, einen festlichen Anzug zu nähen.
Bei mir ist es schon wieder mal komplizierter. Wenn ich schon heirate, dann möchte ich ein selbstdesigntes Kleid, und kein Vorgedachtes, bei dem jemand anderes seine Ideen und Vorstellungen eingebracht hat. Leider übersteigt es meine Fähigkeiten bei weitem, selbst die Umsetzung zu übernehmen. Carsten wird mir deshalb die Adresse der Schneiderin heraussuchen, die gelegentlich für Ingrid genäht hat. Die soll sehr gut sein.

Die Hochzeit ist im August. Eigentlich sollte es da warm sein. Aber ich traue dem Wetter heuer überhaupt nicht mehr. Für alle Fälle will ich zusätzlich ein Bolerojäckchen.
Weiß kommt als Farbe natürlich nicht in Frage. Ich stelle mir eher cremefarbene Seide oder Satin vor. Von dem ganzen Rüschenzeugs halte ich nichts. Und ein Schleier kommt schon gleich gar nicht in Frage. Ich mag klare Linien und Konturen.
Das Kleid soll also eng auf Figur gearbeitet werden. Vorne soll es kniefrei sein, dafür darf es hinten etwas länger sein. Aber keine Schleppe. Das gibt dann am Saum eine elliptische Schnittfigur. Ob ich unten einen kleinen Volant möchte, überlege ich noch.
Das Kleid sollte leicht überschnittene Ärmel haben. Beim Ausschnitt bin ich noch am Überlegen, vielleicht etwas Zykloidenartiges. Da meine Verwandten ja auch anwesend sein werden, begnüge ich mich aber mit einem recht mäßigen Dekolleté.

Bis zu diesem Punkt war Carsten mit allem einverstanden. Doch dann eröffnete ich ihm:
„Und dann sollte das Kleid natürlich bauchfrei sein.“
„Was?“
„Du weißt schon, dieser alte Zungenbrecher:

‚Blaukraut mit Bauchfleisch
bleibt Bauchfleisch mit Blaukraut.
Und bauchfreies Brautkleid
bleibt bauchfreies Brautkleid.‘

Sag das 42 mal schnell hintereinander.“

Carsten fasste sich an den Kopf: „Den Zungenbrecher kannte ich noch gar nicht.“
„Kann sein, dass das eine meiner proprietären Eigenentwicklungen ist. Auf jeden Fall wollte ich immer – wenn ich schon heirate – ein bauchfreies Brautkleid.“
„Und wie soll das aussehen?“
„Entweder nur um den Nabel ein Loch mit etwa 10 cm Durchmesser – als einfachste Variante, falls es wirklich nicht warm ist. Oder ein Zweiteiler mit einem kurzen Oberteil und einem separaten Rock – aber dazu müsste es schon heiß sein ..“
„Na, mir wird es das auf jeden Fall“, unterbrach mich Carsten.
„Oder die von mir präferierte Variante, dass Oberteil und Rock durch Träger oder Streben verbunden sind, so ähnlich wie bei einer Strapsstrumpfhose.“
„Mach das mit der Schneiderin aus“, meinte er genervt und resignierend, „aber denke auch daran, dass deine Eltern dich so sehen werden.“

Das allerdings. Mist. Ich muss mir das Konzept doch noch etwas überlegen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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25 Antworten zu Vierhundertsiebenunddreißig

  1. plietschejung schreibt:

    Extravagant 😉

    Denk an die Eltern und anderen älteren Herrschaften. Nicht, dass die ein bißchen durchdrehen.

    Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass du im Mittelpunkt stehst. Es wird auch viele Fotos geben, die du dann deinen Kids eerklären musst 😉

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  2. DerMaskierte schreibt:

    Moment, es ist deine und Carstens Hochzeit und nicht die Hochzeit deiner Eltern. Dein Spiel, deine Regeln. Sollen sie sich das Maul zerfetzen, an dem Tag stehst du im Mittelpunkt, ohne Kompromisse ihnen gegenüber.

    Übrigens, wenn du dann als Brauttanz einen orientalischen Bauchtanz aufführst, gibst du der Sache noch eine ganz besondere Note. 😉

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    • breakpoint schreibt:

      Ach, ich bin halt ein rücksichtsvoller Mensch.
      Ansonsten bliebe von dem ganzen Brautkleid nicht viel mehr als ein Gürtel übrig.

      Für die „besondere Note“ fällt mir schon selbst einiges ein.
      Bauchtanz hatte ich allerdings nicht erwogen, da mein Bauch genügend beschäftigt sein wird, Speisen und Getränke zu verdauen.

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  3. remi1 schreibt:

    Du willst ernsthaft ein Bauchfreies Hochzeitskleid?

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    • breakpoint schreibt:

      Vorausgesetzt es ist wirklich sommerlich warm, schon.
      Allerdings werde ich wohl doch einige Rücksichten nehmen müssen.
      Ich muss mal mit der Schneiderin reden, welche Möglichkeiten (Schärpe oder was-auch-immer) sie sieht, die Öffnung temporär abzudecken oder zu schließen.

      Und drunter halterlose Strümpfe (aber keine Socken ;D).

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  4. Gentleritter schreibt:

    Sorry, mir kommt das auch ein bisschen wie eine zwar lustige, aber dennoch wie eine Schnapsidee vor.
    Es besteht ein bisschen die Gefahr, dass du wie verkleidet aussiehst.

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    • breakpoint schreibt:

      Ich kann mir das Kleid vor meinem inneren Auge gut vorstellen.
      Und ich kann dir versichern, dass das durchaus geschmackvoll – und überhaupt nicht „verkleidet“ wirkt.
      Wenn es bei dem cremefarbenen Stoff bleibt, ist auch kein allzu auffälliger Kontrast zu meiner Hautfarbe.

      Leider haben aber meine Eltern eine etwas andere Auffassung, wie sich eine Braut im Allgemeinen (und ich im Besonderen) zu kleiden hat.
      Ich will sie nicht schockieren oder brüskieren. Deshalb wird ein Kompromiss nötig sein.

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  5. Gentleritter schreibt:

    okay, vielleicht kann es auch gut aussehen:

    aber bitte Bauchmuskeltraining wie dieses girl ohne Ende.;-)

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    • breakpoint schreibt:

      Das entspricht eher der zweiten von mir genannten Variante (Zweiteiler).
      Auch da hatte ich mir nur einen etwa halb so hohen Abstand vorgestellt – also sogar ziemlich dezent.

      Mein Bauch kann sich auch ohne spezielles Training durchaus sehen lassen.

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  6. Murgs schreibt:

    Ich habe etwas Probleme mir das alles vorzustellen, weil es zwar auffällig aber nicht schrill wirken soll.
    Farbe ist ok und dürfte zu bekommen sein: „nude“ ist noch „in“.
    Idee für bauchfrei: alternativ hochtransparenter Stoff?
    Suche zuerst den Stoff aus, weil der weitere Ablauf ist davon abhängig: Meine Frau wollte Wildseide und mußte den Schnitt umplanen, weil der Stoff schmaler war als vorgesehen.
    Deine Grundidee finde ich gut, hätte eventuell kniefrei mit kurzer Schleppe kombiniert, aber das ganze muß am Ende tragbar sein, nicht rutschen, keine Stolperfalle sein und auch nicht aufbauschen wenn du dich bewegst, hinsetzt usw.

    Meine Töchter haben in den USA immer „Say Yes To The Dress“ gesehen. Gibt es auch hier übersetzt. Ich fand immer „Say No To This Show“: Noch nie soviel hässliche und überdrehte Bräute und Brautkleider gesehen. 😦

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    • breakpoint schreibt:

      „Probleme mir das alles vorzustellen“
      Ich habe mal versucht, das zu zeichnen.

      Variante Zweiteiler mit Volant.
      Eigentlich soll es einiges kürzer sein, aber ich krieg das nicht so richtig hin.
      Alles was vielleicht seltsam aussieht, geht nur zu Lasten meiner miserablen Zeichenfähigkeiten.

      „transparenter Stoff“
      Nee, es soll ja gerade luftig sein (der Jahreszeit angemessen). Sonst könnte ich die Sichtfenster auch mit Plastikfolie zukleben.

      ‚ist noch „in“‚
      Ich scher mich nicht um Mode – ich habe meinen eigenen Geschmack.

      „USA“
      Waren sie/wart ihr da länger?
      Solche Sendungen tu ich mir nicht an.

      Ja, ich sehe schon, ich brauche dringend einen Termin bei der Schneiderin, um die Details wie Stoff, Schnitt, etc. zu klären.

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      • Murgs schreibt:

        Danke für die Zeichnung.
        Ich bin fast geneigt doch EF zu fragen, aber die ist arg konservativ. Sylvia wäre kreativer und näher an Deiner Figur (soweit bekannt), leider aber nicht aktuell greifbar für mich.

        Wie gesagt: der Stoff ist der Ausgangspunkt, du bekommst nicht immer was Du suchst.

        USA:
        Bisher viermal Sommerurlaub, dieses Jahr wieder und es geht im August rund um den Gelbsteinfluß.
        (Danke für die Idee zu meinem nächsten Blogeintrag.)
        Such mal ein Video zum Brautkleiderausverkauf bei Filene’s Basement.

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        • breakpoint schreibt:

          Ja, ich werde ASAP einen Stoff heraussuchen, erwarte aber keine größeren Probleme.
          Beim Farbton kommt es mir nicht so genau drauf an, und auch bei der Art bin ich flexibel.
          Die Stoffbreite dürfte auch nicht problematisch sein, da für das Kleid eigentlich keine sonderlich breiten Teile benötigt werden.

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  7. Baerlinerin schreibt:

    …ich muss gestehen, bei bauchfrei hatte ich auch erst Bedenken! Doch wenn s nur so ein Spalt ist, ist s noch sexy. Was ich überhaupt nicht mag, ist das Kurze vorn. Da muss frau schon rassig sein, sonst sieht sie billig aus, finde ich. Und apropos Rücksicht nehmen: Würde ich auf niemanden!!! Das ist eure Hochzeit. Alle Gäste, inklusive deiner Famille, sollten euch so viel Respekt zollen, ihre Vorstellungen hintendran zu stellen und euch genießen lassen.

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    • breakpoint schreibt:

      Eben, nur ein recht schmaler Spalt. Ich hatte nie erwogen, den halben Bauch freizulegen.
      Hinten länger als vorne ist gerade bei Brautkleidern doch häufig (Schleppe). Warum sollte das billig wirken? Im Gegenteil – sonst trage ich es hinten ja auch kurz.

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  8. Pink schreibt:

    Hey, aber wir kriegen das Kleid dann doch hoffentlich zu sehen, oder? 😉

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  9. ednong schreibt:

    Hehe,
    ich hoff ja dann auch auf ein Foto von dem Kleid. Bauchfrei. Das hat was. Und ich versuch mir grad, den Blick deiner Eltern vorzustellen …

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  10. breakpoint schreibt:

    VierhundertsechsundvierzigDa habe ich den Mund wohl wieder mal sehr voll genommen.

    Die Absicht, ein bauchfreies Brautkleid zu tragen, muss ich jetzt etwas relativieren.
    Ich war ja am Freitag bei der Schneiderin gewesen. Ich hatte mir ausnahmsweise sogar Unterwäsche angezog…

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